Süddeutsche Zeitung - 14.11.2019

(Michael S) #1
von christian bernhard

Minsk/München– InGesprächen mit Eis-
hockeyspielern und Trainern fällt regelmä-
ßig der Begriff „Kleinigkeiten“: Man müs-
se sich auf diese konzentrieren. Sie mach-
ten den Unterschied aus. Auch Yannic Sei-
denberg griff am Dienstagabend darauf zu-
rück. „Aufgrund von Kleinigkeiten“ habe
sein Team den Faden verloren, sagte der
Verteidiger des EHC Red Bull München.
Justin Schütz machte in einer entschei-
denden Szene im 1300 Kilometer entfern-
ten Minsk gleich mehrere Kleinigkeiten
richtig. Der 19 Jahre junge Angreifer des
EHC blockte in Minute 34 erst einen
Schuss im eigenen Drittel, flitzte dann al-
len davon und platzierte die Scheibe aus
vollem Lauf gekonnt unter die Latte. Das
Kopf-Tätscheln des wieder genesenen Phi-
lip Gogulla auf der Münchner Bank hatte
er sich redlich verdient. Schütz’ Treffer
zum 1:2 war die Münchner Initialzündung
im Achtelfinal-Hinspiel der Champions Ho-
ckey League (CHL) bei Yunost Minsk: Aus
einem 0:2-Rückstand machte das Team
von Trainer Don Jackson noch einen
3:2-Sieg. „So weit, so gut“, sagte Jackson
hinterher – viel mehr könne er vor dem
Rückspiel nicht sagen. Die Ausgangspositi-
on für die Partie am 20. November in Mün-
chen ist jedenfalls sehr gut, dem EHC wür-
de bereits ein Unentschieden nach 60 Mi-
nuten zum Einzug ins Viertelfinal reichen.

In Minsk sah es einige Zeit alles andere
als danach aus. Die Weißrussen überstan-
den eine frühe Münchner Druckphase und
gingen dank zweier schneller, direkter An-
griffe und den Toren von Yegor Gainetdi-
nov (9.) und Ivan Drozdov (17.) mit 2:0 in
Führung. Sie waren wie erwartet technisch
und läuferisch stark und räumten vor ih-
rem Tor rigoros auf. Kurz vor Ende des
Startdrittels lag die Scheibe zum dritten
Mal im Münchner Tor, doch die Schieds-
richter nahmen den Treffer nach langem
Videostudium zurück: Torhüter Danny
aus den Birken sei behindert worden – eine
vertretbare, aber knappe Entscheidung.
Jackson bemängelte die Arbeitsmoral
bei seinem Team, das vom starken Yunost-
Auftritt „etwas überrascht“ gewesen sei.
Deshalb wurde der Weißrussland-Trip zu
einem harten Stück Arbeit: „Wir mussten
uns den Hintern aufarbeiten, um uns die
Führung zu ergattern.“ Aus den Birken, der
in der laufenden CHL-Spielzeit überragen-
de 96 Prozent aller Schüsse abgewehrt hat,
war vor dem ersten Münchner Treffer
mehrfach zur Stelle. Erst gegen Ende des
Mitteldrittels schaffte es der EHC, die
Weißrussen früher zu stören und sie so dar-
an zu hindern, Tempo aufzunehmen. In
dieser Phase ging der 19-jährige Schütz,
der schon in den vergangenen Wochen mit
seiner Spritzigkeit und Dynamik positiv
aufgefallen war, voran: Erst verkürzte er
auf 1:2, dann servierte er in Überzahl Tre-

vor Parkes, dem wertvollsten Spieler der
vergangenen CHL-Saison, die Scheibe
zum 2:2 (42.). Schütz und Parkes führen
nun mit jeweils drei Treffern die teaminter-
ne Torjägerliste an. 120 Sekunden später
markierte Yasin Ehliz nach Vorarbeit von
Kapitän Patrick Hager mit einer wuchti-
gen Direktabnahme den 3:2-Siegtreffer.
Die erfolgreiche Aufholjagd war nicht
die erste der Münchner. Immer wieder
schaffen sie es, trotz Rückstand ruhig zu
bleiben und an ihrem Plan festzuhalten.
Frank Mauer erklärt diese Gabe so: „Wir

