Süddeutsche Zeitung - 17.10.2019

(Tina Meador) #1

Wattens – Um die Verhältnisse im Tiroler
Fußball zu verstehen, genügt es, mit Diana
Langes-Swarovski vom Balkon ihres Büros
über die Dächer der Gemeinde Wattens zu
schauen. Über die Berggipfel, die Mitte Sep-
tember Schnee tragen und das Tal zusam-
mendrücken, und die Flutlichtmasten des
Stadions, das den Namen ihres Vaters
trägt. „Und da unten“, sagt Langes-Swa-
rovski, „da wohnt der Gerhard Stocker“.
Der Präsident des Erzrivalen Wacker Inns-
bruck hat sein Haus gegenüber, in Rufwei-
te. Die Fußballwelt in Österreich ist klein.
Der Nachbar dürfte genau hingehört ha-
ben, als Langes-Swarovski 2013 bei ihrer
ersten Pressekonferenz als Präsidentin der
WSG Wattens verkündete: „In fünf Jahren
sind wir die Nummer eins in Tirol.“ Sie soll-
te recht behalten. Wattens ist aus der dritt-
klassigen Regionalliga in die Bundesliga
aufgestiegen, Innsbruck abgestürzt in die
zweite Liga. Und weil man jetzt schon mal
oben steht, hat man den Verein gleich um-
benannt: Aus der Werksportgemeinschaft
Wattens wurde die WSG Swarovski Tirol.
Man wolle „für ganz Tirol stehen, für alle
Dörfer und Täler“, sagt Langes-Swarovski.


Aus der Ferne sieht es so aus, als sei da
wieder mal in aller Eile ein Team aus dem
Boden gestampft worden, aufgepumpt mit
Geld aus dem Glitzer-Geschäft des Welt-
konzerns Swarovski. Ähnliche Beispiele
gibt es genug, auch in der österreichischen
Liga. Red Bull Salzburg zerlegt gerade wie-
der die Liga mit seinen Brause-Millionen.
1:5 verlor auch Wattens gegen Salzburg,
keine Chance, die spielen wie „die Aliens


vom anderen Stern“, sagt Langes-Swarovs-
ki, „aber es sind nette Aliens“, findet sie.
Wenn man näher hinschaut, dann erzählt
der Aufstieg des Fußballvereins aus Wat-
tens aber eine andere Geschichte, über die
Kraft der Erinnerung an glückliche Tage.
Diana Langes-Swarovski empfängt Be-
sucher in ihrem Büro auf weißen Lederses-
seln, an der Wand hängen zwei Fotos von
ihr im Goldkleid. Auf dem Tisch steht ein
Glaskasten mit der Miniatur des Stadions,
ihr „Schmuckkästchen“, das sie am liebs-
ten „Stadl“ nennt – das passt besser zu den
Tälern und Dörfern. Daneben liegt ein Fuß-
ball mit Kristallen überzogen, ein Ge-
schenk ihres Vaters Gernot Langes. Man be-
gegnet hier sofort der Frau aus der Glitzer-
welt – und der Tochter, die das Vermächt-
nis ihres Vater weiterführen möchte.
Seit 1967 hat ihr Vater die Geschicke des
Vereins gelenkt und lange auch den Kris-
tall-Konzern Swarovski, oft war seine Toch-
ter Diana mit ihm im Stadion. Beim großen
Trainer-Grantler Ernst Happel saß sie als
kleines Mädchen auf dem Schoß, in jener
Zeit, als er mit Wattens 1989 und 1990
österreichischer Meister wurde – damals
in einer Spielgemeinschaft mit Innsbruck.
Hansi Müller ließ hier seine Karriere aus-
klingen und holte Diana hin und wieder
von der Schule ab, das sind Erinnerungen,
in denen sie schwelgt. Fußball als Familien-
ausflug, „das ist noch so in mir drin. Ich
wünsche mir, dieses Gefühl zurückzuho-
len“, sagt die 47-Jährige.
Als ihr Vater sie 2013 zu seiner Nachfol-
gerin als Vereinschef vorschlug, „da hat je-
der aufgezeigt, aber überzeugt war glaube
ich keiner“, sagt Swarovski-Langes. Auch
sie selbst zweifelte. „Ich kann das nicht“,
habe sie zu ihrem Vater gesagt, „da hat er
mir ganz schön was zugetraut.“ Daher war
es nicht schlecht, dass es in Wattens eine er-

staunliche Kontinuität gibt, und zwar
durch den „Köcki“ und den „Silbi“. Trainer
Thomas Silberberger, 46, ist seit 13 Jahren
im Amt – einen Vertrag habe er keinen, ein
Handschlag reiche. Manager Stefan Köck,
44, ist noch länger da, er hat Zeiten erlebt,

als das Team vor 150 mehr oder weniger
Interessierten in der Regionalliga spielte.
„Der schwierigste Kampf ist es, die
Zuschauer zu gewinnen“, sagt Köck, „die,
die sich an die gute alte Zeit erinnern, die
wollen wir wieder zurückholen.“

