Torries

(Marcin) #1

MENSCH & MASCHINE


buch gibt unter optimalen Bedingungen
immerhin 490 Meilen Reichweite an.
Wie bei allen Zweimotorigen sorgen die
beiden Triebwerke vor allem dann für er-
höhte Aufmerksamkeit, wenn eines von ih-
nen den Dienst quittiert. Während bei Pro-
pellerlugzeugen schnelles Handeln gefragt
ist, um den defekten Antrieb zu identiizie-
ren und dessen Lutschraube in die wider-
standsarme Segelstellung zu bringen, sind
die erforderlichen Handgrife bei der Ma-
gister überschaubar. Der Grund: Die Schu-
brohre der Turbomeca-Motoren sind um
zehn Grad nach außen gerichtet. Fällt ein
Triebwerk aus, tritt deshalb praktisch kein
Giermoment auf. Ins Seitenruder muss der
Pilot also nicht treten. Lediglich die Steig-
rate verringert sich um rund 1000 Fuß pro
Minute.

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allen beide Triebwerke aus, beträgt
die Geschwindigkeit für bestes Glei-
ten 140 Knoten. Bei dieser Speed
drehen sich die Turbinenschaufeln
im Lutstrom weiter; der Pilot kann einen
Neustart versuchen. Gelingt der nicht, se-
gelt der Jet mit einer gar nicht mal schlech-
ten Gleitzahl von 13 der Erde entgegen.

Schleudersitze waren für die Magister nie
vorgesehen – die Piloten tragen Sitzkissen-
Fallschirme.
Das Notausstiegsverfahren kann ge-
trost als abenteuerlich bezeichnet werden.
Der vordere Pilot lässt sich vor der Fläche
aus dem Flugzeug fallen, der hintere über
dem Traglügel. Nicht ganz ernstgemein-
te Theorien besagen, dass die Fouga das
charakteristische V-Leitwerk mit 110 Grad
Öfnungswinkel hat, damit der aussteigen-
de Pilot nicht von der Seitenruderlosse in
zwei Teile gespalten wird.
Butzkies und Stark haben solche heiklen
Situationen in der D-IFCC noch nie überste-
hen müssen. Die Flüge mit ihrem Oldtimer
führen die beiden selten über einen kleinen
Lokallug hinaus. Der Jet besitzt lediglich
eine vorläuige Verkehrszulassung. Passa-
giere dürfen deshalb nicht mitgenommen
werden. Ebenso verboten sind Flüge nach
Instrumentenlugregeln. So ist die Fouga
auch nie in Höhen jenseits Flugläche 200
unterwegs, wo der Jet halbwegs sparsam
wäre, sondern in niedrigen 5000 Fuß. Auch
mit Kunstlug halten sich die Besitzer bis-
her zurück. Ein Loop hätte über 2000 Fuß
Durchmesser.

Einen Autritt vor großem Publikum
hatte die D-IFCC im vergangenen Jahr aller-
dings: Butzkies und Stark präsentierten ihr
Flugzeug auf der Internationalen Lut- und
Raumfahrtausstellung ILA in Berlin. Auch
in diesem Jahr wollen die beiden an einigen
Lutfahrtveranstaltungen teilnehmen.

M


ittlerweile haben schon drei
Piloten ihr Interesse bekundet,
das Rating auf der Paderbor-
ner Fouga erwerben zu wollen.
Wenn auch Sie jetzt auf den Geschmack ge-
kommen sein sollten: Für das Fliegen dieser
Maschine reicht eine Privatpilotenlizenz
vollkommen aus, um die Musterberechti-
gung darin eintragen zu lassen. Nur Mut,
damals bei der Bundeswehr war die Magis-
ter schließlich auch der erste Jet, in den die
jungen Oiziere einstiegen.
Aktuell ist auf den Gebrauchtlugzeug-
portalen im Internet sogar ein schönes Ex-
emplar zu inden, zum Preis von 49 000
US-Dollar – manche gebrauchte Cessna 172
ist teurer. Doch Stopp! Bevor Sie jetzt gleich
den Scheck unterschreiben wollen: Holen
Sie zuvor noch einmal tief Lut und denken
Sie an die Tankrechnungen!

Einsam zu
zweit: Wie
bei Militärjets
üblich sind die
zwei Plätze
im Cockpit
hintereinander
angeordnet
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