Dogs Avenue — Nr.6 2017

(Ben Green) #1

mich fragen, warum ich mir unseren Rüden
„Whopper“ angeschafft habe, würde ich
antworten, dass ich ihn als Familienmitglied
und Beschützer haben wollte. Damit passe
ich erwiesenermaßen voll in den Trend. Die
Beziehungen zwischen Frauen und Rüden
sind sehr häufig emotionaler Natur, aber
auch stressbewältigend, und gibt ihnen ein
Gefühl der Sicherheit. Einen Beschützer in
seiner Nähe zu wissen, entspannt nun mal
ungemein. Und natürlich haben wir auch
hier wieder die passenden Hormone im
Körper.


Und hier kommt


VASOPRESSIN INS SPIEL...


Das Hormon Vasopressin steuert den
Blutdruck und die Wasserausscheidung.
Zusätzlich hat es die Aufgabe, den Rü-
den seinen Bindungspartner erkennen und
verteidigen zu lassen – nämlich uns. Vaso-
pressin wird vom Körper selbst hergestellt,
und zwar aus den Bausteinen des Hormons
Oxytocin, unserem Bindungshormon. In
manchen Fachbüchern lesen Sie auch den
Begriff: „hormoneller Sozialkleber“. Damit
trifft es die Beschreibung umgangssprach-


lich ganz gut. Oxytocin ist als chemische
Vorstufe des Vasopressins für die emotiona-
le Bindung zuständig. Neben der Aufgabe,
die Milch in die Brustdrüsen einschießen
zu lassen, reduziert es den Stresspegel, för-
dert den Vertrauensaufbau zu anderen und
lässt vor allem Bindungsgefühle entstehen
bzw. stärkt diese. Ein hoher Oxytocin-Spie-
gel, der ein Garant für die gute Bindung
zwischen Hund und Mensch ist, geht bei
Rüden oft auch mit einem erhöhten Vaso-
pressin-Spiegel einher – dieser macht eifer-
süchtig und fördert die Schutzbereitschaft
gegenüber der weiblichen Partnerin.

FRAU, HUND und MANN


Ein Beispiel aus der Praxis verdeutlicht gut,
wozu Hormone in der Lage sind. Es ist
nicht untypisch, dass der jahrelang stress-
freie Alltag eines Hunderüden, der bei einer
Single-Frau lebt, plötzlich aus den Fugen
gerät, wenn ein neuer Partner in ihr Leben
tritt. Für unsere Hunde ist das erst einmal
nicht nachvollziehbar und unlogisch. Den
Plan haben wir meist alleine gestrickt und
nicht zuvor mit dem Hund besprochen,
dass Frauchen sich verliebt hat und ein

neues „Herrchen“ nun gewisse Privilegien
teilen darf. Da wird die Hundewelt ganz
schön auf den Kopf gestellt. Klar, dass das
System nun auf Herz und Nieren geprüft
wird. Oft kommt es dann zu Spannungen
zwischen dem Hund und dem neuen Part-
ner. Nicht selten stellen wir fest, dass dies
in Abhängigkeit zu Frauchens Gefühlslage
steht – und Gefühle stehen wiederum in
engem Zusammenhang mit Hormonen.
Folgender Trend ist zu beobachten: Matür-
lich sind Ausnahmen die Regel und auch
spielen situative Umstände und Kontexte
eine Rolle. Aber spannend ist dennoch zu
beobachten, wie viel durch Hormone und
Stimmungen übertragen wird:

FRAUCHEN IST SICH
SICHER, Mann und Hund
bleiben: Hier gibt es wenig
Widerspruch und beide
arrangieren sich prima.

Frauchen fühlt – ggf. unbewusst – dass sie
den Hund nicht vernachlässigen will und
hat sogar ein schlechtes Gewissen, gleich-
zeitig fühlt sie sich emotional zwischen

Es ist nicht untypisc


h, dass der


jahrelang stressfreie Allta


g eines


Hunderüden, der bei einer Sing






le-Frau lebt, plötzlich aus den
Fugen gerät, w

enn ein neuer


Partner in ihr Leben tritt.

Free download pdf