Süddeutsche Zeitung - 18.11.2019

(National Geographic (Little) Kids) #1
Dachau– Vendim Sinani wusste sofort,
dass ihm gerade ein grober Schnitzer unter-
laufen war. Der Mittelfeldspieler des TSV
1865 Dachau schlug instinktiv die Hände
vors Gesicht und sah aus der Ferne das Un-
weigerliche passieren. Sinani hatte den
Ball beim Versuch, ihn aus der gegneri-
schen Hälfte kontrolliert zurückzupassen,
an Fabian Lamotte vorbeigespielt, wo-
durch Michael Geldhauser auf und davon
war. Dachaus Torhüter Maximilian Mayer
kam weit aus seinem Strafraum, um den
Ball noch wegzugrätschen, war aber einen
Tick zu spät. So hatte Geldhauser wenig
Mühe, ihn ins verwaiste Tor zu befördern.
Die Szene aus Minute 24 war der Anfang
eines erneut enttäuschenden Samstag-
nachmittags für den TSV, sie läutete die
1:2-Heimniederlage der bis dahin gut spie-
lenden Dachauer gegen Schwaben Augs-
burg ein. Spielertrainer Lamotte sprach

von einem „katastrophalen“ Gegentor –
so, sagte er hinterher über Sinanis unglück-
licher Aktion, „kann er es nicht machen.“
Das gilt auch für die Gesamtsituation des
TSV. Die Pleite gegen Augsburg war die drit-
te in Serie und die fünfte in den vergange-
nen sechs Partien, der Vorsprung auf die
Abstiegsrelegationsränge ist auf drei Zäh-
ler geschmolzen. Auf die Frage, ob es für
den TSV jetzt gegen den Abstieg gehe, hat-
te Lamotte eine kurze, aber deutliche Ant-
wort: „Definitiv.“
„Was uns in letzter Zeit das Genick
bricht, sind individuelle Aussetzer, die zu
Gegentoren führen“, erklärte der Ex-Profi.
Das Selbstvertrauen „ist im Moment nicht
im Himmel“, zudem sei nicht einfach, regel-
mäßig einem Rückstand hinterherzulau-
fen. Die Frage, die über dem verunsicher-
ten TSV schwebt, lautet also: Wie kommt
man aus diesem Loch raus? „Indem wir

nicht aufhören, daran zu glauben, dass wir
das nur gemeinsam schaffen“, betonte La-
motte.
Gegen die Augsburger wurde es nach
dem 0:2 von Geldhauser (52.) besser. Ein
Treffer von Christian Doll wurde jedoch we-
gen eines Handspiels von Robin Volland
nicht gegeben (59.), Alexander Weiser traf
nach einem Lamotte-Freistoß die Latte
(66.). Davor und danach verhinderte aller-
dings Mayer bei mehreren Kontern der
Gäste weitere Gegentore. Dolls Elfmeter-
tor (81.) gab den Dachauern noch einmal
Hoffnung, diese verpuffte aber in den letz-
ten Minuten. Womöglich tut es ihnen gut,
dass sie am kommenden Wochenende
beim TSV 1860 München II ran müssen,
denn die – zugegebenermaßen seltenen –
Erfolgserlebnisse gab es zuletzt auswärts.
Er hoffe, betonte Lamotte, „dass uns das
was hilft“. christian bernhard

Oberhaching– EinTrainer, der 60 Minu-
ten unzufrieden mit seiner Elf ist und die
letzten 38 Minuten auch noch in Unterzahl
bestreiten muss, ist in den seltensten Fäl-
len ein glücklicher Trainer. Hannes Si-
gurdsson gehörte am Samstag zu dieser sel-
tenen Spezies. Sein FC Deisenhofen ge-
wann beim TSV Landsberg 3:1. „Bei elf ge-
gen elf haben wir es nicht verdient, zu ge-
winnen“, sagte er. Erst nach der gelb-roten
Karte gegen Michael Bachhuber (52.) fin-
gen seine Spieler an, „zusammen zu kämp-
fen“. Das Negative sei in diesem Fall „viel-
leicht positiv für uns gewesen“. Mitent-
scheidend war Florian Schmid, der den
von Leon Müller-Wiesen verwandelten Elf-
meter zum 2:1 (71.) rausholte und das 3:1 sie-
ben Minuten später selbst erzielte. Marco
Finster hatte bereits in der ersten Minute
getroffen. Bayernligaplatz zwei ist damit
weiter nur drei Punkte weg. „Wir schauen
nur nach vorne“, sagt Sigurdsson. cbe


