Frankfurter Allgemeine Zeitung - 08.11.2019

(vip2019) #1

SEITE 22·FREITAG,8.NOVEMBER 2019·NR.260 Unternehmen FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG


D

ie Pharmaforschung schnel-
ler,umfassenderundgünsti-
germachen –sokönnteman
wohl die Idee beschreiben,
die Gunjan Bhardwaj seinem Start-up
Innoplexusim Jahr 2011 zugrunde-
gelegthat .AufBasisdieserIdeeistseit
einpaarJahrenschoneineSuchmaschi-
nefür Forscherund Wissenschaftlerun-
terdem Namen „iPlexus“ auf dem
Markt .Umdaskünftig eWachstum des
Unternehmens dahinter zu finanzie-
ren, kann sic hBhardw aj aucheinen
Börsengang vorstellen. Dafür seien
„allemöglichen Plätze interessant“,
sagterimGesprächmitder F.A.Z.Man
werdedas entsprechendvorbereiten,
und innerhalbder nächstenzweiJahre
sei eine Börsennotierung „das Mittel
zum Zweck“. Zunächststeht allerdings
eine weitereFinanzierungsrunde an,
für die dergebürtig eInder mit deut-
scher Staatsbürgerschaftderzeit die
Werbetrommelrührt.
Zu denHauptfinanziersgehörenbis-
lang Finanzin vestorenwie Apeiron
oder die HCS Beteiligungsgesellschaft.
In den nächstenMonaten will Bhard-
wajmindestens 40 Millionen Euro ein-
sammeln.EineUmsatzzahlwill derIn-
noplexus-Chef derweil nicht nennen.
DieTatsache,dassdasUnternehmenin
denvergangenenJahreninsgesamterst
35MillionenEurovonIn vestorenerhal-
tenhat,verdeutlicht,wievielMittelder-
zeit in Weiterentwicklungen und das
Wachstum fließen, unter anderem in
dieApp„Curia“.SierichtetsichanPa-
tienten, die über sie die besten Ärzte
fürihr eKrankheitfindensollen.
Ausgangspunkt für den ehemaligen
UnternehmensberaterwardieKrebser-
krankung seines damaligen Chefs.
Bhardw aj rech erchierte zur Krankheit,
den Behandlungsmethoden, den bes-
tenÄrzten–aber ohnegroßen Erfolg.
Denn es gibt zwargrundsätzlichviel
Wissen über Krebs und andereKrank-
heiten, aber das ließ sichmit den be-
kannten Suchmechanismen nicht aus-
reichend steuern.MitiPlexusisterdie-
ses Problem angegangen:„Wir haben
damiteinePlattformkreiert,diedasge-
samteöffentlichverfügbareWissenaus
den Lebenswissenschaftenstrukturiert
undnachRelevanzsuchbarmacht.“
Mittlerweile arbeiten mehr als 350
BeschäftigtefürdasStart-up,amSitz
des Unternehmens in Eschbornnahe
Frankfurt, im indischen Pune und in

NewJerse y. Mit Hilf eselbstentwickel-
terKünstli cherIntelligenzwirdeinege-
waltigeMengeanöffentlichverfügba-
renDaten durchforstetund dan ninei-
nen relevanten Zusammenhang ge-
setzt .DieDatenstammendabeiausvie-
len Quellen:aus klinischen Patienten-
studien,wissenschaftlichenVeröffentli-
chungen oderPatentunterlagen. Auch
Doktorarbeiten, Online-Foren fürPa-
tienten oder medizinische Kongresse
werdenausg ewertet.
Ein Nutzer kann über iPlexus dann
per Knopfdruckdie für ihn relevanten
Sucher gebnisse zu einem bestimmten
Kontexterhalten.DiePlattformaktuali-
sier tsichständig. Das System scanne
fast 97 Prozent des Internets, nutze
dann die KI, um herauszufinden,wel-
cheInternetseitensichumLebenswis-
senschaftendrehten.„EtwazehnMilli-
arden Webseiten werden am Tag,ge-
crawlt‘“, alsogefunden undindexiert,
erklär tBhardw aj.Undtäglichkommen
mehrDatenhinzu,in73Tagenverdop-
pelesic hdieMenge.
IndemSystemkommtesdeshalbdar-
aufan,dieInformationenindenjeweili-
genKontextzusetzen,alsoinBegriffs-
weltenzustrukturieren.DasSystemer-
kenne schon jetzt mehr als 31 Millio-
nen Begriffe. Hinzugekommen istzu-
dem eine Blockchain-Technologie, um
auchDaten aus bisher unveröffentlich-
tenStudieneinzubringen.DerDatenin-
haberhatdievolleKontrolle,anonymi-
siert sind die Informationen allerdings

