Die Zeit - 07.11.2019

(Elle) #1

Von Tillmann Prüfer


Schon als Anfang des vorigen Jahrhunderts etliche der heute noch
bekannten großen Modemarken gegründet wurden, begannen
Designer Düfte zu entwerfen, darunter Coco Chanel. Bis dahin
hatten Designer und Parfümeure nichts mit ein an der zu tun ge-
habt. Angeregt von den Erfolgen Chanels, wurden immer mehr
Schneider zu Parfümeuren – die Trennung der Disziplinen war
durchbrochen, und die Strahlkraft der Modemarken half dem
Parfümgeschäft. Heute werden Parfüms so sehr mit Mode iden-
tifiziert, dass es fast erstaunlich ist, wenn ein Haus noch keinen
Duft im Angebot hat. Denn viele Marken verdienen mittlerweile
mit den Parfümlizenzen mehr als mit Mode.
Nun ist mit Céline eine der letzten Luxus-Modemarken erneut ins
Geschäft mit den Düften eingestiegen. 55 Jahre nachdem das vor-
erst letzte Céline-Parfüm auf den Markt gekommen war, hat der
Designer Hedi Slimane nicht etwa nur einen Duft kreiert, sondern
gleich elf: vom Bergamotte-herben »Parade« bis hin zum extra-
vaganten »Nightclubbing« mit Nikotin-Note. Auch Louis Vuitton
markierte vor einiger Zeit seine Rückkehr in den Duftmarkt mit
einer ganzen Batterie von Parfüms. Und Bottega Veneta brachte
vor einigen Jahren eine Duftgalerie namens »Parco Palladiano« auf
den Markt. All diese Zusammenstellungen erheben nicht den An-
spruch, Trends widerzuspiegeln. Stattdessen will jede von ihnen
eine Garderobe der Düfte sein, aus denen der Kunde je nach Anlass
etwas Passendes aussucht. Man möchte Klassiker schaffen, anstatt
dem Zeitgeist zu folgen. Außerdem sind die neuen Edeldüfte mit
Preisen um die 200 Euro weitaus teurer als herkömmliche Produkte
aus den Duftabteilungen der Kaufhäuser.
Damit versucht die Modeindustrie, ein Geschäft wiederzube-
leben, das sie selbst ruiniert hat. Düfte waren einst Luxusarti-
kel und wurden im Laufe der Zeit zum Massenprodukt, das die
Aura der Luxusmarken auch dem kleinen Geldbeutel zugänglich
machte. Jährlich erschienen neue Düfte, die vor allem auf den Ge-
schmack der breiten Masse abgestimmt waren, mal blumig, mal
fruchtig. Wurden Parfüms früher ausschließlich nach ausführlicher
Beratung verkauft, gibt es sie heute fast nur noch in Selbstbedie-
nungsabteilungen. Sie müssen also gewissermaßen auf den ersten
Riecher überzeugen. Die neuen Düfte von Céline werden nur in
ausgesuchten Boutiquen angeboten. Ob es gelingt, den Geist der
frühen Düfte heraufzubeschwören? Auch Coco Chanel brachte in
den Zwanzigerjahren eine ganze Reihe von Düften auf den Markt,
sie waren alle nummeriert. Legendär wurde nur Nummer 5.


Mode mit Riecher


Stil

Wie viele Leute schaue ich nur noch selten klassisches Fernsehen.
Fernsehgeräte gefallen mir auch nicht besonders, da sie in aus-
geschaltetem Zustand auffällig nutzlos sind: Groß und dunkel
stehen sie unpraktisch im Weg herum oder hängen an der Wand.
Mir ist ein mobiles Gerät lieber, das ich bei Bedarf herausholen
und danach wieder wegpacken kann. Da ich vor allem Serien auf
Netflix oder Amazon streame, wollte ich nun mal etwas ausprobie-
ren, das damit kompatibel ist. So kam ich auf den Beamer Nebula
Capsule von Anker.
Der Beamer ist ungefähr so groß wie eine Coladose und besteht
aus Aluminium, er ist also schön klein, handlich und leicht. Das
Gehäuse ist mattschwarz und besteht aus einem 360-Grad-Laut-
sprecher, der Kopf ist mit einem Lichtprojektor und einem großen
Knopf versehen. Man kann den Beamer mit einem anderen Ge-
rät wie einem Laptop per Blue tooth verbinden. Er kann sich aber
auch selbst über WLAN ins Netz einloggen und wirft dann eine
Art Bildschirmmenü an die Wand: Zu sehen ist eine Auswahl von
Android-Apps oder ein Webbrowser, mit dem man ganz normal
Webseiten ansteuern kann.
Das Bild ist erstaunlich groß und schön: Bis zu 100 Zoll in der
Diagonale bekommt man damit in guter Qualität hin. Auch der
Sound hat mich überzeugt. Man kann den kleinen Beamer zum
Seriengucken im Wohnzimmer benutzen, im Büro für eine Prä-
sentation einsetzen oder auf eine Reise als Mini-Kino mitnehmen.
Gemessen an dem, was dieses kleine Gerät alles so draufhat, ist der
Preis von rund 350 Euro echt in Ordnung. Wer es oft mitnehmen
will, kann noch eine kleine Hülle dazukaufen. Wozu braucht man
heut zu tage noch mal einen Fernseher?

Mirko Borsche mag keine Fernseher


und probiert einen sehr kleinen Beamer aus


Unter Strom

Technische Daten
Größe: 6,8 x 6,8 x 12 cm
Gewicht: 40 0 g
Preis: 349 Euro

Mirko Borsche, Creative Director des ZEITmagazins,
schreibt jede Woche die Kolumne »Unter Strom«

Foto

Anker

Foto Peter Langer


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