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in Schwarz-Weiß-Foto. Ein nicht
mehr junger Mann in weißem Hemd,
Krawatte und Sakko. Auf seinem
Kopf, schief, eine Mütze. Die Augen
geschlossen. Er sieht müde aus.
Greift sich an seine Brille, so als wol-
le er sie absetzen, nach dem Ende einer an-
strengenden Arbeit. Was hat ihn erschöpft?
Ein anderes Foto, ebenfalls schwarz-
weiß: ein Kind, sieben Jahre alt. Es trägt ein
gepunktetes Clownskostüm mit riesiger
Fliege. Auf seinem Gesicht ein zartes
Lächeln. Worauf freut es sich?
Beide Aufnahmen zeigen denselben Men-
schen: den Musiker Michel van Dyke. Zwi-
schen den Bildern liegen 51 Jahre, sie rah-
men auf Vorder- und Rückseite sein neues
Album ein. Es heißt „Fangt schon mal ohne
mich an“ und klingt intimer, persönlicher
als alles, was der 58-Jährige gebürtige
Niederländer bisher veröffentlicht hat.
Und das war ziemlich viel, auch wenn van
Dykes größter Hit schon eine Weile her ist.
Der Song „Du trägst keine Liebe in dir“
machte die Teenieband „Echt“ Ende der 90er
Jahre berühmt. Das Stück sichert dem Kom-
ponisten noch immer jene Tantiemen, die
einem chronisch unterschätzten Künstler
das Leben erleichtern.
Michel van Dyke war lange fort.
Sein neues Album ist
ein nachdenkliches Meisterwerk
Rückzug vom
Rückzug
Das Schwere
leichter nehmen:
Michel van Dyke,
58, beherrscht
diese Kunst
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