Ismaning/Pullach– Der Jubel fiel ziem-
lich exzessiv aus: Zunächst liefen Spieler
und Offizielle des SV Pullach wild tobend
zu einer Traube zusammen, später grölten
sie im Kreis stehend ein schönes Lied, in
dem es um den SVP geht, den sie auf dem
Trikot und im Herzen trügen. Der 3:2
(1:1)-Sieg im Bayernligaderby beim FC Is-
maning wirkte auf die Mannschaft von
Spielertrainer Alexander Benede wie ein
Befreiungsschlag: „Es war ein echtes
Sechs-Punkte-Spiel. Hätten wir verloren,
wären wir acht Punkte hinter Ismaning ge-
legen, jetzt sind es nur noch zwei. Das fühlt
sich für uns gut an“, sagte Benede nach den
Feierlichkeiten. Nachdem die Isartaler ver-
gangene Woche überraschend den Tabel-
lenzweiten Wasserburg geschlagen hat-
ten, gelang es ihnen also, nachzulegen:
„Für mich ist das noch keine Serie“, so der
Coach. „Aber eines ist auch klar: Wir müs-
sen jetzt gegen den Tabellenletzten Nörd-
lingen weitermachen, sonst hat das alles
nichts gebracht. Eigentlich ist es echt scha-
de, dass jetzt dann die Winterpause
kommt.“
Naturgemäß war die Stimmungslage
beim Trainer der Heimelf an diesem kalten
und trüben Novembernachmittag im
Erich-Greipl-Stadion eher der Jahreszeit
angepasst: „Da wirst du verrückt“, sagte Is-
manings Coach Mijo Stijepic. „Das 2:3 ent-
spricht nicht dem Spielverlauf, aber wir ha-
ben den Gegner selbst wieder aufgebaut,
keinen Zugriff mehr gehabt.“ Und dann
kommt dem früheren Bundesligaprofi ein
durchaus brisanter Satz über die Lippen:
„Wenn du am Ende absteigst, brauchst du
dich nicht zu wundern.“ Vielleicht brauche
seine Mannschaft ja den Nervenkitzel der
Relegation, im Sommer hatte man sich
erst in der Abstiegsrunde gegen den 1. SC
Feucht den Verbleib in der Bayernliga gesi-
chert. „Aber es wäre schon schlauer, da vor-
her rauszukommen“, so Stijepic.
Den besseren Start in die Partie hatten
die Pullacher hingelegt, Mittelstürmer Mi-
chael Hamberger ließ mit einer Körpertäu-
schung am Strafraum einen Verteidiger
ins Leere laufen und traf dann ins Toreck
(12.). Doch Ismaning erholte sich von die-
sem Nackenschlag, der herausragende To-
bias Redl verwertete ein Zuspiel von Ange-
lo Hauk und setzte die Kugel aus 15 Metern
direkt neben den Pfosten ins Netz – 1:1
(22.). Jetzt waren die Gastgeber da, alleine
Peter Schädler hätte noch vor der Pause
für klare Verhältnisse sorgen können, doch
nach einem Konter scheiterte er zunächst
völlig frei an Pullachs Torwart Marijan
Krasnic, der zweite Versuch wurde zur
Ecke geblockt (33.); neun Minuten später
rutschte ihm eine Flanke von Anton Sied-
litzki über den Scheitel, und in der Nach-
spielzeit konnte erst Verteidiger Alexander

Jobst in letzter Sekunde vor Schädler klä-
ren. Doch auch Pullach hatte noch ein Brett
in Durchgang eins: Özgür Sütlü zog aus gut
20 Metern ab, FCI-Keeper Sebastian Fritz
ließ den Ball durch die Finger gleiten, der
Pfosten rettete für den Schlussmann (45.).
Nach der Pause folgte die beste Phase
der Ismaninger: Zunächst schnürte Redl
seinen Doppelpack, als er den Ball von
links scharf via Innenpfosten ins Tor bug-
sierte – 2:1 (47.). Und dann drängten die
Gastgeber auf das womöglich vorentschei-
dende dritte Tor, doch Daniel Weber und
Schädler vergaben eine Doppelchance
(58.), ein scharfes Zuspiel von Hauk block-
te Benede zur Ecke (60.), ehe abermals We-
ber nach einem geblockten Schuss von
Redl aus 13 Metern neben den Kasten ziel-
te (60.). Es kam, was kommen musste: Der
eingewechselte Gilbert Diep bediente sei-
nen Pullacher Sturmkollegen Hamberger


