Neue Zürcher Zeitung - 01.11.2019

(Brent) #1

2INTERNATIONAL Freitag, 1. November 2019


Die neuenRegeln fürTwitter gelten ab dem 22. November. JEFF CHIU / AP

Twitter stoppt politische Werbung


jkr./(dpa)·Twitter wird weltweitkeine
politischen Inhalte mehr alsWerbung
verbreiten – und stellt sich damit klar
gegen den grossen RivalenFacebook.
«Wir glauben,dassReichweite für politi-
sche Botschaften verdient werden muss,
statt erkauft zu werden», schriebTwitter-
ChefJack Dorsey am Mittwoch.
Durch bezahlteWerbung können
Nutzer nicht nur eine grössereReich-
weite erlangen,sie können damit auch
gezielt ein bestimmtes Publikum errei-
chen. Die Debatte darüber, wie Social-
Media-Unternehmen mit politischer
WerbungaufihrenPlattformenumgehen
sollen, kommt in den USA einJahr vor
der Präsidentenwahl 2020 immer mehr
in Gang.Vor allemFacebook stehtseit

Wochen in der Kritik, weil derKonzern
politische Anzeigen grundsätzlich nicht
von Faktencheck-Partnern prüfen lässt.
Zudem greiftFacebook nicht ein, wenn
PolitikerfalscheoderirreführendeInfor-
mationen verbreiten.
Twitter-Chef Dorsey kritisierte in-
direktFacebooksPosition. Er schrieb,
Twitter mache sich unglaubwürdig,
wenn dieFirmaeinerseits sagte, man
unternehme alles, um dieVerbreitung
irreführender Informationen einzudäm-
men, sie aber zugleich gegen Bezahlung
verbreiten lasse. Der Kurznachrichten-
dienst will den Stopp für politischeWer-
bung ab dem 22. November umsetzen,
die ausführlichenRegeln dazu sollen
eine Woche davor vorgestellt werden.

Peking will
Hongkong stärker führen
(dpa)·Nach monatelangen Demonstra-
tionen in Hongkong will Chinaskom-
munistischeFührung den Griff verstär-
ken. Das Zentralkomitee derKommu-
nistischenPartei beschloss zum Ab-
schluss seiner viertägigen Plenarsitzung
am Donnerstag inPeking, in Hong-
kong «dasRechtssystem und dieVoll-
streckungsmechanismen zum Schutz der
nationalen Sicherheit» auszubauen. Die
autonome chinesische Sonderverwal-
tungsregion müsse «streng» nach dem
Gesetzregiert,Wohlstand und Stabi-
lität müssten langfristig gesichert wer-
den.Was konkret getan werden soll,ging
aus demvagen Communiqué nicht her-
vor. In Hongkong kam es am Donners-

IN KÜRZE


Delhi vollzieht
die Teilung von Kaschmir
(afp/dpa)·Die indischeRegionKasch-
mir ist am Donnerstag formell in zwei
Verwaltungsgebiete aufgeteilt wor-
den, die direkt der Zentralregierung
in Delhi unterstehen. IndiensRegie-
rung unter Premierminister Narendra
Modi setzte damit eine Ankündigung
von AnfangAugust um. Diese hatte zu
schweren Spannungen mitPakistan ge-
führt. Der bisherige GliedstaatJammu
und Kaschmir wurde unterteilt in den
östlichenTeil Ladakh an der Grenze zu
China und den westlichenTeil Jammu
und Kaschmir an der Grenze zuPaki-
stan. Mit dem Schritt will die hindu-
nationalistische Regierung in Delhi

