Torries

(coco) #1
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Ohne Druckkabine geht nichts. Das wird
auch Consolidated Vultee (ab April 1954
Convair) klar, als der erste Versuch des
Herstellers scheitert, mit der zweimotori-
gen Model 110 auf dem Airliner-Markt im
Nachkriegsamerika Fuß zu fassen. Zudem
ist sie für den Hauptinteressenten Ameri-
can Airlines zu klein. Dabei ist sie clever
konzipiert, mit Bugfahrwerk, eckigen Fens-
tern und Fluggasttüren mit eingebauter
Treppenanlage. Darauf entwickelte man sie

zur größeren CV-240; zugleich die erste
Ausführung der später weltbekannten
»Convairliner«. Ausgelegt für 40 Fluggäste,
hat sie als erstes Linienflugzeug der Welt
eine druckbelüftete Passagierkabine. Ange-
trieben von zwei je 1800 PS starken Stern-
motoren startet sie am 16. März 1947 zum
Erstflug. Ihr Konzept überzeugt. American
Airlines ordert als Erstkunde 75 Stück und
nutzt die ersten »Convairliner« ab Juli 1948
im Kurzstreckendienst. Bald schreibt Con-
solidated Vultee mit den zweimotorigen
Verkehrsflugzeugen schwarze Zahlen. Bis
1958 werden 176 Maschinen hergestellt.
Dass sich außerdem das Militär für die
CV-240 interessiert, 26 davon als Frachter
(C-131A) sowie 245 weitere als Hörsaal-
und Trainingsflugzeuge (T-29) beschafft,
lässt die Kassen erst recht klingeln. Ganz
zu schweigen von den noch erfolgreiche-
ren Weiterentwicklungen CV-340 und CV-
440, dank derer die Familie der »Convairli-
ner« über eine Dekade hinweg weltweit ihr

Marktsegment dominiert. Hierzulande
nutzt die Deutsche Flugdienst GmbH (spä-
ter Condor Flugdienst) die CV-240 in fünf
Exemplaren zwischen 1957 und 1961, die
ursprünglich von den KLM Royal Dutch
Airlines stammen. Ab Mitte der 1960er-Jah-
re zunehmend von Strahlflugzeugen ver-
drängt, finden viele »Gebrauchtmodelle«
den Weg zu kleineren Gesellschaften rund
um den Globus. 25 davon rüstet man auf
Propellerturbinen um. Die USAF mustert
ihre letzten Flieger bis 1979 aus, die Natio-
nalgarde 1995. Vereinzelt sieht man sie
noch am Himmel. Wolfgang Mühlbauer■

Der erste »Convairliner«


American Airlines ist Erstkunde der CV-
Foto Convair

CV-240 des Condor Flugdienstes Foto Lufthansa

D


as Brooklands-Museum in Weybridge,
England, erhält in Kürze eine Finanz-
spritze von der Lotterie. Mit dem Geld
möchte das Museum den Bellman Hangar
aus dem Zweiten Weltkrieg erneuern. Herz-
stück wird die von Brooklands gebaute Vi-
ckers Wellington Mk.1A, N2980 – »R – Robert«
sein, die am 31. Dezember 1940 im Loch Ness
wasserte und versank. Im Jahr 1976 entdeckte
sie ein Team von Jägern, die in Loch Ness
nach dem Ungeheuer suchten. Neun Jahre

BROOKLANDS-MUSEUM

Neues aus Weybridge


PANORAMA


später barg man die Maschine und brachte
sie zu Brooklands, um sie zu restaurieren. Bis
1943 produzierte Vickers 11 461 Wellington-
Bomber. 2515 davon baute man bei Brook-
lands. Bei »Robert«, einem von lediglich zwei
bekannten noch existierenden Wellington-
Bombern, handelt es sich um einen echten
Einsatzveteranen.
Ein weiteres Hauptprojekt, das sich der
Fertigstellung nähert, ist der neue zweistöcki-
ge Flight Shed (Flugzeugschuppen). Im Ober-

geschoss stellt das Museum vollständige Flug-
zeuge aus, die den Eindruck vermitteln, als
hätte man sie gerade im benachbarten »Werk«
gebaut. Eines der hier ausgestellten Flieger ist
das Replikat der Vickers FB27 Vimy NX71MY,
das man 1994 produzierte. Anlass war das Ju-
biläum der drei Langstreckenflüge dieses Typs
in den Jahren 1919 und 1920. 2005 wiederholte
man den ersten Nonstop-Transatlantikflug mit
diesem Replikat. Die Maschine ist seit 2009
nicht mehr im Flugbetrieb. Dave McDonald ■

Die Vickers Wellington Mk.1A, N2980 »R – Robert«, die Ende 1940 im Loch Ness
landete und unterging

Auch das Replikat der Vickers FB27 Vimy, das 2005 den ers-
ten Transatlantikflug wiederholte, kommt ins Museum

Fotos Brooklands-Museum
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