Torries

(Marcin) #1

tugal. Nach drei Wochen kommt die kleine
B-17-Stafel auf dem Londoner Flughafen
Gatwick an und drängelt sich zwischen mo-
derne Airliner. Die sperrigen Wafentürme
sind im Rumpf als Gepäck mitgelogen und
sollen erst am Drehort montiert werden;
beim Zoll in Portugal hat die verdächtige
Fracht für einigen Ärger gesorgt.


D


och drei einsame B-17 machen
noch kein Geschwader. Die Aus-
statter greifen zur simpelsten Lö-
sung: Mehrmals werden die Se-
riennummern auf den Seitenleitwerken
variiert und die »Bomber Nose Art« auf
den Rumpfnasen geändert. Aus drei Ma-
schinen macht man ein Dutzend: »House
of Usher«, »Alabama Whammer«, »Hellcat
Annie«, »Expendable VI, »Round Trip Ti-
cket« ... Ein bekannter Stunt wird in »The
War Lover« zweitverwertet: Paul Mantz ́
butterweiche Bauchlandung, die schon in
»Twelve O ́Clock High« Verwendung fand.
Eine weitere Szene wird sich den Fans eben-
so tief ins Gedächtnis brennen: der spekta-
kulär niedrige Überlug einer B-17 namens
»The Body« mit eingezogenem Fahrwerk
über RAF Bovingdon. Ursprünglich wollte


Regisseur Philip Leacock bei dieser Szene
tricksen, seine technischen Berater konn-
ten ihn umstimmen. So lässt man aus dem
langen Anlug, den die B-17 nehmen soll,
sämtliche Hindernisse entfernen. Mit je-
dem Durchgang liegt Crewdson, allein im
Cockpit, ein Stück tiefer. Diese Sequenz gilt
als der eigentlichen Höhepunkt der Ge-
schichte rund um den unberechenbaren
Captain Buzz Rickson. Crewdson: »Es war
der wohl atemberaubendste Flug
meines Lebens. Ich bat das alte
Mädchen, es möge mir alles ge-
ben, was es hatte, und es gab mir
alles. Ich wummerte eine Hand
breit an der Flugleitung vor-
bei und schrappte fast mit dem
Kinnturm über die Startbahn.
Später verstand ich, weshalb ein
paar Leute blass geworden sind.«
Knapp drei Jahrzehnte spä-
ter, 1989, hat die B-17 Flying
Fortress längst jenen Kult-Sta-
tus erreicht, den sie noch heu-
te genießt. Die wenigen lugfä-
higen Maschinen, auf die USA
und Europa verteilt, werden
entsprechend gehätschelt. Ihre

MENSCH & MASCHINE


1 | »Glory Boys«: Die Besatzung der originalen
»Memphis Belle« wird 1944 durch einen amerika-
nischen Propagandafilm berühmt
2 | Da staunen die Briten: Für »The War Lover«
hat man drei B-17 reaktiviert und von den USA
nach England geflogen
3 | »Memphis Belle« über England: Für die Rolle
im Film kommen zwei B-17 zum Einsatz, eine aus
Duxford, die andere aus New York

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Instandhaltung kostet ein Vermögen. Stif-
tungen und Museen machen’s möglich, es
gibt aber auch private Halter.
Einer der berühmtesten Propagandail-
me aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs ist
»Memphis Belle: A Story of a Flying Fort-
ress«, 1944 von Hollywood-Regisseur Wil-
liam Wyler gedreht. Geschildert wird in cle-
verer Montage der (angeblich) 25. Feindlug
einer B-17 über Deutschland. Wylers Film

Später selbst Pilot: Steve McQueen (r.) spielt 1961
in »The War Lover« einen arroganten und psychisch
mitgenommenen B-17-Captain
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