Süddeutsche Zeitung - 18.11.2019

(National Geographic (Little) Kids) #1
von bernd dörries

Kapstadt– Alssich Teodorín Obiang vor ei-
nigen Jahren den Bugatti Veyron 16.4 für et-
wa eine Million Dollar gekauft hatte, mag
er schnell bemerkt haben, dass dies ein
Fehler war. Obiang ist Diktatorensohn und
Vizepräsident von Äquatorialguinea, ei-
nem Land an der Westküste Afrikas, das
das Kunststück vollbringt, gleichzeitig
reich und bitterarm zu sein. Reich, weil die
sprudelnden Öleinnahmen dem Land zeit-
weise ein Bruttosozialprodukt von jährlich
20000 Dollar pro Kopf bescherten. Bitter-
arm ist es, weil viele der etwas mehr als ei-
ne Million Einwohner in Wahrheit nicht
mal ein paar Dollar am Tag haben zum Le-
ben. Was vor allem mit der Familie Obiang
zu tun hat, die das Land ausplündert, seit
40 Jahren regiert der Vater das Land in
Grund und Boden.
Der Junior, genannt „der kleine Prinz“
hat sich mit den Jahren eine beträchtliche
Autosammlung zugelegt, mit Schwer-
punkt auf Rolls Royce, Lamborghini und
Bugatti, vom Veyron 16.4 gibt es gerade
mal 30 Exemplare. Ein paar Monate nach
dem Kauf mag der kleine Prinz den Fehler
bemerkt haben, nur ein seltenes Exemplar
gekauft zu haben und nicht zwei oder drei.
Ein Fehler, der sich glücklicherweise bald
beheben ließ.
Mittlerweile sind die Autokäufe aber et-
was schwieriger geworden. Kenner seines


Lebenswandels bemerkten, dass auf sei-
nem Instagram-Profil schon länger keine
neue Protzkarre mehr zu sehen war, dass
zumindest nicht mehr so viele Neuzulas-
sungen zu vermelden sind. Äquatorialgui-
nea geht es wirtschaftlich schlecht, der Öl-
preis sinkt und damit die Einnahmen des
Staates. Außerdem machen dem kleinen
Prinz auf der ganzen Welt Korruptionser-
mittlungen zu schaffen. In Frankreich wur-
de sein Stadthaus im Wert von 100 Millio-
nen Dollar gepfändet, auch in Brasilien,
der Schweiz und den USA wurde gegen ihn
ermittelt, seine Villa in Malibu ist futsch, in
Genf wurden 25 Autos versteigert.

In dieser für den Herrscherclan schwieri-
gen Situation will der Internationale Wäh-
rungsfonds (IWF) den Obiangs zu Hilfe ei-
len, mit einem Kredit über mehrere Hun-
dert Millionen Euro. Eine Erkundungsmis-
sion des IWF in Äquatorialguinea fand of-
fenbar nichts, was gegen eine Finanzhilfe
spricht. Der kleine Staat wünscht sich 700
Millionen Dollar, um, so der IWF, „die Erho-
lung der ökonomischen Aktivitäten zu un-
terstützen und dauerhaftes und inklusives
Wachstum zu fördern“. Wie die ökonomi-
schen Aktivitäten in Äquatorialguinea aus-

