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L Ü CK STR E F FE R seien
selten in der Naturfoto
grafie, sagt Rosamund
Kidman Cox. Die Britin
ist Präsidentin der Jury
eines der größten und
wichtigsten Naturfotowettbewerbe der
Welt: Wildlife Photographer ofthe Year.
Notwendig seien stattdessen "Planung,
Beharrlichkeit und technisches Know
how", so Kidman Cox: Nur dann könn
ten Werke entstehen, die uns berühren,
überraschen oder auch erschrecken.
Tatsächlich ist der Aufwand immens,
der hinter den Fotos steckt, die es in die
Endauswahl der 100 besten Bilder ge
schafft haben. Luis Vilarifio Lopez etwa
näherte sich dem Kilauea über Tage im
mer wieder, zu Fuß und per Helikopter,
ehe ihm das Bild des Vulkans auf Ha
waii gelang (oben). Oder David Doubi
let: Schon zu Hause in den USA hatte
der Unterwasserfotograf erste Skizzen
für sein Bild des Aal-Gartens vor den
Philippinen angefertigt (Seite 90). Und
Yongqing Bao musste sich stundenlang
auf die Lauer legen- so wie die Füchsin,
die er porträtieren wollte -, ehe ihm
sein Siegerfoto gelang (Seite 100).
Ein wenig Glück braucht es für eine
gelungene Momentaufnahme aber auch.
Vilariii.o etwa bekam die Lavafelder des
Kilauea vom Helikopter aus zunächst
kaum zu sehen, so dicht ballten sich die
Wolken über dem Grund. Doch plötz
lich drehte der Wind, und die Schwa
den gaben den Blick frei auf die Lava
flüsse unter ihm. Auch Doubilet war erst
zufrieden mit seinem Unterwasserbild,
als unerwartet zwei kleine Fische in die
Aal-Kolonie schwammen. Und Yo ngqing
Bao war zufällig auf ein eher unerfahre
nes Murmeltier gestoßen: Vermutlich
trieb Hunger es nach langem Winter
schlaf aus seinem Bau, und so lief es der
Gefahr direkt entgegen. Der richtige
Moment fü r Yongqing Bao - und die
ebenfalls lauernde Füchsin.
USA
Hitziger
Landgewinn
Wo die rot glühenden
Lavafelder auf den Pazifik
treffen, stieben ätzende
Gaswolken und feine Glas
partikel gen Himmel. Nur
mit Atemmaske und im
Helikopter konnte sich der
Fotograf dem Neuland vor
Big lsland nähern: Der
Ausbruch des Kilauea hat
dort im vergangenen Jahr
eine Landzunge von 1,6
Kilometer Länge entstehen
lassen. Drei Monate lang
floss Lava aus den Flanken
des Vulkans auf Hawaii
in Richtung Meer.
Luis Vilarino Lopez, Sp anien
GEO 11 2019