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Zu „Ein bisschen Plagiat ist erlaubt“ vom
2./3. November,„GiffeydarfihrenDoktor-
titel behalten“ vom 31. Oktober/1. Novem-
ber und „Aufatmen“ vom 1. Oktober:
In der generellen Diskussion um Plagiats-
vorwürfe bei Promotionen spricht keiner
über die Verantwortung der Doktormütter
und -väter. Wenn diese genauso an den
Pranger gestellt würden wie ihre beim
Abschreiben ertappten Doktoranden,
dann würden sie sich mehr Mühe geben,
ihrenSchülerneinekorrektewissenschaft-
liche Arbeitsweise zu vermitteln und diese
auch zu überprüfen.
Wir alle hätten dann ungeachtet der
schwierigen juristischen Bewertung selte-
ner den faden Beigeschmack, der bleibt,
wenn zum Teil noch nach Jahrzehnten das
nicht verjährende Versagen Laufbahnen
von Menschen beendet.
Univ.-Prof. em. Dr. Ludwig Spätling, Fulda
Plagiat ist Plagiat und kann nicht auf „ein
bisschen“ reduziert werden. Nachdem in
der Promotionsordnung eine Rüge nicht
vorgesehen ist, kann sie auch nicht im
Nachhinein quasi erfunden werden.
Hätte Frau Giffey die Ausführungen der
Kommission anerkannt und den Titel
freiwillig zurückgegeben, wäre sie in der
Achtung der Wähler auf jeden Fall
gestiegen. So ist sie also nur „ein bisschen
Doktor“, was es ja auch nicht gibt. Zudem
schadet die Sache der eigenen Partei, weil
die Angelegenheit eben ein „Ge-
schmäckle“ hinterlässt.
Sieglinde Löw, München
In dem Artikel „Giffey darf ihren Doktorti-
tel behalten“ wird auch berichtet über eine
Rügefür FrauGiffey. Da stelltsich dochdie
Frage:UndwoistdieRügefürdie professo-
ralenBetreuer/-innendieserDissertations-
schrift? Sie segnen eine solche Arbeit am
Ende ja mit ihrem Gutachten ab, müssen
sie also auch gelesen haben – und: Es gab
keine Hilfe zum richtigen Zitieren? Das ist
fahrlässig und unverantwortlich – gegen-
über dem Format „Doktorarbeit“ wie auch
gegenüber den Autoren und Autorinnen.
Prof. Dr. Klaus Brake, Berlin
Es mag einem nicht einleuchten, warum
dieÜberprüfungeinerDoktorarbeit,deren
Herstellung immerhin Jahre erfordern
kann, Monate dauern soll. Aber wenn Herr
Braun in dem Artikel „Aufatmen“ diesen
Prozess als „erstaunlich unpolitische Zö-
gerlichkeit“ bezeichnet, zeigt das eine
erstaunliche Ahnungslosigkeit im Hin-
blick auf das Prinzip der wissenschaftli-
chenSorgfaltspflicht.Auchwennersichda-
mit in prominenter Gesellschaft befindet
(auch Frau Merkel meinte, ihren des Plagi-
ierens überführten Verteidigungsminister
zu Guttenberg damals mit der Begrün-
dung verteidigen zu müssen, sie benötige
für dieses Amt keinen wissenschaftlichen
Mitarbeiter), frage ich mich, seit wann sich
fragwürdiges Verhalten durch politische
Tüchtigkeit rechtfertigen lässt? Für Frau
GiffeygaltendieuniversitärenAnforderun-
gen, die für jeden Doktoranden gelten.
Undsowieesaussieht,hatdieFreieUniver-
sität Berlin sie genau in diesem Punkt ent-
lastet. Mit der Ministerin Giffey hat das
erfreulicherweise(statt„erstaunlicherwei-
se“) nichts zu tun! Mario Baier, München
Zu „Angst vor dem Quantenwinter“ vom 5.
Novembersowie„Zukunftsmaschine“und
„Digitales Wettrüsten“ vom 25. Oktober:
Unabhängige Entwicklungsarbeit
In dem Artikel „Zukunftsmaschine“ wird
über einen beachtenswerten Fortschritt
auf dem Gebiet des Quantum Computing
berichtet. Es wurde offenbar gezeigt, dass
der Sycamore-Quantenprozessor in der
Lage ist, in 200 Sekunden eine Aufgabe zu
bewältigen, für die gegenwärtige klassi-
sche Supercomputer mehr als zehntau-
send Jahre benötigten. Das ist eindrucks-
voll.Esistdabeiallerdingszuberücksichti-
gen,dasskeingegenwärtigerQuantencom-
puter in der Lage ist, die Aufgaben eines
klassischen Computers zu bewältigen.