  • Flachschuss ins lange Eck zum 2:2 (72.).
    „Plötzlich waren die wieder da“, sagte
    ein frustrierter Stijepic hernach. Pullach
    machte nun die Musik und kam in der



  1. Minute zum Siegtreffer: Eine Ecke von
    Henri Koudossou köpfelte Verteidiger Si-
    mon Rauscheder an die Latten-Unterkan-
    te, von dort sprang der Ball hinter die Linie



  • der Schlusspunkt unter eine durchaus
    dramatische Partie. „Ich habe die ganze
    Zeit daran geglaubt“, sagte Pullachs Spie-
    lertrainer Alexander Benede. „Ich weiß,
    dass wir eine gute Truppe mit einer immen-
    sen Mentalität haben.“ stefan galler


von jonas kraus

Kirchheim– EineAktion in einem Fußball-
spiel vorhersagen? Schwierig bis unmög-
lich. Dennoch versuchen sich Woche für
Woche unzählige Spieler und Trainer an di-
versen Prognosen. Vergibt ein Stürmer ei-
ne Chance? Der nächste Schuss sitzt, ganz
bestimmt. Dass das Eintreffen dieser Weis-
sagungen oft wenig wahrscheinlich ist? Ge-
schenkt. Manchmal aber sind derlei Fuß-
ballpropheten von der Erfüllung ihrer Vor-
hersage felsenfest überzeugt. So wie Mi-
chael Hofmann, Torwarttrainer von Türk-
gücü München, als sich Kasim Rabihic am
Samstag kurz vor der Pause den Ball zum
Freistoß zurechtlegte. „Über die Mauer
und rein“, sagte Hofmann also, er wirkte da-
bei ernsthaft überzeugt.
Wenige Augenblicke später drehte Rabi-
hic zum ersten Mal jubelnd ab. Im Laufe
des Spiels legte der 26-jährige Flügelstür-
mer noch zwei Treffer nach und sorgte na-
hezu im Alleingang für den 3:1-Sieg über
den Tabellenletzten VfR Garching. „Wir
üben nach dem Training oft Freistöße“, ver-
riet der Matchwinner im Anschluss, Hof-
manns Prognose kam also nicht unbegrün-
det. Und selbst der Dreierpack konnte Rabi-
hic nicht so ganz überraschen. Ein einziges
Mal schon waren dem Bosnier drei Treffer
in einer Partie geglückt, eineinhalb Jahre
ist das her, Rabihic trug damals noch das
Trikot des FC Pipinsried. Der Gegner sei-
nerzeit: Garching. „Gegen die könnten wir
jede Woche spielen“, sagte er lachend.
Mit seinen drei Treffern gewährleistete
Rabihic, dass sein Team auch im zehnten
Regionalligaspiel in Serie ohne Niederlage
blieb. Ein Spaziergang war dieser Erfolg
aber keineswegs. „Garching hat es uns
sehr schwer gemacht“, gab Rabihic zu.
Auch Trainer Reiner Maurer sprach von ei-
nem „harten Spiel“. Vor allem die Erwar-
tungshaltung, die an die Mannschaft her-
angetragen werde, verkompliziere einige
Situationen. „Jeder erwartet mittlerweile,
dass wir immer gewinnen“, sagte Maurer,
vor allem natürlich, wenn Schlusslicht Gar-
ching zum Derby kommt.
Doch eben dieses vermeintlich unterle-
gene Garching knüpfte gegen den Tabel-
lenführer an die starke Leistung vom 1:1 ge-
gen Bayreuth an. Defensiv stand der Au-
ßenseiter kompakt, nach vorne probierte
es der VfR immer wieder mit Kontern. „Die
haben wir dann nicht sauber ausgespielt“,
klagte Interimstrainer Ludwig Trifellner.
Die Münchner waren das bessere Team,
konnten ihre Spielanteile aber nicht wie zu-
letzt in eine frühe Führung umwandeln.
Von einer Überheblichkeit, die sich einge-
schlichen haben könnte, wollte Maurer

