Torries

(coco) #1

ZEITGESCHICHTE Waldwerk bei Hagelstadt


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Ab Juni 1944 lief die Produktion, von der
alliierten Luftaufklärung nicht erfasst, auf vol-
len Touren. Die fertiggestellten Flugzeuge
stellte man mit abgenommenen Tragflächen
an den Waldwegen unter Bäumen ab. Nachts
kamen dann Lkws oder Traktoren und trans-
portierten die Maschinen über die Reichsstra-
ße 15 auf den Fliegerhorst Obertraubling. Da-
bei verlud man die Tragflächen auf Lkws oder
Hänger. Das Spornrad der »109« lagerte auf
der Ladefläche eines Anhängers und der
Rumpf rollte auf seinem Hauptfahrwerk hin-
terher. Die Transporte verliefen nicht immer
glatt. In der Ortsdurchfahrt von Köfering löste
sich anscheinend einmal ein ungenügend be-
festigtes Spornrad von einem Hänger und die
Bf 109 fiel auf die Straße, durchbrach einen
Gartenzaun und landete an einer Hausmauer.
Da rückte dann ein Trupp von der Luftwaffe
mit Fahrzeugen an und zog die Maschine wie-
der auf die Straße.

Die Tarnung muss perfekt sein
Auf dem Fliegerhorst angekommen, montier-
ten Mechaniker die Tragflächen. Daraufhin
schoss man die Bewaffnung ein und bereitete
die »109« für den Einflug vor. Eine größere
Konzentration von Messerschmitt Me 109
durfte auf dem Fliegerhorst nicht mehr abge-
stellt sein. Während des Tages waren maximal
24 Bf 109 mit einem Abstand von 150 Metern
zueinander geparkt. Diese Auflage beschloss
der Jägerstab unter Generalfeldmarschall
(GFM) Erhard Milch für Regensburg.
Deshalb mussten sich auf dem Fliegerhorst
immer einige Flugzeuge für die alliierten Auf-
klärer befinden. GFM Milch sagte zum dama-
ligen Betriebsführer Generalingenieur Lucht:
»Für die Amerikaner müssen immer einige
Flugzeuge auf dem Fliegerhorst Obertraub-
ling zu sehen sein. Stellen die hier keinen Be-
trieb mehr fest, dann fangen die mit Sicherheit
an zu suchen! Wir werden für das Waldwerk
auch keinen Flakschutz aufbieten, sobald die
Amerikaner bei einem Überflug Flakfeuer be-

Ein Blick in die Halle, wo man die Tragflächen herstellte. Die beengten Arbeitsverhältnisse kann
man hier deutlich sehen

Auch in der Rumpfendmontage war wenig Platz. Die Bf 109 G rüstete man bereits mit den neuen
Kabinenhauben (Erlahauben) aus, welche die Sicht für den Piloten wesentlich verbesserten

Fabrikneue Messerschmitt Bf 109 G-14 AS mit der Werknummer 785762
aus dem Waldwerk Ende 1944 in Obertraubling Foto Sammlung Gunter Lauser
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