Süddeutsche Zeitung - 08.11.2019

(lily) #1
von sebastian fischer

E


s gibt Nachrichten, mit denen soll-
ten Sportveranstaltungen eher
nicht beginnen, wenn sie für mehr
stehen sollen als Wettkampf und Höchst-
leistungen. Die Weltmeisterschaften der
paralympischen Leichtathletik sind eine
solche Veranstaltung, der wichtigste Ter-
min des Jahres in der paralympischen
Königsdisziplin, im Jahr vor den Paralym-
pics in Tokio. Behindertensportler eig-
nen sich allein schon durch ihr Sportler-
sein als gesellschaftliche Vorbilder, ihre
Biografien können inspirieren. Die WM
am Donnerstag in Dubai hat allerdings
mit einer nicht gerade inspirierenden
Meldung aus Italien begonnnen: Martina
Caironi, Sprinterin, Weitspringerin, Gold-
medaillengewinnerin, Fahnenträgerin
2016 in Rio de Janeiro, wurde positiv auf
das verbotene Steroid Clostebol getestet.


„Der Para-Sport ist nicht frei von Do-
ping“, sagt Friedhelm Julius Beucher, der
Präsident des Deutschen Behinderten-
sportverbands (DBS). „Quantitativ aller-
dings deutlich weniger betroffen“ – im
Vergleich mit Olympia. Der Anti-Doping-
Kampf ist im paralympischen Kosmos
noch vergleichsweise jung, lange fehlten
die Mittel für eine ernstzunehmende An-
zahl an Tests, immer noch sind die Stan-
dards international kaum vergleichbar.
Und das Internationale Paralympische
Komitee (IPC) ist in der jüngeren Vergan-
genheit vom als konsequent gelobten
Kurs abgerückt, russische Athleten nach
der Staatsdopingaffäre nicht zuzulassen.
Es ist plausibel, dass mit der – fraglos
begrüßenswerten – steigenden Professio-
nalisierung im paralympischen Sport auch
die üblichen negativen Begleiterschei-
nungen wie der Hang zum Betrügen ein-
hergehen. Caironi, Vortragsrednerin und
Testimonial für einen großen Prothesen-
hersteller, ist der vorsätzliche Betrug
noch nicht nachgewiesen: Sie erklärt den
Positivtest mit der großzügigen Verwen-
dung einer Salbe, für die sie eine medizini-
sche Ausnahmegenehmigung beantragt
habe. Sie wurde vorläufig suspendiert.
Bei aller Plausibilität wäre es aller-
dings ein vorschneller Schluss, der Veran-
staltung nun ihren besonderen Wert ab-
zusprechen. Die Doping-Meldung zum
Start zeigt vielleicht einfach, dass man pa-
ralympische Sportler nicht als „Super-
menschen“ überhöhen muss, wie es in ei-
ner berühmten Werbekampagne vor den
Paralympics in London 2012 geschah.
Aber sie sollte auch nicht davon ablen-
ken, dass die Para-Athleten ein großes Pu-
blikum verdienen; ein Publikum, auf das
sie am Veranstaltungsort voraussichtlich
verzichten müssen, weil in den Vereinig-
ten Arabischen Emiraten ähnlich wie bei
der Leichtathletik-WM in Katar im Okto-
ber nicht mit großem Zuschauerandrang
zu rechnen ist, wie der Kugelstoßer Niko
Kappel befürchtet und deshalb die Wahl
des Ausrichters kritisiert. „Die Sportler
haben spannende Geschichten zu erzäh-
len“, sagt er. Um die sollte es nun eine
Woche lang gehen.


Wiesbaden– Boris Becker kommt auf Krü-
cken. Das Außenband ist kürzlich operiert
worden, eine Folge seiner intensiven Ten-
niskarriere. Die Fäden kommen an diesem
Freitag in München weg, bald soll die
Sache ausgestanden sein. Aber am Don-
nerstagmittag humpelt Becker noch durch
die Räumlichkeiten eines Wiesbadener
Oldtimer-Museums und setzt sich gut ge-
launt auf ein Podium.
Boris Becker, inzwischen 51, ist der
Mann, an den es gerade so viele Fragen
gibt – wegen seines Insolvenzfalles, der
aufgrund einer aktuellen Mitteilung der
britischen Behörde wohl viel länger ein
Thema bleibt als gedacht. Aber in Wiesba-
den möchte er über etwas anderes reden:
über eine nach ihm benannte Tennis-Aka-
demie im nahen hessischen Städtchen
Hochheim, die er gerade anschiebt.
Becker tut das mit dem Unternehmer
Khaled Ezzedine, dem nicht nur viele Im-
mobilien gehören, sondern auch so viele
Oldtimer, dass er dafür ein Museum errich-


