RUANDA 77
Seit mehr als zehn
Jahren befördert
Vestine Mukeshimana
aus Kigali Passagiere auf
ihrem Motorrad. Männ-
liche Kollegen ermutig-
ten sie anfangs dabei
und empfahlen ihr
Kunden. In Ruanda, sagt
sie, sei es normal,
Unternehmerinnen zu
unterstützen.
So, wie es in einem Schulhort in
der Kleinstadt Kamonyi geschieht.
Hier führen Mädchen und Jungen
im Teenageralter Theaterstücke
auf, in denen sie vorspielen, was sie
über Vorurteile gegenüber dem
anderen Geschlecht gelernt haben.
In einem diskutiert ein Junge mit
seiner Mutter über deren Entschei-
dung, seine Schulbildung über die
seiner Schwester zu stellen. Er sagt,
er wolle im Haushalt helfen, die-
se Aufgabe solle nicht nur seiner
Schwester zufallen.
Ruanda erlebt ein verheißungs-
volles Experiment, dessen Ursprung
- der Genozid – sich hoffentlich
niemals wiederholt. Wie ein Phö-
nix aus der Asche erschuf das Land
einen gesetzlichen Rahmen für den
Aufstieg der Frauen und will jetzt
auch Frauen und Mädchen zu
Hause stärken. Aber kann solch
ein Wandel tatsächlich die ganze
Gesellschaft durchdringen? „Wir
haben die Gesetze, wir haben die
Durchsetzungsmechanismen“, sagt
Emma Furaha Rubagumya, die Par-
lamentsabgeordnete. Sie ist stolz
darauf, wie weit Ruanda und Ruan-
das Frauen bereits gekommen sind.
Sie schaut jetzt nach vorn, wo sie
ihr Land gern sehen möchte: „Wir
haben einen langen Weg zurück-
gelegt, wir haben viel erreicht, aber
wir müssen noch weitergehen, um
uns irgendwann völlig vom Un-
gleichgewicht zwischen den Ge-
schlechtern zu befreien.“ N
Aus dem Englischen von Ina Pfitzner