Die Welt Kompakt - 12.11.2019

(Joyce) #1

SPORT DIE WELIE WELIE WELTKOMPAKTTKOMPAKT DIENSTAG,12.NOVEMBER2019 SEITE 28


BASKETBALL

Oklahoma verliert
trotz Schröder-Gala

Dennis Schröder und die
Oklahoma City Thunder
haben in NBA trotz einer
25-Punkte-Vorstellung des
Braunschweigers eine Nie-
derlage kassiert. Die Thunder
verloren gegen die Milwaukee
Bucks 119:121. Schröder holte
sechs Rebounds und gab fünf
Assists. Bei den Gästen über-
zeuge Giannis Anteto-
kounmpo mit 35 Punkten.

FUSSBALL

Wird Heiko Herrlich
Trainer in Mainz?

Heiko Herrlich ist laut „Ki-
cker“ heißer Kandidat auf den
Trainerposten in Mainz. Der
Tabellen-16. sucht einen
Nachfolger für den entlasse-
nen Sandro Schwarz. Herr-
lich ist seit seinem Abgang
bei Bayer Leverkusen im
Dezember 2018 ohne Verein.

Havertz und Reus
fallen verletzt aus

Nationaltrainer Joachim Löw
muss in der EM-Qualifikation
gegen Weißrussland und
Nordirland auf Marco Reus
und Kai Havertz verzichten.
Dortmunds Reus fehlt wegen
wegen einer Sprunggelenks-
verletzung, Havertz (Lever-
kusen) fällt wegen eines Mus-
kelfaserrisses aus.

Ronaldo verlässt
Stadion vor Abpfiff

Cristiano Ronaldo wurde bei
der Partie Juventus Turin
gegen den AC Mailand aus-
gewechselt. Ohne zu grüßen
marschierte der 34-jährige
Juventus-Spieler sichtlich
verärgert in der 55. Minute
vom Platz. Der eingewechsel-
te Jungstar Paolo Dybala
schoss prompt das 1:0 und
führte Juventus zum Sieg.
Ronaldo verließ drei Minuten
vor Abpfiff wütend das Stadi-
on.

EISHOCKEY

DEB-Präsident gibt
Ziel für die WM aus

Für die Eishockey-WM 2020
in der Schweiz hat der Deut-
sche Eishockey- Bund (DEB)
schon jetzt als Ziel ausgege-
ben, den siebten Weltrang-
listenplatz vor dem Gast-
geber zu verteidigen. „Wenn
man so was halten könnte,
das wäre natürlich super. Das
ist so meine Traumvorstel-
lung“, sagte DEB-Präsident
Franz Reindl.

KOMPAKT


F


ür den Tag danach hat-
te Uwe Neuhaus für
sein Team individuel-
les Training angesetzt.
Nur die Spieler von Arminia
Bielefeld, die am Sonntag wäh-
rend des 5:1 beim 1. FC Nürn-
berg nicht von Anfang an ge-
spielt hatten, trainierten auf
dem Platz. Das sah nach Alltag
und Normalität aus. Von über-
schäumender Euphorie war an
diesem grauen Novembermon-
tag in Bielefeld, der Stadt des
Tabellenführers der Zweiten Li-
ga, nicht viel zu spüren.

VON OLIVER MÜLLER

Das ist, glaubt Neuhaus,
trotz aller Freude auch ganz gut
so. „Es hört sich vielleicht ein
bisschen blöd an und ist auch
gegenüber der Mannschaft et-
was ungerecht, wenn ich nach
einem 5:1 in Nürnberg sage,
dass ich nicht ganz zufrieden
bin. Ich glaube, dass die Situati-
on, Tabellenführer werden zu
können, uns schon ein klein
bisschen belastet hat. Wir wa-
ren nicht so klar, so souverän“,
sagte der 59-Jährige. Seit ver-
gangenem Dezember arbeitet
Neuhaus bei den Ostwestfalen.
Und in dieser Zeit hat er die Ar-
minia zu einem Spitzenteam
geformt: Erst spielte die Mann-
schaft eine starke Rückrunde,
nur Aufsteiger Paderborn war
noch besser, dann stürmte das
Team an die Spitze.
Dies ist einerseits ein schö-
ner Traum, andererseits jedoch
auch eine Herausforderung.
„Wir müssen es annehmen,
dass wir nun von jedem gejagt
werden“, erklärte Neuhaus. Er
weiß, wovon er spricht und wo-
rauf es im Aufstiegskampf an-
kommen wird. 2006 hatte er
Rot-Weiss Essen in die Zweite
Liga geführt. Drei Jahre später
gelang ihm das Gleiche mit
Union Berlin und 2016 mit Dy-
namo Dresden noch einmal. An

