FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Fin anzen DIENSTAG, 12.NOVEMBER 2019·NR.263·SEITE 25
chs./ins. PARIS/FRANKFURT. Paris
hat London als führendenStandortfür
Immobilieninvestitionen entthront.Nach
Angaben der Beratungsgesellschaft
CBREflossen im dritten Quartal2019
erstmalsmehrInvestitionenindie franzö-
sische als in die britische Hauptstadt.Da-
mit seiParissogar der attraktivste Immo-
bilienstandortder Welt geworden –vor
London,NewYork, Schanghai und Singa-
pur,schreiben die Analystenvon CBRE
in einer aktuellenStudie.
Der Wachwechsel isteine Folgeder Un-
sicherheiten um den Brexit.Besonders
auf dem Markt für Büroimmobilien ist
das zu spüren. Die Metropole an der
Themsehat im dritten Quartaleinen Ein-
bruc hvon 29 Prozent bei den Investitio-
nen hinnehmen müssen; seit Jahresan-
fang sind es sogar 33 Prozent. Parisist da-
gegenein klarer Gewinner des Brexits.
Im dritten Quartalließen die Investoren
der französischen Hauptstadt 44 Prozent
mehr Mittel zukommen als voreinem
Jahr.Seit Jahresbeginn beträgt das Plus
16 Prozent.
Vorallem südkoreanischeFonds waren
zuletzt aktiv.Sie in vestieren beispielswei-
se in zwei neue Bürotürme im Geschäfts-
viertelLaDéfense, zudem ingroße Ge-
bäude im 12. Arrondissement und imVor-
ortNeuilly-sur-Seine. Seit Jahresbeginn
haben die Südkoreaner inFrankreichfür
mehr als4Milliarden Eurozugekauft.
„Zudem sind Investoren aus Singapur zu-
nehmend präsent, und auchdie Japaner
zeigen sichsehr am Entwicklungsprojekt
‚Grand Paris‘ interessiert“, sagteder
CBRE-Direktor Nicolas Verdillon der
Wirtschaftszeitung „LesÉchos“. ImRah-
men des Projektes „GrandParis“ entste-
hen 200 Kilometeranneuen U-Bahn-Lini-
en, wasmehr als einerVerdoppelung des
bestehendenNetzes entspricht.68neue
Bahnhöfewerdengebaut, und Dutzende
neuerStadtteile mit mindestens 600 000
Quadratmetern Wohn- und Bürofläche
sind in Planung. 17 Prozent der ausländi-
schen Investoren inFrankreichkommen
heuteaus Asien. Insgesamt istdie Lagein
Europa jedochkontrastreich. Laut CBRE
sind in den ersten neun Monatendieses
Jahres nur 192 Milliarden Euroinvestiert
worden, waseinenRückgang von14Pro-
zent darstellt.Vor allem in Deutschland
sei eineVerlangsamung zu spüren,weil
die Objekte dortteuer undweniger liqui-
de geworden seien, heißt es.Stärkerbe-
gehrtseien dagegen die MärkteIrland, Ita-
lien und Schweden.
Bei den anhaltend niedrigen Zinsen
bleiben Immobilien insgesamt attraktiv.
Weil die Preise für Büroimmobilienstark
gestiegen sind,wenden sichdie institutio-
nellen Investoren jetztstärker dem alssta-
bil geltenden Markt für Privatimmobilien
zu, berichtet CBRE. Der Privatsektor hat
im dritten Quartal2019 die Segmente
Einzelhandel und Logistik überholt.Das
Plus der in Privatimmobilieninvestierten
Gelder erreicht einEuropa im dritten
Quartal61Prozent.DochauchPrivatim-
mobiliensind sehrteuer geworden. Der
durchschnittliche Quadratmeterpreis be-
trägt inParisinzwischen rund 10 000
Euro. InRegionalstädtenwie Lyon und
Bordeaux sind es 4300 Euro.NachAnga-
ben der französischenNotare betrug der
Preiszuwachs inParisinden zwölf Mona-
tenbis August5,7 Prozent.
Mehrfamilienhäuser gefragt
Auch in Deutschlandkennen die Immobi-
lienpreise derzeit nur den Wegnach
oben. DerVerband deutscher Pfandbrief-
banken (vdp)gabamMontag dieSteige-
rung des Immobilienpreisindexesimdrit-
tenQuartal2019 imVergleichzum Vor-
jahr um 5,9 Prozent bekannt.Damit er-
reicht der Indexein neues Allzeithoch.
