Architectural Digest Germany - 11.2019

(coco) #1
Architektur
Projekt

ja nicht mit offenen Räumen, die die Luftzirkulation erleichtern
würden, sondern mit relativ kleinen Klassenzimmern.“ Dass es
doch geht, beweist ihre Intervention, die Substanz und Neues ge-
schickt verbindet. Einfach einen Neubau hinter alte Fassaden zu
stellen ist nicht der Stil der Harquitectes.
Am liebsten, könnte man bei einem ersten Blick auf ihre Pro-
jekte denken, bauen die Architekten mit Backstein, einem un-
scheinbaren und schlichten, je nach Typ auch überaus günstigen
Material. Keine Show und doch ein großer Auftritt, wie im Fall
eines Wohnhauses mit der ziemlich unscheinbaren Bezeichnung
„Casa 1311“ – ihre Wohnprojekte nummerieren die Architekten oh-
ne Namen einfach durch. Hier stellen Mauern aus einer einzigen
Schicht Backstein ohne weitere Isolierung die gesamte tragende
Struktur dar, ein Gerüst, das die Harquitectes außen komplett
unverhüllt beließen. Was durchaus mit Ehrlichkeit zu tun habe,
meint Tudó, auch wenn ihm das eigentlich ein bisschen zu mora-
lisierend klingt und sich auf die Arbeit des Architekten nur be-
dingt anwenden lasse. Vor allem habe die einfache Backsteinwand
ästhetische Gründe – und ganz pragmatisch technische: Das porö-
se Material unterstützt die Feuchtigkeitsregulation in den Räumen,


Casa 1413, Ullastret
Wie ein Zaun fasst der L-förmige Flachbau das Grund-
stück ein, auf das er sich auf der Innenseite über die
gesamte Länge hin öffnet(oben). Nach vorn gibt sich
die Casa 1413 hingegen eher verschlossen; hier inte-
grierten die A rchitekten sichtbar die Reste einer alten
Steinmauer in die Fassade(unten li.). Drinnen hält das
Haus unterschiedlichste Raumtypologien bereit(unten).

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