E
s soll der ultimative Härtetest
für die Beziehung sein. Vier Paa-
re fliegen auf eine Trauminsel
mit Palmen und Sandstrand, wo
Männer und Frauen getrennt voneinan-
der in Luxusvillen unterkommen. Dort
warten attraktive Singles des jeweils ande-
ren Geschlechts, die um sie werben, nach
dem Motto: Mal sehen, ob die Treue hält.
Dieses Format namens „Temptation Is-
land – Insel der Versuchung“ lief nicht
nur im klassischen Fernsehen der Sender-
kette RTL gut. Auch auf der digitalen
Plattform TV Now gehörte die erste Staf-
fel im Frühjahr zu den meistgesehenen
Sendungen und trug damit zum allgemei-
nen Erfolg der hauseigenen Streaming-
Angebote von RTL bei. Reality-Shows
und Serien, Filme und Dokumentationen
laufen im Netz gut, weshalb der Konzern
das Tempo in dem Geschäft erhöhen will.
„Da das schnelle Wachstum unserer Strea-
ming-Dienste unsere Erwartungen über-
trifft, werden wir unsere Ambitionen und
Investitionen in diesem Bereich deutlich
erhöhen“, sagte der Vorstandsvorsitzende
Thomas Rabe, der neben seinem Posten
als Chef des Mutterkonzerns Bertels-
mann im April auch die Führung von
RTL übernommen hatte.
In Summe verzeichnete die RTL-Grup-
pe zum Ende des dritten Quartals, das im
September abgelaufen ist, rund 1,4 Millio-
nen zahlende Abonnenten in ihren Strea-
ming-Diensten in Deutschland und den
Niederlanden. Gegenüber der Vorjahres-
zeit ist das ein Anstieg um 50 Prozent.
Zwar ist der Konzern damit weit von Riva-
len wie dem amerikanischen AnbieterNetflix entfernt, auf dessen Website al-
lein in Deutschland Schätzungen zufolge
fast 8 Millionen Nutzer regelmäßig digita-
le Videos schauen. Auch der Wettbewer-
ber Amazon Prime erreicht mit seinen Fil-
men und Serien im Netz deutlich mehr Zu-
schauer. Als „Local Hero“, also größte
werberelevante Plattform für sogenann-
tes Video-on-Demand mit Wurzeln in
Deutschland, habe die Gruppe sich aber
eine gute Position erarbeitet, hieß es am
Mittwoch. Auch in Frankreich soll das Ge-schäft wachsen. Dort arbeitet RTL mit
den Sendern TF1 und France Télévisions
an einer gemeinsamen Plattform namens
Salto, die nächstes Jahr starten soll.
Voraussetzung für den Erfolg sind zug-
kräftige, exklusive Formate, die es nur in
den eigenen Angeboten von RTL zu se-
hen gibt, ein Faktor, der zunehmend auch
für das klassische Fernsehen – Fachleute
sprechen von linearem TV – gilt. Gleich-
zeitig wächst RTL stark mit Produktionen
für Dritte, wofür im Konzern die Tochter-gesellschaft Fremantle verantwortlich ist.
Dank Shows wie „American Idol“, der
amerikanischen Variante von „Deutsch-
land sucht den Superstar“, oder der Serie
„American Gods“, die unter anderem auf
Amazon Prime zu sehen ist, steigerte die
hauseigene Produktionsfirma den Um-
satz innerhalb der ersten drei Quartale
des laufenden Jahres um 16 Prozent auf
mehr als 1,2 Milliarden Euro. Auch im Ge-
samtjahr dürfte ein ansehnliches Plus von
10 bis 12 Prozent zu Buche stehen, wie
RTL am Mittwoch mitteilte.