tet hat. In dem sitzen die beiden jetzt und
preisen zwischen lauter Luxuskarossen
ihr Projekt mit den imponierenden Kernda-
ten an. 20 Millionen Euro sollen investiert
werden, fast fünf Hektar die Grundfläche
betragen, 18 Außen- und 21 Hallenplätze
entstehen, mit Platz für circa 270 Kinder
und Jugendliche. Einsteigen können Kin-
der ab der 6. Klasse, sie können das Abitur
an der Akademie machen. Die Kosten:
etwa 50 000 Euro im Jahr. Ezzedine ist der
Investor, Becker der Namensgeber und
Schirmherr, spätestens im Frühjahr 2021
soll es losgehen. Becker hat schon mal ei-
ner Tennis-Akademie seinen Namen über-
lassen, in Shenzhen in China war das, aber
diesmal will er sich wohl intensiver einbrin-
gen. „Wo Boris Becker draufsteht, muss
auch Boris Becker drin sein“, so sagt er das.
Es ist ohnehin ein ambitioniertes Pro-
jekt, weil es für Tennis-Akademien nicht
leicht ist, schwarze Zahlen zu schreiben –
und weil manch einer in der Branche einen
Interessenkonflikt heraufziehen sieht: Be-

cker hat ja auch noch einen ehrenamtli-
chen Führungsjob beim Deutschen Tennis-
Bund, als Head of Men’s Tennis. Sein neues
Engagement ist auch deswegen so beson-
ders, weil es in einem anderen Bereich sei-
nes Lebens weiter ziemlich knirscht. Wirt-
schaftliche Auskünfte gebe er heute nicht,
sagt Becker am Donnerstag. Und bei einer
konkreten Frage zum Insolvenzverfahren
teilt er mit, diese sei hier „fehl am Platz“.
„Fehl am Platz“? Das kann man aller-
dings auch anders sehen.
Beckers Image litt zuletzt mal wieder.
Sein Insolvenzfall, der im Sommer 2017 be-
gann, entwickelt sich mittlerweile zu einer
Geschichte ohne Ende. Vielmehr: Ein Ende
ist in Sicht, aber nicht so, wie es nach briti-
schem Recht in der Regel aussieht. Nach ei-
nem Jahr wird auf der Insel ein Schulden-
schnitt gemacht, der Schuldner ist die
Schulden los, die Akte geschlossen. In
Deutschland dauert das Verfahren sechs
Jahre. Da Becker in London lebte und lebt,
wurde dort das Verfahren eröffnet. Ausge-
löst durch eine Bank, die von Becker die
Rückzahlung eines Millionenkredits ver-
langte, samt horrenden Zinsen, wurde
mehr und mehr bekannt, wie viele noch
von dem früheren dreimaligen Wimble-
donsieger Geld wollten. Am Ende melde-
ten mehr als ein Dutzend Gläubiger Forde-
rungen in Höhe von rund 61 Millionen Eu-
ro an. Becker zweifelte die Rechtmäßigkeit
diverser Posten an und wehrte sich wäh-
rend des Insolvenzverfahrens, das am


  1. Juni 2017 eröffnet wurde. Am 21. Juni
    2018 hätte er theoretisch wieder unabhän-
    gig sein können. Aber die Behörde stieß im-
    mer wieder auf ungeklärte Fragen.
    Monatelang stritt sie mit Becker um des-
    sen Pokale (und andere persönliche Gegen-
    stände), die versteigert werden sollten, um
    den Gläubigern etwas zurückzuführen. Im
    Juni fand die Versteigerung doch statt.
    765000 Euro kamen dabei zusammen.
    Hinzu kam die Passaffäre. Von der Zen-
    tralafrikanischen Republik, einem der
    ärmsten Länder der Welt, sollte Becker
    einen Diplomatenpass erhalten. Zunächst
    musste er sich des Verdachts erwehren, er