„Sowohl Wohn- als auchGewerbeimmo-
bilien sind nachwie vorstark nachge-
fragt“, sagteJensTolckmitt, Hauptge-
schäftsführer des vdp. „Allerdings hat
sichimdritten Quartal2019 wie erwartet
das fortgesetzt,wasbereits in denVorjah-
resquartalen zu beobachten war: Die
Wachstumsdynamik verlangsamt sich
kontinuierlich.“ Eine deutlichegeringere
Wachstumsdynamik hätten dieWohnim-
mobilieninden Top-7-Städten Hamburg,
Berlin,Frankfurt,Köln, Düsseldorf,Mün-
chen undStuttgartverzeichnet. Hier hät-
tendie Preise imVergleichzum Vorjahres-
quartalumlediglich3,6 Prozent zugelegt,
wobei sichdie Mehrfamilienhäuseretwas
stärkerverteuerthätten als selbstgenutz-
tesWohneigentum. Die abgeschwächte
Preisdynamikstehe in unmittelbaremZu-
sammenhang mit dem Mietendeckeloder
der Mietpreisbremse. Sie würden insbe-
sondereinden Metropolen ihreWirkung
entfalten, aber inkeinerWeise zur Lö-
sung des ProblemsderWohnungsnotbei-
tragen. AlsWachstumstreiber bei den Ge-
werbeimmobilien haben sichlaut vdp die
Büroimmobilien erwiesen. Deren Preise
seien um 8,8 Prozentgestiegen,wasinsbe-
sondereauf diekonstant hohe Flächen-
nachfrageund dasgleichzeitig geringe
Flächenangebotzurückzuführen sei. Ins-
gesamt verharre der Immobilienzyklus
auf seinen „Hochplateau“, sagteTolck-
mitt.Und das, obwohl sichDeutschland
im Konjunkturabschwung befinde.
BREXIT
Wasbisher geschah–undwas
noch auf uns zukommt.
Neue Strategien für den Reisanbau
Ein internationalesKonsortium
schütztPflanzenvorErregern
DiedoppelteMittelklasse
Andreas Reckwitzhält die erste
Mosse-Vorlesung in Berlin
I
nden letztenWochen habe icher-
läutert, dassessinnvoll, ist, die
Schulden des Eigenheims bis zum
- Geburtstagzutilgen.Warum?
Nunja, das lastenfreie Dachüber dem
Kopf is tschön und gut, doch es gibtimLe-
benweiter eAufgaben, die zu meistern
sind. Dazugehören dieAusbildung der
Kinder und derAufbau derZusatzrente,
weil diegesetzlicheVersorgung in derRe-
gelnicht ausreicht, um diefinanziellen
Bedürfnisse imRuhestand zustillen. Die
Hinweise scheinen nicht auf diegrößte
Zustimmunggestoßenzusein.
Das istfür michkeineÜberra-
schung,weil es an derTagesord-
nung ist, dasssichbei meinen
Kolumnen irgendein Leser auf
den Schlipsgetreten fühlt.We-
nigstens wurde dieFragege-
stellt, wie die optimaleFinan-
zierung der Kinderausbildung
aussieht.Sie is tnicht einfachzu
beantworten, weil bekanntlich
vieleWege nachRom führen.
Ichhabe die Angelegenheit
zur Sicherheit meiner professo-
ralen Gefährtin aus dem Hol-
steinischen vorgelegt.Die
Dame istals Professorin an der
Universität inStuttgartund Muttervon
drei KindernimbestenSinne desWortes
eineFrau vomFach, so dassich Ihnen ih-
renKommentarnicht vorenthaltenmöch-
te.Sie is tder Meinung, die optimaleFi-
nanzierung desStudiums beginne mit der
nüchternen Analyse, ob der Sohn oder
die Tochter überhauptdas intellektuelle
Rüstzeug für die Hochschule mitbringe.
Sonstsei dieganze Investition, die in die
Zehntausendegeht, javöllig für dieKatz.
Das haben Sie nicht erwartet –oder
doch?
In meinenAugenhat meineFrau recht.
Es is tbedenklich, dassimmer mehrStudi-
enanfänger,die sichinFächer wie Elek-
trotechnik oder Chemie eingeschrieben
haben, mittelsNachhilfeunterrichtinMa-
thematik erst einmal auf Hochschulni-
veau gehievtwerden müssen. Genauso
kenne ichaber auchJura-Professoren,
welche dieAugenverdrehen, wieStuden-
tenmit Sprache, Rechts chreibung und
Satzzeichen umgehen. Bei diesen Defizi-
tenstellt sich,wenn ichmeine Informan-
tenrichtigverstanden habe,weniger die
Fragenachder optimalenFinanzierung
desStudiums, sonderneher dieFrage
nachpassenden Alternativen,weil Uni-
versitätenkeine Volkshochschulen sind.
