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CONTENT WITH
A PURPOSE
DIGITALE
DIAGNOSTIK
Ulrich Schmid, Vorstandsvor-
sitzender des Verbandes der
Diagnostica-Industrie (VDGH),
im Gespräch über die neuen
Möglichkeiten der digitalen Dia-
gnostik.
Herr Schmid, welche digitalen
Trends beschäftigen die Diagnos-
tika-Hersteller aktuell?
Labortests produzieren In-
formationen, die für 70 Prozent
aller klinischen Diagnosen
relevant sind. Digitale Prozesse
erleichtern das Datenmanage-
ment, stellen Informationen
schnell und verlässlich zur
Verfügung und verbessern die
Patientenversorgung. Aus diesem
Grund engagiert sich die Diagnos--
tikbranche für die Digitalisierung
unserer Gesundheitsversorgung.
Wir entwickeln zum Beispiel
vernetzte Laborsysteme („Smart
Labs“) oder genetische Untersu-
chungen, bei denen die enormen
Datenmengen nicht mehr mit
herkömmlichen Methoden aus-
gewertet werden können („Big
Data“). Wichtig ist, dass digitale
Gesundheitsanwendungen dann
auch schnell beim Versicherten
ankommen.
Haben Sie Beispiele für digitale
Gesundheitsanwendungen in der
Diagnostik?
Gesundheits-Apps sind in aller
Munde, stellen aber nur den Start--
punkt dar. Die Diagnostikindustrie
entwickelt Multiallergen-Tests, bei
denen eine Software die vielen
ermittelten Werte abgleicht und
interpretiert und damit wertvolle
Unterstützung für den Arzt liefert.
Diagnostische Panels können
20 und mehr Infektionserreger
und deren mögliche Antibiotika-
resistenz innerhalb einer Stunde
bestimmen. Für Diabetiker sind
integrierte Behandlungskonzepte
mit digitalem Datenmanagement
(„Closed-loop“) in Sicht: Ein elekt--
ronisches Tagebuch speichert
Patientendaten, ein Insulinrech-
ner errechnet die zu spritzende
Insulinmenge oder steuert auto-
matisch die Insulin-
pumpe des Patienten.
Welche Möglichkeiten bietet die
Digitalisierung für die Einbindung
von Patienten?
Telemedizin kann den Alltag
des Patienten erheblich er-
leichtern und verbessert den
Austausch von Arzt und Patient.
Chronisch Kranke können ihre
Therapie mitgestalten. Digitale
Gesundheitsanwendungen unter-
stützen das Leitbild des informier-
ten, selbstbestimmten Patienten.
Text: Kirsten SchwiegerText: Kirsten SchwiegerText: Kirsten Schwieger
Foto: Henning Schacht
Ulrich Schmid, Vorstandsvorsitzender des
Verbandes der Diagnostica-Industrie (VDGH)
E-Health: Medizinroboter und KI
auf dem Vormarschauf dem Vormarsch
Auf den ersten Blick ist neben Auf den ersten Blick ist neben Auf den ersten Blick ist neben
dem Patienten im OP kein Arzt dem Patienten im OP kein Arzt dem Patienten im OP kein Arzt
zu erkennen, im Operationsraum zu erkennen, im Operationsraum zu erkennen, im Operationsraum
steht lediglich ein Roboter und steht lediglich ein Roboter und steht lediglich ein Roboter und
führt mit seinen zwei beweglichen führt mit seinen zwei beweglichen führt mit seinen zwei beweglichen
Armen die erforderliche Schnitte Armen die erforderliche Schnitte Armen die erforderliche Schnitte
aus, eine hochauflösende Kamera aus, eine hochauflösende Kamera aus, eine hochauflösende Kamera
überwacht alle diese Schritte. überwacht alle diese Schritte.
Das OP-Team sitzt Das OP-Team sitzt hinter einer
Scheibe ein paar Meter weiter und Scheibe ein paar Meter weiter und
steuert mit Hilfe einer Konsole steuert mit Hilfe einer Konsole
und Fußpedalen die freibewegund Fußpedalen die freibewegund Fußpedalen die freibeweg-
lichen Greifer der Maschine. Solichen Greifer der Maschine. Solichen Greifer der Maschine. So-
wohl für den Patienten, als auch wohl für den Patienten, als auch wohl für den Patienten, als auch
für die Operateure bringen diese für die Operateure bringen diese für die Operateure bringen diese
neuen Assistenzsysteme Vorteile. neuen Assistenzsysteme Vorteile. neuen Assistenzsysteme Vorteile.