erhoffe sich diplomatische Immunität, die
ihn vor einer Strafe schützen sollte. Letzt-
lich musste er hinnehmen, dass der Pass
gefälscht war. Der mutmaßliche Vermitt-
ler ist inzwischen gefasst. Becker nützte
das wenig, die Frist seines Verfahrens wur-
de zunächst über die zwölf Monate hinaus
verlängert. Am Dienstag teilte der Insolven-
cy Service, die Behörde in London, die den
Fall abzuwickeln versucht, überraschend
mit, dass Beckers Insolvenzauflagen um
zwölf Jahre verlängert werden und 2031 en-
den. Becker wird erst vor seinem 64.Ge-
burtstag das Kapitel begraben können.
Laut Behörde seien bei Becker „nicht of-
fengelegte Transaktionen vor und nach
dem Insolvenzverfahren“ in Höhe von min-
destens 4,5 Millionen Pfund (etwa 5,2 Mil-
lionen Euro) entdeckt worden. Daher wur-
de eine „Restriction Order“ erlassen. „Bis
auf Weiteres hat Boris Becker der Verlänge-
rung einzelner Insolvenzauflagen bis 2031
einvernehmlich zugestimmt“, sagte sein
Anwalt Christian-Oliver Moser der SZ. Er
betonte, Becker habe keine Vermögenswer-
te „unterschlagen oder verheimlicht“ – „al-
lerdings hat er Vermögenswerte, die ihm al-

lerdings nach seiner Auffassung gar nicht
zustehen, zu spät angegeben“.
Gleichwohl verdeutlicht die lange Lauf-
zeit der Auflagen, wie ungewöhnlich der
Fall selbst für die Insolvenzbehörde ist. In
der Regel laufen „Restriction Orders“ drei
bis fünf Jahre. Gewöhnlich wird auch über
Details wie konkrete Vermögenswerte ger-
ne geschwiegen. Inzwischen verweist die
Behörde gar auf einen „Media Manager“,

der Journalisten zu Becker Rede und Ant-
wort steht. Dieser erklärte der SZ auch,
dass „Herr Becker den Erlass der Restric-
tion Order akzeptiert hat“. Diese beinhaltet
verschiedene Einschränkungen, die sich al-
lerdings nur auf das Hoheitsgebiet Großbri-
tannien beziehen. So kann Becker sich dort
nicht zu einer Wahl stellen, kein öffent-
liches Amt bekleiden. Er darf eine Firma be-
sitzen, aber kein Geschäftsführer sein. Bei
Krediten ab einem Betrag von 500 Pfund

muss er den Insolvenzverwalter informie-
ren. Wie aus einem Schreiben der Behörde
deutlich wird, das der SZ vorliegt, erhalten
die Gläubiger wiederum pro geliehenem
Pfund 0,62 Penny zurück. Für 1000 Pfund
gibt es also nur 6,2 Pfund retour.
Kooperiert Becker vollumfänglich?
„Sein Verhalten kommentieren wir nicht“,
so der Sprecher. Auch ließ er offen, ob Ver-
mögenswerte verheimlicht wurden oder
nicht. Unabhängig von den Auflagen kann
Becker immerhin, wie er via Twitter mein-
te, auf eine Restschuldbefreiung hoffen.
Becker hält das am Donnerstag nicht da-
von ab, entspannt aufzutreten. Aber eine
direkte Verbindung zwischen dem Projekt
in Hochheim und seinem Insolvenzfall
scheint es doch zu geben. Als es im Som-
mer an die Versteigerung persönlicher Ge-
genstände ging, trat Gerüchten zufolge Be-
ckers neuer Geschäftspartner Ezzedine als
Käufer auf. Ob das stimmt? „Vielleicht“,
sagt Ezzedine nur und lächelt: „Wir bauen
ein Museum (zur Akademie soll ein Boris-
Becker-Museum gehören; d. Red.) – und
wenn ich das gemacht hätte, wäre es sehr
nützlich.“ j. aumüller, g. kleffmann

