Torries

(Marcin) #1

REISE & ERLEBNIS


Oslo

Trondheim (ENVA)

Kristiansand (ENCN)

Flensburg (EDXF)

Paderborn (EDLP)

Bodø (ENBO)

Tromsø (ENTC)

Hammerfest (ENHF)

Bergen (ENBR)
Stockholm

Europäisches
Nordmeer

Nordkap

Nordsee

Ostsee

Norwegen

Schweden

Dänemark

Finnland

0 200 km

P)

N

S

W O

onsprogramm (Air Navigiation Pro) sowie
Anlug- und ICAO-Karten in Papierversion.
Dazu ein Liter Red Bull und eine Tüte Wal-
nüsse. Die Notfallausrüstung beschränkt
sich auf das Minimum: Schwimmweste,
Zelt, automatisch aublasende Lutmatrat-
ze, Personal Locator Beacon und Leuchtra-
kete. Alles zusammen wiegt 43 Kilo.

A


m 14. Juli 2016 passt alles. Um 3.01
Uhr UTC hebt die Tomahawk in
Paderborn ab. Nach 2:16 Stunden
lande ich in Flensburg, 23 Minu-
ten vor der errechneten Zeit. Dank meiner
Schreiben an alle Flugplätze mit der Bitte
um Unterstützung geht es schnell: Nach 30
Minuten bin ich wieder in der Lut.
Das Wetter über Dänemark ist mies, um-
so freundlicher sind die Lotsen. Dann das
Skagerrak. Beeindruckend! Beeindruckend
viel Wasser! Deshalb wollte ich auf Fluglä-
che 85, doch das gibt das Wetter nicht her.
Wie weit vor einem Schif müsste ich run-
tergehen, wenn etwas ist? 45 Minuten und
viele Gedanken später kommt die Küste in
Sicht. Die Flugsicherung Kristiansand be-
grüßt mich sogar mit Namen: »Guten Mor-
gen Herr Gross, Sie sind eine Stunde vor der
Zeit!« Mit Tower-Chef Trygve Skitens Flak
hatte ich zuvor E-Mail-Kontakt, daher ken-
nen die mich.

Nach der Landung um 8.10 Uhr UTC
geht es blitzschnell. Noch zu Hause hatte
ich online für 85 Euro die Weekly Season
Card des staatlichen norwegischen Flug-
platzbetreibers Avinor gekaut, die alle Ge-
bühren an den norwegischen Flughäfen ab-
deckt. Zoll, Einreise, und 45 Minuten später
bin ich wieder in der Lut. Die Sichten sind
toll, die Wolkenuntergrenzen passabel, aber
das Gelände steigt an. Also steige ich on top.
Es läut: Bergen, die regenreichste Stadt
Europas, liegt um 10.50 Uhr UTC vor mir,
eineinhalb Stunden vor der Sollzeit. Nur
40 Minuten später starte ich zum längsten
Streckenabschnitt: nach Trondheim.
Dieser Flug ist der anstrengendste: rela-
tiv lang und bis an die Reichweitengrenze
gerechnet. Spätestens vier Stunden nach
dem Start muss ich irgendwo am Boden
sein. Alle zehn Liter Verbrauch auf dem
Fule-Flow-Instrument berechne ich den
Durchschnittsverbrauch und stelle den
Tank um. Immer wieder muss ich wegen
der tiefen Wolken raus aus den Fjorden an
die hindernisfreie Küste. Immer wieder ru-
fe ich mir die eiserne Regel ins Gedächtnis:
Wenn es nicht geht, wird abgebrochen!
Nach 3:28 Stunden lande ich um 15.08
Uhr UTC in Trondheim. Jetzt beginnt der
Wettlauf gegen den Sonnenuntergang:
Bodø, das nächste Ziel, liegt immer noch

1
2 3

1 | Abflug in Bergen: Wenigstens sind die Sichten
unter den Wolken exzellent. Aber die Berge auf
dem Weg nach Trondheim reichen hoch
2 | Es macht zu: Das letzte Stück nach Tromsø
ging es nur noch nach IFR. Ist der 24-Stunden-Trip
in dieser trüben Suppe zu Ende?
3 | Immer überm Wasser bleiben: Frei
von Hindernissen führt die Route zum
Zielflugplatz Hammerfest

KARTE: LUCIE DEINZER

knapp südlich des Polarkreises. Mit 90
Minuten Reserve lande ich um 19.08 Uhr
UTC. Dann der Schock: Die Tankstelle wird
gewartet! Trotz aller Versicherungen per
Mail; ohne jede Warnung in den NOTAMs.
»Vor 22 Uhr gibt es keinen Sprit!«, sagt der
Mann. Aus! Das ist das Aus!
Aber – nein! Er meint Lokalzeit! 22 Uhr
ist für mich 20.00 Uhr UTC. Wenn ich um
21.00 Uhr UTC wieder starten kann, ist fast
mein gesamter Pufer dahin – aber es reicht!

M


it weniger als einer Stunde
Vorsprung nehme ich Kurs auf
Tromsø. Nach kurzer Flugzeit
wird klar: Jetzt geht die Sonne
nicht mehr unter. Doch die Wolken werden
immer dichter. Keine Chance, also bitte
ich um einen IFR-Pickup. Das Grübeln des
Lotsen kann ich hören: »Rated and equip-
ped?«, kommt die ungläubige Frage. Ich
bestätige – und bekomme Flugplan und
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