von alena specht
W
enn es im Herbst und Win-
ter schon nachmittags
dämmert, dann schalten
die meisten Menschen
ganz selbstverständlich
Lampen, Scheinwerfer und Laternen an.
Sie stören sich an der Dunkelheit. Manuel
Philipp stört sich hingegen am Licht. Denn
viele Lichtquellen brennen die ganze
Nacht, obwohl „kein Mensch das braucht“,
sagt der Physiker und Astronom. Seit fünf
Jahren führt Philipp Menschen durch die
Nacht, erklärt ihnen Sternbilder und Plane-
ten. Im Mai 2018 wurde auf seine Initiative
hin der Sternenpark Winklmoos-Alm ge-
gründet. Der Park ist der einzige Sternen-
park der Alpen und der vierte offiziell aner-
kannte in Deutschland. Bei gutem Wetter
und klarer Sicht können Besucher dort
oben Millionen Sterne beobachten, ohne
dass sie durch andere Lichtquellen abge-
lenkt werden.
„Es ist kein Bewusstsein dafür da, was
Licht anrichten kann“, sagt Philipp. „Wenn
ich in München bin, dort nicht mal 150 Ster-
ne am Nachthimmel sehe und dann zum
Chiemsee fahre und dort 3000 Sterne se-
he, dann stimmt da doch was nicht.“ Licht-
verschmutzung ist das Problem, also
künstliches Licht, das die Umgebung unnö-
tig stark erhellt und die Dunkelheit ver-
treibt. Dagegen will Philipp mit seinem
neuen Projekt „Paten der Nacht“ vorge-
hen. Unternehmen, Kommunen und Pri-
vatleute sollen sich über die Beleuchtung
ihrer Gebäude und Flächen Gedanken ma-
chen. Nach dem Motto „schützt die Nacht,
rettet die Nacht“ spricht Philipp die Fir-
men direkt an, informiert über seine Initia-
tive, verteilt Flyer. „Was fehlt, das ist ein
Sprachrohr, um die Menschen aufzuklä-
ren.“ Gemeinden, Gewerbetreibende oder
Vereine können eine Patenschaft für die
Nacht übernehmen.
Dafür müssen sie ihr Licht wenigstens
um die Hälfte reduzieren, durch geringere
Wattzahl oder kürzere Beleuchtungszeit.
Nach einer Überprüfung werden sie auf
der Webseite des Projekts als Paten aufge-
führt. Philipp und sein Team unterschei-
den zwischen verschiedenen Kategorien.
Die Paten können als Sponsoren einstei-
gen, als Unterstützer selbst Flyer vertei-
len; sie können als Umrüster nach den
Empfehlungen der Initiative etwas an ih-
rem Licht verändern. Oder sie sind Vorrei-
ter und haben auch ohne Aufforderung ih-
re Beleuchtung vorbildlich eingestellt. „Es
ist erstaunlich, wie positiv das ankommt,
was wir da machen“, freut sich Philipp.
„Den meisten ist gar nicht bewusst, was
sie der Natur mit ihrer Beleuchtung an-
tun.“ 40 Firmen und Gemeinden haben
schon eine Patenschaft übernommen.
Licht bietet Schutz und Orientierung,
sorgt für Sicherheit und Wohlbefinden.
„Aber auch wenn man die Nacht nicht
mag, man vielleicht Angst im Dunkeln hat,
ist es trotzdem notwendig, sie zu schüt-
zen.“ Nicht nur, weil man sonst die Sterne
am Himmel nicht mehr sieht. Für Insek-
ten, Vögel, Fledermäuse, Pflanzen und den
Menschen selbst ist Lichtverschmutzung
eine Gefahr. „Das ganze Ökosystem ist da-
von betroffen“, sagt Philipp. „Licht wird
als Problem völlig ausgeblendet.“ Mehr als
60 Prozent der Lebewesen sind nachtak-
tiv. Durch den übermäßigen Einsatz von
Kunstlicht wird ihr Hell- und Dunkelrhyth-
mus gestört. Mit fatalen Folgen: das Verhal-
ten von Tieren ändert sich, die komplexen
Beziehungen zwischen Räubern und Beu-
te werden gestört und Lebensräume ver-
schwinden. Insekten werden von Licht-
quellen angezogen. Stundenlang umkrei-
sen Mücken, Fliegen und Falter die Strah-
ler von Lampen oder Straßenlaternen. „Da
ist der Tod programmiert“, sagt Philipp.