von johannes knuth

München–Als die Rede dann auf das The-
ma kam, gab Christian Taylor sich kämpfe-
risch. Aber das zartbittere Vibrato in seiner
Stimme legte schon nahe, dass er um die
Aussichtslosigkeit seines Kampfes wusste.
Der Amerikaner war in Doha gerade
Weltmeister im Dreisprung geworden, mit
17,92 Metern vor Landsmann Will Claye
(17,74) und Hugues Zango aus Burkina Faso
(17,66). Aber anstatt über den mal wieder
packenden Wettstreit zu referieren oder
seine bereits vierte WM-Goldmedaille,
sprach Taylor über seine Ängste. Schon da-
mals, Anfang Oktober, schwirrte das Ge-
rücht durch die Szene, dass der Dreisprung
bald aus der Diamond League fallen wür-
de, der höchsten Meeting-Serie der Leicht-
athletik, und so setzte Taylor jetzt noch ein-
mal zu einem Plädoyer für seinen Berufs-
stand an. Er führte das „unglaubliche Ni-
veau“ ins Feld, auf das er und seine Mitbe-
werber sich in den vergangenen Jahren ge-
hoben hatten, die 18,14 Meter von Claye im
vergangenen Sommer und seine 18,21 Me-
ter, mit denen Taylor Jonathan Edwards
Weltrekord atemberaubend nahegekom-
men war. „Wir gehören dorthin“, schloss
Taylor in seinem zartbitteren Ton, mit
Blick auf die Diamantenliga.
Am Mittwochabend erhielten die Be-
fürchtungen des 29-Jährigen dann Gewiss-
heit. Da gaben die Macher der Serie be-
kannt, welche Disziplinen es nicht in das
auf 24 Disziplinen gestraffte Programm
für das kommende Jahr geschafft haben:

3000 Meter Hindernis, Diskuswurf, 200
Meter und der Dreisprung. „Unser Ziel ist
es, eine schnellere und spannendere globa-
le Liga zu schaffen, die das Schaufenster
für unseren Sport sein wird“, ließ sich
Sebastian Coe, der Präsident des Leichtath-
letik-Weltverbands, in einer Mitteilung zi-
tieren. Den ersten Reaktionen aus der Sze-
ne nach drängte sich allerdings eher die
Frage auf, ob die Macher mit ihrem Verdikt
nicht das Gegenteil erreicht hatten.

Die Leichtathletik bastelt bereits seit
den Neunzigerjahren verzweifelt an einer
Serie für ihren Sport, der mit seinen 24
olympischen Disziplinen im Grunde aus
24 verschiedenen Sportarten besteht. Zu-
nächst gab es die „Golden Four“, bald die
Golden League, seit 2010 die Diamond
League. Mal teilten sich die Gesamtsieger
Goldbarren, mal wurden sie in einem fina-
len Meeting ermittelt. So richtig zündete
das Format jedenfalls nie – zum einen, weil
die Macher oft an den Regeln schraubten,
zum anderen, weil viele Meetings aus sich
selbst gewachsen waren, in diversen Bioto-
pen. Dass die Reputation des Sports nach
vielen Skandalen zuletzt schwer zerbeult
war, war auch nicht gerade zuträglich.
Als der Brite Coe vor vier Jahren den Ver-
band übernahm, um die Geister des Be-
trugs und der Verkrustung auszutreiben,

war die Diamond League eines seiner Kern-
anliegen. Vier Jahre später glauben Coe
und die 15 Chefs der beteiligten Meetings
ein Format gefunden zu haben, das „die TV-
Sender zeigen und die Fans sehen wollen“,
wie Coe sagt. Dazu habe man „repräsentati-
ve Online-Recherchen“ in China, Frank-
reich, Südafrika und in den USA betrieben;
man habe zudem Zuschauer befragt und
analysiert, wie oft auf welche Videoschnip-
sel in den sozialen Netzwerken geklickt
wurde. Die betroffenen Disziplinen ran-
gierten dabei „in Richtung des unteren En-
des“ der Rangliste, wobei das nicht mal im-
plizierte, dass sie auch die unbeliebtesten
waren. Man wolle die Verstoßenen jeden-
falls in der „Continental Tour unterbrin-
gen“, sagte Coe, einer Art zweiten Meeting-
Liga. Manche Diamantenmeetings wür-
den die Disziplinen sogar weiter integrie-
ren, im Vorprogramm, sagte Coe. Zu wel-
chen Konditionen, sagte er nicht.
Die Reaktionen der Verstoßenen
schwankten zwischen Entsetzen und kons-
truktiver Widerrede. Die Amerikanerin
Emma Coburn, in Doha zuletzt Hindernis-
Zweite vor der Deutschen Gesa Krause, sag-
te, das Problem sei nicht die Vielfalt des
Sports, sondern dessen Präsentation, mit
hastigen Zusammenschnitten während
der TV-Übertragungen etwa: „Unsere Ren-
nen sind aufregend. Es ist die Aufgabe der
Offiziellen, das zu zeigen.“ Taylor wies in
Doha darauf hin, dass das Niveau im Drei-
sprung auch deshalb so hoch sei, weil man
seit Jahren das vorlebe, was Coe jetzt for-
dert: „Du siehst oft, dass Athleten sich aus

