Torries

(coco) #1
Viel Staub aufgewirbelt:
Mit voller Schubumkehr
legt die Iljuschin Il-62 am


  1. Oktober 1989 eine
    perfekte Aussenlandung
    hin – ein fliegerisches
    Meisterstück


Der letzte Flug BACKGROUND


FLUGZEUG CLASSIC3/2017 69


A


usgemusterte Flieger wandern in den Schredder.
Vorher dösen viele noch eine Weile in der Wüste.
Hin und wieder darf einer seinen letzten Flug in
ein Museum machen – das kann durchaus spannend sein.


DIE QANTAS-BOEING 747-400 VH-OJA,seit einem
Sydney-London-Nonstopflug 1989 Weltrekordhalterin,
hatte für ihren Abschiedstrip am 8. März 2015 lächerlich
wenig Sprit dabei. Kaum zehn Minuten nach dem Takeoff
in Sydney landete der massige Jet auf der 1800-Meter-Pis-
te des Regionalflughafens Illawarra, »Aviation Nirvana«,
wie Captain Miller ihn grinsend nannte. Am 27. März
1990 setzte eine riesige schwarze SR-71 A auf der ebenfalls
1800 Meter kurzen, längst geschlossenen Landebahn des
Air Force Museums in Dayton, Ohio, auf. 20 000 Zuschau-
er waren Zeugen einer harten, aber sicheren Landung mit
Bremsschirm.


EINE SPORTLICHE HERAUSFORDERUNGwar auch die
letzte Landung einer Boeing 747 SP auf dem Rand Germist-
on Airport bei Johannesburg am 1. November 2007. Drei
Faktoren sorgten für Kopfzerbrechen: die Platzhöhe von
1671 Metern über dem Meeresspiegel (Boeing empfiehlt in
solchen Fällen 1800 Meter Landebahn als Minimum), leich-
ter Seitenwind und die 1463 Meter kurze, nur 15 Meter brei-
te Piste (45 Meter sind normal). Captain Spencemusste


beim Aufsetzen genau zielen: Die Hauptfahrwerkreifen
seines Jumbos lagen elf Meter auseinander.

GESCHLOSSENE, EXTREM KURZE ODER SCHMALE
Bahnen – Daumen hoch für den, der sich das zutraut, und
die Leute, die so etwas genehmigen. Selbst in unserer
durchregulierten Skeptiker-Heimat geschehen manchmal
Zeichen und Wunder. Am 26. Mai 2005 setzte eine ausran-
gierte Bréguet Atlantic der Marine zur Landung auf dem
früheren Militärfliegerhorst Berlin-Gatow an. Der Platz,
seit vielen Jahren geschlossen und durch einen Zaun quer
zur Runway für Flugzeuge unbenutzbar, beherbergt heu-
te ein Luftwaffenmuseum und wurde eigens für den be-
tagten Seefernaufklärer noch einmal flugklar gemacht.

DAS BESTE HUSARENSTÜCK ABERlieferte Kapitän
Heinz-Dieter Kallbach am 23. Oktober 1989 bei Stölln in
Brandenburg ab. Die Fluggesellschaft Interflug wollte der
Stadt zur Erinnerung an den dort verunglückten Luft-
fahrtpionier Otto Lilienthal eine betagte Iljuschin Il-62
zum Geschenk machen. Zahlreiche Schaulustige bebten
vor Aufregung, als Kallbach den vierstrahligen Langstre-
ckenflieger auf der 850 Meter langen Grasbahn des klei-
nen Landeplatzes mit voller Schubumkehr in einer großen
Staubwolke zum Stehen brachte. Heute dient »Lady
Agnes« als Museum und Standesamt. Rolf Stünkel 

»Der Platz


wurde ei-


gens für


den betag-


ten Seefehr-


naufklärer


noch einmal


flugklar ge-


macht«


GNADENBROT


FÜR FLIEGENDE OLDIES


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