lassen uns einfach nie aus der Ruhe brin-
gen, erarbeiten uns Chance um Chance,
machen immer weiter. Irgendwann bre-
chen die meisten Mannschaften ein, das ist
uns heute auch wieder gelungen.“ Der EHC
habe das Selbstvertrauen, „jedes Spiel ge-
winnen zu können“.
Das zeigte er in der Deutschen Eisho-
ckey Liga (DEL) auf beeindruckende Wei-
se. 16 ihrer bisherigen 17 Partien gewannen
die Münchner, der Vorsprung auf den Ta-
bellenzweiten Straubing beträgt zwölf
Punkte. Nach der Rückkehr am Mittwoch

beginnt für den EHC am Donnerstagvor-
mittag die Vorbereitung auf das erste DEL-
Spiel nach der Deutschland-Cup-Pause.
Am Freitag gastieren die siebtplatzierten
Nürnberg Ice Tigers, die zuletzt dreimal in
Serie verloren haben, in der Münchner
Olympia-Eishalle (19.30 Uhr). Mauer wür-
de es begrüßen, nicht erneut in Rückstand
zu geraten, denn auf die fraglos vorhande-
nen Comeback-Qualitäten „dürfen wir uns
natürlich nicht immer verlassen“. Erfolgrei-
che Aufholjagden fallen schließlich nicht
unter die Kategorie „Kleinigkeiten“.

Grünwald– Biszur Pause ist es ein ausge-
glichener Kampf, zwei Punkte trennen die
beiden Fechter. Nach der kurzen Unterbre-
chung geht es aber schnell, ein paar abwar-
tende Aktionen, Christian Brandt wird ein
ums andere Mal getroffen. Schließlich ver-
liert er mit 8:15 gegen den Tschechen Jan
Dolezal, damit ist er aus dem Säbelturnier
„Grünwalder Wappen“ ausgeschieden. Als
die Kontrahenten zum Handschlag die
Masken abnehmen, wird erst ersichtlich,
dass Brandt deutlich jünger ist. Um genau
zu sein, hat der 17-Jährige gerade gegen ei-
nen 16 Jahre älteren Fechter verloren.
Brandt ist Teil eines Trios, das aus dem
70 Teilnehmer starken Feld des Turniers
heraussticht, neben dem 17-jährigen Chris-
tian Brandt sind das sein Bruder Julian, 19,
und Kilian Kraus, 16. Sie sind nicht nur die
klar jüngsten Teilnehmer, sie sind auch die
einzigen des TSV Grünwald. Dass die Er-
folgschancen überschaubar sein würden,
war klar, wie Thorsten Brandt erklärt:
„Manche von den Teilnehmern hier kämp-
fen bei internationalen Großveranstaltun-
gen um Medaillen, da sind teilweise ein-
fach Welten dazwischen.“ Brandt senior ist
nicht nur Vater von Julian und Christian, er
ist auch Abteilungsleiter und Trainer.

Die Zielsetzung der drei Teenager ist oh-
nehin eine andere als die der Konkurrenz.
Den Talenten des TSV geht es am vergange-
nen Wochenende nicht um Qualifikations-
punkte für Olympia oder die Europameis-
terschaft, sondern um die Vorbereitung
auf die deutschen U-20-Meisterschaften
am kommenden Wochenende in Eislin-
gen. Dort werden sie die erste Mannschaft
des TSV Grünwald bei deutschen Meister-
schaften stellen, vermutlich wird es auch
die letzte sein, wie Julian anmerkt: „Nächs-
tes Jahr bin ich über die Altersgrenze, dann
wird es wieder schwer. Darum ist es etwas
ganz Besonderes für uns. Wir haben die
ganze Saison dafür gefochten.“
Seit mehr als zehn Jahren fechten die
Brandt-Brüder unter der Anleitung des Va-
ters, der die Sparte Fechten im Verein erst

