Handelsblatt - 07.11.2019

(Darren Dugan) #1
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Konjunktur in Deutschland
Bruttoinlandsprodukt*, V eränderung zum Vorquartal in Prozent

HANDELSBLATT


  1. Q. 2016


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  1. Q. 2017 1. Q. 2018 1. Q. 2019 ’20 ’1
    *Real, saison- und kalenderbereinigt • Quellen: Destatis, Sachverständigenrat


Prognose
Veränd. zum
Vorjahr

Donata Riedel, Frank Specht, Silke Kersting Berlin

D


ie Halbzeitbilanz der Bundesregie-
rung beginnt mit einem großen
Selbstlob. „Wir investieren auf Re-
kordniveau“, heißt es in der offiziel-
len „Bestandsaufnahme über die
Umsetzung des Koalitionsvertrags durch die Bun-
desregierung“, den das Kabinett am Mittwoch vor-
legte. Und: „Wir sorgen dafür, dass Deutschland
seine internationalen Verpflichtungen beim Klima-
schutz einhält.“ Bei der Digitalisierung klingt es
dann schon etwas vorsichtiger: „Wir wollen die
Chancen der Digitalisierung für Wirtschaft und Ge-
sellschaft nutzen, unseren Staat modernisieren
und die digitale Souveränität der Bürger stärken.“
Investitionen, Klimaschutz und Digitalisierung:
Es sind auch für die Wirtschaftsweisen Deutsch-
lands wichtigste Baustellen. Doch genau da, wo
Kanzlerin Angela Merkel (CDU) an diesem Mitt-
woch die Leistungen ihrer Regierung zum Leuch-
ten bringen will, sehen die Ökonomen großen Ver-
besserungsbedarf in Deutschland.

Direkt nach der Kabinettssitzung überreichten
die fünf Wirtschaftsweisen der Kanzlerin ihr neues
Jahresgutachten. Darin mahnen sie vor allem eine
Verbesserung der digitalen Infrastruktur an und
dazu mehr Planungskapazitäten, damit Investiti-
onsmittel wirklich ins Bauen fließen können. Beim
Klimaschutz würden sich die Ökonomen um ihren
Vorsitzenden Christoph Schmidt mehr wünschen.
Im Klimapaket sei zwar das vom Sachverständigen-
rat vorgeschlagene CO 2 -Preissystem angelegt. „Und
das muss man erst mal positiv sehen“, sagte
Schmidt. Aber: Der Einstiegspreis von zehn Euro
pro Tonne sende nicht das notwendige Signal für
den notwendigen Umbau der Wirtschaft. „30 Euro
wären als Einstiegspreis richtig gewesen, ich hätte
mir da mehr Mut gewünscht“, sagte Schmidt.
„Den Strukturwandel meistern“ lautet die Über-
schrift des 400 Textseiten dicken Gutachtens. Mit
dem Titel „treffen Sie auch das, was uns umtreibt“,
sagte Merkel, als sie die Studie entgegennahm. „Es
trifft sich eigentlich recht gut, dass viele Themen,

Wirtschaftsweise für


mehr Innovation


Zur Halbzeitbilanz dämpfen die Ökonomen das Selbstlob der


Bundesregierung. Sie kritisieren Deutschlands digitalen Rückstand,


fordern mehr Bildung und streiten über die schwarze Null.


Wirtschaftsweise
stellen Gutachten
vor: Mehr Mut
beim Klimaschutz
gefordert.

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Wirtschaft


& Politik


DONNERSTAG, 7. NOVEMBER 2019, NR. 215
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