Natascha arbeitet nur noch für ihre Tiere.
Sie hat auf ihrer Finca dieses Gästeappartement. Und eine Reithalle, mit
Höhlen und Kerkern. Ihre Kunden kommen in der Regel für mehrere
Tage nach Mallorca. Natascha holt sie dann am Flughafen ab. Entführt
sie – und dann bekommen sie das, was sie gerne möchten. Einen spani-
schen Kunden hatte sie noch nie, und am merkwürdigsten sind die Män-
ner aus der Schweiz. Da ist immer wieder dieser Gedanke: Je sauberer
und aufgeräumter ein Land ist, desto kaputter sind die Bedürfnisse, die in
den Köpfen wachsen. Und wenn man diese Bedürfnisse sehr gut kennt,
zahlt man einen Preis dafür: Man kann keine normale Beziehung mehr
führen. Das Einzige, was für sie persönlich vielleicht möglich wäre, sagt
Natascha, wäre so ein alter Kiezianer. Der weiß, wie das Leben im Rot-
licht-Milieu ist. Den Abgrund zwischen zwei Menschen kannst du zwar
nie überwinden. Aber du kannst jemanden treffen, der gemeinsam mit dir
in den gleichen Abgrund schaut.
„Natascha mag
Tiere gern.
Fast lieber als
Menschen.“
Fotos: Allendorf Media, Matthias RethmannFELLHERZ ST. PAULI
Die Fotografin Debra Bardowicks und die
Autorin Simone Buchholz haben 21 Hun-
dehalter gesucht, die ein Fellherz haben.
Lustig, manchmal melancholisch, immer frei
Schnauze. Geschichten genau so bunt wie der
Stadtteil, in dem sie leben: Hamburg Sankt
Pauli. Die hier abgedruckte Geschichte von
Natascha von Steinberg ist eine davon. Ge-
meinsam ist allen: Ein Hund ist der beste
Kumpel, Seelentröster, Clown und immer
Familienmitglied.
Fellherz St. Pauli, gebundene Ausgabe,
196 Seiten, Ankerherz Verlag,
ISBN 978-3945877098