Derentscheidende VorteildesQuanten-
computers ist, dass er die Information
durchsogenannteQbits(Quantenbits)dar-
stellt. Während ein klassisches Bit nur die
Zustände „0“ und „1“ darstellen kann,
kann sich ein Qbit in einer Quantensuper-
position der Zustände 0 und 1 befinden.
Der Quantencomputer kann dadurch eine
mit der Zahl der Qbits exponentiell wach-
sende Zahl von Fällen parallel verarbeiten.
DerQuantenparallelismusistdieGrundla-
ge der hohen Informationsverarbeitungs-
kapazitätvonQuantencomputern.EinPro-
blembesteht darin,dassdieinQuantenzu-
ständenvorhandeneparalleleLösungsviel-
faltnicht ohne Weiteres zugänglichist. Der
Ausleseprozess des Rechenergebnisses ist
quantenmechanisch ein Messprozess, und
der Quantenzustand wird dabei auf einen
klassischen Zustand projiziert.
Von den vielen im Quantencomputer
parallel berechneten Ergebnissen bleibt
nur ein einziges über. Es gibt nur wenige
Algorithmen,diesichdenQuantenparalle-
lismus zunutze machen können, und der
Quantencomputer ist weit davon entfernt,
auf dem Weg zum universellen program-
mierbaren Computer zu sein, der alle Auf-
gaben eines klassischen Computers, nur
eben viel schneller und besser, lösen kann.
Die Probleme, die es für die Realisie-
rung leistungsfähiger universeller Quan-
tencomputerzubewältigengilt,sinderheb-
lich. Eine Lösung ist noch nicht gegeben,
undmansolltesichaufeinenlängerenZeit-
raum für Forschung und Entwicklung ein-
stellen. Falls der Durchbruch gelingt, wer-
den die Folgen allerdings gewaltig sein.
Aus diesem Grund ist es wichtig, dass die
Forschung in Europa auf diesem Gebiet
wettbewerbsfähig ist.
Es ist kein Wunder, dass hier Google
undder chinesische Konzern Alibaba mas-
siv investieren. Quanteninformationsve-
rarbeitungstößtaufzunehmendesInteres-
se in der Politik. Das ist begrüßenswert,
sollte jedoch nicht dazu führen, dass die
klassische Elektronik aus dem Blickfeld
gerät. Bei der Festveranstaltung der Deut-
schen Akademie für Technikwissenschaf-
ten Acatech am 15. Oktober hat Bundesmi-
nister Helge Braun in seinem Vortrag
gesagt, dass in der Siliziumtechnologie für
Deutschland „der Zug abgefahren“ sei, da
der Vorsprung von Nordamerika und
Asien nicht aufgeholt werden könne, und
dass stattdessen in Deutschland in Zu-
kunft im Bereich der Quantentechnolo-
gien geforscht werde und wir die Chance
hätten,beidiesenZukunftstechnologienei-
nen Vorsprung zu erreichen. Das ist mei-
nes Erachtens beides falsch.
Es ist richtig, dass eine Implementie-
rungeinerimglobalenWettbewerbkompe-
titiven Siliziumtechnologie in Europa ei-
nen erheblichen finanziellen Aufwand,
vermutlich in der Größenordnung von 60
bis 100 Milliarden Euro, erfordern würde.
Das ist mit Forschungsförderung nicht zu
machen,sondernehermitstaatlichenAuf-
trägen, staatlich gegebener Zielsetzung
und voller Übernahme des Risikos durch
den Staat. Wie so etwas funktioniert, sieht
man an den USA und China. In beiden
Fällen baut die Wirtschaft auf technologi-
schen Grundlagen auf, die, unter staatli-
cherRegieundFinanzierung,mitbegrenz-
tem eigenem Risiko entwickelt wurden.
In Europa muss die Verfügbarkeit wich-
tigerBasistechnologiensichergestelltsein.