Die Insekten sterben an Übermüdung, ver-
brennen oder fallen Vögeln und anderen
Fressfeinden zum Opfer. Schließlich wer-
den sie ihnen dort „wie auf dem Silberta-
blett serviert“. Und nach den Insekten
trifft es dann die Pflanzen. „Über 90 Pro-
zent der 3000 Schmetterlingsarten, die
bei uns leben, sind nachtaktiv. Werden sie
in der Nacht von Licht abgelenkt, findet
keine Bestäubung mehr statt“, sagt
Philipp. „Das Problem zieht sich dann
durch alle Ökosysteme und trifft am Ende
uns Menschen.“
Seit August gelten in Bayern zwei Geset-
ze, die dazu beitragen sollen, die Lichtver-
schmutzung zu reduzieren. Aber „das
meiste ist eher eine Luftnummer“, findet
Philipp. „Die Masse an Lichtverschmut-
zern trifft es nicht, aber es ist schön, dass
es überhaupt so etwas gibt.“ Das Gesetz
verbietet Beleuchtung und leuchtende
Werbetafeln im Außenbereich. Also nicht
in Städten oder Gewerbegebieten, son-
dern nur weit draußen. Beispielsweise auf
Feldern, Wiesen und in Wäldern. Dort sei
es aber ohnehin dunkel, sagt der 49-Jähri-
ge. Immerhin sei es den Gemeinden durch
das Gesetz verboten, öffentliche Gebäude
nach 23 Uhr anzustrahlen. „50 bis 60 Pro-
zent haben aber nach wie vor ihre Kirchen
beleuchtet“, sagt Philipp. „Es ist kein Be-
wusstsein dafür da, was das Licht macht.
Es gibt massenhaft zu tun.“
Um sein Projekt auch über die Grenzen
Bayerns hinaus zu verbreiten, sucht er Mit-
streiter, „die Interesse haben, für unsere
Erde etwas zu tun“. Wenn die Zahl der Un-
terstützer groß genug ist, will Philipp so-
gar über ein Volksbegehren nachdenken.
Zunächst laufen aber die Planungen, die
gesamte Gegend um den Chiemsee zu ei-
ner Sternenregion zu machen. Dafür brau-
che es klare Regeln von der Politik und
„nicht so nebulöses Zeug“, sagt Philipp.
„Wir reden über Klimaerwärmung, Elek-
tromotoren und erneuerbare Energien,
aber Lichtverschmutzung hat niemand
auf dem Schirm.“ Dabei ist das ein Pro-
blem, „an dem jeder sehr schnell selbst et-
was ändern kann“. Zum Beispiel, indem
man Lampen mit geringer Wattzahl und
gelblicher Farbe einsetzt, Bewegungsmel-
der und Zeitschaltuhren verwendet, Lam-
pen nach unten ausrichtet und nach
22 Uhr ganz ausschaltet. Außenbeleuch-
tung, wie Weihnachtsdekoration oder
Wandleuchten, „kann man doch ausma-
chen, wenn man ins Bett geht“, findet
Philipp. „Das Wohnzimmerlicht lässt man
ja auch nicht an.“
Grundsätzlich aber gilt: Ein perfektes
Licht gibt es nicht. „Das beste Licht ist das,
was gar nicht an ist.“
Die ganze Pracht des Nachthimmels lässt sich auf der Winklmoos-Alm beobachten, vorausgesetzt das Wetter spielt mit. FOTO: SEBASTIAN VOLTMER/OH
Manuel Philipp ist Astronom und
Physiker.Er liebt die Dunkelheit.
FOTO: HARALD FRATER/OH
Ingolstadt– Dassder November mit den
katholischen Gedenktagen Allerheiligen
und Allerseelen beginnt, spielt in unserer
säkularisierten Gesellschaft nur noch ei-
ne untergeordnete Rolle. Trotzdem ist
das lebensfrohe Brauchtum, das solche
Festtage umrankt, noch einigermaßen vi-
tal. Aus diesem Grund bieten eine Reihe
von Bäckereien und Konditoreien an Al-
lerheiligen sogenannte Seelenwecken
feil, eine vorzügliche Süßspeise. Wie alt
dieser Brauch ist, belegt eine Schrift des
Aufklärers Andreas Zaupser, wonach die
Paten schon in der Zeit um 1789 dem Pa-
tenkind einen Seelenwecken schenkten.
