Torries

(Marcin) #1
Landelächen sind und vor allem, dass ei-
ne Umkehrkurve so gut wie nie die richti-
ge Entscheidung ist (siehe liegermagazin
#12.2016).
Gut Geübte beherrschen die Handgrif-
fe nach dem Motorausfall im Schlaf: Power,
Mixture, Zündung, Pumpe, Tankwahlschal-
ter, Primer – das Handbuch gibt die Abfolge
vor. Wir müssen sie nur auswendig lernen,
aber nicht wie ein Weihnachtsgedicht, son-
dern durch Abtasten der Schalter im Cock-
pit.
Was wir da trainieren, ist das prozedu-
rale Gedächtnis, in dem Handlungsabläu-
fe (auf Englisch procedures) abgespeichert
sind. Sie werden in der liegerischen Grund-
schulung zunächst systematisch kognitiv –
also durch bewusstes Ausführen einzelner
Handlungsschritte – erarbeitet und mit der
Zeit automatisiert.

»gleich geht’s los«. Oder man übt zu Hause
beim mentalen Training, das die Amerika-
ner so schön »arm chair lying« nennen:
Sesselliegen.
Gleich am Anfang geht’s los: Trieb-
werksstörung nach dem Start. Niemand
lässt sich gern die Vorfreude auf das liegeri-
sche Hochgefühl durch instere Gedanken
an einen stotternden Motor trüben. Irgend-
etwas wird einem schon einfallen, wenn et-
was schieläut, oder? Nein, so geht’s nicht.
Tritt der EFTO (engine failure on take-
of) ein, steigt ohne Vorbereitung die Wahr-
scheinlichkeit steil an, vollkommen falsch
zu reagieren. Viel besser, wenn man sich
vorher Gedanken gemacht hat, bis zu wel-
cher Geschwindigkeit ein Startabbruch
auf der Piste geht, aus welcher Höhe nach
dem Abheben die verbleibende Piste noch
reichen könnte, wo dahinter geeignete

TEXT Helmuth Lage

D


ie gute Nachricht zuerst: Nichts,
was wir einmal gelernt und an-
gewendet haben, geht wirklich
verloren. Die Kapazität unseres
Gedächtnisses ist nahezu un-
endlich. Das Wissen ist da – allerdings in-
den wir es nicht, wenn es lange genug Zeit
hatte, in der Versenkung zu verschwinden.
Um es wieder hervorkramen zu können,
muss man wichtige Kenntnisse immer wie-
der aufrischen. Nur dann kann man sich
darauf verlassen, sie zum richtigen Zeit-
punkt präsent zu haben. Der Winter eignet
sich dazu wunderbar. Entweder man setzt
sich bei moderaten Temperaturen oder
im beheiztem Hangar in aller Ruhe ins ge-
parkte Flugzeug, ganz ohne den Druck des

Tipps für Sesselflieger


mentale vorbereitung Der Winter ist die ideale Zeit, Handlungsabläufe
zu verinnerlichen, die man beim Fliegen im Sommer gut brauchen kann

PRAXIS | FLIEGEN


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