aufgebaut hat; Kraus kam etwas später hin-
zu. Mit den deutschen Fechthochburgen
kann Grünwald nicht mithalten, zumal der
Sport in München noch weniger Aufmerk-
samkeit erfährt als ohnehin. Der Spaß ste-
he im Vordergrund, wie das Trio betont,
gerne mit einem leicht ironischen Unter-
ton. Nach dem Sieg bei den bayerischen
Meisterschaften habe man sich gedacht:
„Na gut, wenn wir eh schon qualifiziert
sind, dann können wir auch zu den Deut-
schen fahren und da noch ein bisschen
Spaß haben“, erklärt Christian lachend.
Für dieses Ziel hat sein älterer Bruder
überhaupt erst wieder begonnen, an Tur-
nieren teilzunehmen: „In der Abiphase ha-
be ich damit aufgehört“, erzählt er, „wegen
der Schule, aber auch weil mir das Fahren
auf Turniere nicht mehr so viel Spaß ge-
macht hat.“ Inzwischen hat er einen Trai-
nerschein und arbeitet im Verein mit den
kleineren Trainingsgruppen. Die fehlende
Turniererfahrung macht der Sportstudent
auch dafür verantwortlich, dass er beim
Grünwalder Wappen schon in der Vorrun-
de ausschied. Die beiden Jüngeren schaff-
ten es mit einem Sieg immerhin in die Run-
de der letzten 64, dort war jeweils Endstati-
on. Als 62. der Vorrunde traf Kraus auf den

Dritten: „Dann ist es halt vorbei“, merkt er
nach der 2:15-Niederlage gegen den Rus-
sen Oleg Petrovskiy trocken an.
Es geht sehr schnell beim Fechten, für
die vielen Laien, die den Weg in die Helmi-
Mühlbauer-Halle gefunden haben, ist mit
bloßem Auge kaum erkennbar, welcher
Fechter getroffen hat. Es geht nicht nur zwi-
schen den einzelnen Gefechten schnell,
zwischen den sechs Vorrundenduellen blei-
ben jeweils nur fünf Minuten Zeit, sich vor-
zubereiten. Noch wacher muss man auf
der Planche sein. Bei dieser Schnelligkeit
und Intensität noch strategisch reagieren
zu können, zeichne einen guten Fechter
aus, erklärt Julian. Sein Bruder ergänzt:
„Trotz des hohen Tempos war das jetzt ein
super Vorbereitungsturnier, und wir sind
für die nächste Woche gut eingefochten.“
Auch bei der DM in Eislingen werden sie
nicht zu den Favoriten zählen, auch dort
wird der Spaß im Vordergrund stehen.
Ganz ohne Ambitionen fahren die drei
dann allerdings doch nicht nach Baden-
Württemberg, Fechterehre: „Als Mann-
schaft nicht gleich in der ersten Runde ver-
lieren, das wäre schon cool“, erklären sie.
Und die Gegner dort werden ja nicht viel äl-
ter sein als sie. thomas jensen

Oberhaching– Mario Matic ist ein Freund
klarer Worte, also sagt er: „Wir wollen
nicht um den heißen Brei herumreden. Na-
türlich wussten wir, dass es schwer wird in
dieser Saison, wir sind Aufsteiger und ha-
ben keinen Profi im Team.“ Doch das, was
seiner Mannschaft mittlerweile widerfah-
ren ist, habe der Trainer der Basketballer
des TSV Tropics Oberhaching „in 25 Jah-
ren als Spieler und Trainer“ noch nicht er-
lebt. Als profiloser Aufsteiger hatte der
40-jährige Übungsleiter realistischer Wei-
se auf die Eingespieltheit seiner Auswahl
gesetzt, auf das intakte Gefüge, den Kampf-
geist, das Kollektiv. Doch nach acht gespiel-
ten Minuten in dieser ersten Saison der
Tropics in der zweiten Liga ProB war alles
über den Haufen geschmissen: „Da hat
sich Christian Hustert an der Syndesmose
verletzt“, so Matic. Der erste Schlüsselspie-
ler musste für den Rest der Saison passen.
Mittlerweile sind acht Partien gespielt,
die Tropics stehen mit nur einem Sieg auf
dem vorletzten Tabellenplatz und Matic
hat zum jetzigen Zeitpunkt bereits drei
wichtige Akteure langfristig verloren. Ne-


