Dogs Avenue — Nr.6 2017

(Ben Green) #1

ERNÄHRUNG Getreide


Dr. Katja Sauer studierte Tiermedizin in Gießen. Danach erfolgte eine Spezi-
alisierung auf Kleintiere in mehreren Kliniken und Praxen mit verschiedenen
Schwerpunkten, darunter Chirurgie, Innere Erkrankungen und Ernährung. Sie
ist Buchautorin und freie Journalistin im Bereich Tiergesundheit.


nach einer etwas längeren Anlaufzeit die Bewegungsfähigkeit der
Hunde sowie die Schmerzreaktionen in ähnlicher Weise. Die Un-
tersuchung entspricht zwar nicht den Anforderungen, die gemein-
hin an wissenschaftliche Untersuchungen gestellt werden, denn es
gab weder eine Verblindung (davon wird gesprochen, wenn weder
Besitzer noch Tierärzte wissen, welches Medikament verabreicht
wird) noch eine Gruppe, die einen Placebo, also ein wirkstofffreies
Präparat, erhielt. Außerdem war die Zahl der teilnehmenden Hun-
de relativ klein. Trotzdem sind die Ergebnisse durchaus ermutigend,
eine homöopathische Arthrosebehandlung zu versuchen, zumal
quasi keine Nebenwirkungen auftreten.


Wie sinnvoll ist Akupunktur?


Bei der Akupunktur werden durch die Nadelstiche Muskelverspan-
nungen gelöst und die Durchblutung in dem erkrankten Bereich ver-
bessert, was schmerzlindernd wirkt. Gerade bei Hüftproblemen, aber
auch anderen Arthrosen kann man hier gute Erfolge, ergänzend zur
Schmerztherapie oder als alleinige Maßnahme, erreichen. Wenn die
klassische Akupunktur gut anschlägt, kann man als Dauertherapie
auch eine Goldimplantation durchführen lassen. Dabei werden in
Narkose kleine Stückchen Golddraht an die klassischen Akupunk-
turpunkte in die Muskulatur gesetzt. Gold nimmt man deswegen,
weil es vom Körper gut toleriert wird und keine schädlichen Stoffe
abgibt; das Prinzip beruht auf einem Dauerreiz der Akupunktur-
punkte. Wer eine derartige Behandlung plant, sollte sich zu diesem
Zweck an einen nach Traditioneller Chinesischer Medizin arbeiten-
den Therapeuten oder eine Therapeutin wenden. Auch eine Behand-
lung mit Kräutern gehört übrigens zur Chinesischen Medizin und
kann sinnvoll zur Arthrosetherapie eingesetzt werden.


Wie lange müssen die diversen Maßnahmen


durchgeführt werden?


Leider ist eine Arthrose aufgrund der bestehenden Gelenkverän-
derungen nicht heilbar. Sämtliche Maßnahmen zur Schmerzlinde-
rung sind deshalb wichtig und notwendig, aber auch immer wieder
aufs Neue notwendig.


Kann Arthrosepatienten zusätzlich auch durch
eine passende Fütterung geholfen werden?
Am meisten hilft man dem Vierbeiner, indem Sie es nicht „zu gut“
meinen. Das Erreichen und Halten des Idealgewichts hat oberste
Priorität, um die ohnehin angeschlagenen Gelenke nicht mehr als
nötig zu belasten. Seien Sie bitte bei der Beurteilung der Figur sehr
kritisch und belügen Sie sich nicht selbst, denn die netten Rundun-
gen sind hier kein kosmetisches, sondern ein gesundheitliches Pro-
blem. Ihr Tierarzt wird Ihnen gerne beim Erstellen und Umsetzen
eines Diätplans behilflich sein, wenn Sie nicht wissen, wie Sie die
Sache anpacken sollen – Ihr Vierbeiner wird es Ihnen danken! Um
die Entzündungen einzudämmen, hat sich die Fütterung von Ome-
ga-3-Fettsäuren bewährt. Besonders effektiv ist Lachsöl. Die darin
enthaltenen Fettsäuren greifen konkret ins Entzündungsgeschehen
ein und unterstützen damit die Wirkung der Schmerzmittel. Auch
die bekannte neuseeländische Grünlippmuschel, die gerne bei Ge-
lenkbeschwerden zugefüttert wird, hilft höchstwahrscheinlich auf-
grund der in ihr enthaltenen Fettsäure. Also, ab in den Fressnapf
damit – aber in einer Dosierung von mindestens 30 mg pro Kilo-
gramm Hund. Diese Dosis wird bei bereits supplementiertem Fer-
tigfutter nicht unbedingt erreicht. Dagegen sind Glucosamin und
Chondroitin eher vorbeugende Mittel. Wenn also eine Gelenkfehl-
stellung bekannt ist, kann man durch Zufütterung dieser Wirkstof-
fe die Arthroseentstehung unter Umständen hinauszögern. Bei der
Linderung bereits bestehender Schmerzen konnten diese Substan-
zen in Studien nicht überzeugen. Sie mögen's pflanzlich? Verschie-
dene Studien am Menschen haben erwiesen, dass z. B. Teufelskralle
eine Schmerzlinderung bei Gelenkbeschwerden bewirken kann.
Ebenso zeigen Brennnessel und Hagebutte entzündungshemmen-
de Eigenschaften. Es ist zu vermuten, dass beim Hund ähnliche Ef-
fekte auftreten, auch, wenn es hier noch keine Untersuchungen gibt.
Auf Weidenrinde sollten Sie aber verzichten – es ist der Inhaltsstoff
von Aspirin, und das vertragen Hunde nicht.

Bei der Akupunktur


werden durch die Nadel-


stiche Muskelverspan-


nungen gelöst und die


Durchblutung in dem


erkrankten Bereich


verbessert, was schmerz-


lindernd wirkt.

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