füranderenutzbar .„Wirbraucheneine
KI, die Menschen dient, aber auchfair
ist“,sagtBhardwaj.Jeder,derseine For-
schungsergebnisse zurVerfügung stel-
le,bekommedafüretwaszurück.
FürPharmakonzernesindsolcheAn-
wendungen,dieausAbermillionenvon
DateneinesinnvolleStrukturzurEnt-
scheidungsfindung erstellen, unglaub-
lichwertvoll .Schließlic hist die Er for-
schung neuer Medikamentehochris-
kant, dauertmindestens zehn Jahre
undverschlingtmeistensmehralseine
Milliarde Euro. Neben den großen
Tech-Konzernen gibt es deshalb viele
Unternehmen, darunterStart-ups wie
Innoplexus,dieansolchenPlattformen
tüfteln.DieSuchmaschinederEschbor-
nerjedenfallsnutzenschoneinigePhar-
makonzerne und Biotechgesellschaf-
ten. Dafür veranschlagt Innoplexus
eineNutzungsgebühr,undoftmalswer-
den bei Medikamentenentwicklungen
zusätzlichbei bestimmten Erfolgen
Meilensteinzahlungen an Innoplexus
fällig.
Im Übrigenist diese Artder Vorher-
sageundEinordnungderDatenmittler-
weileauc hfürander eBrancheninteres-
sant.Derzeit verhandelt Innoplexus
mit zwei Hedgefonds,die mit dem Sys-
temErfolgswahrscheinlichkeiten von
Arzneikandidaten der Pharmakonzer-
ne besser einschätzenwollen, um ent-
sprechend an der Börse zu handeln.
Mit einemgroßen europäischenFonds
istmansic hschonof fenbareinig.

hpe. MÜNCHEN.SchwacheUmsätze
imFernsehgeschäft,einwenigeuphori-
scher Ausblickauf die Werbeumsätze,
derGewinnnachneunMonatenmit12
Prozent im Minus: Die Quartalsbilanz
des Medienkonzerns ProSieben Sat 1
fiel dür ftiger aus, als die Börsianer er-
wartet hatten, und sorutschte der Ak-
tienkur samDonnerstagmorgennach
Bekanntgabegleichummehrals 8Pro-
zent ab. Zwar hieltVorstandschef Max
ConzetapferamGesamtjahreszielfest,
er schränkteaber gleichzeitig ein, dass
esaufdieEntwicklungderWerbeumsät-
zeankomme.
Der Vorstand geht also unverändert
voneinem Anstieg desKonzernumsat-
zesimmittlereneinstelligenProzentbe-
reich aus. Sollten jedochdie Werbeein-
künfteimtraditionellstärkstenQuartal
desJahresweiterdeutlichzurückgehen,
könnte da soperativ eErgebnis vorZin-
sen,SteuernundAbschreibungen(Ebit-
da) um bis zu 60 Millionen Eurounter
dem Plan liegen. Einer derwenigen
Lichtbli ckekommt ausgerechnetvon
denRedArrow Studios.Conzewillden

Produktionsarmdes Medienkonzerns
bekanntlichverkaufen –bis Weihnach-
tensoll dazu eine Entscheidungfallen.
Bei denRedArrow Studios legten die
Erlöse im dritten Quartaldank er folg-
reicherFormatewie„TheWeekly“oder
„A League of Their Own“ um 21 Pro-
zent zu. Auch in derTochter gesell-
schaf tNuComGroup,inderProSieben
Sat1seineInternetbeteiligun gengebün-
delthat,stiegendieUmsätzeum13Pro-
zent.ImklassischenKerngeschäft,dem
Fernsehen, sanken dieWerbeumsätze
hingegen um 6Prozent.Insgesamt
nahmderKonzernumsatzum4Prozent
auf 926 Millionen Eurozu, während
das Ebitdagleichzeitig um einViertel
auf131MillionenEuroschrumpfte.
Vorstandschef Conze sieht denKon-
zerndennoch aufKurs:„Wirmachen
weiter gut eFortschritte“, sagteerund
verwies auf einen anderen Erfolg: So
werdedieimJunigestarteteSt reaming-
Plattfor mJoyninzwischenvon5Millio-
nen Menschengenutzt, und nochvor
Weihnachten soll ein Bezahl-Abonne-
ment mit Originalproduktionen und
großerMediathekangebotenwerden.

ppl. LONDON. Für den britischen
Sportwagenhersteller AstonMartin
läuftesnicht gerade rund. Im dritten
Quartalhat er abermals einenVerlust
gemacht, diesmalvon13,5 Millionen
Pfund (15,5 Millionen Euro), wie das
Unternehmen am Donnerstag mitteil-
te.DerUmsatzsankum11Prozentauf
250 Millionen Pfund. DieZahl der an
den Großhandel ausgeliefertenAutos
fiel sogar um 16 Prozentauf knapp
1500,dieanEndkundenverkaufteZahl
stieg dagegen. Das Management mach-
teschwierigeBedingungenvorallemin
Großbritannien und Europa für den
Quartalsverlus tverantwortlich. Das
günstigsteAu tovonAston Martin–das
Zweisitzer-ModellVantage, das mit ei-
nem Preisvon120000 Pfund an (rund
140000 Euro) ein Konkur rent der
stärkstenPorsche-Modelleist–verkauf-
tesichglobalschlechteralszuvor.
DavieleAnalystenmitnoc hschlech-
terenZahlen gerechnet hatten, machte
derAktienkursderHoldingAstonMar-
tin Lagonda an der Börse zunächstei-
nen Sprung nachoben, drehtedann
aberinsMinusvon1,5Prozentundno-

tierte bei 4,12 Pfund. Seit dem Börsen-
gangvomOktober2018hatAstonMar-
tinein Horror-Jahr hinter sich. Damals
notier te das Papier bei 19 Pfund,was
den Hersteller der James-Bond-Sport-
wagenmit 4,3 Milliarden Pfundbewer-
tete .Seitdem istder Börsenwert um
mehr als 75 Prozent oder gut3Milliar-
denPfundgefallen.ImSommermusste
das Unternehmen eine Gewinnwar-
nung ausgeben und die Prognose der
Autoverkäufesenken. In Europa san-
kendieUmsätzeimdrittenQuartalum
mehrals20Prozent,inAsienetwa swe-
niger ,wogegen es in Amerikaein klei-
nes Plusgab. Im September holtesich
das106JahrealteUnternehmenmitei-
ner Anleihe 150 Millionen Pfund fri-
scheLiquidität,esmusstedafürdenAn-
leger naber einen hohen Zinsvon12
Prozent bieten, der dasgestiegene Risi-
ko widerspiegelt.Große Hoffnungen
setzt dasUnternehmen auf sein erstes
Sport-SUV,das Modell DBX, das im
nächs tenJahr auf den Marktkommen
soll.EswirdineinerneuenFabrikin St.
Athanin Walesproduziert.DerPreisin
Deutschland:von193000Euroan.

pwe. TOKIO.DerglobaleMarktfürAu-
tosentwickelt sic hzäh. Doc hder größte
japanischeAutobauerToyota spürtda-
vonnichts:Dank soliderVerkäufein
Amerik aund Chinasteiger te der japani-
sche Autohersteller imzweiten Quartal
UmsatzundGewinn.VonJulibisSeptem-
ber meldete Toyota am Donnerstag ei-
nen Überschus svon 592 Milliarden Yen
(4,9 Milliarden Euro) oder1,2 Prozent
mehr alsvoreinem Jahr.Der Umsatz
stieg um 4,5 Prozent auf 7,6 Billionen
Yen.ImQuartalsvergleichsteiger teToyo-
ta den operativen Gewinnum 14,4Pro-
zent auf 662,4 MilliardenYenzum Vor-
jahr.Der AktienkursstiegnachVorlage
desQuartalsergebnissesanderBörseTo-
kioum1,14Prozent.
Mit dem gutenResultat schließt Toyo-
ta an frühereRekorder gebnisse an. In
dener stensechsMonatendesGeschäfts-

jahres lag derÜberschus smit 1,275 Bil-
lionen Yenhöher als das bisherigeRe-
kordergebnis vorvier Jahren. Die gute
Entwicklunggründetunter anderem in
mehr Verkäufen im Heimatmarkt Japan.
In Nordamerikastieg di eoperativ eGe-
winnmargevon2,5auf 4Prozent.Dahin-
terstündenbessereVerkäufeundgeringe-
re finanzielleKaufanreize, hießes, weil
amerikanischeKäufer großes Interesse
anneuenModellenzeigten.
Auch in China legteToyota trotz der
wirtschaftlichenAbschwächung imVer-
kauf zu. Das Unternehmen sieht sich
dortnochineiner Aufholphase, nach-
dem andereausländische Autobauer
schneller den dortigen Markt bearbeitet
hatten. Toyota kündigte am Donnerstag
an, das sesmit dem chinesischenBatte-
rie- und Elektroautoher steller BYDein
Gemeinscha ftsunternehmengründen

werde,um kooperativElektroautosinklu-
siveder Autoplattformen zu entwickeln.
In den ersten sechs Monatenverkaufte
Toyota global 5,45 MillionenFahrzeuge,
161000 mehr als im Jahr zuvor.Für das
gesamte Geschäftsjahr setztedas Unte r-
nehmen die Verkaufsprognose um
30000 auf 10,7 Millionen Stückher-
unter .Zur Begründungverwies der Chef
des Rechnungswesens,KentaKon, unter
anderem auf schwächereMärkt einI n-
dien,IndonesienundThailand.
Die wirtschaftliche LageToyot as war
zuletzt unter anderem durch einen sich
aufwer tendenYenbestimmt.Wieimmer
hielt dasUnternehmen mitKostensen-
kungen dagegen. Diese Methode der Er-
gebnisverbesserungwerdeschwieriger,
erklär te Konund verwies auf höhere
Ausgaben für umweltfreundlichereoder
vernetzteAutos.ZugleichzeigtederMa-

nager sichvorJournalistenfasterschro-
ckendarüber,dassdas Unternehmendie
operativeGewinnmarge in den ersten
sechs Monaten des Geschäftsjahresvon
8,6auf9,2Prozentgesteigerthabe. Toyo-
ta ziehe esvor, wenn die Gewinnmarge
Schritt für Schritt gleichmäßigsteige.
Das gut eErgebnis gründetauch darin,
dass Toyota seine Abschreibungsmetho-
den geänderthat.Das hat das Ergebnis
indenerstensech sMonatenum54Milli-
arde nYen an gehoben. Toyota kündigte
zudeman,imWertvonbiszu200Milliar-
denYen(knapp1,7Millia rdenEuro)Ak-
tenzurückkaufen zuwollen. Das istet-
waswenigeralszuletzt,zeigtaberdasBe-
mühenumdasWohlwollenderAktionä-
re.Inden vergangenen beiden Jahren
hatteToyotaeinen Aktienrückkauf von
250 undvon300 MilliardenYenange-
kündigt.

Datensortierer:Gunjan Bhardwaj FotoHelmutFricke

sup. STUTTGART. Die An wendung von
KünstlicherIntelligenz(KI)sollnichtden
großen Konzernenvorbehalten bleiben;
auchmittels tändischeUnternehmen sol-
lendieChancenderSchlüsseltechnologie
nutzen. Das istder Leitgedankefür das
KI-Fortschrittszentrum „Lernende Syste-
me“, das in Baden-WürttembergimRah-
men desForschungsverbundsCyber Val-
leyentsteht.Das KI-Fortschrittszentrum
startetmit 20 Forschern, die als zentrale
Anlaufstelle für mittelständischeUnter-
nehmen fungieren und beispielsweise
„Quick Checks“ anbie ten,also dieUnter-
suchung, ob eine Idee imUnternehmen
grundsätzlichumsetzbar ist. Mit „Open
Lab Da ys“entsteht ein Angebot, sich
überAn wendungsmöglichkeitenzuinfor-
mierenundmitExpertenauszutauschen.
„Wir überbrückendie Eintrittsbarrie-
ren, die sichfür den Mittelstand of taus
Unkenntnis und Intransparenz ergeben“,
lautetdasVersprechenvonProfessorWil-
helm Bauer,Leiter desFraunhofer-Insti-
tutsfürArbeitswirtschaftundOr ganisati-
on (IAO). „KI musszunächs tverstanden
werdenundsichindieProze ssederUnter-
nehmen integrieren lassen“, sagteeran-
lässlic hdesStartsdesvonFraunhoferbe-
triebenenFortschrittszentrums. DerFo-
kusliegeauf „menschenzentrierterKI“,
der die Menschenvertrauten,weil nur
danndasPotentialderKünstlichenIntelli-
genz optimal ausgeschöpftwerden kön-
ne.Bauer,dergleichzeitigTechnologiebe-
auftragter derLandesregierungBaden-
Württembergist,schwebtvor:„Wirmöch-
teneine menschengerechteund ethische
GestaltungzueinemMarkenzeichendeut-
scherKI-Lösungenmachen.“
Das KI-Fortschrittszentrum wirdbis
zumJahr2022vomWirtscha ftsministeri-
umBaden-Württembergundder Fraunho-
fer-Gesellschaftmit zehn Millionen Euro
Anschubfinanzierung unterstützt.Um
strategische Partnerschaftenaufzubauen,
haben Unternehmen die Möglichkeit, so-
genannte„Enterprise Labs“ zufinanzie-
ren, in denen KI-Forscher aus demFort-
schrittszentrum ihreAufmerksamkeit
den spezifischenFrages tellungen des je-
weiligen Unternehmenswidmen.
Auchfü rStart-upssollenaufdieseWei-
se förderliche Bedingungen entstehen.
„Wir müssendieErgebnisse unsererSpit-
zenforschungnochschnellerindieprakti-
sche An wendung bringen“, sagteBaden-
WürttembergsWirtschaftsministerinNi-
coleHoffmeister-Kraut(CDU).„Mitunse-
reminnovativen Ansatz sind wir bundes-
weiter Vorreiter.“ Dervordrei Jah renge-
schaffene Forschungsverbund CyberVal-
leyinderRegionStuttgart- Tübingenwird
vomWissenschaftsministerium Baden-
Württembergmit 120 Millionen Euroge-
fördert. Industrielle Partner sind bisher
vorallemKonzerneausderAutobranche,
aberauchAmazon.

Schw ache sFernsehg eschäft


ProSiebenSat1legtdür ftigeQuartalsbilanzvor


EinGooglederPharmabranche


AstonMartin steckt fest


WeitererQuartalsverlust/HoffnungaufSport-SUV


Krise ?Toyotakonter tmitRekorden


DerjapanischeAutoherstelleris tfasterschro ckenüberseineguteMarge /Nächs terAktienrückkauffolgt


Künstliche


Intellige nzfür


denMittelstand


DashessischeStart-up


Innoplexus peilteinen


Börsenganganund


wendetsichweiteren


Branchen zu.


VonIlkaKopplin,


Frankfurt


BRIEFE AN DIE HERAUSGEBER


ZumBeitrag „SelbstzerstörungderWis-
senscha ft“(F.A.Z. vom4.November):
LautHeikeSchmollkommtdie„Bedro-
hungder Wiss enscha ftsfreiheit dieses
Malausgerechnetausder Wissenschaft
selbst“.Dasistnachdrü cklic hzubestrei-
ten.Die „Aktivisten“, welche die Argu-
menteAndersdenkenderunterdrücken,
mögen zwarformal „Mitglieder einer
Universität“ sein, zurWissenschaf tge-
hörensiedeshalbnochlangenicht .Das
„SpielderWissenschaft“setztnachPop-
per eine kritische Haltungvoraus, die


institutionell abzusichernist.Die eige-
ne (wissenschaftliche)Position muss
frei dar gelegt undverteidigt werden
können, darfaber nicht dogmatisiert
werden.KritikoffenmüssendieGegen-
argumenteangehör tund be wertet wer-
den. Werdieses „Spiel“vorsätzlichsa-
botier t(oder als institutionellVerant-
wortlicher bewusst nicht einschreiten
möchte),gehörtganz sicher nicht zur
Wissenschaf t.

DR.ANDREAS HAAKER,BERLIN

ZumLeitartikel „Balkan ade?“von Mi-
chael Martens (F.A.Z.vom23. Okto-
ber): IhrAutorschreibt, das sdie Regie-
rungen der beitrittswilligenStaaten nur
so tun, „als ob sie ihreLänderrefor-
mieren“. Dies istnicht korrekt.Nur ein
Beispiel:Albanien führtmit Unterstüt-
zung der EU seit zwei Jahren einebei-
spielloseJustizreformdurch,beiderun-
teranderemalle800RichterundStaats-
anwältedaraufhi ndurchleucht et wer-
den, ob sie sichungerechtfertigtberei-
cherthaben(korruptsind)oderKontak-
tezumor ganisiertenVerbrechenhaben.
Ergebnis: Vonden200 bislang Überprüf-
tenwurden bereits mehr als 50 Prozent
aus dem Dienstentfernt .Das sind Fak-
ten, die in den entsprechenden Berich-


tender EU-Kommission nachzulesen
sind.DieÜberprüfungenfindenunterdi-
rekter Aufsicht vonRichter nundStaats-
anwältenausEU-Ländernstatt,unddie
jeweiligenAnhörungensindöffentlich.
Esistdahernichtfair,Albanienzuun-
terstellen, Reformen nur vorzutäu-
schen. Die Glaubwürdigkeit der EU
wirdvielmehr erschüttertund der Re-
formeifer der Kandidatenländer ge-
bremst, wenndieEUtrotzderErfüllung
der Bedingungen die Beitrittsverhand-
lungen nicht eröffnet, die nichts ande-
resbedeutenalseineweitereIntensivie-
rung undVertiefung derReformen in
den nächsten Jahren,wasimInteresse
sowohlderLänderalsauchderEUist.
GEORGZIEGLER, TERVUREN,BELGIEN

Zu „Scholz plant erstegrüne Anleihe
2020“ (F.A.Z.vom1.November) :Die
Vorstellung ,mankönntedurchEmissio-
nen vonGreen Bondsoder Förderung
nachhaltigerKapitalanlagen Klimapro-
jekte anschieben–so wi edies die EU-
Kommission plant –, istschlichtweg
falsch. Eskommt alleinzur Umverpa-
ckung bestehender Finanzinstrumen-
tenin„grüne Wertpapiere“.Dadurch
wirdkeineinzigeszusätzlichesNachhal-
tigkeitsprojekt in derRealwirtschaftin
Angriffgenommen.Undnurau fdieso-
genannt e„Additionalität“ kommt es
an.Er stwenndie Politikdur chunbe lieb-
te „ordnungspolitische Maßnahmen“ –
vulgo Steuernund Verbote –Projekte
mitpositivemBeitragzumKlimaschutz
finanziell attraktivmacht, werden Un-
ternehmer dieserealisie ren. De rKapi-
talmarkt wird die Projekte dann in sei-
nerdienendenFunktion gernefinanzie-
ren. Ob auf derAnleihe „GreenBond“
oder„JamesBond“draufsteht,is tbeiri-
sikoadä quater Rendit eegal.
Den Finanzanleger und auchdie
EZB illusorischerweise „in die Pflicht
zu nehmen“, mit demKauf nachhalti-
gerKapitalanlagen einen Beitrag zum
Klimaschutzzuleisten,is tnichtnurpu-


rerAktionismus, sondernwirkt wahr-
scheinlichsogar kontraproduktiv.So
wirbt diegrößtedeutsche Fondsgesell-
schaf tbereits mit demCO 2 -Einspa-
rungspotential ihrer Anlagen. Es wird
nichtlangedauern,bisdieer stenAnle-
gerbehaupten,siehättendenCO 2 -Aus-
stoßihresFerienflugs dankihrernach-
haltigenKapitalanlagenkompensiert.
Es is tbedauerlich, dassdie EU- Kom-
mission und dasFinanzministerium –
offensichtlichwider besserenWissens
–viele Ressourcen verschwenden,um
den„Finanzmarktgrünzumachen“.Po-
litiker ,denen die nachhaltige Entwick-
lungwirklichamHerzenliegt,verzich-
tenaufpurenAktionismusundfordern
effektiveMaßnahmenein.

FRANK WETTLAUFFER,
MÜNCHENSTEIN BEIBASEL

Der Leitartikel „Selbstzerstörung der
Wiss enscha ft“von HeikeSchmoll in
der F.A.Z. vom4.November unter-
stellt,esseienWiss enschaftler,diedie
angeführtenBeispiele eindeutigerUn-
terbindung der Lehr-und Meinungs-
freiheit an denUniversitäten herbei-
führen.Das tutdenRandalierernaber
dochwohlzuvielderEhrean!
In Wahrheit sind es linksextreme
Ideologen–also nicht Erkenntnis Su-
chende,sondernsichschonimalleini-
genBesitz derWahrheit Wähnende –,
die mit bekannter Intoleranz und Ge-
waltbereitschaftdie Methoden erneut
praktizieren, die ihre(un)geistigen
Vorfahren schon zuZeiten derAcht-
undsechziger-Revoltemit Er folg prak-
tizierthaben. Warumerscheinen ih-
nen die damaligenVorlesungsverhin-
derungen heutenachahmenswert?
Dochoffenbar,weil es sichfür die da-
maligen Gewalttäter gelohnt hat, so
vorzugehen,wiesieestaten:Siemuss-
tennurden„Marsch durch die Institu-
tionen“ antreten, um in Ämternund
Würde nanzukommen und damit bis
heutedievorallemvondenöf fentlich-
rechtlichen Medienverbreit eteherr-
schende Meinung vorgeben zukön-