4000, 5000 kommen inzwischen im
Schnitt zu den Heimspielen, die in der ers-
ten Liga im ungeliebten Tivoli-Stadion in
Innsbruck ausgetragen werden, weil das
Stadion in Wattens keine Rasenheizung
hat und zu wenige überdachte Sitzplätze.
„Die Leute denken, es fließt Gold und
Honig, nur weil Swarovski draufsteht. Sie
glauben, wir machen den Geldhahn auf
und holen einen Superstar – aber so spielt
sich das nicht ab.“ Das Budget ist nach dem
Aufstieg von 2,1 Millionen auf sieben Millio-
nen gestiegen; damit ist Wattens im unte-
ren Drittel der Liga. Statt auf das ehemali-
ge Bundesliga-Juwel Sinan Kurt, dessen
Vertrag nicht verlängert wurde, setzen sie
nun auf den ehemaligen Bochumer Zlatko
Dedic, der von Innsbruck übernommen
wurde und immerhin schon fünf Mal traf
in neun Spielen; und auf Kelvin Yeboah, ei-
nen Neffen von Anthony Yeboah. Wattens
steht auf Platz neun, zwei Siege gelangen
bereits, aber zuletzt gab es gegen den Ta-
bellenletzten Admira Wacker Mödling eine
schmerzhafte 1:3-Niederlage.
Trotzdem, das Team ist angekommen
in der Bundesliga, und auch Langes-Swa-
rovski, die zur ersten Präsidentin im öster-
reichischen Profifußball wurde. Sie hat ein
Frauenteam gegründet, sitzt im Aufsichts-
rat der Bundesliga und ist Botschafterin
der österreichischen Nationalmannschaft.
DieIndian Timeshat sie eingeladen, um
vor Frauen über die Kraft des Sports zu
sprechen. Hier, beim Fußball, sei sie rich-
tig, sagt sie. „Ich hab’ die Rolle meines
Lebens gefunden.“
Mit 18 schickte sie ihre Familie nach Flo-
rida, Luft- und Raumfahrttechnik sollte
sie studieren, damals besaß ihre Familie
noch eine Fluggesellschaft. Aber sie melde-
te sich heimlich für eine Schauspielschule
in New York an. Doch eine Karriere im Jazz-

Gesang fiel aus, sie bekam Probleme mit
dem Kehlkopf. Sie modelte, heiratete den
Aristokraten Joaquin Fernandez de Cordo-
va Hohenlohe, ihr Trauzeuge ist heute Kö-
nig von Spanien. Das Paar zog in eine
Selbstversorger-Hütte in Venezuela, züch-
tete Büffel, Langes-Swarovski gründete ei-
nen Wohltätigkeitsverein für exotische Tie-
re in Gefangenschaft, päppelte Pumas auf.
„Ich hatte immer eine Pistole dabei und
musste in einer Nacht um mein Leben ren-
nen“, erzählte sie mal derWelt.

Doch die Beziehung hielt nicht, und ir-
gendwann zog es sie zurück in ihre Heimat,
zurück nach Wattens, eine Gemeinde, die
eigentlich ein riesiges Swarovski-Firmen-
gelände ist. Fast 5000 Menschen arbeiten
hier für den Kristallhersteller – in einer
8000-Seelen-Gemeinde. Mittags essen
die Fußballer und die Arbeiter unter den
Kastanienbäumen im „Schwan“, Speziali-
tät ist das Backhendl.
Am Sonntag wird wieder eine Art Prozes-
sion von Wattens über die Autobahn Rich-
tung Innsbruck stattfinden. Immer mit im
Bus: die Madonna im Kofferraum. Diana
Langes-Swarovski hat sich ein Heiligen-
bild mit einem Jesuskind auf einem Fuß-
ball von einem Künstler malen lassen, die
„WSG-Madonna“. Sie sagt: „Ohne die fahre
ich nicht.“ In der Kabine werden dann Ker-
zen angezündet, damit sich keiner verletzt:
„Ich glaub, das stärkt dich, wenn du raus
läufst.“ Am Sonntag kommt übrigens der
TSV Hartberg zu Besuch – mit Brigitte
Annerl, der anderen Präsidentin in Öster-
reichs Bundesliga. thomas gröbner

