Torries

(coco) #1

testen erhaltenen Bf 109 E weltweit. Mehr
noch, sie ist die erste und letzte Messer-
schmitt Bf 109 E, welche man operationell
einsetzte, wenn auch in den letzten Jahren
ohne offizielle Duldung.
Trotz großer Anstrengungen dauerte es fast
30 Jahre, bis man alle notwendigen Teile zum
Wiederaufbau zusammen hatte. 1987 wurde
das Seiten- und Höhenleitwerk gestohlen. Die
Täter boten jedoch die Bauteile später wieder
zum Verkauf an; mit polizeilicher Hilfe erhielt
Lamplough die Stücke wieder zurück. Auf-
grund des Diebstahls und Wiederverkaufs
verschwanden die taktischen Kennungen auf
dem Seitenleitwerk, aber dank der Photodo-
kumentation blieben die Teile dennoch zuor-
denbar. Robs Lamplough nahm bezüglich der
Restaurierung bereits früh Kontakt mit den
befreundeten Brüdern Achim und Elmar
Meier auf, die mit viel Renommee seit einigen
Jahren in ihrer Werft bei Freiburg Warbirds
wieder flügge machen. Als Referenz galt das
Messerschmitt-Projekt von Gerald Yagen und
dessen Fighter Factory. So war man sich 2012
handelseinig und Lamplough brachte die 6.88
im August desselben Jahres zum Sitz der Mei-
erMotors-Werft nach Eschbach.


Langer und harter Weg
Wie geht man nun mit solch einem flughisto-
rischen Kulturgut um? Der Auftrag war klar;
so wenig wie möglich von der Originalsub-
stanz verlieren, dennoch so sicher wie mög-
lich im zukünftigen Flugbetrieb. Das Flug-
zeug war mehr als 20 Jahre Wind und Wetter
ausgesetzt, die Zelle als instructional airframe
sehr in Mitleidenschaft gezogen. Zusammen
mit dem Eigner entschied man sich gegen ei-
ne schnelle Restaurierung und für den lan-
gen und harten Weg. Elmar Meier, Werftleiter
von MeierMotors, ist ein klarer Verfechter
von preserving history, weshalb man das Flug-
zeug vorsichtig demontierte. Jede einzelne
Schraube sicherte, katalogisierte, reinigte und
prüfte das Team von MeierMotors. Teile, die
man noch verwenden konnte, lagerte man
zum Wiedereinbau ein, nicht verwendbare
Objekte konservierte man und lagerte sie
ebenfalls ein. So ging kaum etwas von der
historischen Substanz verloren, egal ob nutz-
bar oder nicht.
Man ist immer wieder erstaunt, wie viele
Bauteile man retten und wiederaufbauen
kann. Seien es Schubstangen zur Querruder-
anlenkung, die Pedalerie, Steckverbindungen
der elektrischen Anschlüsse oder Scharniere
für Wartungsklappen und Auftritte. Das gilt
auch für Klammern, Kabelführungen, Kugel-
lager und Schalter. Äußerst erfreulich ist,
wenn Strukturteile wie zum Beispiel ein Flä-
chenholm zu retten sind. Das sind dann
Highlights für das Restaurierungsteam. Seit
dem Beginn der Restaurierungsarbeiten im


FLUGZEUG CLASSIC3/2017 35


Vom Kleinen zum Großen


Die Rumpftüte, der »Hauptteil« hinter dem Cockpit, ist in Halbschalenbauweise konzipiert. Die je-
weiligen Halbschalen bestehen aus Segmenten, welche über Längsholme verbunden sind. Nach-
dem die Halbschalen fertig sind, baut man sie in der Helling zur kompletten »Tüte« zusammen

So wuchs sie nach und
nach von vorne nach
hinten. Die Außenhülle
fixierte man mit »clecos«

Nachdem man die Innenseite
lackierte und alles sauber vermaß,
vernietete man die Struktur endgültig

Aufbau der Rumpftüte in
der Helling. Die Halbschalen
wurden dort erstellt, zusam-
mengefügt und vermessen ...
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