Die Veldener Bäckerin Rosi Spross
sagt, sie verwende für die Herstellung der
Seelenwecken (Sellaweck) seit jeher rau-
tenförmige Blechformen. Der Wecken
werde durchgeschnitten und mit Creme
bestrichen, als Verzierung dienen Creme-
tupfen, Cremebordüren und Marzipanro-
sen. Auf Wunsch macht sie oben in den
Wecken einen Schlitz, in den der Pate ei-
nen Geldschein hineinstecken kann.
Auch der Dorfener Bäcker Hans Kern
fertigt Seelenwecken an. Früher, sagt er,
sei aus Semmelteig ein Flechtgebäck ge-
formt worden. Mit dem wachsenden
Wohlstand hätten sich die Ansprüche ge-
ändert, weshalb seit gut 50 Jahren süße
Biskuitkuchen gebacken werden. Auch
er verwendet ovale Blechformen. Den Ku-
chen füllt er mit Creme oder Punschmar-
melade, zuletzt wird er mit Zuckerglasur
und Nougat verziert. Kern sagt, es sei wie-
der eine gewisse Rückbesinnung zu beob-
achten. „Es werden wieder vermehrt Sel-
lerwecken bestellt, die dem Patenkind an
Allerheiligen übergeben werden.“
Dieser Brauch sei regional sehr unter-
schiedlich geprägt, sagen die Seelenwe-
cken-Expertinnen Johanna und Christi-
na Loquai aus Ingolstadt. Die rautenför-
mige Kuchenform kennen sie gar nicht.
Im Schwäbischen haben sie dafür Seelen-
brezn (-brezgä) und Seelenzöpfe ent-
deckt. Diese seien einst auf die Fenster-
bank gelegt worden, als Gabe für die ar-
men Seelen. Die armen Leute haben sich
die wertvolle Gabe dann geholt. Im Bay-
erischen Wald sei der Allerseelenzopf als
Hefezopf bekannt. Im Großraum Ingol-
stadt aber dominieren an Allerheiligen
die Tortenspitzln, die in mindestens 33
Varianten mit aufwendigen Verzierun-
gen feilgeboten werden. Am 31. Oktober,
dem Tag vor Allerheiligen, gibt es sogar ei-
gene Spitzlmärkte, etwa in Kelheim (8-17
Uhr) und in Hemau (10-17 Uhr), wo man
Spitzln kaufen kann. hans kratzer
Nürnberg/München –Viele Azubis auf
der einen Seite, aber immer noch zu weni-
ge auf der anderen: Geht man nach einer
am Mittwoch veröffentlichten Ausbil-
dungsbilanz, herrscht zwischen Anspruch
und Wirklichkeit eine anhaltend große Lü-
cke auf dem Ausbildungsmarkt. Zwar
scheint die duale Ausbildung für viele jun-
ge Menschen attraktiver geworden zu
sein. Gleichzeitig droht sich der Fachkräf-
temangel weiter zu verschärfen. „Die Zahl
der unbesetzten Berufsausbildungsstel-
len hat sich seit 2010 etwas mehr als ver-
doppelt“, schreibt die Regionaldirektion
Bayern der Arbeitsagentur. Bis Ende Sep-
tember dieses Jahres blieben demnach
15 562 Plätze unbesetzt. Im Ausbildungs-
jahr 2010/2011 wussten die Jobcenter le-
diglich von 7733 unbesetzten Stellen.
Dabei liest sich Bayerns Ausbildungsbi-
lanz gar nicht so schlecht, wie es diese Zah-
len vermuten lassen. Etwa 95 000 Azubis
dürften nach Hochrechnungen der Jobcen-
ter im Herbst ihre Ausbildung begonnen
haben; das wären etwa so viele wie im Vor-
jahr. Auch liege rein rechnerisch der Anteil
der Schulabsolventen, die sich für eine
Ausbildung entschieden, bei rund 72 Pro-
zent. 2012 seien es noch 69 Prozent gewe-
sen. Trotzdem ist der Bedarf der Wirt-
schaft nicht gestillt, seit 2010 gab es jedes
Jahr konstant mehr Ausbildungsstellen
als Bewerber. Besserung ist aufgrund des
demografischen Wandels nicht in Sicht.
