Torries

(nextflipdebug2) #1
Szene | Kolumne
S

<
Ip-Lehre

||||||||||||||||||||


Michal Šíp fiebert den goldenen Zeiten entgegen


112 04/2017


Was für eine Zukunft!


Jetzt meinen Sie, ich wäre ein knallharter Populist oder bin gerade sehr ironisch. Stimmt nicht. Ich meine
nicht die US-Präsidentenwahl. Alle haben wochenlang darüber geschrieben, alles ist gesagt. Jetzt kann
man nur zittern oder hoffen oder beides.

Ich möchte über mein Auto schreiben. Und über Akkus. Und über Elektroflüge ohne
Ende. Ich habe einen elf Jahre alten Wagen und zuletzt steckte ich zwei Mal mehr Geld
hinein als er wert ist. Keiner versteht es. Ein geliebter Oldtimer? Mitnichten, mein
Kalkül sieht anders aus. Noch zwei Jahre muss er fahren, dann kommt definitiv ein
Elektrischer! Ich höre schon die Skeptiker: Geht nicht, wird nichts, Ladestationen,
Kosten, Winter ... Ich diskutiere nicht, melde mich aber an dieser Stelle in zwei Jahren.
Ich habe nämlich gute Karten. So lese ich beispielsweise in ebike-news, dass Samsung
„Li-Ionen-Akkus der Zukunft“ entwickelt. Kein Werbegag, sondern ein wissenschaftli-
ches Projekt des Samsung Advanced Institute of Technology mit dem MIT in Boston
und den Universitäten von Kalifornien und Maryland. Worum es dabei geht? Feste an-
statt flüssige Elektrolyten. Und das, was avisiert wird, klingt nach Utopie: Hunderttau-
sende an Ladezyklen, ohne Kapazitätsverlust. Keine Brandgefahr mehr (Samsung freut
sich), keine Leistungsverluste bei Minusgraden (winterliche E-Autofahrer freuen sich)
und die Kapazität wird deutlich erhöht, bei gleichzeitig leichterem Akku (alle freuen
sich, die Elektroflieger besonders). Die Akkus überstehen auch Beschädigungen ohne
Brandgefahr (Bruchpiloten freuen sich). Wir müssen uns natürlich etwas gedulden, bis
zur Marktreife. Ich habe den Forschern zwei Jahre gegeben.

Doch das ist noch nicht alles. Sie haben bestimmt von der Nanotechnologie gehört.
Damit kann man mehr als nur fragwürdige Kosmetika basteln. Sie ist eine Schlüs-
seltechnologie des Jahrhunderts, zumindest aus heutiger Sicht. Und auch hier
eine großartige Akku-Perspektive. Es war ein Zufall, der die Doktorandin an der
University of California (UCI), Mya Le Thai (hoffentlich darf sie bleiben) zu einer
Erfindung führte, deren Mechanismen zwar noch nicht restlos geklärt sind, doch
es wird bei einem solchen Akku mit bis zu 200.000 Ladezyklen gerechnet. Also
200.000 Mal das Handy, den Laptop, das Auto laden? Und 200.000 Mal das
Modell mit demselben Akku starten. Das Geheimnis ist ein Polymergel auf mit
Mangan(IV)-Oxid überzogenen Gold-Nanodrähten. Ich gebe den Forschern
auch hier zwei Jahre bis zur Marktreife. Ein Problem sind vorerst die Gold-
nanodrähte. Dabei liegen tausende Tonnen von diesem Metall nutzlos in den
Banksafes und in Schmuckkästen. Welche Verschwendung! Ich gebe jeden-
falls mein Gold gerne für den neuen Akku her. Nein, ich habe keinen Safe
und auch keinen Schmuck. Aber die Zähne! Nur mein Zahnarzt weiß, wie
viel da in Jahrzehnten verbaut wurde. Das wird für viele Kilometer Nanodraht
reichen. Also raus damit!

Wir schreiben 2020: Ich fahre ein E-Auto mit 600 Kilometer Reichweite. Die Flieger lade
ich schon zu Hause, vielleicht reicht es für den Urlaub. Warten Sie es ab! Es gibt eben
auch gute Nachrichten aus Amerika. ‹‹‹‹‹

Einige Quellen
[email protected]
http://www.t-online.de/computer/hardware/id_77633790/forscherin-entwickelt-unsterblichen-akku.html
http://www.sciencemag.org/news/2016/05/how-build-better-battery-through-nanotechnology
http://www.theinquirer.net/inquirer/news/2455715/scientists-accidentally-create-batteries-that-last-a-lifetime
Free download pdf