ben Hustert ist nämlich für William Besso-
ir, der mit einem Knorpelschaden am Knie
ausfällt, und Torsten Walter, der sich die
Achillessehne gerissen hat, für zwei weite-
re wichtige Stammkräfte die Saison vorzei-
tig beendet. In einem ohnehin nicht üppig
besetzten Kader ein Drama, das sich mit
den Verletzungen von Miljan Grujic (Rü-
cken), John Boyer (Muskelfaserriss), Tho-
mas Nibler (Knie) zu einer personellen Ka-
tastrophe ausgewachsen hat.

„Wir haben von Anfang an kein einziges
Spiel annähernd in Bestbesetzung bestrei-
ten können. In den letzten Spielen hat sich
Thomas Nibler auf die Bank gesetzt, dass
wir wenigstens einen Auswechselspieler
hatten. Im Training habe ich meist nur
sechs, sieben Spieler zur Verfügung, wie
soll man da einen ordentlichen Trainings-
betrieb aufrecht erhalten?“ Die Wort pur-

zeln nur so aus dem Mund von Matic,
manchmal klingt er fast ein wenig verzwei-
felt, denn eigentlich waren die Tropics ja
recht zuversichtlich in die Saison gestartet.
Denn mit voller Besetzung kann der Auf-
steiger durchaus mithalten, das hat er
mehrmals beweisen. Bei der knappen Nie-
derlage nach Verlängerung im Audi Dome,
bei der zweiten Besetzung der großen Bay-
ern. Und natürlich beim Auswärtssieg in Er-
furt, „da haben nur zwei Verletzte gefehlt“,
erinnert sich Matic. Erfurt ist Letzter und
ein gutes Beispiel, wie die Konkurrenz auf
personelle Probleme reagiert: „Sie haben
nachverpflichtet“, weiß Matic, in einem Ka-
der, der ohnehin drei, vier Profis aufzubie-
ten hat. „Wir haben diese finanziellen Mög-
lichkeiten nicht.“ Dann sagt der Tropics-
Coach trotzig: „Aber aufgeben werden wir
nicht.“
Natürlich müsse man sich mit dem Ge-
danken an die Abstiegsrunde anfreunden,
natürlich ist nun das Saisonziel vom Errei-
chen der Playoff-Runde auf den Klassener-
halt geschrumpft. Aber es gibt trotz aller
Probleme Hoffnung. In Justin Headley
kam ein talentierter Spielmacher vom
Pro-B-Klub Hanau, wo er keine Einsatzzei-
ten erhielt. Der 23-Jährige wurde in Schwa-
bing ausgebildet und überzeugt nun in
Oberhaching. In Sebastian Rauch kam ein
32-jähriger Routinier, der zwar eine Saison
nicht mehr aktiv war, aber unter anderem
beim FC Bayern II gespielt hat. Vielleicht
wird außerdem Grujic am Wochenende
zum Heimspiel gegen die Baskets Speyer
(19 Uhr) ins Team zurückkehren, bei Boyer
könnte es in drei Wochen so weit sein, hofft
sein Trainer. Auch die jüngste Partie bei
der Erstligareserve in Gießen stimmt Ma-
tic zuversichtlich, 30 Sekunden vor dem
Ende waren die Tropics noch auf zwei
Punkte am Gegner dran. Als Sebastian
Rauch fünf Minuten vor dem Ende mit
dem fünften Foul vom Feld musste, spiel-
ten die ersatzgeschwächten Tropics ob feh-
lender Wechselspieler in Unterzahl zu En-
de. Das Spiel ging 94:103 verloren.
„Aber die Moral stimmt“, sagt Matic.
14 Partien stehen noch aus, genug, um„ein
paar Siege einzusammeln“. Und wer weiß,
vielleicht „läuft uns ja noch ein Spieler zu“.
Ein paar Worte diesbezüglich seien schon
gewechselt worden. ralf tögel

SZ: Sport ist...
HorstHaitzinger: Horror.


