Dogs Avenue — Nr.6 2017

(Ben Green) #1

den Stühlen: Hier kann es zu Konflikten
zwischen Hund und Mann kommen. Wir
haben – das sind aber Ausnahmen! – schon
Situationen erlebt, in denen die Frau das
Verhalten des Hundes gut fand, somit ver-
stärkte sich der Konflikt zusätzlich.
Auch hatten wir den Fall, dass sich ein Paar
trennte, der Hund sich auf eine Seite schlug
und es zu Spannungen zwischen Hund und
Mann kam, als Frauchen sich trennte.


Die Grundmotivation des Hundes ist es,
sein sicheres soziales Umfeld zu schützen.
An dieser Aufgabe ist wieder ein ganzer
Hormoncocktail beteiligt. Das bedeutet,
dass in oben genannten Situationen auch
viele andere Hormone mitspielen. Span-
nend ist es, dass sich diese im Verlaufe eines
Konfliktes – der jeweiligen Situation ange-
passt – verändern. Sollten Sie und Ihr Part-
ner mal gegensätzlicher Meinung sein, dann
achten Sie auf die Reaktion Ihres Hundes.
Viele Hunde reagieren mit Übersprungs-
handlungen (sich kratzen, bellen, weglaufen,
dazwischen gehen, usw.), wenn es aus ihrer
Sicht in der Beziehung wackelt und Gefahr
droht.


TESTOSTERON ist nicht


immer „schuld“


Ein Beispiel soll das oben Beschriebenes
verdeutlichen. Schnell wird von Frauen
gesagt: „Männer!“... doch was assoziieren
wir damit? Viele denken an Testosteron,
den sogenannten „Mutmacher“, der Hund
und Mann zu Helden werden lässt. Dem
ist aber nicht ganz so. Um sich einen Sta-
tus zu „erarbeiten“, bedarf es nämlich nicht
primär des Testosterons. Das heißt, zu dem
Zeitpunkt, an dem der Hund entscheidet,
ein Privileg wahrzunehmen, ist der Testos-
teronpegel noch nicht erhöht. Ausschlagge-
bend sind eher Serotoninschwankungen, die
den Hund aktiv werden lassen. Erst wenn
der Hund sein Privileg erreicht hat und sei-
nen neuen Status behalten will, steigt der
Testosteronpegel an. Denn Mut wird jetzt
erst benötigt, um den Status auf Dauer zu
halten. Gleichzeitig hemmt Testosteron die
Angst, die der Hund dann nicht gebrauchen
kann. Ganz schön clever hat die Natur auf
alles eine Antwort.


FRAUENPOWER! – Frauen
und Hündinnen

Auch das Zusammenleben zwischen Hün-
din und Frau ist spannend. Na klar, bei so
viel geballtem Östrogen kann es schon mal
aufregend werden. Im Gegensatz zu uns
Menschen haben Hunde einen anderen Zy-
klus. Zwischen zwei und vier Mal pro Jahr
kann eine Hündin läufig werden und damit
deckbereit sein. Die erste Läufigkeit hat sie
meistens im Zeitraum der Pubertät, etwa
um den 7. – 9. Lebensmonat.

FÜNF PHASEN durchläuft
eine Hündin während ihres
Zyklus.

1


In der ersten Phase des Proöstrus steigt
der Östrogenpegel an. Die Eizellen reifen
in den Follikeln und die Hündin nimmt be-
vorzugt Kontakt zu Rüden auf. Zum Ende
hin setzt die meist erkennbare Blutung ein.

2


Hieran schließt sich die Läufigkeit an,
die auch Östrus genannt wird. Der Ei-

sprung folgt und die Hündin kann gedeckt
werden. Hier können Sie häufig „typisch
weibliches Verhalten“ erkennen. Oft re-
agieren Hunde im Östrus auf andere Hün-
dinnen (Konkurrentinnen!) aggressiver, als
wenn sie außerhalb des Östrus aufeinander
treffen würden. Rüden werden jedoch stark
umgarnt und die Deckbereitschaft präsen-
tiert.

3


Nun setzt entweder die Phase der Träch-
tigkeit – bei erfolgreicher Deckung – ein
oder die Phase der Scheinträchtigkeit. Die-
se ist ganz natürlich für Hundeartige. Die
Gelbkörper bleiben solange aktiv, wie eine
Trächtigkeit dauern würde (63 Tage) und
geben Progesteron ab. Sie werden feststel-
len, dass Hündinnen während dieser Phase
anhänglicher sind und Nähe suchen. Eine
erhöhte Stressanfälligkeit und Ängstlichkeit
kann auch wahrgenommen werden.

4


In Phase 4 dreht sich alles um die
Scheinmutterschaft, also die Phase nach
der eigentlichen Geburt. Wieder steht Pro-
laktin im Mittelpunkt und macht folgendes
mit Ihrem Hund: „Künstlicher“ Nachwuchs
wird ins Körbchen getragen, ungerne geht

MENSCH & HUND Dossier


Auch das Zusammenleben zwisc


hen


Hündin und F


rau ist spannend.

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