zwar nichts wissen, er gab aber zu, dass ei-
nige seiner Spieler im ersten Durchgang
„ein wenig auf der falschen Schiene“ gewe-
sen seien. Die letzte Konsequenz fehlte, im
kalten Heimstetten kam der Türkgücü-Mo-
tor nicht auf Temperatur.
Da ist es von Vorteil, einen Könner wie
Kasim Rabihic in den eigenen Reihen zu ha-
ben. Vor allem die ersten beiden Tore dürf-
ten ihren Platz im vereinseigenen Jahres-
rückblick sicher haben, sowohl besagter
Freistoß kurz vor der Pause als auch der
Volleyschuss nach Vorarbeit von Benedikt
Kirsch (73.) waren äußerst sehenswert.
Beim dritten Treffer musste Rabihic dage-
gen nicht mehr viel machen, nach gelunge-
ner Kombination drückte er den Ball über
die Linie (82.).
Das schönste Tor des Tages aber war
Garchings Philipp Walter vorbehalten.
Beim Stand von 1:0 schlug Valentin Micheli
einen Freistoß hoch, aber nicht sonderlich
scharf, von außen an die Strafraumkante.
Dort lauerte der aufgerückte Innenvertei-
diger Walter, nahm Maß und versenkte
den Ball volley rechts oben – auch einige
der Türkgücü-Anhänger unter den 505 Zu-
schauern klatschten anerkennend. Der
Treffer in Minute 68 war nicht nur spekta-
kulär, er brachte auch Spannung. Gar-
ching nutzte die Schwächen der Münchner
in dieser Phase geschickt aus, der Aus-
gleich fiel überraschend, aber nicht gänz-
lich unverdient. „Ich bin heute stolz auf die
Leistung meiner Mannschaft“, sagte Gar-
chings Trainer Trifellner nach dem Spiel.
Mit der Qualität des Spitzenreiters aber
konnten die Gäste letztlich nicht mithal-
ten, nach dem Ausgleich schaltete Türkgü-
cü zwei Gänge nach oben, die 0:2-Pleite
vom Hinspiel sollte sich auf keinen Fall wie-
derholen. Bevor Rabihic das Spiel ent-
schied, traf Kirsch noch die Latte, die
Münchner drängten mit aller Macht auf
den Sieg. „Wir konnten heute zulegen“, sag-
te Trainer Maurer, auch das mache eine
Spitzenmannschaft aus.
Diese Leistungssteigerung, gepaart mit
der Abgezocktheit von Rabihic, sorgten für
den letztlich verdienten Erfolg. Der Dreier-
packer muss sich nun wohl aber einen neu-
en Lieblingsgegner suchen, dass er in der
kommenden Saison erneut auf den VfR
trifft, erscheint unwahrscheinlich. Wäh-
rend Türkgücü München entschlossen in
Richtung dritte Liga marschiert, kämpft
der Lokalrivale gegen den Sturz in die Bay-
ernliga. Einmal aber darf Rabihic mindes-
tens noch gegen Garching ran, in der Win-
tervorbereitung treffen die beiden Teams
erneut aufeinander. Eine Prognose, ob ihm
dann erneut drei Tore gelingen werden,
wollte er aber nicht abgeben.

Pipinsried– AlsSpielertrainer des FC Pi-
pinsried hat man es wahrlich nicht leicht:
Muriz Salemovic spielte die Gedankengän-
ge nach, die er vor dem Spiel hatte: „Wir
wollten diesmal unbedingt auf Viererkette
umstellen. Deshalb musste vorne einer
Platz machen. Cipolla hat zuletzt überra-
gend gespielt. Und Krautschneider, Cekic,
Pigl – ja, wen willst raustun?“, sagte er, im
Glauben daran, dass die Nachnamen die-
ser Spieler ja schon für sich sprechen. Das
taten sie wohl. Selbst Gästetrainer Frank
Schmöller schüttelte ungläubig lachend
den Kopf. „Da war es dann am leichtesten,
mich selbst rauszutun“, so Salemovic.
Das Gute daran ist, dass man es als Trai-
ner beim FC Pipinsried wiederum sehr
leicht hat zurzeit. Von der Seitenlinie konn-
te der nicht spielende Trainer Salemovic
(Kollege Fabian Hürzeler war als Co-Trai-
ner des U20-Nationalteams diesmal unter-
wegs) entspannt zusehen, wie die Genann-
ten ihre Lösungen selbst fanden, um vors
gegnerische Tor zu kommen: mal mit Kurz-
passspiel, mal mit einem Solo, mal mit ei-
nem Diagonalball, je nachdem, was die Si-
tuation gerade erforderte. Selbstredend,
dass der Spitzenreiter auch gegen den TSV
1860 München II gewann. 3:1 (2:0) hieß es
am Schluss. 17 Siege, drei Unentschieden,
69 erzielte Tore nach 20 Spielen, 13 Punkte
Vorsprung – jeder weiß, wohin diese Super-
lative führen werden.
Es war ein Sieg mit mehr Zuschauern als
sonst, gut 800 waren gekommen. Das liegt
daran, dass die Sechzig-Fans überaus gute
Erinnerungen an das kleine Dorf haben:


