PRAXIS | FLIEGEN
1 | Konzentriert bei der Einweisung:
Autor Christian Weiss, dem nun ein Viertel
Flugzeug gehört
2 | Mitstreiter: Mit großer Sorgfalt bereiten
sich die Teilhaber auf das neue Muster vor –
und haben dabei viel Spaß
3 | Notariell beglaubigt: Der Haltergemeinschafts-
vertrag hat sieben Seiten und einen Anhang.
Ob er alle Eventualitäten abdeckt, wird sich
erweisen müssenDie Kosten haben wir in zwei Berei-
che aufgeteilt. Fixkosten fallen auch
dann an, wenn die Maschine nicht
eine Stunde liegt: Versicherung,
Unterbringung, Jahresnachprüfung und
kalenderabhängige, verplichtende Über-
holungen – bei der Cirrus vor allem das
Rettungssystem alle zehn Jahre. Variable
Kosten sind Treibstof, Öl und Reifen, nach
Flugstunden berechnete Wartungsinterval-
le, Reparaturen sowie Rücklagen für den
Austausch der großen laufzeitbegrenzten
Teile wie Propeller und Motor.
Wir verständigten uns darauf, für jedes
Jahr die Kosten zu schätzen. Für die Fixkos-
ten funktioniert das relativ genau. Jeder
zahlt zum Jahresbeginn den gleichen Anteil
auf ein Gemeinschatskonto ein, von dem
wir alles bezahlen. Beispiel: Wir rechneten
anfangs mit 8000 Euro pro Jahr, das sind
2000 Euro vorab für jeden. Ein zu geringer
Wert, wie sich später herausstellen sollte.
Wir hatten die Hangarierung zu niedrig an-
gesetzt und übersehen, wie viel Geld Daten-
bank-Updates für ein Glascockpit kosten.
Anreiz für Vielflieger
Für die variablen Kosten trafen wir zunächst
Annahmen, nun tasten wir uns langsam
Jahr für Jahr an die Wirklichkeit heran. Wir
schätzen jedes
Jahr zu Beginn, wie
viel wir alle zusammen lie-
gen wollen, und rechnen die zuvor
geschätzten variablen Kosten auf die Flug-
stunde um. Daraus ergibt sich jedes Jahr ein
Stundenpreis, den jeder für seine tatsäch-
lich gelogenen Stunden zahlen muss, zum
Beispiel 200 Euro pro Stunde. Am Ende des
Jahres rechnen wir dann die tatsächlichen
Kosten gegen und müssen entweder alle
nachzahlen oder erhalten eine Gutschrit.
Wir vereinbarten auch, dass die variab-
len Kosten Nasspreise inklusive Treibstof
sind. Wer im Ausland auf eigene Kosten
tankt, bekommt diese Auslage entspre-
chend gutgeschrieben.
Um nicht in Liquiditätsschwierigkeiten
zu geraten, verständigten wir uns darauf,
für die variablen Kosten ein Prepaid-Verfah-
ren zu nutzen: Jeder muss ein Kontingent
im Gegenwert von zehn Stunden im Voraus
einzahlen, liegt diese dann ab und lädt sein
Guthaben anschließend wieder auf.Wir richteten ein Giro- und
ein Tagesgeldkonto ein. Auf dem
Tagesgeldkonto parken wir Rück-
lagen, vom Girokonto zahlen wir
die laufenden Ausgaben. Jeder hat
uneingeschränkten Zugrif auf alles. Privat-
entnahmen sind selbstverständlich verbo-
ten. Sie sind aber möglich: Jeder von uns
könnte theoretisch die Konten abräumen
und sich nach Panama absetzen.
Die Unterscheidung zwischen Fixkos-
ten und variablen Kosten und die gleichmä-
ßige Auteilung der festen Ausgaben bedeu-
tet einerseits, dass Viellieger in der Gruppe
einen höheren absoluten Beitrag zu den
Reparaturen leisten. Andererseits: Weil alle
den gleichen Fixkostenanteil haben, zahlt
ein Weniglieger unterm Strich pro Stunde
mehr als ein Viellieger. Ein willkommener
und – so inden wir – gerechter Efekt, der
einen Anreiz darstellt, viel zu liegen.
Ein großes Thema waren Sonderausga-
ben. Manche fallen verplichtend an, etwa
durch irgendwelche Luttüchtigkeitsan-3