Madonna im Kofferraum


DieKristall-Erbin Diana Langes-Swarovski war die erste Präsidentin im österreichischen Profifußball und hat den Dorfklub Wattens in die Bundesliga geführt – mit ungewöhnlichen Methoden


Berlin– Nach der Ausbootung der drei
Münchner Routiniers und Rio-Weltmeis-
ter Thomas Müller, Mats Hummels und Jé-
rôme Boateng hat sich auch das Thema
Mannschaftsrat bei der deutschen Fußball-
Nationalmannschaft erledigt: „Gemein-
sam mit den Spielern haben wir bespro-
chen, dass ein klassischer Mannschaftsrat
alter Prägung nicht mehr passend für un-
ser Miteinander ist“, bestätigte DFB-Direk-
tor Oliver Bierhoff derSport Bild:„Auch
das ist Ausdruck von gegenseitigem Ver-
trauen und gelebten flachen Hierarchien
bei der Nationalmannschaft.“ Der Schritt
hatte sich seit Monaten angedeutet und
passt zur Umbruchsphase, in der sich die
Mannschaft von Bundestrainer Joachim
Löw seit Herbst 2018 befindet.
Aus dem alten Mannschaftsrat sind nur
noch Kapitän Manuel Neuer (FC Bayern)
und sein Stellvertreter Toni Kroos (Real
Madrid) übrig geblieben. Junge Spieler wie
die beiden Münchner Joshua Kimmich
oder Niklas Süle sollen trotzdem verstärkt
in die Verantwortung gezogen werden, be-
tonte Teammanager Thomas Beheshti:
„Wir haben einen intensiven und regelmä-
ßigen Austausch mit der Mannschaft und
sitzen je nach Thema, Projekt und Vorha-
ben in unterschiedlichen Konstellationen
zusammen. Außerhalb der Länderspiel-
phasen informieren und kommunizieren
wir über unsere App.“ dpa, sid

Zenica– Luca Kilian war überwältigt: „Ich
habe vorher überlegt, was ich mache,
wenn ich ein Tor schießen sollte. Ich habe
mich so gefreut, es war ein geiles Gefühl,
ein geiler Moment“, sagte der U21-National-
spieler des SC Paderborn über sein Füh-
rungstor beim deutschen 2:0 (1:0)-Sieg in
der EM-Qualifikation in Bosnien-Herzego-
wina. Zwei Spiele, zwei Siege, 7:1 Tore – bes-
ser hätte der Start der neuformierten U21
des DFB nach dem Erreichen des EM-Fina-
les im Sommer nicht klappen können.
Mit Ausnahme dieses EM-Endspiels im
Juli gegen Spanien (1:2) haben die DFB-Ju-
nioren nun generationsübergreifend seit
21 Länderspielen nicht mehr verloren. Trai-
ner Stefan Kuntz war allerdings nur mit
dem neuerlichen Sieg und der Tabellenfüh-
rung in der Qualifikations-Gruppe neun
zufrieden. Die Leistung in Zenica hatte ihn
nicht überzeugt: „Insgesamt haben wir
nicht so gut gespielt und einige Fehler ge-
macht“, monierte der Chefcoach.
Die deutschen Junioren hatten es gegen
Bosnien unnötig spannend gemacht. Trotz
klarer Torchancen stand es nur 1:0, bis in
der Schlussphase der Wolfsburger Stür-
mer Lukas Nmecha (79.) per Flugkopfball
das beruhigende 2:0 erzielte. „Das Tor hat
den Dampf rausgelassen“, sagte Co-Trai-
ner Daniel Niedzkowski, „allerdings kön-
nen wir einige Sachen besser machen.“
Nach dem 1:1 im Test in Spanien folgte
nun der Sieg in Bosnien. Niedzkowski be-
stätigte: „Wir können insgesamt auf die-
sen beiden Spielen aufbauen. Wir sind auf
einem sehr, sehr guten Weg.“ Dass der DFB-
Nachwuchs weiterhin auch auf der Torhü-
terposition keine Probleme hat, bewies der
Schalker Markus Schubert in der 72. Minu-
te, als er einen Kopfballaufsetzer von Vla-
dan Danilovic herausragend abwehrte.
Schubert tritt bei der U21 scheinbar mühe-
los in die Fußstapfen seines Klubkollegen
Alexander Nübel. Das nächste EM-Qualifi-
kationsspiel findet am 17. November in
Freiburg gegen Belgien statt. sid