sehen, weiß man seit Jahrzehnten. „Der
IWF hilft nicht einem armen Land – es ret-
tet ein Land, das seine reichen Ressourcen
durch Korruption und Misswirtschaft ver-
schwendet hat“, sagt Sarah Saadoun, von
der Menschrechtsorganisation Human
Rights Watch. Letztlich rettet der IWF eine
korrupte Herrscherclique, verschafft ihr
neues Spielgeld. Im Dezember will der IWF
endgültig über den Kredit entscheiden.
In den vergangenen Jahren hatte es so
ausgesehen, als hätten IWF und Weltbank
aus der Vergangenheit gelernt, wären vor-
sichtiger geworden, was die Unterstützung
korrupter Regime angeht, vor allem in Afri-
ka. Diese Zeit scheint vorbei zu sein.
Auch in der Demokratischen Republik
Kongo wollen die beiden wieder stärker ak-
tiv werden, die Weltbank sogar ein Pro-
gramm über fünf Milliarden Dollar aufle-
gen. Eine Summe, die in etwa dem halben
Jahreshaushalt des Landes entspricht. Die
direkte Budgethilfe, also die Bezuschus-
sung eines Haushaltes, ist in der Entwick-
lungszusammenarbeit eigentlich außer
Mode gekommen, weil sie Korruption för-
dert, Politikern den Griff in die Kasse er-
leichtert. Im Kongo wollen IWF und Welt-
bank aber offenbar wieder direkt in den
kongolesischen Haushalt einzahlen. Vor-
aussetzung der neuen Programme, die den
Schulbesuch für Millionen Kinder kosten-
los machen sollen, sei unter anderem, dass
die kongolesische Regierung die Korrupti-

onsbekämpfung intensiviere. Die Bekämp-
fung der Korruption schreiben sich die poli-
tischen Führer des Kongo seit der Unab-
hängigkeit 1960 auf die Fahnen. Langzeit-
diktator Mobutu Sese Seko gilt als der Er-
finder der Kleptokratie, er ließ sich golde-
ne Paläste in den Dschungel stellen, inklu-
sive Landebahn für die Concorde. Seitdem
hat sich nicht sehr viel geändert.

Der seit Anfang des Jahres amtierende
Präsident Félix Tshisekedi mag zu den we-
niger korrupten gehören, zu sagen hat er
aber wenig. Die Mehrheit im Parlament
liegt weiter bei der Clique von Ex-Präsi-
dent Joseph Kabila, der das Land um viele
Milliarden Dollar erleichterte und im Hin-
tergrund weiter die Fäden zieht. Sein Par-
teien-Bündnis hat ihn gerade zur „morali-
schen Autorität“ ernannt und will seine
Rückkehr ins Präsidentenamt vorbereiten


  • und damit den ungehinderten Zugang zu
    den Fleischtöpfen.
    Eines der letzten größeren Projekte der
    Weltbank im Kongo war ein etwa 200 Milli-
    onen Dollar schweres Programm zur Mo-
    dernisierung der Eisenbahn. Das Geld ver-
    sickerte genau so wie bei den zwei voran ge-
    gangenen Versuchen, im Kongo so etwas


wie regelmäßigen Eisenbahnverkehr her-
zustellen. „Wir sind gescheitert, weil es
nicht genug Willen zur Reform gab“, sagte
Jean-Christophe Carret, der Weltbank-
Landesdirektor im Kongo vor einigen Ta-
gen. Seine Konsequenz: Ein noch viel grö-
ßeres Hilfsprogramm.
In den großen internationalen Institutio-
nen machen oft nicht diejenigen Karriere,
die etwas verhindern, sondern diejenigen,
die die größten Budgets verwalten. Das
neue Milliardenprogramm wird sich auch
im Lebenslauf von Carret gut machen,
wenn die Ergebnisse evaluiert werden,
wird er längst auf dem nächsten Posten
sein. Und die Clique um Kabila womöglich
um einige Milliarden reicher.
Ende der siebziger Jahre hatte der IWF
mal jemanden in den Kongo entsandt, der
die Dinge anders machen wollte, den ehe-
maligen Bundesbanker Erwin Blumen-
thal, der mit der Aufgabe ins damalige Za-
ire geschickt wurde, die verschwundenen
Milliarden der Internationalen Gemein-
schaft nachzuspüren, deren Spuren er bis
nach Europa verfolgte. Blumenthal hatte
in seinem Büro einen Sinnspruch an der
Wand: „Diene anderen, nicht Dir selbst.“
Für große Teile seines Bürobesuchs wirkte
der Spruch wie eine exotische Pflanze. Än-
dern konnte Blumenthal nichts. Er schrieb
einen ernüchternden Abschlussbericht
und fragte: „Wer ruft: Haltet den Dieb?“.
Die Frage stellt sich bis heute.

München– Dasneue Teilzeitmodell der
Bundesregierung, bei dem Arbeitnehmer
anschließend ein Recht auf einen Vollzeit-
job haben, ist offenbar populär. Sechs Mo-
nate nach Einführung haben bereits Be-
schäftigte in einem guten Drittel der Unter-
nehmen die Brückenteilzeit nachgefragt.
Bei Unternehmen über 200 Mitarbeitern
ist das sogar in 60 Prozent der Fall. Das er-
gibt sich aus einer Befragung des Münch-
ner Ifo-Instituts und der Firma Randstad.
Die Idee der Brückenteilzeit ist, dass Be-
schäftigte vorübergehend ihre Arbeitszeit
reduzieren, etwa, um sich mehr um ihre
Kinder kümmern zu können. Sie haben ein
Recht darauf, danach wieder Vollzeit zu ar-
beiten. Damit soll verhindert werden, dass
etwa arbeitende Mütter in einer Teilzeitfal-
le aus geringem Einkommen, verwehrten
Karrierechancen und schlechter Rente lan-
den. Angemeldet wurde der Anspruch
auch in jeder sechsten Firma mit weniger
als 45 Mitarbeitern. Diese Unternehmen
sind vom Gesetz ausgenommen, manche
Firmen gewährten trotzdem Brückenteil-
zeit. Das Gesetz wirkt bisher laut Ifo nicht
wie befürchtet als Geschäftshemmnis. Ge-
tragen wird der Arbeitsausfall vor allem
von den Kollegen. Nur jede sechste Firma
stellte neue Mitarbeiter ein. aha

München– Etwas mehr als jedes siebte Vor-
standsmitglied bei den deutschen Finanz-
dienstleistern ist eine Frau. Damit ist der An-
teil an weiblichen Vorstandsmitgliedern in
der Branche in den vergangenen drei Jah-
ren von zehn auf 15 Prozent gestiegen, was
deutlich unter dem weltweiten Durch-
schnitt von 20 Prozent liegt. Und selbst der
Durchschnittswert scheint immer noch zu
wenig zu sein, um genügend Frauen als Kun-
dinnen zu gewinnen, heißt es in einer Stu-
die der Strategieberatung Oliver Wyman,
die an diesem Montag veröffentlicht wird.
Für ihre Studie haben Berater ausge-
rechnet, was es für die Finanzbranche be-
deuten würde, wenn Frauen im gleichen
Umfang wie Männer investieren oder Kre-
dite aufnehmen würden und wenn sie den
gleichen Zugang zu Finanzprodukten wie
Männer erhielten. Das Ergebnis: Die Fi-
nanzdienstleister könnten ihre Umsätze
jährlich um 700 Milliarden Dollar weltweit
steigern, wenn sie besser auf ihre Kundin-
nen eingehen würden.
Astrid Jäkel ist Partnerin bei Oliver Wy-
man und hat an der Studie mitgewirkt. Sie
erklärt die hohe Zahl auch damit, dass
Frauen in einigen Märkten schwieriger an
Kredite kommen als Männer – und das,
„obwohl die Historie zeigt, dass Frauen bes-
ser darin sind, Kredite zurückzuzahlen“,
sagt Jäkel. Sie und ihre Kollegen haben
auch mit weiblichen Führungskräften in Fi-
nanzabteilungen gesprochen, die als Ge-
schäftskunden regelmäßig mit Banken zu
tun haben. „Nicht wenige“ hätten darauf
hingewiesen, dass „sie als Geschäftskun-
dinnen nicht mit dem gleichen Respekt be-
handelt werden wie ihre männlichen Kolle-
gen“, heißt es in der Studie.
Auch im Privatkundensegment machen
Frauen solche Erfahrungen. Helma Sick be-
rät mit ihrem Team Frauen zum Thema
Geldanlage und spricht immer wieder mit

Menschen, die bei der Bank schlechte Er-
fahrungen gemacht haben. Erst kürzlich
hätte eine Kundin berichtet, wie der Ange-
stellte in der Bank sie konsequent aus dem
Gespräch ausgeklammert und sich stets
an ihren Ehemann gewandt habe. „Dabei
war es sie, die geerbt hatte“, sagt Sick.
Zumindest in der Werbung vermitteln
einige Banken den Eindruck, die Frauen
als Kundengruppe entdeckt zu haben. Die
Comdirect oder die Sparkasse etwa spre-
chen in ihren Kampagnen gezielt Frauen
an und betonen, in der Beratung auf deren
Bedürfnisse einzugehen, da sie oft weniger
Geld verdienen als Männer und wegen der
Familie länger aus dem Beruf aussetzen.
Dennoch glaubt Finanzberaterin Cons-
tanze Hintze, dass sich Frauen bei der
Bank „latent unwohl“ fühlen. Sie kennen
sich in Finanzdingen zwar nicht schlechter
aus als Männer, doch Studien zeigen, dass
sie öfter unsicher sind, wenn es ums The-
ma Geld geht. „Sie haben viele Fragen,
aber möchten auch nicht zu spüren bekom-
men, dass sie sich mit Finanzen nicht so
gut auskennen“, sagt Hintze. Wären bei
den großen Banken mehr Frauen in verant-
wortungsvollen Positionen, würde es bes-
ser gelingen, die Hälfte der Bevölkerung
besser anzusprechen, sind die Berater von
Oliver Wyman überzeugt. Die Marktlücke,
die Finanzinstitute ihnen überlassen, nut-
zen derzeit nicht nur auf Frauen speziali-
sierte Finanzberaterinnen wie Sick oder
Hintze. Auch Bloggerinnen, die Frauen er-
klären, wie sie sich selbst um ihr Geld küm-
mern, verdienen an ihren Websites, Bü-
chern und Workshops – und zwar an der
klassischen Finanzindustrie vorbei. Für
die Anlegerinnen muss das kein Nachteil
sein: Wer sich selbst um die Geldanlage
kümmert, kommt um hohe Provisionen
herum, die bei der Beratung in der Bank an-
fallen können. felicitas wilke

New York– DonaldTrump hatte viel zu
tun in den vergangenen vier Tagen. Er ab-
solvierte seinen jährlichen Medizincheck,
machte, letztlich erfolglos, Wahlkampf für
einen Geschäftsmann aus Louisiana, sah
fern und versandte allein bis Sonntagvor-
mittag rund 90 Twitter-Nachrichten, in de-
nen er etwa Zeugen der laufenden Kon-
gressanhörung gegen ihn beleidigte oder
Videos von Abgeordneten teilte, die ihn
vom Vorwurf des Amtsmissbrauchs angeb-
lich entlasten. Wofür zunächst keine Zeit
blieb, war eine Entscheidung, die bereits
für Donnerstag angekündigt worden war
und die Manager und Regierungen in aller
Welt sehnlich erwarten: Kassieren die USA
auf Auto-Lieferungen aus den Staaten der
Europäischen Union (EU) und anderen Län-
dern künftig Importzölle von bis zu 25 Pro-
zent? Oder schaltet Trump im Handels-
streit einen Gang zurück und verzichtet, zu-
mindest vorerst, auf die Strafabgaben?
In Kreisen der potenziell betroffenen
Unternehmen wurde am Wochenende dar-
über spekuliert, ob das Schweigen des Prä-
sidenten für den weiteren Gang der Dinge
nun ein gutes oder ein schlechtes Zeichen
sei. Echte Informationen allerdings hatte
niemand. „Wir wissen nichts“, räumte ein
deutscher Wirtschaftsvertreter ein.
Trump wirft der EU vor, sein Land mit
Exporten zu überschwemmen und es da-
mit unfair zu behandeln. Vor allem die gro-
ße Zahl deutscher Autos in den USA ist ihm
ein Dorn im Auge, da umgekehrt nur recht
wenige amerikanische Pkw auf Deutsch-
lands Straßen unterwegs sind. Zudem be-
hindern die vielen Fahrzeugimporte nach
Washingtoner Darstellung die US-Herstel-
ler General Motors, Ford und Chrysler in ih-
rer Innovationskraft und gefährden damit
die nationale Sicherheit. Selbst unter vie-
len Republikanern gilt dieser Vorwurf aller-
dings als konstruiert, um dem Präsidenten


überhaupt erst die rechtliche Möglichkeit
zu verschaffen, Zölle gegen Europa zu ver-
hängen. Trump hat derlei Strafabgaben in
den vergangenen Jahren als wichtigste po-
litische Waffe für sich entdeckt und sich
selbst einmal als „Zoll–Mann“ bezeichnet.
Die EU ist zu begrenzten Handelsgesprä-
chen bereit, weigert sich aber etwa, ihren
Agrarmarkt für viele genveränderte oder
hormonbehandelte US-Produkte zu öff-
nen. Auch das ärgert den Präsidenten.

Die deutschen Autohersteller verweisen
gebetsmühlenartig darauf, dass sie längst
nicht mehr nur in der Bundesrepublik zu
Hause seien, sondern auch in den USA. Tat-
sächlich bauen BMW, Daimler und VW in
den Vereinigten Staaten zusammengenom-
men 750 000 Autos pro Jahr – eineinhalb-
mal so viele, wie sie aus Deutschland im-
portieren. BMW betreibt im Bundesstaat
South Carolina die größte Fabrik im gesam-
ten Konzernverbund und ist zur Nummer

eins der „amerikanischen“ Autoexporteu-
re aufgestiegen – vor Daimler. Die US-Her-
steller folgen erst auf den hinteren Plätzen.
Zudem haben alle drei deutschen Fir-
men weitere Investitionen in den USA zuge-
sagt. Der VW-Konzern etwa will 800 Millio-
nen Dollar in sein Werk in Tennessee ste-
cken, 1000 neue Arbeitsplätze sollen ent-
stehen. Daimler hat angekündigt, die Fa-
brik in Alabama mit einer weiteren Milliar-
de Dollar aufzurüsten und 600 Jobs zu
schaffen. Dass viele der Investitionen ohne-
hin geplant waren oder aber schon allein
deshalb notwendig sind, um die Vorgaben
des neuen nordamerikanischen Freihan-
delsabkommens USMCA zwischen den Ver-
einigten Staaten, Kanada und Mexiko zu er-
füllen, steht auf einem anderen Blatt.
Als Gegenleistung für ihre Zusagen hat-
ten sich die Konzerne Planungssicherheit
gewünscht – auf die sie am Sonntag weiter
warteten. Das gilt umso mehr, als unklar
ist, was aus Trumps Plan geworden ist, der
EU eine „freiwillige Begrenzung“ ihrer Au-
tolieferungen in die USA abzupressen.
Demnach sollen ausländische Hersteller ih-
re Exporte in die USA beschränken oder
aber Pkw, die bisher etwa in Europa produ-
ziert werden, künftig in den Vereinigten
Staaten bauen. Wer nicht mitzieht, so die
Idee des Präsidenten, zahlt Zölle.
Derlei Strafabgaben könnten neben den
europäischen Herstellern allerdings auch
die US-Konkurrenten treffen, die selbst
Modelle im Ausland fertigen und viele Bau-
teile von dort beziehen. Nach einer Schät-
zung des US-Autohändlerverbands vom
vergangenen Jahr könnten Fahrzeuge aus
der EU bei der Verhängung eines 25-Pro-
zent-Importzolls um durchschnittlich fast
6900 Dollar teurer werden. Für einen in
den USA gefertigten Pkw müssten die Kun-
den immer noch 2300 Dollar mehr bezah-
len als bisher. claus hulverscheidt