Bericht über Greueltaten
in Afghanistan
(dpa)·Vom amerikanischen Geheim-
dienst CIA unterstützte afghani-
sche Sondereinheitenhätten schwere
Menschenrechtsverletzungen begangen,
schreibt die Organisation Human Rights
Watch (HRW) in einem am Donnerstag
veröff entlichtenBericht.DieseEinheiten
hätten unrechtmässig Zivilisten getötet,
Festgenommene verschwinden lassen
oder Gesundheitszentren angegriffen,
heisst esim Bericht.Manche der14 doku-
mentiertenÜbergriffezwischen 2017 und
2019 sind laut HRW als Kriegsverbre-
chen einzustufen. Die Einheiten gehör-
ten nominell dem afghanischen Geheim-
dienst NDS an, sie seien aber wederTeil
von dessen normaler Befehlskette noch
von amerikanischenBefehlsketten.Ihre
Mitglieder würden grösstenteils von der
CIA angeworben, geschult, ausgerüstet
und beaufsichtigt.

Guerilleros ermorden
Indigene in Kolumbien
(dpa)·Nach der Ermordung von fünf
Indigenen in Kolumbienhat Staats-
präsident IvánDuque angekündigt,er
werde 2500 Soldaten in das Gebiet sen-
den .Angehörige des Nasa-Volkes hat-
ten am Dienstag in einemReservat im
südwestlichen Department CaucaKon-
trollen durchgeführt, als Dissidenten
der Farc-Guerilla in einemAuto heran-
fuhren und dasFeuer eröffneten, wie
der Regionale Indigenenrat von Cauca
mitteilte. Unter denToten war demnach
eineAnführerin der Nasa.Es gab zudem
fünf Verletzte.Auch auf einen Kranken-
wagen, der die Opfer transportierte, sei
geschossen worden.Nach demFriedens-
abkommen derkolumbianischenRegie-
rung mit derFarc-Guerilla zur Beendi-
gung des jahrzehntelangen Bürgerkriegs
Ende 2016 sind noch Gruppen vonFarc-
Dissidenten aktiv, die das Abkommen

Zwei Tote bei Protesten


wegen der Wahl in Bolivien


(dpa)·Bei Zusammenstössen von
Gegnern und Anhängern des wieder-
gewählten bolivianischen Präsidenten
Evo Morales sind in der Stadt Mon-
tero zweiPersonen ums Leben gekom-
men.Das teilte dieRegierung des öst-
lichenTeilstaates Santa Cruz am Mitt-
wochabend aufTwitter mit.Wie die Zei-
tung «El Deber» berichtete, handelte es
sich bei den Opfern um zwei Männer.
Sie waren mit Schusswunden ins Spi-
tal gebracht worden und dort gestor-
ben. Mindestens sieben weitere Men-
schen seien bei den Unruhen in Mon-
tero schwer verletzt worden, heisst es
in dem Bericht weiter. Die Regierung
von Santa Cruz machte in ihrer Mittei-
lung dieRegierung von Evo Morales
für die gewaltsamen Zusammenstösse
verantwortlich. Die Opposition wirft
ihm Wahlbetrug vor. Die Organisation


AUFGEFALLEN


Ein Nac hrichtenkanal


ganz ohne Brexit


Beat Bumbacher·Wie sehr die Briten genug davon haben,
darüber geben die Meinungsforscher unmissverständlichAus-
kunft: Umfragen zeigen, dass nicht weniger als ein Drittel der
Befragten Nachrichtenprogramme imFernsehen meiden,weil
si e nichts mehr vom Brexit hören und sehen wollen.Das un-
aufhörliche Bombardement mit Beiträgen, Live-Schaltungen
und Talkshows mit den stets gleichenThemen undKöpfen
stösst einen beträchtlichenTeil des Publikums immer mehr
ab. Es nimmt dies alles nur noch alsrasenden Stillstand wahr