von sebastian fischer

Z


wei wichtige Politiker haben schon
Fanartikel von ihm. Mitte September
traf sich Frankreichs Staatspräsi-
dent Emmanuel Macron im Elysee-Palast
mit Finnlands Ministerpräsident Antti Rin-
ne und erhielt von seinem Gast als Mit-
bringsel ein weiß-blaues finnisches Natio-
naltrikot überreicht, auf dem Rücken:
Nummer zehn, Pukki. Rinne seinerseits be-
kam in dieser Woche schon sein zweites
Pukki-Trikot geschenkt, das gelb-grüne
Klubshirt von Norwich City, Nummer 22.
Er bedankte sich beim Premier-League-
Verein mit einem Foto aus seinem Büro in
den sozialen Netzwerken. „#Pukkiparty“,
schrieb er dazu, ein Hype bekommt im In-
ternet seinen eigenen Namen. Und viel-
leicht geht er gerade erst richtig los.
Der Stürmer Teemu Pukki, 29, hat am
Dienstag schon wieder zwei Tore geschos-
sen, beim 3:0-Sieg Finnlands gegen Arme-
nien. Die finnische Nationalelf, noch nie
für ein Turnier qualifiziert, ist damit so gut
wie sicher bei der Europameisterschaft im
kommenden Jahr dabei, es reicht schon
ein Heimsieg im vorletzten Gruppenspiel
im November gegen Liechtenstein. Pukki
hat von zwölf finnischen Quali-Toren sie-
ben erzielt. Und wenn er am Samstag für
Aufsteiger Norwich in Bournemouth auf-
läuft, könnte er sein siebtes Premier-
League-Tor im neunten Spiel erzielen.
Die Saison ist zwar erst etwas mehr als
zwei Monate alt. Aber in Teemu Pukki aus
der finnischen Hafenstadt Kotka an der

Mündung des Flusses Kymijoki, der zu Be-
ginn des Jahrzehnts für zwei Jahre bei
Schalke 04 spielte, um danach bei Celtic
Glasgow als zu schwacher Stürmer vorver-
urteilt zu werden, hat der europäische Fuß-
ball schon jetzt den Protagonisten für eine
besondere Geschichte dieses Sportjahres.
Um sie zu verstehen, könnte man eine
Biografie lesen, die im September in Finn-
land auf den Markt kam, doch Pukki selbst
empfiehlt das nicht. Der Autor beschreibt
darin, dass der Spieler in jungen Jahren zu
viele Süßigkeiten aß. Er habe „nichts zu
tun mit diesem Buch“, schrieb Pukki dar-
aufhin bei Instagram: „Obwohl mir Süßig-
keiten manchmal gut geschmeckt haben,
habe ich sie niemals täglich gegessen.“
Die Geschichte seiner Karriere ist dem-
nach also eine etwas andere.

Sie begann, als er mit 16 zu Finnlands Ju-
gendspieler des Jahres gekürt wurde und
2008 mit seiner Mutter nach Spanien zog,
um sich beim FC Sevilla zu versuchen.
Nach zweieinhalb erfolglosen Jahren kehr-
te er nach Finnland zurück, spielte für HJK
Helsinki – und wechselte 2011 zu Schalke.
Seine Quote war eigentlich gut, er schoss al-
le 133 Minuten ein Tor, doch er war hinter
Raúl und Klaas-Jan Huntelaar nur Ergän-
zungsstürmer. 2013 ging er nach Schott-
land, wo er für Celtic auch auf dem Flügel