Nunwill ic hden Teufel aber nicht an die
Wand malen. Es gibt noch–Gott sei
Dank–genügend Kinder,bei denen die
Hoffnung besteht, dassaus ihnen tüchti-
ge Akademikerwerden, und für diese
lohnt es nachwie vor, finanziell tief in die
Tasche zugreifen. Die Berechnung des
notwendigen Betrages istnachmeinem
Empfinden ein Klacks.Zuerst istzuklä-
ren, wie langedas Studium dauert, und
dann istdie Fragezuprüfen, wie spenda-
bel Sie sind. Darfich meine
Überlegungen an zwei Beispie-
len konkretisieren? Ingenieure
brauchen in derRegelzwölf Se-
mester, bis sie ihr Diplom in der
Tasche haben.
Sechs Jahresind 72 Monate,
wenn ichmichnicht verrechnet
habe, undfalls Sie bereit sind,
die Bemühungen des Sohnes
mit 750 Europro Monat zu ho-
norieren,kostet das Studium
rund 54 000 Euro. Bei Medizi-
nerndauertdie Ausbildunget-
waslänger.Hier sind 14 bis 16
Semesterdie Regel, undwenn
die Tochter mit1000Europro
Monat unterstützt wird,kommen 84 000
bis 96 000 Eurozusammen.Aufdie Beträ-
ge können Sie lockerein Drittel drauf-
schlagen,weil auchSie die Inflation nicht
ausschaltenkönnen. Daher erlaube ich
mir,den Vorschlag machen zu dürfen, für
ein Studium pauschal 100 000 Euroanzu-
setzen. Bei dieser Summe isteskein Wun-
der,dasssichmanche Elternfragen, wie
sie das bezahlen sollen.
Die einen Mütter neigen dazu,gleich
nachder Geburtdes Kindes einen Spar-
vertrag abzuschließen, und die anderen
Vätervertrauen darauf, die Geschichtezu
gegebenerZeit aus der „Portokasse“ be-
zahlen zukönnen. Ichneigeaus prakti-
schen Erwägungen zur zweiten Lösung.
Erstens bedeutet die Geburteines Kindes
nochlangenicht, dassder Sprosseines Ta-
gesauchstudieren wird, und zweitens
sind viele Elternvor d em Studium ihrer
Kinder erst einmal damit beschäftigt, die
auf dem Eigenheim lastenden Schulden
zu tilgen. Beides parallel erscheint mir
ein bisschen viel auf einmal, so dassich
es mit meinen friesischenVorfahren hal-
te:Bloß nichinTüdelgeraten, immer
schön eines nachdem anderen!
Wenn Ihnen diese Anordnunggefällt,
dürfenSie sich(finanziell) eben nicht
aufsOhr legen. Die Schulden solltenvor
dem Beginn desStudiums der Kinder
vomTischsein. Falls das älteste Kind fünf
Jahrealt ist, haben Sie noch15Jahrefür
die Rückzahlung der Kredite, undwenn
das älteste Kind schon acht Jahrealt ist,
müssen Sie eben ein bisschen Gasgeben,
weil dieVerbindlichkeiten in zwölf Jah-
rengetilgt sein sollten. Sonstkann esfi-
nanziell engwerden. Oder hoffenSie auf
Erbschaften, die in dieAusbildung der
Kinder investiertwerden?
Ichhaltevon den üblichen„Ausbil-
dungsversicherungen“ nicht viel.Erste ns
wirdhier garkeine Ausbildungversichert,
sondernein Sparplan mit einer Risikole-
bensversicherungkombiniert, und zwei-
tens liegt dieRenditedieser Geldanlagein
vielenFällen unter denKosten der Kredi-
te.Folglichwiederhole ichmeine Empfeh-
lung: Erst das Haus, dann die Kinder.
Oderwollen Sie mit einem Sparvertrag,
derIhnen nachSteuern zwischen 0,1 und
1Prozentpro Jahr bringt, wirklichgegen
einen Kreditvertrag ankämpfen, der 1,5
bis 2Prozentpro Jahr kostet?Sollte das wi-
der Erwarten derFall sein, empfehle ich
Ihnen, sichdie Angebote der DKB in Ber-
lin oder derVolkswagenbankinBraun-
schweig anzusehen. Dortgibt es für Spar-
verträgemit einer Laufzeitvonzehn Jah-
renfeste Zinsen, die zwischen 0,1 und 0,9
Prozent liegen. Das heißt im Klartext,
dassdie 100 000 Euromehr oderweniger
„zinsfrei“ angespartwerden müssen. Das
sind bei einer Spardauervonzehn Jahren
monatlich833 Euro.Wenn Sie also drei
Kinderhabenund nicht zu den Spitzenver-
dienern dieses Landesgehören, dann müs-
sen Sie sichdamit abfinden,dassesnoch
Jahredauernwird, bis Sie endlich einen
Porschefahrenkönnen.