dem Weg gehen, das gibt es bei uns nicht.
Wir verabreden uns für die Meetings, wir
trainieren uns im Wettkampf.“ Ohne die
Präsenz in der Oberklasse, fürchtete er,
werde diese Expansion in große Leistungs-
bereiche leiden. Beatrice Chepkoech, die
Hindernis-Weltmeisterin aus Kenia, fand
gar: Das vernichtet die Karrieren der Sport-
ler.“ Für einen Sieg in der Diamond League
gab es zuletzt 10000 Dollar, für den Ge-
samtsieg gar 50 000 – gerade US-Athleten,
die ohne das Netz einer Sportfördergruppe
wie in Deutschland auskommen müssen,
sind auf derartige Zuflüsse angewiesen.
Sie glaube jedenfalls nicht, sagte Emma Co-
burn, dass die neue Continental-Serie ihre
Ausfälle aufwiegen werde.
Und noch ein Urteil provozierte Fas-
sungslosigkeit: Die 200 Meter, eine der po-
pulärsten Disziplinen in den Umfragen, fie-
len durch, weil das Programm sonst „zu
verstopft“ sei. Der Amerikaner Noah Lyles,
einer der bekanntesten Gesichter der Post-
Usain-Bolt-Ära, der sich auf den 200 Me-
tern einen Namen gemacht hat, schrieb in
den sozialen Medien nur: „Wow.“
Das ist tatsächlich eine spannende Fra-
ge: Wie die neue Liga ein Schaufenster
schaffen will, indem sie einige der bekann-
testen Attraktionen aus dem Fenster
nimmt. Der neunmalige Olympiasieger
Carl Lewis empfahl den Athleten kurzer-
hand, eine eigene Liga zu gründen. „Es
wird schwer, aber ihr werdet sehen, ihr
habt keine andere Wahl“, sagte er. Die Ath-
leten selbst waren bei den jüngsten Umfra-
gen zumindest nicht konsultiert worden.

Inzell – Ihr Ziel bleibt die achte Olympia-
Teilnahme, doch das Zerwürfnis von Clau-
dia Pechstein, 47, mit Bundestrainer Erik
Bouwman überschattet den Einstieg in die
Eisschnelllauf-Saison. Einen Tag vor den
deutschen Meisterschaften in Inzell forder-
te Pechstein eine Entschuldigung des Nie-
derländers, nachdem ihr Bouwman mitge-
teilt hatte, dass er „keinen Bock“ auf ein
Training mit ihr habe. Daraufhin sah sich
die alte Berlinerin zu Alternativen gezwun-
gen, trainiert künftig mit der polnischen
Auswahl. Auslöser des Zwists war Pech-
steins Startverzicht bei der WM in der
Teamverfolgung im März. Ob sie künftig
wieder im deutschen Trio laufen werde,
scheint fraglich. „Bevor Bouwman fragt,
wäre erstmal eine fette Entschuldigung be-
züglich seiner Aussage in Inzell fällig. Aber
so wie er sich mir gegenüber verhalten hat,
kann ich mir nicht vorstellen, dass er gro-
ßen Bock haben wird, mich zu fragen“, sag-
te die fünfmalige Olympiasiegerin. Bouw-
man bestätigte seine Äußerungen, ohne
konkreter zu werden. Es gebe „mehrere
Gründe“, warum er Pechstein nicht trainie-
ren wolle. Deutschlands erfolgreichste
Winterolympionikin hatte in Erwägung ge-
zogen, für eine andere Nation zu starten:
„Es gibt keinen anderen Verband weltweit,
bei dem ich derzeit so wenig Wertschät-
zung genieße wie bei der DESG.“ dpa

