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Die Fotos für diese
Reportage entstanden
unter Förderung des
Pulitzer Center for
Crisis Reporting.
THERESA KACHINDAMOTO erinnert
sich noch genau an die erste Kin-
der ehe, die sie annullierte. Wenige
Tage zuvor war sie zum ersten
weiblichen Paramount Chief der
Volksgruppe der Südlichen Nguni
in Malawi ernannt worden. Im Dis-
trikt Dedza war sie an einer Gruppe
Kinder vorbeigekommen, die Fuß-
ball spielten, ein häufiger Anblick.
Doch dann verließ eines der Mäd-
chen das Spiel, um einem Baby die
Brust zu geben. Die Mutter, Cecilia,
war gerade erst zwölf Jahre alt.
„Ich war schockiert“, erinnert sich
Kachindamoto. Sie berichtete den
Ältesten. „Sie sagten: ‚Das ist hier
in der Gegend so üblich, aber jetzt
sind Sie Chief, und Sie können es so
handhaben, wie Sie wollen.‘“ Und
das tat sie. Sie erklärte die Ehe für
ungültig und schickte die junge
Mutter in die Schule.
Das war 2003. Kachindamoto
bezahlte Cecilias Schulgeld, bis das
Mädchen die weiterführende Schule
abgeschlossen hatte. Heute führt
Cecilia einen Lebensmittel laden.
Und jedes Mal, wenn Kachin da-
moto sie besucht, zeigt sie noch
immer ihre Dankbarkeit.
Seit dieser ersten Eheannullie-
rung beendete Paramount Chief
Kachindamoto (60) insgesamt 2 549
solcher Verbindungen und schickte
die Mädchen zur Schule. Außerdem
verbot sie ein Initiationsritual für
Mädchen beim Eintritt in die Pu-
bertät, bei dem sie ihre Jungfräu-
lichkeit an Fremde verlieren.
Kachindamotos Stimme ist nur
eine von vielen, die auf der ganzen
Welt mehr Frauenrechte fordern. In
den vergangenen Jahren fühlen sich
immer mehr Frauen von Frank-
reich bis Indien, von Namibia bis
Japan dazu ermutigt, Männer für
ihr Fehlverhalten zur Verantwor-
tung zu ziehen. Das führte zu einer
weltweiten Debatte über Sexismus,
Frauenfeindlichkeit und die Macht-
mechanismen, denen Frauen aus-
gesetzt sind. Auch zur #MeToo-
Bewegung.