Wichtige asiatische Staaten sind keine
Demokratien, die Wirtschaftspolitik der
USA wird zunehmend erratisch. Europa
muss über die technologische Basis der
Elektronik und der Informations- und
Kommunikationstechnik in voller Breite
verfügen, um seine Wirtschaft und damit
die Kultur der Demokratie und der sozia-
lenGerechtigkeitzuschützen undnichter-
pressbar zu werden. Dies kann nur gelin-
gen,wennwirinder Technologieunabhän-
gig werden.
Prof. Dr. Peter Russer, TU München
Das große Technik-Rüsten
Die digitale Welt zu beherrschen und mit
Lichtgeschwindigkeit die Aufgaben der
Menschheit zu lösen, ist der Fortschritts-
glaube, und der an die Macht, alles zu be-
herrschen. Die Diktatur der Technologie
ist aber nicht demokratisch verfasst, das
Wettrüsten können sich nur wenige Kon-
zerne leisten. Die Zivilgesellschaft bleibt
dabei oft außen vor!
Thomas Bartsch-Hauschild, Hamburg
Europäisches Forschungslabor
Mich erinnert die Entwicklung des Quan-
tencomputers an die Entwicklung des In-
ternets. Die erste Anwendung des World
Wide Web wurde in der Schweiz beim
Kernforschungszentrum Cern entwickelt.
Aber Europa hat die weitere Entwicklung
verschlafen. Es kamen Start-ups aus den
USA, die seitdem die Welt beherrschen:
Google, Amazon, Facebook, Twitter usw.
Und die US-Firmen haben die besten euro-
päischen Entwickler abgeworben. Ähnlich
istdieSituationauchjetztbeidenQuanten-
computern.Bei Microsoft werden mehrere
Spezialisten forschen, Charles Marcus aus
Kopenhagen, Leo Kouwenhoven aus Delft
und Matthias Troyer von der ETH Zürich,
unddieFirma will angeblich eineMilliarde
US-DollarindieEntwicklungderQuanten-
computerinvestieren.AuchIntelinvestier-
te 45 Millionen in die Entwicklung von
Quantencomputern zusammen mitderTU
Delft. Sogar die US-Firma Honeywell, die
vor Jahrzehnten Computer herstellte,
dann aber 1991 damit aufhörte, hat 2017
Honeywell Quantum Solutions gegründet
und baut einen Ionenfallen-Quantencom-
puter. Diesen Computer verwendet Micro-
soft für seine Azure-Quantum-Cloud, Mi-
crosoft kooperiert auch mit den Start-ups
Quantum Circuits und IonQ.
Die EU hat keine eigene Armee, auch
keineeigenemilitärischeForschungsorga-
nisation wie die Darpa in den USA. Die
Iarpa(IntelligenceAdvancedResearchPro-
jects Activity) hat die Quantum Computer
Science Initiative und LogiQ (Logical Qu-
bits-Programm)aufgerufen. In derEU gibt
es das Projekt MicroQC (Microwave-dri-
ven Ion Trap Quantum Computing), unter
der Leitung von Prof. Nikolaj Vitanov von
derFoundationforTheoreticalandCompu-
tationalPhysicsandAstrophysicsinBulga-
rien. Hyperfeine Qbits in lasergekühlten,
eingefangenen atomaren Ionen sind eine
der vielversprechendsten Plattformen für
dasGeneral-Purpose-Quantencomputing.
Da es in der EU keine Computerherstel-
ler – außer Atos/Bull in Frankreich – mehr
gibt, wäre eine Allianz nach dem Vorbild
von Airbus, wie Prof. Wilhelm-Mauch in
dem Artikel „Angst vor dem Quantenwin-
ter“ anregt, nicht realistisch. Man könnte
aber ein europäisches Forschungslabor
wie Cern einrichten. Igor Fodor, München
Geistige Unterdrückung
Zu „Der sechste Brief“ vom 6. November:
Im „Kulturpolitischen Wörterbuch“ der
DDR von 1978 lautet das idealistische
Grundanliegen: „Herausbildung allseitig
gebildeter und harmonisch entwickelter
sozialistischer Menschen“. Dass daraus in
den Schulen der DDR vor allem psychische
Gewalt und geistige Unterdrückung wur-
den, zeigt Renate Meinhof sehr anschau-
lich, indem sie Opfer (Schüler) und Täter
(Lehrer) heute zu Wort kommen lässt. Da
sie in dem Zusammenhang den Roman
„Ingrid Babendererde“ von Uwe Johnson
empfiehlt,möchteichhierzweiweiterelite-
rarische Empfehlungen anfügen. In Wolf
Biermanns Band „Für meine Genossen“
(1972) mit Gedichten und Balladen heißt es
in dem Lied „Die hab ich satt“: „Die Lehrer,
die Rekrutenschinder, sie brechen schon
das Kreuz der Kinder.“ Weniger drastisch
alsBiermann,aberebensoentschiedenhat
Reiner Kunze seine Kritik am Schul- und
Bildungssystem der DDR vorgebracht,
auch weil er unmittelbar durch die Relega-
tion seiner Tochter Marcela betroffen war.