Als die Löwen in der Saison 17/18 in der Re-
gionalliga ähnlich dominant waren wie die
Pipinsrieder aktuell in der Bayernliga, fei-
erten hier mehr als 5000 Anhänger auf ei-
ner Naturtribüne den Aufstieg in die dritte
Liga. Die Gastgeber hatten diesmal einen
Bus-Shuttleservice eingerichtet, so san-
gen die Fans im Stadion: „In der Bayernli-
ga, da ist es bekannt, fahr’n die Giesinger
Bauern mit der S-Bahn aufs Land.“ Gerade-
zu heimelig ging es zu. Anhänger, die im
Mai 2018 freudetrunken im Gebüsch la-

gen, trugen neben einem Sechzig- auch ei-
nen Pipinsried-Schal, angesichts der Tem-
peraturen keine schlechte Idee. Und aus ir-
gendeinem Grund gab es neben dem Brat-
wurstkiosk auch einen Stand, an dem man
Honig im Glas kaufen konnte.
Die ersten Chancen vergab Pipinsried
noch recht fahrlässig, teilweise schlampig.
Wenig später aber fiel eine Pipinsrieder
Stärke besonders auf: die K.o.-Mentalität.
Kaum hatte Kapitän Stephan Thee nach ei-
ner Hereingabe des überragenden Cipolla

die Führung erzielt (24.), da legte die Mann-
schaft mithilfe ihres aggressiven Pressings
auch gleich nach: Cipolla selbst traf auf Zu-
spiel von Krautschneider (25.). Komplett
sorgenfrei sind die Pipinsrieder auch des-
halb, weil der Ex-Sechziger Johann Hipper
nach einem Monat Verletzungspause wie-
der im Kasten steht. Unmittelbar vor der
Pause entzückte er den Anhang nach ei-
nem per Kopf verlängerten Freistoß gleich
mit einer Glanzparade (45.). Später machte
Pigl mit dem 3:0 alles klar (52.), die Junglö-
wen kamen durch Timo Spennesbergers
Elfmetertor nur noch auf 1:3 heran (71.).
Immerhin spielte die U21 der Löwen gut
mit. „Wenn du gegen Pipinsried was holen
willst, musst du einen Sahnetag erwi-
schen“, sagte Schmöller später im FC-Stü-
berl, während am Nebentisch gerade eine
Torte serviert wurde. „Wir hatten einen
sehr guten Tag, haben immer versucht,
uns nicht hinten reinzustellen, sondern
nach vorne verteidigt“. Man habe das sehr
gut gemacht nach einer „sehr komplizier-
ten Woche“. Schmöller meinte damit den
Trainerwechsel bei den Profis. Weil sich
der neue Chefcoach Michael Köllner auch
ein Bild von den Talenten im Verein ma-
chen wolle, und weil es einige Verletzte ge-
be, habe man die Woche nur mit elf oder
zwölf Spielern trainiert. Am spielfreien Wo-
chenende der Profis tobten sich zumindest
die Fans aus, die dann noch im Pipinsrie-
der Vereinsheim lauthals ihren Anti-Inves-
toren-Gesang „Scheiß auf den Scheich“ an-
stimmten. Der eine oder andere Pipinsrie-
der sang mit. christoph leischwitz