Kattowitz– Der polnische Sportminister
Witold Banka ist am Donnerstag in Katto-
witz zum neuen Präsidenten der Welt-Anti-
Doping-Agentur gewählt worden. Der
35-Jährige tritt ab Januar 2020 die Nachfol-
ge des Schotten Craig Reedie an. Vizepräsi-
dentin wird die Shorttrack-Olympiasiege-
rin Yang Yang aus China. Banka ist nach Ri-
chard Pound (Kanada), John Fahey (Austra-
lien) und Reedie der vierte Präsident der
1999 gegründeten Organisation. „Ich wer-
de mein Bestes geben, um die sauberen
Athleten zu schützen und das Anti-Doping-
System zu verbessern“, sagte Banka, der
als einziger Kandidat nominiert worden
war. Die deutsche Nada-Vorsitzende An-
drea Gotzmann sagte: „Wir haben große Er-
wartungen an Herrn Banka, die Wada bes-
ser aufzustellen und insbesondere in Hin-
blick auf Unabhängigkeit und Transpa-
renz die nötigen Schritte umzusetzen.“
Mit einem Solidaritätsfonds will Banka
die Anti-Doping-Arbeit in ärmeren Län-
dern stärken. Finanziert werden soll dies
auch von Sponsoren. „Ich werde hart dafür
arbeiten, dass die Zahl der Länder oder
Sportarten, in denen es schwache oder gar
keine Anti-Doping-Programme gibt, so ge-
ring wie möglich ist“, sagte Banka. Zudem
will er die Zusammenarbeit mit staatli-
chen Ermittlern forcieren. Ein Ansatz, der
von vielen Experten geteilt wird.
Zunächst wird Banka aber in der nächs-
ten Weiterung des Russland-Skandals ge-
fordert sein. Noch steht die Entscheidung
über Sanktionen aus, diese könnten bis hin
zum Olympia-Ausschluss reichen. Russ-
land sieht sich Vorwürfen ausgesetzt, Da-
ten aus dem Moskauer Analyselabor mani-
puliert zu haben. Sportminister Pawel Ko-
lobkow hat dies am Donnerstag der Agen-
tur Interfax zufolge allerdings rundweg be-
stritten: „Es gab keine Manipulationen.“
Vielmehr habe es ein technisches Problem
mit dem System gegeben. sid

PARA-LEICHTATHLETIK

Lehren aus einem


Dopingfall


Gläubigererhalten
pro geliehenem Pfund
nur 0,62 Penny zurück

Gut gelaunt im Museum


Während Boris Becker in England weiterhin das Insolvenzgericht beschäftigt, stellt er in Deutschland sein neuestes Projekt vor: eine riesige Tennis-Akademie


Die verstoßenen Disziplinen
sollenin einer zweitklassigen
Meeting-Serie präsentiert werden

Raus aus dem Schaufenster


DieDiamond League legt ihr neues, mit Spannung erwartetes Wettkampfprogramm vor – ohne
Dreisprung, Diskuswurf, Hindernislauf und 200 Meter. Viele Leichtathleten reagieren fassungslos

Die Italienerin Martina Caironi


erklärt den Positivtest mit der


Verwendung einer Salbe


Kein Pardon
Pechstein erbost über Nationaltrainer

Banka führt Wada
Polnischer Minister neuer Agentur-Chef

Neues Duo in der Tenniswelt: Investor Khaled Ezzedine (links) und Boris Becker, die
ehemaligeNr. 1 der Weltrangliste, in Wiesbaden. FOTO: BORIS RÖSSLER / DPA


Ist die Zeit der großen Sprünge vorbei? Die 3000 Meter Hindernis (hier mit Gesa Krause) wurden aus dem Diamond-League-Programm gestrichen. FOTO: RAHN / IMAGO

DEFGH Nr. 258, Freitag, 8. November 2019 (^) SPORT HF2 33
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  1. – 10.11.2019


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