FUTURE LIFE SCIENCE
UriCell: Nierenzellen als dem Urin
UriCell will Forschern Nierenzellen bes-
ser anbieten als mit der üblichen Metho-
de, Zellen aus Biopsien erkrankter Orga-
ne zu nutzen. UriCell verwendet dafür
Urin als nicht invasives Biomaterial zur
Erzeugung von personalisierten huma-
nen Nierenzellprodukten. Die Nieren-
zellprodukte eignen sich für Medika-
mententests, Toxikologiestudien sowie
für diagnostische Zwecke. „Der universi-
täre Hintergrund des Gründungsteams
war für die Entwicklung von UriCell von
entscheidender Bedeutung“, meinen die
Gründer, die von der Universität Düssel-
dorf stammen und an der dortigen Uni-
klinik forschen.
FUTURE FINANCES & COMMERCE
Zazmo: Geteilte Rechnung
Zazmo ermöglicht es Gruppen von Leu-
ten, gemeinsam etwa in Online-Shops zu
zahlen, ohne dass einer in Vorkasse ge-
hen muss.
Gründer Dogan Ates begann bereits in
seinem Auslandssemester an der San
Diego State University, im Rahmen von
Kursen wie „Entrepreneurship“ und
„Product Innovation Management“ die
Idee unter dem Arbeitstitel „SplitPay“
auszuarbeiten, und befragte seine US-
Kommilitonen dazu. Die Universität Kas-
sel hat ihn später bei der Entwicklung ei-
nes Prototyps, beim Aufbau von Netz-
werken und bei der Bewerbung um
Stipendien unterstützt.
Deep C: Helfer beim Radiologen
Deep C hat eine klare Vision: Leben zu
retten, indem medizinischen Fehlern
durch den Einsatz von Deep-Learning-
Technologie vorgebeugt wird. Die gefun-
dene Lösung spiegelt die gemeinsame
Arbeit von Ärzten, Datenwissenschaft-
lern, Softwareentwicklern und Wirt-
schaftsexperten wider.
Häufig tritt nach Meinung der Gründer
ein medizinischer Fehler auf, weil ein
Befund übersehen wird, nicht weil er
vom Arzt falsch interpretiert wird. Die
Deep-C-Lösung ist einzigartig: Während
sich aktuelle medizinische KI-Lösungen
auf die Klassifizierung von Krankheiten
konzentrieren und bei der Interpretati-
on spezifischer Krankheiten helfen, er-
kennt diese KI jegliche Art verdächtiger
Befunde in medizinischen Daten, meldet
sie an die Ärzte zurück und führt sie zu
den auffälligen Regionen, die sie dann
näher betrachten können.
In ihrem ersten Produkt nutzen die
Gründer die Technologie, um verdächti-
ge Regionen in CT-Aufnahmen des Ge-
hirns hervorzuheben. Deep C lernt, wie
der gesunde Normalzustand aussieht,
und hebt alle Abweichungen davon her-
vor.
Aktuell wird der Prototyp im Münchener
Universitätsklinikum Rechts der Isar in
der Neuroradiologie getestet.
Faaren: Auto-Abos für alle
Die Faaren-Gründer haben schon im
fünften Semester gegründet – aus einer
Projektarbeit im E-Commerce-Studium
an der Hochschule für angewandte Wis-
senschaften Würzburg-Schweinfurt he-
raus. Dabei nutzten sie Projekt- und Ar-
beitsräume sowie Hardware und Soft-
ware der Hochschule.
Die fünf Studenten gehen davon aus,
dass privater Autobesitz künftig seltener
wird, die Menschen dennoch mobil blei-
ben wollen. Daher drängen sie in den
Markt für Mobilität als Service, an dem
auch Autohäuser teilhaben sollen.
Bei Faaren können Nutzer online ein Au-
to zu einem monatlichen All-inclusive-
Festpreis abonnieren. Dort sind alle Kos-
ten bereits enthalten: Freikilometer,
Steuern, Anmeldung, Versicherung,
Wartung, Reparaturen und passende Be-
reifung zur Jahreszeit.
Die Gründer ermöglichen es Autohäu-
sern, Vermietungen und Herstellern, ein
„Auto-Abo“ in Eigenregie umzusetzen.
Sie agieren als Plattform, die die Prozes-
se rund um das Abo sicherstellt. Sie
übernehmen die technische Infrastruk-
tur und Akquise. Zudem stellen sie den
Anbieter als Mobilitätsdienstleister in
den Vordergrund. Mit diesem Servicean-
gebot sehen sie sich als die einzige Auto-
Abo-Plattform für alle Händler.
