Our Cats

(avery) #1

Our Cats 43


Typisch oder
verkompliziert

Da bedeutet nun nicht dass jede Oh-
rentzündung durch Milben bedingt ist
es gibt auch andere Ursachen. Deshalb
sollten Sie bei entsprechenden Sym-
ptomen nicht „blind“ drauflosbehan-
deln sondern den Tierarzt die Sache
besehen lassen. Die Parasiten reizen
die oberste Schicht der Auskleidung
des Gehörgangs. Diese verdickt sich
dadurch und ist gerötet. Hinzu kom-
men bei dieser Art der Ohrentzün-
dung dicke schwarz-braune Brocken
und Krusten die auf eine verstärkte
Ohrschmalzbildung zurückgehen. Sie
sind ein relativ typisches Zeichen das
den Ohrmilbenbefall zum Beispiel von
allergischen Ohrentzündungen unter-
scheidet. Allerdings können eine aller-
gische Reaktion oder auch Bakterien-
oder Pilzinfektionen wenn die Katze
sich durch das Kratzen selbst verletzt
später noch hinzukommen so dass das
Krankheitsbild nicht mehr ganz so wie
aus dem Lehrbuch ist. Die definitive Di-
agnose kann der Tierarzt stellen wenn
er etwas von dem Ohrsekret unter dem
Mikroskop untersucht und dabei die
sechsbeinigen Plagegeister findet.

Kopfräude


Ebenfalls am Ohr aber eher an dessen
Rändern oder rund um die Augen be-
ginnt die so genannte Kopfräude. Sie
wird durch eine Milbe namens Notoe-
dres ausgelöst die die obersten Haut-
schichten anbohrt. In der Regel wird
diese Art der Räude nur bei verwahr-
losten Katzen beobachtet; eine Anste-

ckung von Hauskatzen ist aber durch
direkten Kontakt mit befallenen Tieren
möglich. Wenn Sie bei Ihrem Tigerchen
Schuppen Bläschen und vor allem
heftigen Juckreiz im Kopfbereich be-
obachten dann bitte schnellstens zum
Tierarzt! Wenn man zu lange wartet
dann breitet sich der Milbenbefall über
den Körper hinweg aus und wird durch
bakterielle Infektionen verschlimmert
die nur schwer in den Griff zu kriegen
sind. Die Tiere wollen dann nicht mehr
fressen und das gesamte Befinden ver-
schlechtert sich zusehends. So weit darf
man es auf keinen Fall kommen lassen!

Vorsicht Zoonose!


Wesentlich harmloser für den Vierbei-
ner auch wenn der Name dramatisch
klingt sind die Raubmilben. Sie bleiben
auf der Hautoberfläche und den Haa-
ren und lösen deshalb meistens keine
gravierenden Symptome aus so lange
ihre Anzahl nicht überhandnehmen.
Speziell bei jüngeren Katzen kann es
zu trockener Haut Schuppenbildung
und Krusten kommen zusätzlich kön-
nen brüchiges Fell oder ein örtlich be-
grenzter Haarausfall auffallen. Rücken
Nacken und Kopf sind hauptsächlich
betroffen. Bisweilen ist aber gar nicht
die Katze betroffen sondern nur der
Besitzer. Es handelt sich hierbei um
eine so genannte Zoonose also eine
Infektion die auf den Menschen über-
gehen kann. Wenn sich bei Ihnen also
vorrangig an Händen und Armen Krus-
ten Bläschen und ein heftiger Juckreiz
zeigen dann könnten die Katze oder
vielmehr ihre Mitbewohner dafür ver-
antwortlich sein auch wenn man der
Samtpfote selbst gar nichts anmerkt.

Demodex-Milben wie sie beim Hund
nicht selten auftreten kommen bei
der Katze nur in Ausnahmefällen vor.
Wenn eine so genannte Demodikose
ausbricht steckt in den meisten Fällen
eine Grunderkrankung dahinter die
das Immunsystem schwächt wie etwas
FIV oder FeLV.

Gut wirksame
Medikamente

Wenn es Sie selbst jetzt bereits überall
juckt angesichts der Vorstellung eines
Milbenbefalls dann hier gleich die gute
Nachricht: Die Parasiten an sich lassen
sich bei der Katze relativ einfach und
erfolgreich bekämpfen. Es gibt dafür
Spot on-Präparate die mehrmals in ei-
nem Abstand von einigen Wochen auf-
getragen werden müssen. Die Ohrräude
kann auch ausschließlich anhand von
lokal das heißt direkt im Gehörgang
angewandten Salben oder Flüssigkeiten
behandelt werden. Auf jeden Fall muss
vorher jedoch eine gründliche Reini-
gung des Gehörgangs erfolgen. Oft ist
es sinnvoll beide Therapieverfahren zu
kombinieren: Dann können auch even-
tuell notwendige Mittel gegen allergi-
sche Reaktionen oder bakterielle Folg-
einfektionen direkt am Ohr eingesetzt
werden die milbenabtötende Wirkung
erfolgt aber sicher systemisch und ist
leichter anzuwenden.

Einer für alle alle
für einen

Und wenn der Mensch befallen ist?
Zum Glück bleiben die Milben nicht
gerne bei uns sondern kehren immer
wieder auf die Katze zurück. Auf diese
Weise werden sie sicher abgetötet und
die Hautsymptome die der Halter ent-
wickelt hat klingen bei erfolgreicher
Behandlung des Stubentigers ab. Eine
wichtige Voraussetzung für einen The-
rapieerfolg ist allerdings immer dass
alle Tiere eines Haushaltes auch even-
tuell hier lebende Hunde mitbehandelt
werden. Nur so kann man jedes Mil-
benreservoir sicher eliminieren.

Dr. Katja Sauer

„Wesentlich harmloser


für den Vierbeiner auch


wenn der Name drama-


tisch klingt sind die


Raubmilben.“


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