POLITIK RENTE
Fotos: AFP
44 FOCUS 46/2019
CDU- noch die SPD-Spitze können sich
eine Niederlage leisten.
Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU)
und CSU-Landesgruppenchef Alexander
Dobrindt schlagen deshalb einen Mittel-
weg vor: die „harte Einkommensprüfung“.
Danach soll bei einem Antrag auf Grund-
rente nicht das gesamte Vermögen, aber
beispielsweise das Einkommen des Ehe-
partners berücksichtigt werden.
Viele bei Union und SPD
könnten damit leben, heißt es
in den Fraktionen. Auch für die
Parteispitzen wäre die Lösung
okay. Die GroKo wäre gerettet.
Wieder einmal.
Wären da nicht die Partei-
tage von CDU und SPD Ende
November und Anfang Dezem-
ber. Auf diesen Versammlungen
mit je rund 1000 Delegierten
sind Bundestagsabgeordnete
und Regierungsmitglieder in
der Minderheit. Dort können
einzelne Delegierte mit Rede-
beiträgen oder Anträgen Stim-
mungen anheizen und Debat-
ten beeinflussen.
Was plant Friedrich Merz?
Schon wird spekuliert, ob es
auf dem CDU-Parteitag einen
Antrag zur Grundrente gibt.
Denn der Wirtschaftsflügel sowie die
Junge Union bestehen weiterhin auf der
Bedürftigkeitsprüfung und lehnen einen
Kompromiss mit der SPD ab. Am Mitt-
woch verabschiedete die Mittelstands-
vereinigung MIT einen entsprechenden
Beschluss und warnte vor einem „Verstoß
gegen den Koalitionsvertrag“. Und ein
Mitglied der Bundesregierung sagte diese
Woche: „Viele lehnen es einfach
ab, einen weiteren Preis für die
SPD zu bezahlen.“
Unklar ist auch, inwieweit
Friedrich Merz den Parteitag
beeinflussen kann und will. Der
Hoffnungsträger für viele Dele-
gierte bezeichnete die Arbeit
der GroKo nach der Thürin-
gen-Wahl als „grottenschlecht“.
Gerade Wirtschaftspolitiker hof-
fen, Merz könnte im Grundren-
tenstreit markige Worte finden
und damit den Druck erhöhen,
der SPD nicht nachzugeben.
Der Bundesrepublik drohen zwei Jahre lang Stillstand und Dauerstreit
Bei den Sozialdemokraten droht eben-
falls ein hitziger Parteitag. Es wird um das
neue Führungsduo und den Verbleib in
der großen Koalition gehen. Die Grund-
rente spielt dabei eine zentrale Rolle. Die
Pläne von Sozialminister Hubertus Heil
(SPD) sollen rund drei Millionen Ruhe-
ständlern mit niedrigen Renten helfen,
darunter 80 Prozent Frauen. Die Kosten
pro Jahr belaufen sich auf mindestens 3,8
Milliarden Euro (siehe Grafik), bis 2025
wären das 21,5 Milliarden. Mit einer har-
ten Bedürftigkeitsprüfung, wie im Koali-
tionsvertrag vereinbart, könnten dagegen
nur rund 150 000 Senioren Grundrente
beziehen. Aus SPD-Sicht viel zu wenig.
Union und SPD wirken wie ein Paar,
das längst beschlossen hat, sich zu tren-
nen, aber weiterhin zusammenwohnt.
Die Stimmung ist dauerhaft
angespannt, beide würden aus
dem gemeinsamen Haus am
liebsten ausziehen.
Ausgerechnet in dieser Situa-
tion taucht die CDU-Vorsitzende
ab. Annegret Kramp-Karrenbau-
er habe während der gesamten
Grundrenten-Debatte in der
Unionsfraktion geschwiegen,
berichten Teilnehmer. Wollte
AKK der Kanzlerin bewusst nicht
widersprechen? Oder unterstützt
sie den Kurs der Kanzlerin und
damit die Forderung der SPD?
So genau weiß das niemand. Auf dem
CDU-Parteitag kann die umstrittene Par-
teichefin jedenfalls nicht mehr schweigen.
„Kramp-Karrenbauer weiß, dass sie
etwas gegen die schlechte Stimmung
und ihre schwachen persönlichen Um-
fragewerte tun muss“, sagt ein Vertrau-
ter. „Doch sie weiß nicht, was.“ Ein offe-
ner Aufstand gegen AKK gilt bislang
als ausgeschlossen. Aber Parteitage ha-
ben ihre eigene Dynamik. Da
können auch Anträge zu Sach-
themen – wie zum Beispiel zur
Grundrente – ein Ventil sein
und die Chefin beschädigen.
Bei der SPD prägt die Bun-
destagsabgeordnete Saskia
Esken, die mit dem früheren
NRW-Finanzminister Norbert
Walter-Borjans für den Vorsitz
kandidiert, die Debatte. Sie
zweifelt grundsätzlich daran, ob
die GroKo weiterarbeiten kann.
„Wir müssen uns als Partei über-
legen, welche Zukunftsfragen
wir beantworten, wie wir sozia-
len und ökologischen Fortschritt
für unser Land erreichen“, sagt
Esken. Sie fordert mehr Inves-
titionen in kommunale Infra-
struktur, in Klimaschutz und
Digitalisierung. Dafür wollen sie
und Walter-Borjans im Zweifel
die schwarze Null opfern und neue Schul-
den machen. „Wir wollen, dass der Partei-
tag darüber berät, ob das in der großen
Koalition möglich ist“, sagt Esken. „So wie
sich CDU und CSU derzeit positionieren,
bin ich skeptisch.“
Der nordrhein-westfälische SPD-Chef
Sebastian Hartmann unterstützt Eskens
Idee. „Die SPD braucht eine Zukunfts-
debatte“, sagt er. Was soll in den verblei-
benden zwei Jahren noch kommen, fragt
er und mahnt: „Wir dürfen uns über die
Debatte ums Für und Wider nicht spal-
ten lassen und müssen uns zusammen-
raufen.“ Esken und Hartmann wissen,
dass die Union kein Interesse an neuen
SPD-Projekten hat. Schon bei der Grund-
rente finden die Koalitionspartner ja
kaum noch zusammen. Vielmehr bereiten
sich die Parteien bereits für den nächsten
Wahlkampf vor. Hält die Koalition bis zum
Jahr 2021, droht bis dahin Stillstand. n
MARC ETZOLD / JAN W. SCHÄFER
Milliarden
Euro
kostet die
Grundrente
zwischen
2021 und 2025
laut SPD-Be-
rechnungen
21,5
Halbzeitbilanz Am Mittwoch stellte sich die GroKo selbst ein
Zeugnis aus. Annegret Kramp-Karrenbauer (l.) und Angela Merkel
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