statt im Zentrum spielen sollte, sich mit
der physischen Spielweise schwer tat –
und die Bewertung der Saison durch Trai-
ner Neil Lennon später vernichtend aus-
fiel: „Ich würde nicht sagen, dass er eine
Vollkatastrophe war.“ Pukki wechselte wie-
der, zu Bröndby IF nach Dänemark.
Pukki hat seine Kritiker schon in der ver-
gangenen Saison eines Besseren belehrt,
er schoss 29 Tore in Englands zweiter Liga
und wurde zum Spieler des Jahres gekürt.
In dieser Saison traf er bei den bislang ein-
zigen beiden Siegen des Aufsteigers, beim
3:1 gegen Newcastle sogar dreimal, und er
gewann die Wahl zum Spieler des Monats
August. In Finnland sind die Zeitungen voll
mit Geschichten über ihn, er reicht inzwi-
schen fast an die Popularität von Jari Lit-
manen oder Sami Hyypiä heran, bislang
die berühmtesten finnischen Fußballer.
Wenn Pukki selbst erklärt, wie es dazu
kam, etwa derEastern Daily Pressin Nor-
wich, sagt er unter anderem: „Ich war wahr-
scheinlich ein bisschen faul. Ich habe nicht
in der Defensive gearbeitet, wie ich es hät-
te tun sollen.“ Und das sei etwas, das Alex-
ander Zorniger ihm beigebracht habe.
Zorniger, in Deutschland bekannt als
der Trainer, der 2015 fünf Monate lang bis
zu seiner Entlassung dem VfB Stuttgart ra-
dikales Pressing beizubringen versuchte,
der inzwischen wieder vereinslos ist, aber
mit Bröndby 2018 dänischer Pokalsieger
wurde, ist nicht überrascht, dass er etwas
zu Pukki sagen soll. Mit der finnischen
Presse habe er auch schon gesprochen. Er
erzählt, dass Pukki sein gesetzter Stürmer

war, aber dass er ihm tatsächlich etwas ha-
be beibringen müssen. Er habe Pukki ver-
sprochen, sagt Zorniger, dass er in seinem
System mit mehr Defensivarbeit mehr Tor-
chancen bekommen würde. Er markierte
für ihn den Raum 30 Meter vor dem gegne-
rischen Tor, in dem er die Verteidiger anlau-
fen sollte. Zorniger sagt: „Er hat die Kombi-
nation aus Ausdauer und Geschwindig-
keit, die man nicht so oft findet.“
Zorniger vergleicht Pukki mit dem Dä-
nen Yussuf Poulsen, den er bei RB Leipzig
trainierte. Und noch etwas: Pukki habe
durchaus Züge einer Art finnischer Melan-
cholie, ein „leichter Grauschleier, den
musste man ein bisschen lüften.“ Pukki
schoss in 164 Spielen für Bröndby 72 Tore.
Als Zorniger im Februar entlassen wurde,
schrieb Pukki ihm eine SMS, um sich bei
seinem alten Trainer zu bedanken.
Norwich, Pukkis Verein seit 2018, spiele
unter dem deutschen Trainer Daniel Farke
auch ein System, das Pukki liege, sagt Zor-
niger, wenn auch mit mehr Ballbesitz. Und
von einem Grauschleier ist nichts mehr zu
sehen. „An einem schlechten Tag lächelt er
genau wie an einem guten Tag“, sagt sein
Mitspieler Moritz Leitner. Als Fußballer sei
Pukki „einfach unaufgeregt“, kein Trick-
ser, aber tiefenentspannt sicher im Torab-
schluss: „Er macht das auf eine gewisse Art
und Weise, dass es cool aussieht.“
Beim 3:0 gegen Armenien traf Pukki
zweimal fast identisch nach einem schnel-
len Antritt mit einem Chip über den Tor-
wart. „Ein typischer Teemu Pukki“, rief ein
englischer TV-Kommentator.

Aus der Ferne sieht es aus, als sei


daein Team aufgepumpt worden


mit Geld aus dem Glitzer-Geschäft


In der Kabine werden Kerzen
angezündet – vor einem Bild mit
dem Jesuskind und dem Ball

Pukkis „Kombination aus
Ausdauer und Geschwindigkeit“
lobt Alexander Zorniger

Flache Hierarchie


DeutscheFußball-Nationalelf
schafft Mannschaftsrat ab

Junioren auf Kurs


Neuformierte deutsche U21
gewinnt auch in Bosnien souverän

Der prominente neue Manager Stefan
Effenberg setzt beim Drittligisten
KFC Uerdingen künftig auf ein Trainer-
Duo. Die Krefelder verpflichten Daniel
Steuernagel als neuen Cheftrainer, der
bisherige Interimscoach Stefan Reisin-
ger wird ihn als Teamchef unterstützen.
Reisinger, dem für eine dauerhafte
Beschäftigung als Cheftrainer die nöti-
ge Lizenz fehlt, könnte innerhalb des
Tandems der starke Mann bleiben: „Wir
freuen uns sehr über diese Lösung“,
sagte Effenberg, der ein eigenes Ein-
springen als Trainer ausgeschlossen
hatte. „Stefan Reisinger hat in den ver-
gangenen Wochen gute Arbeit geleistet.
Wir sind uns sicher, dass wir in der
neuen Konstellation wieder in die Er-
folgsspur finden.“ Die Uerdinger hatten
sich Ende September von Heiko Vogel
getrennt. Steuernagel, 39, hatte bis
September den Südwest-Regionalligis-
ten Kickers Offenbach trainiert. Uerdin-
gen ist aktuell nur Tabellen-16. dpa