TinkerToys: Kinderleichter 3D-Druck
TinkerToys hat einen „Digitalen Baukas-
ten“ geschaffen, um Kindern und Laien
die Konstruktion von 3D-Modellen zu er-
möglichen. Mithilfe der Software haben
Kinder zwischen sechs und 14 Jahren so-
mit Zugang zum 3D-Druck und zu Virtu-
al Reality. Sie können spielerisch eigene
Figuren kreieren und diese anschlie-
ßend – sofern ein 3D-Drucker vorhanden
ist – sogar als physisches Produkt in den
Händen halten oder sie zumindest virtu-
ell in der digitalen Welt „begehen“.
Durch die Nutzung eines recycelbaren
Biokunststoffes ist das Ganze zudem
nachhaltig. Entstanden ist das Start-up
2014 als Ausgründung des Technologie-
Inkubators FabLab in Magdeburg.
FUTURE MATERIALS
Siut: Helle Bahnsteigkante
Siut entwickelt und vertreibt dynami-
sche Leitsysteme aus Beton. Das paten-
tierte Herstellungsverfahren der Beton-
fertigteile ermöglicht die Integration von
Lichtwellenleitern in Ultrahochleistungs-
beton, ohne dass der Beton seine robus-
ten Eigenschaften verliert. Gesteuert
durch selbst entwickelte Elektronik,
können Informationen dynamisch auf
der Betonoberfläche angezeigt werden.
Beton wird smart – ein neues Medium an
Boden, Wand und Decke. Denkbar sind
für die Gründer etwa ganz neue Leitsys-
teme an Bahnsteigen, leuchtende Bahn-
steigkanten und Fassaden mit Lichtspie-
len. Zu den Kunden gehören die Deut-
sche und die Schweizer Bahn sowie die
Hamburger Hochbahn.
Die TU Berlin hat einen wesentlichen
Anteil an der Entstehung des Start-ups.
Sie hat Labore bereitgestellt und die
Gründer beim Antrag des Exist-Stipendi-
ums unterstützt. Die Gründer sind Bau-
ingenieure, verstärkt durch einen Öko-
nomen von der Kölner Hochschule Fre-
senius. „Das Studium im Bereich
Bauingenieurwesen stellte den Hand-
werkskoffer bereit, um neben der not-
wendigen Infrastruktur auch das not-
wendige Know-how zu haben, um ‚out of
the box‘ an Innovationen mit grauem
und tristem Beton zu arbeiten“, betonen
die Gründer, die bereits mehrere Preise
für ihre Produkte gewonnen haben.
Aivy: Spielerisch zum Beruf
Aivy-Gründer Florian Dyballa setzt sich
seit Beginn seines Studiums mit moder-
ner Berufsorientierung auseinander. In
seiner Masterarbeit an der Freien Uni-
versität Berlin beleuchtete er das Poten-
zial von Videospielen für den Einsatz in
der Personaldiagnostik. Die daraus ge-
wonnenen Erkenntnisse inspirierten die
Idee zu Aivy. Mitgründer David Biller er-
weiterte das Gründungsvorhaben durch
Erkenntnisse aus seiner Bachelorarbeit
zum nutzerzentrierten Datenmanage-
ment, das insbesondere durch die Da-
tenschutz-Grundverordnung an Rele-
vanz gewinnt.
Ziel von Aivy ist, Berufsberatung durch
IT ansprechend und datengetrieben zu
machen. Aivy gestaltet psychologische
Testverfahren so unterhaltsam wie ein
Spiel. Eine Durchführung aller Testver-
fahren am Stück ist dabei nicht nötig.
Aivy ermöglicht Nutzern durch die Refle-
xion individueller Stärken und Potenzia-
le sowie die Empfehlung passender Be-
rufe und Karrierewege eine bessere
Berufsberatung. Die Lösung ist wissen-
schaftlich fundiert und kostenfrei verfüg-
bar. Aivy macht damit professionelle Be-
rufsberatung für jedermann zugänglich.
Unternehmen bietet Aivy dagegen eine
vollständig leistungsbasierte Abrech-
nung, die eine um 25 Prozent günstigere,
deutlich akkuratere und vor allem nach-
haltigere Stellenbesetzung verspricht.
FUTURE INTELLIGENCE
Neo: Assistenten für jeden
Die Neohelden GmbH entwickelt Neo,
den digitalen KI-Assistenten für Unter-
nehmen. Mit der Neohelden Conversatio-
nal Plattform können alle Unternehmen
ihre eigenen Assistenzsysteme bauen. So
kann jeder Mitarbeiter einen persönli-
chen, digitalen Assistenten bekommen.
Aktuell unterstützt Neo Mitarbeiter in
verschiedensten Bereichen, indem Infor-
mationen aus unterschiedlichen Soft-
waretools, Apps und Maschinen/Anlagen
gefiltert, aggregiert und zum passenden
Zeitpunkt aufbereitet zur Verfügung ge-
stellt werden. Das Versprechen: Mit Neo
wird Künstliche Intelligenz für Unterneh-
men sofort nutzbar. Das Start-up ent-
stand aus der Hochschule Pforzheim.
Digitale Revolution
MITTWOCH, 30. OKTOBER 2019, NR. 209
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