Es gibt freilichkeineRegelohne Ausnah-
me. Wenn Sie zu den Liebhabernvon Ak-
tien gehören, dannkann sichdas „lange“
Aktiensparen auszahlen. Bei einer Lauf-
zeitvonzehn Jahren und einerVerzin-
sungvon5Prozent proJahr sind monat-
lich688 Euronötig, um auf 100 000 Euro
zu kommen.Wermit nur3Prozent pro
Jahrrechnet, mussdie Sparleistungen auf
744 Euroerhöhen, um nach120 Monaten
auf denselben Endbetrag zu kommen.
Das sind imVergleichzuden Bankspar-
plänen monatliche Einsparungenvon89
bis 145 Euro, und die Differenzen zeigen
wieder einmal, dassdas Sparen in vielen
Fällen wichtiger als der Zins ist. Dahertei-
le ic hnicht die Meinung vielerZeitgenos-
sen, das Sparen lohne sichnicht mehr,
sondernvertr eteeher dieAuffassung,
dassKinder und Bildung zu den „sinn-
vollsten“ Investitionengehören.
Den Königsweg gibt es nicht
An denVorschlägen mögen Sie erkennen,
dasseskeinen „Königsweg“ gibt, wie Sie
das Studium der Kinder bezahlen. Die Ent-
scheidung wirdvon Ihrer persönlichen Ri-
sikoneigung abhängen. Werruhig schla-
fenwill, wirddie Kinderausbildungmit
Hilfeeines Banksparplansbezahlen, und
werden Nervenkitzel liebt, wirdauf die
Börse setzen.Undwer in der Mittesteht,
wirdmit hoherWahrscheinlichkeit abwar-
ten, wie sichder Nachwuchs entwickelt
und die Bezahlungaus dem laufendenEin-
kommenwählen. In allenFällen rateich
jedochvon der Finanzierung akademi-
scher „Selbstfindungskurse“ und „Dauer-
studien“ ab.Stattdessen empfehle ichkla-
re Absprachen mit den Kindern. Die effek-
tivst eArt,umKindernbewusst zu ma-
chen, dassStudierenkein Spaßist,ist in
meinenAugen ein schlichtes Depot. Dar-
auf wirdzuBeginn des Studiums der not-
wendigeBetrageinbezahlt, und mit dem
monatlichenWechsel erhält derStudent
einen Auszug mit dem aktuellenWasser-
stand. Das sorgt für ein Höchstmaß an
Transparenz.Wenn das Depotvor Ende
des Studiums leer ist, dann isteseben
leer! Oderwollen Sie sichlieber–wie hier
in Berlin üblich–ständig zurKassebitten
lassen,weil es bei derFertigstellung des
Vorhabens mal wieder zu „nichtvorher-
sehbaren“ Problemengekommen ist?
Tiger im Rückwärtsgang
OtmarWiestler hatals
Helmholtz-ChefkeineFortune
Die Selbstfindung mussvorund nichtwährend desStudiumsstattfinden. Illustration Getty
Kostenloses Probeabo:
0697591-3359; http://www.faz.net/probeabo
maf.LONDON.Von einerstaatlichen
Ausgabenpolitik zur Ankurbelung der
Konjunktur hält der Chefvolkswirtder
amerikanischen Kapitalanlagegesell-
schaftInvesco, John Greenwood, wenig.
Wieerauf einer Presseveranstaltung in
London ausführte,ist die entscheidende
Antriebsfeder die Geldpolitik.Warum
im Euroraum dasWachstum und damit
auchdie Inflationweiterhin so niedrig
sind, dafür hat der Brite, der dem Schat-
tenkabinett der BankvonEngland ange-
hörtund diese bei Zinsentscheidungen
berät, einenwesentlichen Grund ausge-
macht:die falscheAusgestaltung der An-
leihekäufeder Europäischen Zentral-
bank.Die EZBkaufedie Anleihen di-
rekt vonden Banken, aber diese erhöh-
tendeshalb nicht ihreKreditvergabe.
Die Banken seien aufgrund der auf-
sichtsrechtlichen Anforderungen ge-
zwungen, ihr Eigenkapital zu erhöhen.
Deshalbkönnten sie es sichnicht leis-
ten, neue Kredite, die mit Eigenkapital
unterlegtwerden müssten, zuvergeben.
