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Getty Images, dpa
Quelle: Insa, 2059 Befragte, Zeitraum 4.–7. Oktober 2019, Bewertungsskala von 0 bis 300 Punkte
FOCUS 42/2019 15
V
erbraucherschützer
und Rechtsexperten
fordern einen priva-
ten Rettungsschirm
für Reiseveranstalter, um
nach der Pleite von Thomas
Cook mit Hunderttausenden
gestrandeten Urlaubern eine
Existenzkrise der Branche
abzuwenden. „Die Pauschal-
reise steckt in einer Sinnkri-
se“, sagt Marion Jungbluth,
Leiterin des Reisebereichs bei
der Verbraucherzentrale Bun-
desverband. Dies hat nach
ihren Worten vor allem damit
zu tun, dass sich Reisende bei
Pleiten auf Ausfallentschädi-
gungen nicht verlassen kön-
nen. Die Umsätze der Branche
seien ja bekannt, sagt Jung-
bluth. „Also musste jedem
klar gewesen sein, dass die
gesetzlich festgelegten
110 Millionen Euro zur Absi-
cherung bei Weitem nicht
ausreichen.“ Die insolvente
deutsche Thomas Cook hat
diese Woche alle Reisen bis
- Dezember abgesagt.
Der renommierte Reise-
rechtler Ernst Führich sieht
nun „die Pauschalreise in
Deutschland stark gefährdet“.
Die Begründung des Profes-
sors: „Jahrelang haben wir
den Verbrauchern gepredigt,
dass sie bei einer Pauschal-
reise besser abgesichert sei-
en als Gäste, die individuell
ihre Bausteine buchen“, so
Führich. Nun stelle sich im
Zuge der Thomas-Cook-In-
solvenz heraus, dass dies
nicht immer so sei. Wer
beispielsweise sein Hotel
direkt gebucht hatte,
konnte seinen Urlaub
ungestört fortsetzen, wer dage-
gen pauschal gebucht hatte,
wurde mitunter aus dem Zim-
mer ausgesperrt oder sollte ein
zweites Mal das Hotel direkt
bezahlen.
Verbrauchern könne man
derzeit nur raten, sich genau
nach der Absicherung einer
Reise zu erkundigen, so Füh-
rich. Bei großen Anbietern
reiche möglicherweise der
gesetzliche Höchstbetrag nicht,
wenn es um Pleiten mehrerer
Veranstalter beim gleichen
Versicherer gehe. Vorbild für
den Rettungsschirm könnten
die Niederlande sein. Dort
müssen Firmen nach Umsatz
einzahlen. Im Schnitt würde
das jede Pauschalreise um drei
bis fünf Euro verteuern.
Die Bundesregierung sieht
aber offenbar noch keinen
Handlungsbedarf. Man strebe
eine „Beruhigung der Lage“
an und wolle zunächst die
Abwicklung der Insolvenz
von Thomas Cook durch
die Zurich Versicherung
abwarten, erklärte der
Tourismusbeauftragte
Thomas Bareiß. mk
Nach Cook-Pleite: Experten fordern
Rettungsschirm für Reisebranche
Die Aufs und
Abs der Woche
Andernfalls droht den Pauschalreisen in Deutschland das
Aus. Buchungen könnten bis zu fünf Euro teurer werden
Fakten, Fakten, Fakten – und die Menschen der Woche
Das Institut Insa ermittelt
für FOCUS, welche Politiker
in der Wählergunst („Wer
vertritt Ihre Interessen am
ehesten?“) am stärksten
gestiegen oder gefallen sind.
RAUF
RUNTER
Die Generalsekretärin verliert
4 Punkte und fällt mit 71 im
Ranking auf Platz 20 (19)
Größtes Plus: Der Juso-Chef
gewinnt 8 Punkte, liegt bei 94.
Im Ranking Platz 12 statt 13
Die gesamte Rangliste finden
Sie auf focus.de/ranking
5 Punkte runter auf 97 für
den Gesundheitsminister. Er
belegt nun Platz 10 statt 6
Für die Ministerpräsidentin
geht es mit 110 Punkten (+ 7)
vom 5. auf den 4. Platz
Größtes Minus: Der FDP-Vize
büßt 9 auf 90 Punkte ein. Er
rutscht von Platz 11 auf 13
6 Punkte rauf auf 84 für den
Vorsitzkandidaten. In der
Rangliste von Platz 17 auf 15
Linda Teute-
berg (FDP)
Kevin Kühnert
(SPD)
Jens Spahn
(CDU)
Manuela
Schwesig
(SPD)
Wolfgang
Kubicki (FDP)
Boris Pistorius
(SPD)
Am Boden Flugzeuge von Thomas Cook
warten auf dem Flughafen Manchester,
Passagiere dürfen sie nicht mehr befördern
NACHRICHTEN
In Wartestellung Tourismusbeauftragter Bareiß
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