Weniger gut läuft es für den Konzern
im klassischen Geschäft der Fernsehsen-
der, deren Umsatz quer über alle Märkte
um 2 Prozent auf 3,2 Milliarden Euro ge-
sunken ist. Ausschlaggebend seien Ver-
käufe von Unternehmensteilen wie des
Tochterunternehmens Universum Film
gewesen, sagte ein Sprecher. Zudem lief
das Werbegeschäft in Deutschland und
den Niederlanden schlechter. Alles in al-
lem stieg der Umsatz im RTL-Konzern
um 2,8 Prozent auf 4,6 Milliarden Euro.
Anleger hatten offenkundig mehr erwar-
tet, daher sank der Aktienkurs der Me-
diengruppe am Mittwoch um gut 2 Pro-
zent auf 47,32 Euro, womit RTL zu den
schwächsten Werten im M-Dax gehörte.
Das Management bekräftigte seine Ziele
fürs Gesamtjahr, nannte aber keinen
Quartalsgewinn mehr und nutzte damit
gelockerte Vorgaben der Deutschen Bör-
se.
Der Mutterkonzern Bertelsmann stei-
gerte seinen Umsatz in den ersten drei
Quartalen um 3,3 Prozent auf 12,8 Milliar-
den Euro, wie das Unternehmen aus Gü-
tersloh ebenfalls am Mittwoch bekannt-
gab. „Der bisherige Geschäftsverlauf die-
ses Jahres stimmt uns zuversichtlich, dass
wir unsere Ziele für das Gesamtjahr errei-
chen“, ließ sich Rabe zitieren. Demnach
sollen die Erlöse gegenüber 2018 zulegen
und der Gewinn wie im Vorjahr mehr als
eine Milliarde Euro betragen. Ein beson-
derer Schwerpunkt liegt für Bertelsmann
darin, die Zusammenarbeit der Konzern-
teile zu stärken. Etwa in der „Content Alli-
ance“: Sie soll die Kräfte von Tochterge-
sellschaften wie der RTL-Gruppe oder
des Verlags Gruner + Jahr in der Produk-
tion von Filmen und Serien, aber auch
journalistischen Inhalten bündeln. Im
Werbegeschäft soll die „Ad Alliance“ für
mehr Tempo sorgen.F.A.Z. Selection steht für herausragende Qualität und anspruchsvolles Design –
exklusiv für F.A.Z.-Leser gefertigt in deutschen Manufakturen und von renommierten Herstellern.Info (069)7591-1010, Fax (069)7591-8082527„Augen Blicke“aus 70 Jahren F.A.Z.Zum Jubiläum der F.A.Z. haben wir sieben Editionen „Augen Blicke“
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Sie unseren Online-Shop:faz.net/selectionReuters.WASHINGTON. Software-
Fehler in einem selbstfahrenden
Uber-Testfahrzeug haben der ameri-
kanischen Behörde für Transportsi-
cherheit (NTSB) zufolge zum tödli-
chen Unfall mit einer Frau in Arizona
im Jahr 2018 geführt. Die Aufseher
kamen zu dem Schluss, dass das Fahr-
zeug die Frau nicht als Fußgängerin
identifiziert habe, als sie – ein Fahr-
rad schiebend – eine Straße überquer-
te. Laut Polizei war der Unfall ver-
meidbar, der Backup-Fahrer habe
zum Zeitpunkt des Zusammenstoßes
ferngesehen. Der NTSB zufolge gab
es zwischen September 2016 und
März 2018 insgesamt 37 Unfälle von
Uber-Fahrzeugen im autonomen Mo-
dus. 33 Mal sei ein weiteres Auto in-
volviert gewesen. Uber teilte mit, „we-
sentliche Programmverbesserungen“
vorgenommen zu haben. Die Behör-
de könnte ihre Erkenntnisse aus dem
ersten tödlichen Unfall mit selbstfah-
renden Autos als Grundlage für Emp-
fehlungen für die gesamte Branche
und Aufsichtsbehörden heranziehen.
RTL stemmt sich gegen Netflix
Abkühlung gesucht: Szene aus „Temptation Island“ in Amerika Foto Getty
dpa. BIETIGHEIM-BISSINGEN.