Sein 1976 erschienenes Prosabuch „Die
wunderbaren Jahre“ greift nahezu alle As-
pekte der Bevormundung, Indoktrination
und Freiheitsberaubung in der Schulwelt
der DDR auf. Dr. Heiner Feldkamp, Altdorf
Stilblüten bei Berufstiteln
Zu „Jenseits der Grundrente“ vom 25. Ok-
tober: Was das Denglische doch für Blüten
treibt: Ausgerechnet nicht akademische
Abschlüsse sollen zukünftig so bezeichnet
werden, dass es selbst für Akademiker
schwierig ist, deren Sinn zu erfassen. Also
ich stelle mir unter „Bachelor Professio-
nal“ eine Firma für Wildbach-Verbauun-
gen vor, und ein „Master Professional“
muss zweifellos ein Hausmeister sein...
Christian Schneeweiß, Schlehdorf
Fehler im Design
Zu„NeueSitzesollen’srichten“vom24.Ok-
tober: Sie schreiben, dass die Bundesbahn
nach viel Kritik an den Sitzen im ICE nun-
mehr neue einbaut. Gleichzeitig könnte sie
auchdieSchilderderSitzplatzreservierun-
gen erneuern – denn die jetzigen sind das
Leserunfreundlichste, was es mit Schrift
gebenkann:nurGroßbuchstaben,englau-
fend, negativ, rot auf schwarzem Grund!
Jeder Auszubildende der Mediengestal-
tung hat gelernt, dass die DB-Lösung eine
Ansammlung schlimmster Fehler ist. So
wundert man sich nicht, dass nach dem
Einsteigen ein Gedrängel im Abteilgang
entsteht. Jochen Stankowski, Dresden
SüddeutscherVerlag Zeitungsdruck
WEITERE BRIEFE
DEFGH Nr. 262, Mittwoch, 13. November 2019 (^) FORUM & LESERBRIEFE 9
Druckkontrollelement
Hüten wie den Augapfel: Google-Chef Sundar Pichai mit dem Quantencomputer der Firma in Santa Barbara.FOTO: GOOGLE
FRANZISKA GIFFEY
Ein bisschen Doktor geht nicht
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gen der Redaktion. Wir behalten uns vor, die Tex-
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name sowie Wohnort benannt.
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23°
27°
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Helsinki
München
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2°
Hier und da Regen,
in höheren Lagen
Schneefall
Mittel- und Westeuropa stehen un-
ter dem Einfluss mehrerer Tief-
druckgebiete. Dabei gibt es häufig
Regen- und in höheren Lagen auch
Schneefälle. Vom Osten Frankreichs
bis zur Ostsee bleibt es überwiegend
trocken, aber oft stark bewölkt. Im
Südwesten der Britischen Inseln und
an der Biskaya treten starke bis stür-
mische Böen auf. Von der Adria bis
in den Westen der Türkei gehen ge-
bietsweise kräftige Regengüsse und
zum Teil auch Gewitter nieder.
Im äußersten Südwesten und im
Nordosten bleibt es am ehesten tro-
cken, und die Wolken lockern zeit-
weise auf. Sonst hat es die Sonne je-
doch recht schwer. Vor allem im Süd-
osten kann es Regen und ab 500 bis
700 Metern Höhe Schneefall geben.
In den übrigen Regionen sind Schau-
er möglich. 2 bis 9 Grad werden er-
reicht. Im Süden weht der Wind
schwach. Sonst kommt der Wind
schwach bis mäßig mit frischen, an
den Küsten mit starken Böen.
Donnerstag Freitag Samstag
unter -10°
-10° bis -5°
-5° bis 0°
0° bis 5°
5° bis 10°
10° bis 15°
15° bis 20°
20° bis 25°
25° bis 30°
über 30°
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16:
17:
07:
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