der Spitze kann es schnell ein-
sam werden – zumal, wenn man
es mit deutlich finanzstärkerer
Konkurrenz wie dem HSV und
dem VfB Stuttgart zu tun hat.
„In den vergangenen Mona-
ten sind wir im Windschatten
mitgefahren und haben uns da
wohlgefühlt“, so Neuhaus:
„Doch jetzt müssen wir sicher
auch darüber sprechen, was nö-
tig ist, um mit der neuen Rolle
zurechtzukommen.“ Darüber,
dass Arminia zurecht oben
steht, gibt es keine zwei Mei-
nungen. Die Mannschaft ver-
sprüht große Spielfreude, spielt
einen robusten, mutigen Fuß-
ball und strotzt vor Selbstver-
trauen. Arminia verfügt zudem
über ein Sturmduo, das derzeit
alle Rekorde bricht: Fabian Klos
und Andreas Voglsammer ka-
men bei 29 Bielefelder Saison-
toren auf 26 Torbeteiligungen.
In Nürnberg traf Voglsammer
zum achten Mal und legte Rou-
tinier Klos, der seine Saisonto-
re elf und zwölf erzielte, noch
einen Treffer auf.
„Es ist kein Zufall, dass wir
jetzt da oben stehen“, sagte
Klos, der das Team seit Jahren
als Kapitän anführt: „Wir zei-
gen schon das ganze Jahr über
gute Leistungen, wir gehören
dahin, wir sind ein verdienter
Tabellenführer.“ Es ist eine be-
merkenswerte Entwicklung, die
die Mannschaft unter Neuhaus
genommen hat – und die fast
genau zu dem Zeitpunkt ein-

setzte, als es dem Traditions-
verein gelungen war, sich um-
fassend wirtschaftlich zu kon-
solidieren. Denn die Arminen,
deren wechselhafte Geschichte
immer auch eine von Finanz-
skandalen und drohenden In-
solvenzen gewesen ist, sind
schuldenfrei. Genau vor einem
Jahr gelang es Markus Rejek,
dem Finanzgeschäftsführer,
nach langen Verhandlungen ein
innovatives Konzept ins Leben
zu rufen, das den Verein, der
noch im Dezember 2017 vor der
Zahlungsunfähigkeit gestanden
hatte, wieder wettbewerbsfähig
machte: Das „Bündnis OWL“
mit zwölf Unternehmen aus der
Region Ostwestfalen-Lippe
sorgte für die Ablösung der
stattlichen Verbindlichkeiten in
Höhe von 26,5 Millionen Euro.
Auch ermöglichte es, das Stadi-
on, die „Schüco-Arena“, zu-
rückkaufen zu können.
Am Tag nach der Eroberung
der Liga-Spitze, saß Rejek in
seinem Büro in der Geschäfts-
stelle des Vereins und freute
sich sehr. „Unser Ziel war es da-
mals zu überleben“, sagte er.
Was ihm die Tabellenführung
bedeute? „Nun treten wir aus
einem dunklen Keller auf eine
grüne Wiese und hören die Vö-
gel wieder zwitschern“, erklärte
der 51-Jährige. Der Vergleich ist
nicht abwegig. „Wir waren über
zehn Jahre in der Krise und
konnten deshalb auch nur die
Krise verwalten. Wir sind ge-

fühlt bei jedem Saisonstart mit
einer Eisenkugel am Fuß an den
Start gegangen. Nun haben wir
uns eine neue Perspektive erar-
beitet“, so Rejek. Vergangenen
Sommer konnte erstmals in das
Trainingsgelände und – sehr
maßvoll – in die Mannschaft in-
vestiert werden. Für eine Milli-
on Euro wurde der Trainings-
platz mit einer Rasenheizung
versehen und ein zusätzlicher
Platz für die Jugend geschaffen.
Die Perspektive müsse des-
halb auch nicht zwingend die
sofortige Rückkehr in die Erste
Bundesliga sein – auch wenn
dies der Wunsch der Fans ist.
Es gebe derzeit viele Themen
rund um den Verein, sodass
überhaupt keine Zeit für Träu-
mereien bleibe. Es gehe darum,
versäumte Entwicklungen
nachzuholen. Das umfasse auch
Bereiche „wie Digitalisierung,
Infrastruktur, Organisation“,
so Rejek. Erwartungen, das
„Bündnis OWL“ werde bereits
in der Winterpause durch die
Bereitstellung zusätzlicher Mit-
tel dafür sorgten, dass mit teu-
ren Transfers die Chance auf
den Aufstieg weiter verbessert
werden könnte, erteilte Rejek
eine klare Absage. „Die Unter-
nehmen sind keine Investoren,
sie sind Partner“, sagte er: Es
gehe um Unterstützung und
den Transfer von Knowhow für
eine weitere Professionalisie-
rung des Vereins.
Auch wenn das Team aufstei-
gen sollte, würde der Konsoli-
dierungskurs nicht verlassen
werden. Angedacht wäre dann
eine Erhöhung des Etats auf et-
wa 30 Millionen Euro – was sich
im untersten Segment der Ers-
ten Liga bewegen würde. Neu-
haus trägt den nachhaltigen
Kurs mit. Sein auslaufender
Vertrag soll verlängert werden.
„Er passt perfekt mit seiner Art
zu uns“, sagte Rejek. Und das
nicht nur, weil sich Neuhaus
mit Aufstiegen auskennt.

Das Wunder


von Bielefeld


Die Arminia wandelte lange am Rande


der Zahlungsunfähigkeit. Nun führt der


Klub sensationell die Zweite Liga an


Arminia Bielefeld gewann die vergangenen sechs Auswärtsspiele. In der Saison hat das Team bisher nur eine Niederlage kassiert

BONGARTS/ GETTY IMAGES

/ THOMAS F. STARKE
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