Torries

(nextflipdebug2) #1

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Die für das Schneiden von Styroporkernen erforderlichen Geräte sind ein
Schneidetrafo und ein Schneidebogen. Beides lässt sich für viel Geld als Set im
Fachhandel erstehen oder bei Kenntnis der physikalischen Zusammenhänge mit
einfachen Mitteln selbst zusammenstellen. Grundsätzlich gilt an einem strom-
durchflossenen Leiter das Ohmsche Gesetz, nach dem über einem Widerstand bei
einer bestimmten Spannung eine berechenbare Menge Strom fließt. Die Physiker
bezeichnen die Spannung mit dem Buchstaben „U“ (gemessen in Volt [V]), den
Strom mit dem Buchstaben „I“ (gemessen in Ampere [A]) und den Widerstand mit
dem Buchstaben „R“ (gemessen in Ohm [Ω]). Mit den Kürzeln der Physik lautet das
Ohmsche Gesetz dann


U = R × I


Die für unsere Zwecke benötigte Spannung liefert ein regelbares Netzgerät, an
dem sich die gewünschte Spannung mit einem Regler stufenlos einstellen lässt.
Labornetzgeräte wandeln den Wechselstrom aus der Steckdose in geglätteten
Gleichstrom und eignen sich daher auch für viele andere Anwendungen im
Modellbau. Ein für das Styroporschneiden normalgroßer Modellteile geeignetes
Gerät benötigt einen Spannungs-Regelbereich von 0 bis 30 V und sollte Strom-
lasten bis 2,5 A verkraften. Präzise Anzeige-Instrumente sind nicht erforderlich,
wodurch sich die nötige Investition in vertretbaren Grenzen hält. Grundsätzlich
wäre das Styroporschneiden sogar mit Wechselstrom im angegebenen Span-
nungsbereich möglich.


Den Widerstand bildet der Schneidedraht, der sich erwärmt, sobald eine Span-
nung an den Drahtenden anliegt. Prinzipiell besitzt jeder Draht einen gewissen
Widerstand, der aber in der Regel sehr gering ist und daher anstelle einer
beeinflussbaren Wärmeentwicklung zu einem Kurzschluss führt. Als Schneide-
draht wird ein spezieller Widerstandsdraht mit einem bekannten Widerstands-
wert benötigt, den es in verschiedenen Stärken im Elektronikfachhandel für
wenig Geld zu kaufen gibt. Aus dem breit gefächerten Sortiment erscheint ein
Draht mit einem Widerstand von 10 Ω pro Meter (m) und einem Durchmesser
unter 0,4 Millimeter (mm) eine gute Wahl.


Straff gespannt
Da der Draht für das Schneiden eines Styroporkerns straff gespannt sein muss,
wird er in eine Spannvorrichtung eingespannt. Eine der einfachsten Geräte lässt
sich in Form eines Flitzebogens, vorzugsweise aus Holz, in jedem Spielwaren -
geschäft organisieren. Die Kunststoffsehne wird einfach durch den Widerstands-
draht ersetzt und schon ist der Schneidebogen fertig. An den Enden stellen mit
Lüsterklemmen angeschlossene Stromlitzen eine Verbindung zu den Ausgängen
des Netzgeräts her, das in der Regel Anschlussbuchsen für einfache Bananen-
stecker besitzt.


Je nach Größe und Form des Bogens ergibt sich die freie Länge des Schnei-
dedrahts, die zum Styroporschneiden eine geeignete Temperatur annehmen
muss. Die erforderliche Einstellung der Spannung am Netzgerät lässt sich nur
grob vorab festlegen. Beginnend mit dem kleinstmöglichen Startwert wird der
Spannungsregler langsam hochgedreht und immer wieder mit einem Abfallstück
Styropor die Schmelzwirkung des erwärmten Drahts getestet. Während zunächst
augenscheinlich nichts passiert, beginnt der Draht plötzlich ab einer bestimmten


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Die Zelle dieser Blohm & Voß 141 B mit einer Spannweite von 1.800 Millimeter
besteht komplett aus balsabeplankten Styroporteilen


Für ein Einzelstück oder eine ungewöhnliche Eigenkonstruktion kann die
Musterrippe durchaus auch aus stabiler Pappe bestehen

Ein regelbares Labornetzgerät stellt die Energie für
die Aufheizung des Schneidedrahts bereit.
Preisfrage: Wie lang ist der angeschlossene
Schneidedraht? Richtig: 978 Millimeter

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Kurze und zudem
stark gepfeilte
Flächenkerne sind
schwer zu schneiden
und erfordern eine
Menge Erfahrung

Wenn der Draht die richtige Temperatur hat, zieht
er beim Verlassen des Styropors feine Härchen
hinter sich her

Mit ebenen Schnitten
lassen sich am
besten die ersten
Erfahrungen im
Styroporschneiden
sammeln

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