Der Maschinenbauer Dürr streicht
bei seiner TochterfirmaHomagrund
350 von 4100 Stellen in Deutschland
und stellt deren Produktion im nieder-
sächsischen Hemmoor ein. Nach star-
ken Vorjahren sei die Nachfrage aus
der Möbelindustrie in diesem und vor-
aussichtlich auch im kommenden
Jahr deutlich geringer, teilte Dürr am
Mittwoch mit. Die Homag Group
stellt Maschinen und Anlagen für die
Möbel- und Holzbauindustrie her und
gehört zum Dürr-Konzern. Mit den
Maßnahmen baue man Überkapazitä-
ten im Inland ab und trage dem Aus-
bau von Kapazitäten in Wachstums-
märkten Rechnung, teilte Dürr weiter
mit.Zwei Drittel der Homag-Beleg-
schaft arbeiten in Deutschland.
hpe.MÜNCHEN. Der mittelständi-
sche BatteriespeicherherstellerSon-
nensteigt in das Geschäft mit der
Elektromobilität ein. Unter dem Na-
men „Sonnen Now“ – angelehnt an
das Pendant „Share Now“ der Auto-
konzerne Daimler und BMW – bietet
das Unternehmen aus dem Allgäu
nun Elektrofahrzeuge zur Miete an.
Und auch die Stromspeicher und Pho-
tovoltaikanlagen brauchen Kunden
nicht mehr zu kaufen, sondern kön-
nen sie mieten – wegen der aufwendi-
gen Installation allerdings für 20 Jah-
re. „Wir wollen damit Vorbehalte der
Kunden ausräumen“, sagte Christoph
Ostermann, Vorstandschef und Grün-
der von Sonnen, der F.A.Z.
Noch immer gebe es Kunden, die
sich fragten, ob die Solarspeicher so
lange hielten und sich die hohen Inves-
titionen rechneten. Eine Monatsmie-
te sei für die Kunden leichter zu kalku-
lieren. Ostermann sprach von einem
monatlichen Betrag inklusive der übri-
gen Stromkosten auf dem gleichen Ni-
veau wie die bisherige Stromrech-
nung, also Kosten, die dem Haushalt
ohnehin entstanden wären. Das güns-
tigste Komplettangebot sei von 340
Euro an im Monat zu haben, darin ent-
halten sei die monatliche Rate von
250 Euro für einen Renault Zoe. Der
Betrag erhöhe sich entsprechend,
wenn der Kunde lieber ein teures
Elektroauto vom Typ Jaguar I-Pace
auswähle. Im Paket enthalten sei zu-
dem eine Ladekarte von New Motion
mit einem Netzwerk von gut 100 000
Ladestationen in Europa.
Sonnen gehört seit März dieses Jah-
res wie New Motion zum britisch-nie-
derländischen Shell-Konzern. Der
größte europäische Öl- und Gasförde-
rer investiert inzwischen stärker in er-
neuerbare Energien, und Sonnen ist
nun eine Tochtergesellschaft. Shell
helfe Sonnen in der internationalen
Expansion und in der Finanzierung
der neuen Abo-Angebote, sagte Oster-
mann. Sonnen erwirtschaftete zuletzt
mit 650 Mitarbeitern einen Jahresum-
satz von 85 Millionen Euro. In diesem
Jahr soll die 100-Millionen-Grenze
übersprungen werden.Dürr plant
Stellenabbau
Uber-Software
antödlichem
Unfall schuld Die eigenen
Streaming-Dienste der
Sendergruppe gewinnen
immer mehr Nutzer. Im
klassischen Fernsehen
ist es schwierig.
Von Christian Müßgens,
Hamburg
Sonnen bietet
Elektroautos
im Abo an
SEITE 24·DONNERSTAG, 7. NOVEMBER 2019·NR. 259 Unternehmen FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG