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HafenHafenHafenHafen
Kloster Unser Kloster Unser Kloster Unser Kloster Unser Kloster Unser Kloster Unser Kloster Unser Kloster Unser Kloster Unser
Lieben FrauenLieben FrauenLieben FrauenLieben FrauenLieben FrauenLieben FrauenLieben FrauenLieben FrauenLieben FrauenLieben Frauen
Magde-Magde-Magde-Magde-Magde-
burger burger burger burger burger burger burger burger burger
ReiterReiter
SACHSEN�
A
m besten steigt man aufs
Fahrrad. Viele werden es
ohnehin dabeihaben, weil
Magdeburg am Elberadweg
liegt. Mit den Straßenbah-
nen lässt sich ebenfalls gut vorankom-
men. Zu Fuß jedoch werden Besucher
hier nicht so recht glücklich. Schon weil
die Distanzen zwischen den vielen Se-
henswürdigkeiten der langgestreckten
Stadt ziemlich groß sind. Aber auch des-
halb, weil die Hauptstadt von Sachsen-
Anhalt nicht gerade eine Flaniermetro-
pole ist. Die meisten Einwohner schei-
nen das zu wissen. Sie bleiben abends
lieber zu Hause.
VON MATTHIAS KAMANN
Das lässt sich verstehen: Im Zweiten
Weltkrieg wurde die Innenstadt so
gründlich zerstört, in DDR-Zeiten so
brachial bequadert und nach der Wende
so kastig renoviert, dass zwar Interes-
santes entstand – etwa sozialistische
Zuckerbäckerblöcke oder der Solitär
des Hundertwasserhauses –, aber kein
Paradies für Fußgänger. Gut so: Solche
Paradiese tragen in anderen Städten ja
längst Züge massentouristischer Höl-
len. Magdeburg hingegen, die sechst-
größte Stadt der ostdeutschen Bundes-
länder, bietet viel Platz für Leute, die
nicht der Illusion anhängen, urbaner
Reiz ließe sich auf nur zwei Quadratki-
lometern finden, sondern wissen, dass
man sich alles zusammensuchen muss.
Ein Puzzlespieler war schon Otto der
Große. Als der spätere Kaiser rund um
960 Magdeburg zur informellen Haupt-
stadt seines Reiches machte und gewal-
tige Kirchen errichtete, ließ er darin
Säulen verbauen, die aus Ruinen der rö-
mischen Antike herausgebrochen und
nach Norden transportiert worden wa-
ren. Das Patchwork hatte allerdings nur
rund 250 Jahre lang Bestand: 1207
brannte der alte Dom nieder. Die Säulen
wurden dem neuen Dom einverleibt,
der die Stadt bis heute dominiert. Doch
wie hoch und beeindruckend die Gotik
in dem Wahrzeichen auch in den Him-
mel steigt – das Schönste am Dom zu
Magdeburg ist ein feines Lächeln in Au-
genhöhe, das der Heiligen Katharina.
Deren Statue aus der Mitte des 13. Jahr-
hunderts wirkt, ja: erotisch.
Weitere Teile des Magdeburger
Puzzles gibt es im benachbarten Dom-
museum Ottonianum. Zum Beispiel Be-
haarte Erdbeersamenlaufkäfer. Deren
Überreste fanden sich nebst Textilien
im Sarkophag von Ottos Gattin Editha
und helfen heute dabei, sich damalige
Lebensformen vorzustellen. Soweit das
möglich ist, denn mehr als Einzelteile
gibt es nicht. Dafür sorgten unter ande-
rem die kaiserlichen Truppen, die 1631
im Dreißigjährigen Krieg die pracht-
volle Hansestadt brandschatzten. Bei
dem Massaker, einem der bis dahin
größten Kriegsverbrechen in der Ge-
schichte der europäischen Christenheit,
wurden rund 20.000 Menschen ermor-
det. Nach der Plünderung hatte die
Stadt nur noch wenige Hundert Ein-
wohner. Zerstört war auch deren Ge-
dächtnis: Von den Archiven der Stadt
war kaum etwas übrig.
Und so gibt es auch das Vergangene
in Magdeburg nicht ohne das Zutun der
Nachgeborenen. Nicht nur unterhalt-
sam, sondern auch passend ist es daher,
dass Besucher des Ottonianums Fotos
direkt vor Ort von sich machen und in
ein mittelalterliches Bild hineinkopie-
ren können. So schauen die gegenwärti-
gen Betrachter aus dem Betrachteten
heraus und merken, dass sie selbst in
den Rekonstruktionen des Gewesenen
präsent sind. Magdeburg ist eine Stadt
nicht für diejenigen, die Fertiges begaf-
fen wollen, sondern für intelligente
Besucher, die etwas mit Resten und Un-
fertigem anfangen können. „Machen“
lautet denn auch das Motto für die der-
zeit laufende Bewerbung der Stadt um
den Titel als europäische Kulturhaupt-
stadt im Jahr 2025.
In der Gegenwart des Jahres 2019
zeigt sich zum 100-jährigen Bauhaus-
Jubiläum vor allem, welch große Rolle
Magdeburg in der Kultur der Moderne
spielte. In kaum ei-
ner anderen Stadt
finden sich so viele
- und so große –
Beispiele des Neu-
en Bauens in den
20er-Jahren. Die
Palette reicht vom
Faberhaus in der
Innenstadt, einem
der ersten deutschen
Bürohochhäuser, bis zum architek-
tonischen Expressionismus rund um
die Stadthalle auf der Elbe-Insel, wo
1927 mit der Deutschen Theater-Aus-
stellung der ästhetische Aufbruch
zelebriert wurde. Ein Meisterstück der
technischen Moderne aus jener Zeit ist
das Schiffshebewerk Rothensee nörd-
lich von Magdeburg, wo ab 1938 an der
Kreuzung der Elbe und des Mittel-
landkanals 1000-Tonnen-Schiffe geho-
ben werden konnten und in der Gegen-
wart ein Wasserstraßenkreuz mit
gigantischen Schleusen hinzugebaut
worden ist.
Den wohl größten Schatz der Klassi-
schen Moderne bilden die riesigen Re-
formsiedlungen, die während jener Jah-
re zur Linderung der extremen Woh-
nungsnot in der damaligen Industrie-
stadt entstanden. Als „bunte Stadt“
wurde Magdeburg seinerzeit tituliert,
weil Bruno Taut, Stadtbaurat ab 1921,
seinem Hang zur farblichen Akzentuie-
rung der Neubauten hier freien Lauf
ließ. Am meisten in der Otto-Richter-
Straße, wo eine Fassade bunter als die
andere ist und ein Gebäude dank ge-
zackter Bemalung zum Namen „Blitz-
haus“ kam. Nach erheblicher Rampo-
nierung zu DDR-Zeiten sind diese Sied-
lungen mittlerweile weitgehend wieder-
hergestellt. Erfreulich ist auch, dass
sich die Gentrifizierung in Grenzen
hält, sodass hier nicht nur Bildungsbür-
ger wohnen, sondern auch viele von de-
nen, für die diese Siedlungen gebaut
wurden: einfache Leute.
Überhaupt ist Magdeburg nur selten
richtig schick. Zwar beginnt sich die
Stadt am lange vernachlässigten Elbe-
Ufer schön zu machen – zum Glück
nicht nur mit Edelblöcken voll von
Eigentumswohnungen, sondern auch
mit einer öffentlichen Promenade –,
und die Reste des Gründerzeitviertels
rund um Hasselbachplatz und Hegel-
straße strahlen in neubürgerlicher Ge-
diegenheit. Aber weite Teile der Stadt,
auch des Zentrums mit seinen vielen
Plattenbauten neben allzu gro-
ßen Plätzen, wirken rau
und spröde.
Mittendrin liegt je-
doch der stille
Kreuzgang des ro-
manischen Klos-
ters Unser Lieben
Frauen und ein
paar zugige Ecken
weiter der Magde-
burger Reiter, eine
der bedeutendsten
mittelalterlichen
Skulpturen Europas.
Nicht weit ist es zum Denk-
mal für den wohl berühmtesten
Sohn der Stadt, Otto von Guericke
(1602–1683), den Universalgelehrten mit
den Vakuum-Kugeln. Und weiter zur Jo-
hanniskirche, in der Martin Luther 1524
die Reformation in die Stadt brachte.
Lauter Perlen. Nur halt ohne Schnur.
Doch genau das ist eben der Reiz von
Magdeburg, dass dieser Stadt die Ele-
ganz der Perlenkette fehlt. Viele Be-
wohner mögen das bedauern. Besucher
hingegen finden in Magdeburg, was in
Berlin oder Leipzig längst wegsaniert
wurde – nicht herausgeputzte Hausfas-
saden, Brachflächen, Industrieruinen.
Etwa auf dem Gelände des ehemaligen
Hafens, der vor 100 Jahren einer der
größten Binnenhäfen Europas war und
nun zum Wissenschaftsstandort für
die Technische Universität umgebaut
werden soll. Wenn dies gelänge, wäre
es natürlich schön – aber bis es so weit
ist, möchte man ihn doch genießen,
den Charme der halb verfallenen
Grundstücke, auf denen zusammenge-
zimmerte Freiluftbars noch nicht von
der Kündigung des Pachtvertrags be-
troffen sind.
Den Charme improvisierender Krea-
tivität erlebt man auch im Museum des
Magdeburger Puppentheaters, das nicht
nur Eltern kleinerer Kinder besuchen
sollten. Natürlich kommen auch die auf
ihre Kosten. Magdeburg war schon im
- Jahrhundert eine Hochburg des Pup-
pentheaters, weshalb hier zauberhafte
Dekorationen und Figuren von alten
Märchenspielen gezeigt werden kön-
nen. Mindestens ebenso sehenswert
aber sind – für Ältere – die nicht selten
grotesken Figuren, mit denen das Mag-
deburger Puppentheater zu DDR-Zeiten
Maßstäbe in dieser Kunst setzte und in
den 60er- und 70er-Jahren ästhetische
Freiräume eröffnete, die es sonst im
Land auch auf den meisten anderen
Bühnen nicht gab. Heute ist das Theater
ein kleiner feiner Ort der experimentel-
len Theaterkunst.
Fährt man mit dem Fahrrad schließ-
lich wieder raus aus der Stadt, gelangt
man auf dem Elberadweg in die Nähe
von Pömmelte. Der Ort sieht so aus, wie
er heißt, aber: Hier gibt es, was manche
als „Deutsches Stonehenge“ bezeich-
nen. Nämlich ein steinzeitliches Ring-
heiligtum, das vor mehr als 4000 Jahren
angelegt wurde. Vermutlich für astro-
nomische Zwecke und Kulthandlungen,
zu denen auch Menschenopfer gehör-
ten. Rund drei Meter hohe Pfosten bil-
den konzentrische Kreise, deren größ-
ter einen Durchmesser von 115 Metern
hat. Sehr geheimnisvoll sieht das Ganze
aus. Natürlich ist es eine Rekonstrukti-
on. In dieser Gegend hat man eben ge-
lernt, dass Originale nicht alles sind.
TDie Teilnahme an der Reise wurde
unterstützt von der Magdeburg
Marketing Kongress und Tourismus
Gesellschaft. Unsere Standards der
Transparenz und journalistischen
Unabhängigkeit finden Sie unter
http://www.axelspringer.de/unabhaengigkeit
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02.11.19 Samstag, 2. November 2019DWBE-VP1
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46 REISEN DIE WELT SAMSTAG,2.NOVEMBER2019
Anreise Mit der Bahn erreicht man
Magdeburg über Berlin, Hannover
oder Leipzig. Mit dem Auto über die
A2 von Hannover oder Berlin sowie
über die A 14 von Leipzig aus.
UnterkunftWer es vor dem Schlafen-
gehen etwas melancholisch mag,
übernachte im soliden „IntercityHotel
Magdeburg“, aus dessen Zimmern
man den Zügen am Hauptbahnhof
nachschauen kann, Doppelzimmer ab
6 2 Euro (www.intercityhotel.com/
magdeburg). Mehr Komfort bietet
das große Hotel „Maritim“ in der
Innenstadt, in dem zu DDR-Zeiten
(vor der Renovierung) die Nomen-
klatura nächtigte, Doppelzimmer ab
7 2 Euro (www.maritim.de/Magde-
burg). Sehr fein ist das „Dorint Hotel
Herrenkrug“ in einem Jugendstil-
schlösschen im Park am Elbufer,
Doppelzimmer ab 90 Euro (https://
hotel-magdeburg.dorint.com/de).
AuskunftAngebote für Bustouren
oder Stadtspaziergänge zur Magde-
burger Moderne im Bauhaus-Jahr
sowie weitere Informationen
unter visitmagdeburg.de
Tipps und Informationen
Zusammengewürfelt: die Grüne Zitadelle mit dem Hundertwasserhaus vor dem Dom zu Magdeburg, geweiht 1363
ANDREAS LANDER
Lauter PERLEN,
aber ohne Schnur
Magdeburg ist kein malerisches Trendziel, das Touristenhorden anzieht.
Die „bunte Stadt“ lässt sich nicht bequem erobern. Genau das macht
ihren Reiz aus. Die ewig Unfertige fordert Besucher – und belohnt sie
EYEEM/GETTY IMAGES
KKKontrastreich: Der alte Handelshafen wird zum Wissenschaftshafen umgebaut, der Magdeburger Reiter ist eine der ontrastreich: Der alte Handelshafen wird zum Wissenschaftshafen umgebaut, der Magdeburger Reiter ist eine der
bedeutendsten mittelalterlichen Skulpturen Europas
MAGDEBURG MARKETING
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