Der Vorstoß von DFB-Direktor Oliver
Bierhoff, die dritte Liga in Zukunft
zwei- oder sogar dreigleisig zu organi-
sieren, stößt bei Verantwortlichen der
Vereine auf wenig Gegenliebe: „Das
Verwässern der dritten Liga macht kei-
nen Sinn. Ich sehe überhaupt keinen
inhaltlichen Ansatz dafür“, sagte Mario
Kallnik, Geschäftsführer des 1. FC Mag-
deburg und Mitglied des Drittliga-Aus-
schusses. Auf der Suche nach neuen
Wegen in der Nachwuchsförderung
brachte Bierhoff die Wiedereinführung
einer zweigleisigen dritten Liga ins
Spiel: „Das könnte eine Möglichkeit
sein, um jüngeren Spielern mehr Spiel-
möglichkeiten zu geben. Aktuell fehlt
die Auswahl an jungen deutschen Spie-
lern, wie es vor zehn Jahren der Fall
war“, sagte Bierhoff demKicker.Die
dritte Liga als eingleisige gesamtdeut-
sche Spielklasse war zur Saison
2008/2009 eingeführt worden. Die am
Mittwoch vorgelegten Bilanzzahlen
zeigen, dass die 20 Vereine in der Vorsai-
son trotz eines Umsatzrekordes
(185,6 Millionen Euro) auch ein Rekord-
Minus von durchschnittlich 1,5 Millio-
nen Euro pro Klub verzeichneten. dpa


Angreifer Nicolai Müller verlässt den
Bundesligisten Eintracht Frankfurt und
wechselt nach Australien zu den Wes-
tern Sydney Wanderers. In Sydney trifft
der 32-Jährige auf den früheren Bundes-
liga-Trainer Markus Babbel und die
ehemaligen Frankfurt-Spieler Alexan-
der Meier und Pirmin Schwegler. Mül-
ler war im Sommer 2018 vom damali-
gen Absteiger Hamburger SV nach
Frankfurt gewechselt. Er wurde aber
selten eingesetzt und war zuletzt an
Hannover 96 ausgeliehen. dpa


Die Polizei in Sofia hat nach den rassisti-
schen Vorfällen im EM-Qualifikations-
spiel zwischen Bulgarien und England
(0:6) sechs Personen vorläufig festge-
nommen. Laut Polizeichef Hadschijew
sollen 15 Personen an der fremdenfeind-
lichen Randale beteiligt gewesen sein.
Das Spiel in Sofia stand mehrmals vor
dem Abbruch, Englands Spieler muss-
ten Affenlaute, höhnische Gesänge und
sogar den Hitlergruß erdulden. Die Uefa
hat ein Verfahren gegen Bulgarien eröff-
net, Verbandspräsident Boris Michailow
ist am Dienstag zurückgetreten. sid


Finnlands Botschafter


Teemu Pukki, in Norwich einer der besten Stürmer der Premier League, schießt sein Nationalteam mit sieben Toren
fast sicher zur ersten EM-Teilnahme der Historie. Dabei hatte man ihn mit Mitte 20 schon abgeschrieben

„Ein typischer Teemu Pukki“: Der Stürmer trifft beim 3:0-Sieg gegen Armenien. FOTO: HEIKKI SAUKKOMAA/AFP

DEFGH Nr. 240, Donnerstag, 17. Oktober 2019 (^) SPORT HMG 27
Steuernagel coacht Uerdingen
Drittligisten contra Bierhoff
Nicolai Müller nach Sydney
Festnahmen in Bulgarien
FUSSBALL
Verstehen sich glänzend: Diana Langes-Swarovski (Mitte), die auch Botschafterin
desösterreichischen Verbands ist, mit ÖFB-Nationaltrainer Franco Foda (links)
und Russlands Teamchef Stanislaw Tschertschessow. FOTO: GRODER / EIBNER / IMAGO

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