Einen ähnlichenFehler habe die Bank
vonJapan in ihren Anleihekäufenge-
macht, sagteGreenwood.
Wachstum könne nur übereine höhe-
re Geldmenge angekurbeltwerden.Mo-
netäresWachstum schaffe mehrInfla-
tion, die schließlichfür höhere Zinsen
sorge.Stattdessenversuche die EZB über
die Zinsen die Inflation zu beeinflussen.
FürGreenwood istdas derfalsche An-
satz.Auch dienegativen Zinsen kritisier-
te er scharf,weil sie nicht zu mehrAusga-
ben und höherenZinsen führten. Statt-
dessen würden Sparvermögenvernich-
tet. Andersseien die Bankvon England
und die amerikanischeNotenbankFed
vorgegangen. Sie hätten die Anleihenvor
allemvonNichtbanken, also zum Bei-
spielvonVersicherernoderPensions-
fonds, erworben. So seidie Geldmenge
ausgeweitetworden. Stattdessen finde
bei den Banken im Euroraum nur der
Aust auschvon Vermögenswerten statt:
weniger Anleihen, dafür mehrZentral-
bankguthaben. Greenwood hatnacheige-
ner Aussageden früheren EZB-Präsiden-
tenMario Draghi auf diesenFehler hinge-
wiesen,leidervergeblich.
Den BefürchtungenvoreinerRezes-
sioninder amerikanischen Volkswirt-
schafttratder Invesco-Chefvolkswirt ent-
gegen. DieVereinigtenStaaten seien in
einer sehrguten Verfassung. DieVer-
schuldung der Haushaltesei deutlichge-
sunken. Darüber hinaus habesichdas
Geldmengenwachstum zuletzt wiederet-
wasbeschleunigt,wenn auchvon einem
niedrigen Niveau aus. Greenwood erwar-
teteine Fortsetzung desAufschwungs in
den VereinigtenStaaten imkommenden
Jahr und möglicherweiseauchnochdar-
über hinaus.
Nichtganz so zuversichtlichwie der
Brit ebeurteilt Lyndon Man, leitender
PortfoliomanagervonInvesco, die ame-
rikanischeWirtschaft. Der Anleihefach-
mann sieht dieKonjunktur in einer spä-
tenPhase desAufschwungs. Im Durch-
schnitt dauereein Aufschwung in den
VereinigtenStaaten 58 Monate.„Wir be-
finden uns nun im 120. Monat“, sagteer.
Sorge bereitet ihm die Kreditqualität der
Unternehmen. In einerVerlangsamung
der Konjunktur seiverstärktmit Herab-
stufungen der Bonitätsnotendurch die
Ratingagenturen zurechnen. Daskönne
am Markt fürUnternehmensanleihen,
insbesondereinden unteren Bonitäts-
klassen, Anspannungen hervorrufen. In-
vesco-Portfoliomanager Manwarntvor
allemvorden hochverzinslichen Anlei-
hen (HighYield Bonds), die amerikani-
scheUnternehmen mitgeringer Kredit-
würdigkeit begeben hätten. Diese seien
hochverschuldetund stammten häufig
aus dem Energiebereich, dervoneiner
schwächerenKonjunktur besondersbe-
trof fenwäre. DasVolumen an amerika-
nischenUnternehmensanleihen aus den
unteren Bonitätsklassen sei in denver-
gangenen Jahren deutlichgestiegen, ob-
wohl das amerikanischeWachstum im
VergleichzufrüherenAufschwungpha-
sen niedrig sei. Er bevorzugt derzeit An-
leihenvonUnternehmen aus den hohen
Bonitätsklassen (Investment Grade).
Aufgrund der neuen Anleihekäufeder
EZB erwartet er eine guteEntwicklung
vonSchuldtiteln bonitätsstarkereuropäi-
scherUnternehmen. Aktien hält Man
für ausgereizt,weil die Gewinnerwartun-
genzuletztweiter gesunken seien.
Der Autorist
Finanzanalytiker in
Berlin
John Greenwood, Invesco FotoBloomberg
MORGEN IN NATUR
UND WISSENSCHAFT
Gegen steigende Staatsausgaben
Invesco-ChefvolkswirtJohn Greenwood hältexpansiveFiskalpolitik fürfalsch
Parisläuft London den Rang ab
Spitzenreiter für Büroimmobilien/LeichteAbschwächung auf deutschem Markt
Ein Studium ist
kein Spaß
Die Uni-Ausbildung ist eine ideale Investition –
aber nur,wenn sichder Nachwuchseignet.
Vol ker Looman