Zum einen sind die Bilder, welche Zum einen sind die Bilder, welche Zum einen sind die Bilder, welche
die Kamera überträgt, hochauflödie Kamera überträgt, hochauflödie Kamera überträgt, hochauflö-
sender und deutlicher, als es das sender und deutlicher, als es das
menschliche Auge sehen würden, menschliche Auge sehen würden, menschliche Auge sehen würden,
zum anderen braucht der Opezum anderen braucht der Opezum anderen braucht der Ope-
rateur nicht mehr in gebückter rateur nicht mehr in gebückter rateur nicht mehr in gebückter
Haltung am Patienten zu stehen, Haltung am Patienten zu stehen, Haltung am Patienten zu stehen,
was den Rücken entlastet. was den Rücken entlastet. was den Rücken entlastet.
Diese Operationsassistenzsysteme Diese Operationsassistenzsysteme
sind sind inzwischen in viele deut-
sche Kliniken eingezogen, denn sche Kliniken eingezogen, denn
die Digitalisierung macht auch die Digitalisierung macht auch die Digitalisierung macht auch
vor deutschen Krankenhäusern vor deutschen Krankenhäusern vor deutschen Krankenhäusern
keinen Halt. keinen Halt. keinen Halt.
Am Ende ist Am Ende ist Am Ende ist es immer noch der
Mensch und das Fachwissen des Mensch und das Fachwissen des Mensch und das Fachwissen des
Arztes, der die Computer und Ro-
boter steuert und programmiert.
Für die Patienten ist dies wohl noch
eine Beruhigung, denn eine jüngst
veröffentliche Umfrage zum Ein-
satz von künstlicher Intelligenz
im Medizinbereich ergab, dass die
negativen Einschätzungen gegen-
über dem Einsatz dieser Techno-
logien nach wie vor überwiegen.
Allerdings gibt es einige Bereiche,
in denen Menschen dem Einsatz
von KI durchaus Positives
abgewinnen können. Rund jeder
zweite Befragte verbindet mit
künstlicher Intelligenz die Hoffkünstlicher Intelligenz die Hoffkünstlicher Intelligenz die Hoff--
nung auf schnellere Diagnosen. nung auf schnellere Diagnosen.
Fast ebenso viele meinen, dass
ihr Einsatz dort sinnvoll ist, wo
Fachkräfte fehlen – zum Beispiel
im ländlichen Raum. Vier von
zehn Interviewten begrüßen
künstliche Intelligenz, wenn es
um sensible Themen geht, die sie
nicht unbedingt mit einem Arzt
besprechen möchten.
Operationssysteme einerseits,
Patientenversorgung anderseits,
in der Brandbreite spielt sich
derzeit die Automatisierung und
Digitalisierung in Hospitälern ab.
Schon längst gibt es Roboter die
Patientenessen ausfahren.
Nicht zuletzt ist diese Entwick-
lung dem eklatanten Fachkräflung dem eklatanten Fachkräflung dem eklatanten Fachkräf--
temangel zuzuschreiben, den es
im medizinischen und Pflege-
bereich in Deutschland gibt.
Doch smarte Krankenhäuser
setzen inzwischen viel früher an.
Sie werden als digital unter-
stützte, intelligent arbeitende
Steuerungseinheiten angesehen,
die nicht nur die Perspektive
auf den zu operierenden oder
zu behandelnden Patienten in
einer Momentaufnahme haben,
sondern sich sektorübergeifend
an der Krankengeschichte des
Patienten orientieren, das setzt
allerdings eine digitale Vernet-
zung zum Beispiel mit nieder-
gelassenen Ärzten oder auch
nachgelagerten Einrichtungen
voraus. Zudem will das smarte
Krankenhaus Ärzte und medizi-
nischen Personal von dokumen-
tarischen Pflichten, welche die
Hälfte der sowieso schon von
Mehrarbeit geprägten Arbeits-
zeit ausmachen, entlasten.
In das gleiche Horn stößt ein
Referentenentwurf des Bundes-
gesundheitsministeriums aus
dem Mai. Mit dem Gesetz will
Gesundheitsminister Jens Spahn,
dass digitale Gesundheitsan-
wendungen möglichst schnell
in die Versorgung der Patienten
gebracht werden, angefangen
von Telematikstrukturen, indem
beispielsweise der Impfausweis in
die elektronische Patientenkarte
integriert wird, über die bis hin zu
einer tatsächlichen elektronischen
Patientenakte, die die Verwal-
tungsprozesse im Gesundheits-
wesen vereinfachen sollen. Dabei
schließt das geplante Gesetz
lediglich eine Lücke, die es in den
Anwendungen und der Realität
schon längst gibt.
Text: Frank Tetzel
Die Digitalisierung hält nicht bloß Einzug in das deutsche Gesundheitswesen, sondern trägt auch deutlich zur Verbesserung der Prozesse bei. Die Digitalisierung hält nicht bloß Einzug in das deutsche Gesundheitswesen, sondern trägt auch deutlich zur Verbesserung der Prozesse bei.
„Rund jeder „Rund jeder
zweite Befragte zweite Befragte
verbindet mit
künstlicher
Intelligenz die
Hoffnung auf
schnellere
Diagnosen.“
Foto: mostphotos
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