Kirchheim– Natürlich habe er vollstes Ver-
ständnis für die Schiedsrichter, zumal we-
gen der „schlimmen Zwischenfälle, die
manche von ihnen erleben mussten“, sagt
Christoph Schmitt. Und doch muss der
Trainer des SV Heimstetten seinem Ärger
Luft machen: „Sie fordern mehr Respekt,
aber führen sich selbst arrogant auf und
schmeißen mit gelben Karten nur so durch
die Gegend.“ Denn auch wenn seine Mann-
schaft bei der 0:2 (0:1)-Auswärtsniederlage
bei der SpVgg Greuther Fürth II keines-
wegs gut gespielt habe und das Ergebnis
aufgrund der zweiten Halbzeit verdient ge-
wesen sei, so müsse man doch bilanzieren,
„klar benachteiligt“ worden zu sein.
Der Ärger rührte vor allem aus der ers-
ten Halbzeit her, als Schiedsrichter Simon
Marx zunächst einen Elfmeter für das Klee-
blatt geben wollte, ehe ihm eine unmittel-
bar zuvor vom Assistenten beobachtete Ab-
seitsposition angezeigt wurde und er seine
Entscheidung revidierte. „Zum Glück, das
war nämlich überhaupt kein Elfer“, sagte
Schmitt. Es folgte die vielleicht spielent-
scheidende Szene fünf Minuten vor der
Pause: Ein Pass des Fürthers und früheren
Sechzigers Daniel Adlung traf versehent-
lich den Referee, der daraufhin das Spiel ei-
ner neuen Regel entsprechend eigentlich
sofort hätte unterbrechen und mit Schieds-
richterball fortsetzen müssen. Doch Marx
ließ trotz aller Heimstettener Einwände
weiterlaufen, es gab einen Eckball, den Ro-
bin Kehr per Kopf zum 1:0 für die Gastge-
ber verwertete. „Wir haben natürlich hef-
tig protestiert“, sagte Schmitt später. Da-
für gab’s Verwarnungen für ihn und seinen
Assistenten Roman Langer. „Der Schiri hat
gesagt, er hätte den Ball nicht berührt, da-
bei kann man auf Video genau sehen, dass
es anders ist. Fehler sind völlig okay, aber
die Schiedsrichter sollten keinen Blödsinn
erzählen“, schimpfte der SVH-Trainer, der
gleich danach abermals Grund hatte, sich
aufzuregen: Einem Fürther unterlief ein
Handspiel im Strafraum. „Einen klareren
Elfmeter gibt es gar nicht“, so Schmitt. Die
Pfeife des Unparteiischen blieb stumm
und auch auf ein Aufbäumen der Heimstet-
tener wartete man vergeblich.
Im Gegenteil: Eine starke Kombination
der Franken schloss Dominik Sollfrank
zum 2:0 ab (51.). Danach bewahrte zu-
nächst Torwart Maximilian Riedmüller
(75.) und danach der Innenpfosten (79.)
den SVH vor dem 0:3 – jeweils hatte Kehr
geschossen. Beste Chance der „Hoaschden-
ger“ war ein Freistoß von Lukas Riglewski,
den Fürths Torwart Leon Schaffran ab-
wehrte (84.). Am Freitag geht der Abstiegs-
kampf für Heimstetten daheim gegen
Burghausen weiter. stefan galler


Nicht zu stoppen: Pablo Pigl nimmt Maß, der Pipinsrieder Angreifer steuerte einen
Treffer zum 3:1-Erfolg seiner Elf gegen 1860 München II bei. FOTO: JÖRGENSEN

Doppeltorschütze: Michael Hamberger
hatte maßgeblichen Anteil am Pullacher
Sieg in Ismaning. FOTO: CLAUS SCHUNK

Fataler Fehlpass


Die Talfahrt des TSV 1865 Dachau geht auch gegen Schwaben Augsburg weiter


Steigerung zu zehnt
Deisenhofen gewinnt auch in Landsberg

Späte Pointe


Pullach schlägt Ismaning und schließt in der Tabelle fast auf


Keine Prognose vom Dreierpacker


TabellenführerTürkgücü München gewinnt dank einer Leistungssteigerung und drei Toren von Kasim Rabihic
das Derby gegen Schlusslicht VfR Garching mit 3:1. Während Türkgücü Richtung dritte Liga marschiert, wird es für den VfR immer enger

Erstklassige Haltungsnoten bekam Kasim Rabihic (li.) von Türkgücü nicht nur wegen seiner drei Tore. Hier lässt er Gar-
chings Leopold Krueger akrobatisch ins Leere laufen. FOTO: CLAUS SCHUNK

Honig, Schals und Shuttleservice


Pipinsried bezwingt1860 II hochverdient 3:1, die Löwen-Fans haben im Dachauer Hinterland trotzdem eine gute Zeit


Streit mit


dem Regelhüter


Heimstetten fühlt sich beim 0:2
in Fürth klar benachteiligt


R12 (^) SPORT LOKAL Montag, 18. November 2019, Nr. 266 DEFGH

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