Berlin– Das Bundesfinanzministerium
willmit einer spezialisierten Einheit gegen
groß angelegten Steuerbetrug wie im Fall
der „Cum-Ex“-Geschäfte vorgehen und
Lehren aus Steuerskandalen ziehen. Fi-
nanzminister Olaf Scholz (SPD) werde da-
zu eine mit insgesamt 43 Stellen ausgestat-
tete Spezialeinheit beim Bundeszentral-
amt für Steuern in Bonn einrichten, verlau-
tete am Sonntag aus Regierungskreisen.
Sie solle gegen Steuerbetrug und Steuer-
vermeidung vorgehen. Weitere fünf Stel-
len sollen im Finanzministerium selbst ge-
schaffen werden. Zuerst hatte dieWelt am
Sonntagüber die Pläne berichtet.
Die Details sollen den Angaben zufolge
am Montag bei einem Arbeitskreis von Fi-
nanzbehörden präsentiert werden. Das
Bundesfinanzministerium äußerte sich da-
zu am Wochenende nicht. Für die „Task
Force gegen Steuergestaltungsmodelle am
Kapitalmarkt“ seien Ausgaben von insge-
samt etwa 21 Millionen Euro veranschlagt,
die auch im Bundeshaushalt 2020 bereits
eingeplant seien, hieß es weiter. Dies habe
der Bundestag Ende der Woche gebilligt.
Mit dem Hin- und Herschieben von Aktien
mit („cum“) und ohne („ex“) Dividenden-
anspruch hatten Investoren in den vergan-
genen Jahren viel Geld zu Lasten der Staats-
kasse eingestrichen. Trickser ließen sich
dabei eine nur einmal gezahlte Steuer auf
Dividendenerlöse gleich mehrmals erstat-
ten. Der Schaden für die Steuerbehörden
geht in die Milliarden. Derzeit stehen in
einem Musterprozess Aktienhändler in
Bonn vor Gericht.
Das Bundesfinanzministerium will mit
der neuen Einheit offenbar verhindern,
dass ähnliche Tricks mit ähnlich großen
Folgen künftig in den Behörden ähnlich
lange unbemerkt bleiben.
Die Spezialeinheit solle „Informationen
über Handlungsmuster und Akteure“ in ei-
ner Hand bündeln und auswerten, hieß es
weiter. Landesbehörden, die Finanzauf-
sicht Bafin sowie ausländische Ermitt-
lungsbehörden sollten bei ihr Ansprech-
partner finden. markus balser

Brückenteilzeit


schadet Firmen nicht


„Wir sind gescheitert,
weil es nicht genug
Willen zur Reform gab.“

Schlecht fürs Geschäft


In den Führungsetagen deutscher Banken sitzen kaum Frauen


Das Schweigen des Zoll-Mannes


Am Donnerstag wollte Trump über Strafabgaben auf Pkw-Importe entscheiden – am Sonntag wartete die Welt immer noch


Spielgeld für die Herrscherclique


Der Internationale Währungsfonds vergibt Kredite an Äquatorialguinea und die Demokratische Republik Kongo. Damit unterstützt die
Organisation korrupte Regierungen, während die afrikanische Bevölkerung in großer Armut leben muss

Eine Erkundungsmission des
IWF fand offenbar nichts, was
gegen eine Finanzhilfe spricht

20 HF2 (^) WIRTSCHAFT Montag, 18. November 2019, Nr. 266 DEFGH
Ein Mercedes in New York ist kein seltener Anblick. Amerikanische Autos auf deut-
schen Straßenschon eher. FOTO: RÜDIGER WÖLK/IMAGO
In vielen Ländern Afrikas haben die Menschen nur wenig zum Leben. Auch die Gesundheitsversorgung ist dürftig. Im Bild lässt sich ein Mann auf der Straße Fieber messen. FOTO: PAMELA TULIZO / AFP / GETTY
Taskforce gegen
Steuertricks
Finanzminister Olaf Scholz
gründet neue Spezialeinheit

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