  • am Bildschirm ist ständig hektischeAktivität zu sehen, doch
    es geht nie vorwärts.
    Das muss natürlich den Medienmachern zu denken ge-
    ben. Vor allem denjenigen, welche dies als Geschäft betrei-
    ben. Beim privaten Nachrichtensender Sky News hat man
    deswegen nun einen Kanal geschaffen, der ganz ohne Nach-
    richten zum Brexit auskommt.Wer nun Sky News Brexi t Free
    einschaltet, hat die Sicherheit, nicht mit dem leidigenThema
    konfrontiert zu werden.Gesendet wird jedenWerktag von fünf
    Uhr Nachmittags bis zehn Uhr abends – also zur «prime time»
    und inKonkurrenz zu den grossen Nachrichtensendungen von
    BBC und ITV. Sky News beruft sich auch auf die psychiatri-
    schenFachleute der britischen Mental HealthFoundation.
    Diese glauben nämlicheinen Zusammenhang zwischen Bre-
    xit-Medienkonsum und der Zunahme vonSymptomen wie de-
    pressiven Stimmungen, Schlaflosigkeit und Stresssymptomen
    zu erkennen. Als Abhilferaten sie, den Konsum von Brexit-
    Nachrichten streng zurationieren. Die Empfehlung lautet, es
    bei der Lektüre einerTageszeitung und einer Nachrichten-
    sendung am Abend zu belassen.
    40 Prozent der Zuschauer beklagen sich laut Umfragen
    auch darüber, dass das Brexit-Spektakel ihnen ihre Macht-
    losigkeitgegenüberdenaktuellenEntwicklungenschmerzhaft
    vor Augen führe. Letzteres wäre immerhin eine Gemeinsam-
    keit der beidensonst so stark polarisierten Brexit-Lager: So-
    wohlGegnerwieBefürwortersindderAnsicht,ihrStandpunkt
    finde bei denPolitikern in Westminster nicht genügend Gehör.


IN EIGEN ER SACHE

Förderpreis


für Michael


Schilliger


Auszeichnung für Reportage
aus Süda frika

zz. · Michael Schilliger,
stellvertretender Leiter
des Ressorts Nachrichten
bei der NZZ, istam Mitt-
wochabend an der vier-
ten Verleihung desReal-
21-Medienpreises mit dem
Förderpreis ausgezeichnet worden.
Der Medienpreis vonReal 21 prämiert
jährlich herausragende journalistische
Arbeiten zuThemen der globalen Ent-
wicklung.
Michael Schilliger erhält den mit
5000 Franken dotierten Förderpreis
für seineReportage«Wem gehört Süd-
afrika?», die Anfang Mai diesesJah-
res in der NZZ veröffentlicht wurde.
Darin beschreibt er, wie Südafrika 25
Jahrenach der Apartheid immer noch
mit der Frage kämpft, wie die einst
Vertriebenen ihrLand zurückerhalten
sollen. «Die Stärke seinerReportage
liegt in seinem empathischen und vor-
urteilsfreien Blick auf die Menschen,
mit denen er diesem vielschichtigen und
geschichtsträchtigenThema nachgeht»,
so würdigtJury-Mitglied Christina Stu-
cky denText.
Der Verein Real 21 – dieWelt ver-
stehen wird von der SchweizerJour-
nalistenschule MAZ und Alliance Sud,
dem Think-and-Do-Tank der Schweizer
Entwicklungsorganisationen, getragen.
Er wurde im Mai2015 gegründet.

ablehnen. ImAugust kündigten zudem
mehrere frühereRebellenkommandan-
ten an, den Kampf gegen dieRegierung
wieder aufzunehmen. In von der Gue-
rilla aufgegebene Gebiete sind zudem
Verbrecherbanden vorgestossen.

tag aus Anlass von Halloween zu neuen
Protesten, die sich gegen dasVermum-
mungsverbot und gegenPolizeibrutali-
tät richteten. DiePolizei setzte wieder
Tränengas ein.
Meinung &Debatte, Seite 11
Wirtschaft, Seite 28

Amerikanischer Staaten will dasWahl-
ergebnis überprüfen lassen.

ihre Kontrolle über den indischenTeil
Kaschmirsstärken.

ZÜRICH –SIHLPORTE 3
AUCHINGENF –LAUSANNE
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