nen.Dabeiwarenbekanntlichauchkri-
minelleTaten wie Gewalt gegenPoli-
zistenoder Unterstützungder RAF
kein Hindernis,um alsAußenminister
Karrierezumachen oder trotzrechts-
kräftiger Verurteilung wegenUnter-
stützung einerterroristischenVereini-
gung jahrelang ungehindertein Bun-
destagsmandat ausüben zu können.
Oder hat seine damaligeRolle einem
Hans-Christian Ströbele geschadet?
Undwenn heutigeUniversitätsleitun-
gensichnur sehr halbherzig zu einer
Verurteilung derZerstörung der Frei-
heit derWiss enschaf tdurchringen –
wiein BerlinundHamburg–,dannist
das eben eher eine Ermutigung der
FeindederDemokratieundFreiheit.
Aufdie heutigen Hasspredigervon
rechts bezogen:Warumsollten rechts-
extreme Hetzer und Sympathisanten
vonheutenicht in denKarrieren der
linken Hetzer und Sympathisanten
vondamals wie heuteeine Ermuti-
gung–wennnichtgareinVorbild–se-
hen?Müssen sienichtzuderErkennt-
niskommen:Eskommtnurdaraufan,
werdas Meinungsmonopol, also den
Mainstream–und damit die Macht –,
erober tunddannausübt?

GERHARDGRASSL, PFORZHEIM

Spiel derWissensc haft


ZurLeitglosse „EineFrageder Ehre“
vonJasper vonAltenbo ckum (F.A.Z.
vom31. Oktober): Dawarensie wie-
der :die „sozialen Medien“, die ange-
sichts de salles andereals sozialen In-
haltsdieserPublikationskanälebei
deutschen JournalistenUnverständnis
undVerwirrungher vorrufen.Daseng-
lische „social“ istebennicht mit unse-
rem„sozial“ zu übersetzen. Jedes eng-
lisch-deutsche Wörterbuc hgibt da r-
über Auskunft. Die Hauptbedeutung
von„social“ ist„gesellschaftlich“.Erst
in zweiter Linie trägteseine Bedeu-
tung wie unser sozial.Und in der Be-
deu tung von„gesellschaftlich“ istder
Begriff unabhängigvomInhaltsinn-
voll. Warenbei den klassischen Me-
dien Presse,Rundfunk undFernsehen
nur relati vwenig eMenschen in der
Lage,ihreMeinungenzuverbreiten,ist
im Zeital terder sogenannten Neuen


Medienjeder dazuin derLage, der ei-
nenPCodereinSmartphonebedienen
kann,dieganzeGesells chaftalso.
Man wir dand en unseligen „Perso-
nalcomputer“ erinnert, dervon den
deutschen Journalisten la ngeunbefan-
genverwendet wurde .Aberman be-
kameinfach keinen Si nn in diesen Be-
griff. Erst wenn ma nsichklarmachte,
dassbeide rÜbersetzungau sdemEng-
lischen Adjektiv „personal“ das deut-
sche Substantiv „Personal“geworden
war, kamSinn in die Sache. Durch die
fortschreitende Miniaturisierung der
Rechnerte chnikwaresmöglichgewor-
den, jedemden Rechner in se in eige-
nes Gerät zugeben. Aus dem Gemein-
scha ftsrechner,deral sgroßesGerätim
Kellerstand,warfü rjedeneinpersönli-
cherRechnergeworden.

DR.KARL-OTTOKÖRBER, BADHONNEF

NurRandalierer


GlaubwürdigkeitderEUerschüttert


GesellschaftlicheMedien


Grüner Finanzmarkt?



VondenvielenZuschriften,dieuns täglicherreichen
unddie unswertvolleAnregungen für unsere Arbeit
geben,können wirnur einen kleinenTeilveröf fent-
lichen. Dabeikommt es nichtdarauf an, ob sieKritik
oder Zustimmung enthalten. Oftmüssenwir kürzen,
denn möglichstviele Leser sollen zuWort kommen.
Wirlesen alle Briefesorgfältigund beachten sie, auch
wenn wir sie nicht beantworten können.
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