Stattdessen dürfte es wohl noch schwerer
werden, dem Azubi- und damit Fachkräf-
temangel zu begegnen.
Ein Problem ist, dass nicht nur An-
spruch, sondern auch Wunsch und Wirk-
lichkeit bisweilen auseinanderklaffen –
bei allen Beteiligten. So konzentrierten
sich rund 40 Prozent aller Bewerber auf ge-
rade einmal zehn Ausbildungsberufe. Das
führte in einigen Branchen zu einem extre-
men Ungleichgewicht, etwa bei der Ausbil-
dung zum oder zur „Kaufmann/-frau im
Einzelhandel“. Diesen Wunsch gaben
3240 junge Menschen in den Jobcentern
an. Die Zahl der gemeldeten Stellen lag in-
des mit 7087 mehr als doppelt so hoch.
Vom Deutschen Gewerkschaftsbund in
Bayern heißt es, ein Großteil der unbesetz-
ten Ausbildungsplätze entfielen wieder
einmal auf den Einzelhandel, das Lebens-
mittelhandwerk sowie das Hotel- und
Gaststättengewerbe. „Damit sind vor al-
lem die Branchen betroffen, die in Sachen
Ausbildungsqualität noch enormen Nach-
holbedarf haben.“ Vor allem schlechte Aus-
bildungsbedingungen – etwa regelmäßi-
ge Überstunden oder ausbildungsfremde
Tätigkeiten – seien für viele Azubis in Bay-
ern Alltag und führten nicht selten zum
Ausbildungsabbruch. Auch Geschlechter-
und Rollenklischees scheinen weiter ihren
Teil beizutragen. Laut dem Bericht der Re-
gionaldirektion entschieden sich junge
Frauen vornehmlich für eine Ausbildung
zur medizinischen Fachangestellten oder
zur Industriekauffrau. Bei ihren männli-
chen Kollegen lagen dagegen Kfz-Mecha-
troniker und Industriemechaniker vorn.
Das könnte auch ein Grund sein, warum
gerade im Handwerk mit seinen vermeint-
lichen „Männerberufen“ die Nachwuchs-
sorgen groß sind. Zuletzt waren hier noch
20 Prozent der Ausbildungsstellen offen.
In Industrie und Handel waren es zwölf
Prozent.
Am Mittwoch veröffentlichte die Regio-
naldirektion zudem ihre aktuelle Arbeits-
losenstatistik. Zum Oktober waren bayern-
weit 200 516 Menschen arbeitslos gemel-
det – 8953 Personen weniger als im Sep-
tember. Die Arbeitslosenquote sank um
0,1 Punkte auf 2,7 Prozent. Der Rückgang
gilt als saisonüblich: Viele Schulabgänger
melden sich im Sommer erst einmal ar-
beitslos, bevor sie sich für den weiteren
Karriereweg entscheiden. Zumindest an
Ausbildungsplätzen herrscht in Bayern ja
großes Angebot. maximilian gerl
Es werde
Nacht
Der Astronom Manuel Philipp will
Menschen für die Folgen von
Lichtverschmutzung sensibilisieren
Glücklich, wer einen Kochlehrling findet: Denn vor allem im Hotel- und Gaststätten-
gewerbeistes schwierig, Auszubildende zu bekommen. FOTO: CATHERINA HESS
Proviant für die
armen Seelen
Der Gedenktag Allerheiligen ist
auch ein Hochfest des Süßgebäcks
Begehrte Lehrlinge
Die Zahl der unbesetzten Ausbildungsstellen hat sich seit 2010 mehr als verdoppelt
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„Den meisten ist gar nicht
bewusst,was sie der Natur
mit ihrer Beleuchtung antun.“
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Bayern
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Erding
Freising
Fürstenfeldbruck
München Stadt & Land
Starnberg
Bad Tölz-Wolfratshausen
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Arbeitslose im Oktober
Quote in Prozent Vergleich
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*in Prozentpunkten SZ-Grafik; Quelle: Bundesagentur für Arbeit
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DEFGH Nr. 252, Donnerstag/Freitag, 31. Oktober/1. November 2019 BAYERN R15
R1)Ausgenommen von dieser Rabattaktion sind alle Artikel aus der Elektroabteilung, Gutscheine und Bücher. Alle an der Aktion teilnehmenden Artikel im Online-Shop werden im Aktionszeitraum bereits
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