Ihr aktueller Fitnesszustand?
Ich gehe täglich 60 Stufen runter und wie-
der rauf.


Felgaufschwung oder Einkehrschwung?
Einkehrschwung, wenn damit Einkehr ins
Wirtshaus gemeint ist (genau das, d. Red.).


Sportunterricht war für Sie?
Habe schon als Jugendlicher diesen Tag
meist als „Friday for Future“ benutzt.


Ihr persönlicher Rekord?
Eigentor in der Fußballmannschaft der
vierten Volksschulklasse.


Stadion oder Fernsehsportler?
Empfehle Radio! Unvergessen Sportrepor-
ter Günther Koch!!!


Bayern oder Sechzig?
Als Mitleidender aller Verdammten dieser
Erde: Sechzig!


Ihr ewiges Sport-Idol?
Theo Lingen als Theodor im Fußballtor!


Ein prägendes Erlebnis?
Wurde nach Eigentor in der Schülermann-
schaft immer aussortiert (schwere depres-
sive Spätfolgen!).


In welcher Disziplin wären Sie Olympiasie-
ger?
Zehnkämpfer, was sonst?


Mit welcher Sportlerin/welchem Sportler
würden Sie gerne das Trikot tauschen?
Trage keine fremden Unterhemden.


Unter der Rubrik „Formsache“ fragt die SZ jede Wo-
che Menschen nach ihrer Affinität zum Sport. Künst-
ler,Politiker, Wirtschaftskapitäne – bloß keine Sport-
ler. Wäre ja langweilig.


Eishockey-Zweitligist Tölzer Löwenhat Henrik Huwer
als zweiten Torhüter lizenzieren lassen. Der 18-Jähri-
ge, der zuletzt beim Kooperationspartner Straubing in
der DEL trainierte, ersetzt bis auf Weiteres Andreas
Mechel, 27, der um eine Auszeit gebeten hat.


München– Am Dienstag haben die Isarni-
xen, wie sich die Synchronschwimmerin-
nen der SG Stadtwerke München nennen,
ein Video in den sozialen Medien gepostet.
Darin laufen zwei Männer auf einem lan-
gen Rollband, wie es sie an Flughäfen gibt.
Einer schwingt sich auf das Geländer an
der Seite und lässt sich bäuchlings auf ihm
weitertransportieren, dazu macht er
Schwimmbewegungen. Das Video dieser
ulkigen Trockenübungen soll die Proble-
me der Münchner Synchronschwimmerin-
nen um ihre Olympiahoffnungen für Tokio
2020, Marlene Bojer und Daniela Rein-
hardt, symbolisieren. Diese finden es gar
nicht ulkig, wie sie im vorolympischen
Jahr um Trainingszeiten im schwierigen
Münchner Bäderumfeld kämpfen müssen.
Kurz nach ihrem am Wochenende in Berlin
errungenen mehrfachen DM-Erfolg wen-
den sie sich nun mit harscher Kritik an die
Stadt und ihren höchsten Amtsträger –
Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD).

