Torries

(Marcin) #1

Wäre da nicht Claus Colling gewesen. War-
bird-Fans ist er als Chef der Gammelsdor-
fer Flug Werk GmbH bekannt. Mit diesem
Unternehmen fertigte der Airline-Kapitän,
LTU-Flottenchef und Sachverständige des
Lutfahrt-Bundesamts den Weltkriegsjäger
Focke-Wulf 190 in einer Kleinserie origi-
nalgetreu nach. Colling erwarb die Fouga
Magister, restaurierte sie in 4000 Arbeits-
stunden perfekt und betrieb sie rund zwei
Jahrzehnte lang auf Flugshows. Noch heute
erinnert der vom Fahrtwind ein wenig an-
geschlifene Schritzug »Der Phoenix von
Manching« an die Auferstehung der Fouga.


D


as Kennzeichen der zweimotori-
gen Magister, D-IFCC, beinhaltet
immer noch die Initialen des Re-
staurators. Als Colling die Maschi-
ne zum Verkauf anbot, erwarb sie Oggi Stark
mit drei weiteren Enthusiasten ursprüng-
lich als Prunkstück für ein liegendes Mu-
seum. Das sollte am ehemaligen Heereslie-
gerhorst Mendig entstehen, die Fouga war
bereits dorthin überführt worden. Doch
das Projekt scheiterte 2014 am Zustande-
kommen eines langfristigen Hangar-Miet-


vertrags. Stark zahlte die Miteigner aus und
holte die Maschine nach Paderborn, wo er
Mitglied im Quax-Verein ist. Und er holte
Butzkies mit ins Boot.
Doch wer Jet liegen will, braucht einen
Eintrag in der Pilotenlizenz: die Muster-
berechtigung. So machten die beiden Be-
rufspiloten Stark und Butzkies ihr erstes
privates Type Rating für einen Turbinenjet.
Verkäufer Colling hatte ihnen zu diesem
Zweck Marc Frattini vermitelt. Der ist Test-
pilot bei der Verteidigungssparte des Flug-
zeugbauers Airbus und zog mit den beiden
Jetbesitzern ein siebenstündiges Flugtrai-
ning durch. Dass Prüfer Frattini dabei deut-
lich tiefer als gefordert in die Materie ein-
stieg, empfand Butzkies im Nachhinein als
»gar nicht so schlecht.«
Geholfen haben die umfangreichen
technischen Unterlagen, die die beiden
mit dem Jet erworben haben. Die »Bibel«
stammt von einem Techniker, der in den
sechziger Jahren die Wartung an dem Flug-
zeug durchgeführt hatte. »Das ist eine sehr
gut aufgebaute Dokumentation«, so Butz-
kies. Denn Systemkenntnis ist unabding-
bar, will man einen über fünfzig Jahre alten

1 | Fouga-Crew: Werner Butzkies (links)
und Michael Stark sind mit ihrem Jet
am Flugplatz Paderborn eine Sensation

2 | Charakteristisch: Das V-Leitwerk und der
Rumpf mit den Triebwerkseinlässen verleihen
der Magister ihre unverwechselbare Silhouette
3 | Uhrenladen: Die zahlreichen Anzeigen
im Cockpit des Schulflugzeugs sind
vergleichsweise übersichtlich angeordnet
4 | Knick im Rohr: Der Abgasstrahl wird
um zehn Grad nach außen geführt – das
vereinfacht den Einmotorenflug

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Jet sicher in die Lut bringen. Für Wartung
und Instandsetzung werden die Halter von
einem Techniker unterstützt, der früher bei
der belgischen Lutwafe an dem zweistrah-
ligen Trainer geschraubt hat.
So einen Experten zur Seite zu haben ist
mehr als hilfreich beim Betrieb eines ehe-
maligen Militärlugzeugs, denn der War-
tungsaufwand für den Jet ist erheblich: Bei
hundert Flugstunden jährlich sind ebenso-
viele für die Maintenance keineswegs un-
üblich. Seinerzeit, als die Fouga noch mi-
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