Torries

(nextflipdebug2) #1
Anton Herman Gerard – kurz Anthony – Fokker, der
1890 auf Java geborene Sohn eines niederländischen
Kaffeehändlers, hielt sich nicht gerne mit Zwischen-
lösungen auf. Nachdem es, nach der Rückkehr nach
Holland, in der Schule nicht so recht klappen wollte,
brach der flugbegeisterte junge Mann diese kurzer-
hand ab, zog ins benachbarte Deutsche Reich um und
gründete in Johannisthal bei Berlin eine Flugzeugfa-
brik, genannt Aeroplanbau. Später zog es ihn noch
weiter gen Osten, nach Schwerin in Pommern. Fraglos
profitierte er vom Ausbruch des Ersten Weltkriegs.
Nun fehlte es nicht mehr an Aufträgen für den findigen
Flugzeugkonstrukteur. Allgemein bekannt ist, dass
Fokker einen Synchronmechanismus erfand, der es
ermöglichte, mit dem zentralen Maschinengewehr
durch den Kreis des Propellers zu schießen, ohne
diesen selbst zu gefährden. Gegnerische Maschinen
mussten sich zu dieser Zeit noch mit allerlei unvoll-
kommenen passiven Schutzmitteln behelfen. So ist es
nicht verwunderlich, wenn auch der ARF-Baukasten
gleich zwei MG-Attrappen enthält – der Ruf verpflich-
tet. Doch keine Angst, sie schießen nicht.

Unverkennbar
Als signifikant gelten die Fokker-typischen Leitwerke:
in Herzform für das Höhensteuer und das „Komma-
ruder“ für Seite. Eine Fokker-Marotte war auch die
Flächenprofilverkleidung der Fahrwerksachse, was,
wie man später herausfinden sollte, keinen adäquaten
aerodynamischen Vorteil mit sich brachte und auch

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Klasse: Erste-Weltkrieg-Doppeldecker
Preis: 249,– Euro
Bezug: Fachhandel
Technische Daten:
Fläche: 41 dm²
Flächenbelastung: 36 g/dm²
Motor: Graupner Compact 365FZ (890kv)
Propeller: 12 × 8 Zoll, Sonic Prop
Controller: 45-A-Klasse mit BEC
Akku: 4s-LiPo, 2.400 mAh
Servos: 4 × 11-g-Klasse

Fokker D VII SF-Models/Ripmax


Flight Check


990 mm

1.460 g

1.200 mm

G

auftriebstechnisch eher eine Nullnummer war. Aber Fokker-Flugzeuge hatten eben
Stil. Kein Wunder, dass Fliegerasse wie Manfred von Richthofen – der Rote Baron –
oder später Ernst Udet der Marke geradezu leidenschaftlich zugetan waren.

Die D VII war eines der späten Kriegskinder des Anthony Fokker. Ausgestattet
mit wassergekühlten Reihensechszylindermotoren von Mercedes und später
auch von BMW (der Höhenmotor) blieben die Maschinen bis in große Gipfelhö-
hen agil. Ihre Besonderheit und Beliebtheit bei den Kampfpiloten verdankten die
Maschinen jedoch vorwiegend der Tatsache, dass sie ihrer Ein-Mann-Besatzung
das Fliegerhandwerk erleichterten, sodass diese sich mehr auf ihr Kriegerhand-
werk konzentrieren konnten. Die Doppeldecker mit den in der Länge gestaffelten
verstrebten Flächen waren leicht, stabil, wendig und ungewöhnlich überziehfest,
weshalb die Piloten „an der Latte hängend“ munter darauf losballern konnten. Es
ist erfreulich, dass, obwohl von letzterer Aufgabe glücklicher Weise entbunden,
auch der Modellpilot von dieser Eigenschaft noch profitiert. Doch, davon später.

Nicht viel zu tun
Modelle vom Zuschnitt eines historischen Doppeldeckers waren früher für
Modellflieger mal eine typische „Winterarbeit“, wobei offen bleiben soll, wie viele
Winter so ein Projekt in Anspruch nehmen konnte. In der heutigen, schnelllebigen
ARF-Ära bemessen sich Bauzeiten eher nach Stunden oder wenigen Tagen. Der
Bau der SF-Models Fokker D VII begann an einem Mittwoch mit dem Fotografie-
ren des Baukasteninhalts und endete am folgenden Samstag mit dem Einfliegen.
Dazwischen war eher entspannte Bastelarbeit angesagt.

Als Wegweiser durch den bautechnischen Wellness-Parcours empfiehlt sich die
beiliegende Bauanleitung. Zwar in englischer Sprache, aber einfach geschrieben und
reich bebildert, zeigt sie die Bauschritte in empfehlenswerter Reihenfolge. Die Gefahr
für den routinierten Modellbauer besteht hier allenfalls darin, einzelne Schritte der
wirklich detaillierten, 26 Seiten starken „Roadmap“ allzu selbstgewiss zu überfliegen.

Die Maschine besteht aus gelasertem Leicht sperrholz
mit hinreichend vielen Erleichterungsausschnitten.
Selbst die Schraublöcher für die Servobefestigung
sind schon vorgebohrt. Pfiffig und funktionssicher ist
die Halterung für den abnehmbaren Rumpfdeckel


Der Außenläufer wird
rückseitig befestigt. Der
Controller findet seitlich
im Akkuraum Platz

Gut gelöst: Schablonen
zum längengerechten
Zusammenschrauben
der Flügelstreben
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