In einem von SG-Vorstandsmitglied Bar-
bara Liegl unter anderem an Reiter und die
Leiterin des Referats für Bildung und
Sport, Beatrix Zurek, gerichteten Schrei-
ben vom 12. November heißt es: „Das Pro-
blem mit unseren Trainingszeiten ist für
uns derzeit wirklich absolut existenzbedro-
hend. Wir brauchen eine schnelle und
nachhaltige Lösung, andernfalls können
wir für die inzwischen über 80 Mitglieder
unserer Wettkampfmannschaft keine Zu-
kunft mehr bieten.“ Zur Einordnung: Mün-
chens Synchronschwimmerinnen sind der-
zeit das Maß aller Dinge in Deutschland.
Vor allem fehlten der SG um Bojer und
Reinhardt abends Wasserzeiten, sie hätten
nur den Montag im Morawitzky-Bad und
den Dienstag im Ruth-Drexel-Bad, was
trotz vergleichsweise großzügiger Zeiten
an Wochentagen morgens und an Wochen-
enden nachmittags im Olympiabad zu we-
nig sei: „Uns fehlen zum Wettkampftrai-
ning mindestens zehn bis zwölf Stunden
Wasserzeit am Nachmittag/Abend. Wäh-
rend unser Olympiaduett 20 Stunden pro
Woche trainiert, haben die Schweizerin-
nen 40 Stunden“, sagt Liegl. Kürzlich habe
ihnen die Stadt noch die Mittwochszeit im
Ruth-Drexel-Bad genommen.
Hilferufe ans Schulreferat und Sport-
amt seien unbeantwortet geblieben, Vor-
schläge für einen runden Tisch mit den
Klubs abgelehnt worden, vom Rathaus sei-
en sie vertröstet worden, seither herrsche
Funkstille. „Wir sitzen auf dem Trockenen,
unser Olympiaduett ist im Stich gelassen
worden“, klagt Liegl, die nun eine Demo
vor dem Rathaus plant. „Wenn sich diese
Woche nichts tut, werden wir dort so lange
Stehproben machen, bis sich was tut.“
Das Sportamt verweist auf Nachfrage
darauf, dass die Stadt das Leistungssport-
konzept der SG Stadtwerke finanziell un-
terstütze, dass es wegen Sanierungen zu
Engpässen gekommen sei, durch die Eröff-
nungen von Bädern an der Engadiner Stra-
ße und im Schulcampus Freiham aber dem-
nächst wieder neue Trainingszeiten zur
Verfügung stünden. sebastian winter

Ehrgeizig: Grünwalds Julian Brandt (li.) und Kilian Kraus. FOTO: CLAUS SCHUNK

Keine Kleinigkeit


Auchgegen Minsk lässt sich der EHC München von einem Rückstand nicht aus der Ruhe bringen und gewinnt im
Achtelfinale der Champions League 3:2. Trainer Don Jackson kritisiert indes die Einstellung seines Teams

Wach auf der Planche


Drei Grünwalder Fecht-Talente tasten sich an die Elite heran


Der Maler und Grafiker
HorstHaitzinger,vor
80 Jahren in Österreich
geboren, gehört zu den
profiliertesten politischen
Karikaturisten im deutsch-
sprachigen Raum. Der
Wahl-Münchner gilt als
„Meister des deftigen
Strichs“.FOTO: ECKL/OH

KURZ GEMELDET


Kleine Katastrophe


Trotz seiner Verletztenmisere will Basketball-ProB-Aufsteiger Oberhaching kämpfen


„Unser Olympiaduett ist im
Stich gelassen worden.“

Trockenübung


Münchens Isarnixen klagen über
zu wenig Wasserzeiten

„Wir mussten uns den Hintern
aufarbeiten, um uns die Führung
zu ergattern“, sagt Jackson

Drei Stammspieler fallen bis
Saisonende aus. „Wir werden
nicht aufgeben“, sagt der Trainer

An diesem Wochenende treten sie
zur deutschen Meisterschaft an –
eine einmalige Sache für das Trio

Ob in der Champions League oder wie hier in der Deutschen Eishockey Liga: Justin Schütz, 19, ist zurzeit einer der auffäl-
ligsten Münchner Stürmer. FOTO: MARKUS FISCHER

In Gießen musste Topscorer Peter Zeis (re.) mit zwei technischen Fouls vom Platz,
dann Sebastian Rauch mit fünf Fouls – die Tropics waren in Unterzahl. FOTO: SCHUNK


Sympathie für


die Verdammten


Spitze Feder mit Fußballtrauma:
Karikaturist Horst Haitzinger

FORMSACHE


R10 (^) SPORT IN DER REGION Donnerstag, 14. November 2019, Nr. 263 DEFGH

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