Die Welt - 15.10.2019

(Steven Felgate) #1

A


n der Seite ihres Sohnes
Charles betrat die Königin
am Montag um kurz nach
halb zwölf Ortszeit das
Oberhaus. Zum 65. Mal ver-
kündete Elizabeth II. mit dem Vortrag
der Gesetzesagenda die offizielle Eröff-
nung des Parlaments. Nur zwei Mal in
ihrer Herrschaft trat die Monarchin
nicht an. 1959 und 1963, als sie jeweils
mit ihren beiden jüngsten Söhnen
schwanger war.

VON STEFANIE BOLZEN
LONDON

Das so oft durchgespielte, auf jedes
Detail abgestimmte Ritual konnte aber
nicht darüber hinwegtäuschen, dass
diese Queen’s Speech keine gewöhnli-
che war. Sie kommt in einer Zeit der
großen Krise, in der jede Stunde über
den Kurs der Nation entscheiden kann.
Denn in Brüssel sitzen britische Unter-
händler zusammen mit Vertretern der
EU-Kommission, um den für den 31. Ok-
tober fälligen Brexit-Deal vielleicht
doch noch über die Ziellinie zu bringen.
Zudem trat Elizabeth II. am Montag
vor ein Parlament, dem sie auf Antrag

des amtierenden Premierministers En-
de August eine Zwangspause verordnet
hatte. Ein Beschluss, den das Oberste
Gericht ihres Land drei Wochen später
als gesetzeswidrig verurteilte.
Auch jetzt mag sich die zur politi-
schen Neutralität verdammte Queen
missbraucht gefühlt haben. Fast zehn
Minuten lang verlas sie 26 Gesetzesvor-
haben der Regierung von Boris Johnson,
der „die Chancen nutzen will, die der
Ausstieg aus der EU versprechen“, wie
es in der Einleitung hieß.
Dabei ist es vollkommen fraglich,
wann und wie das Königreich die Union
verlassen wird. Die Regierung Johnson
könnte derzeit ohnehin keine neuen
Gesetze durch die Kammer bringen,
weil ihr mehr als 40 Stimmen für eine
Mehrheit fehlen. Und wie lang der Pre-
mier überhaupt noch Premier sein wird,
darüber steht ebenfalls ein Fragezei-
chen. Die Opposition wird möglicher-
weise schon nächste Woche einen Miss-
trauensantrag einbringen und könnte
diesen durchaus gewinnen.
Weshalb die von der Queen verlese-
ne Gesetzesagenda aus Johnsons Sicht
vor allem eines ist: ein Auftakt zum
Wahlkampf. Der Konservative ließ klar

erkennen, auf welche Themen er setzt.
Mehr Geld für Bildung und Gesund-
heit, schärfere Strafen für Kriminelle.
Ein schärferes Einwanderungsgesetz
und mehr Investitionen in Forschung
und Wissenschaft. Außerdem sollen
der Klimaschutz in Gesetze gegossen
und die heimische Infrastruktur ver-
bessert werden.
Alles Versprechen, die im Wahlkampf
die Klientel der Tories an die Urnen
bringen und der Labour-Partei Stim-
men wegnehmen sollen. Der Wahl-
kampf wird unvermeidlich nach dem 31.
Oktober beginnen, wenn die nächste
Brexit-Frist verlängert wurde – oder
aber doch ein Deal auf den letzten Me-
tern zumindest in Ansätzen gefunden
wurde. „Let’s get Brexit done“, lautet
die eingängige, gnadenlose simple Paro-
le von Boris Johnson. Kann er den EU-
Ausstieg tatsächlich bis zum 31. Oktober
erledigen? Drei Szenarien:

1. KEIN DURCHBRUCH IN BRÜSSEL

Am Montag bereits war die am vergan-
genen Freitag verbreitete Euphorie
über einen möglichen Deal wachsender
Vorsicht gewichen. „Ein Deal ist mög-

lich, er ist diesen Monat möglich oder
sogar diese Woche“, sagte der irische
Außenminister Simon Coveney am
Montag in Luxemburg. „Aber wir haben
es noch nicht geschafft.“ Die Nachrich-
tenagentur Reuters zitierte einen rang-
hohen EU-Diplomaten mit den Worten:
„Wir sind nicht sehr optimistisch.“
VVVerhandlungen am Wochenende inerhandlungen am Wochenende in
Brüssel hatten bis Montagnachmittag
keinen Durchbruch gebracht. Der iri-
sche Minister Coveney betonte, es
werde nichts zu den Einzelheiten des
Streits gesagt, weil EU-Unterhändler
Michel Barnier und die britischen
VVVerhandlungspartner Spielräumeerhandlungspartner Spielräume
bräuchten.
Sollte sich trotz des Stillschweigens
kein Deal abzeichnen, muss Johnson
beim Europäischen Rat um eine Verlän-
gerung der Brexit-Frist bis zum 31. Janu-
ar 2020 bitten. Dazu hatte ihn sein eige-
nes Parlament Anfang September verur-
teilt. Für Johnson wäre das im heranna-
henden Wahlkampf schmerzhaft, hatte
er doch den Austritt für Ende Oktober
„auf Leben und Tod“ versprochen.
Freuen könnte sich hingegen Nigel Fa-
rage und seine Brexit Party, die sich als
einzig echte EU-Gegner gerieren.

2. EIN HALBFERTIGER DEAL

Der Druck für eine Einigung lastet auf
London ebenso wie auf Dublin. Irlands
Regierung hat jedes Interesse an einem
geordneten Brexit. Kommt der nicht
zustande und stattdessen der No Deal,
muss das EU-Mitglied in der Folge sel-
ber die harte Grenze zu Nordirland
aufbauen, die es so dringend hatte ver-
meiden wollen. Der No Deal würde Ir-
land zudem wirtschaftlich sehr hart
treffen. Premier Leo Varadkar hatte
sich vergangene Woche nach einem
Treffen mit Johnson betont optimis-
tisch gezeigt, dass es „einen Pfad Rich-
tung Deal gibt“.
Die EU-Staats- und Regierungschefs
könnten bei ihrem Treffen am Donners-
tag das Abkommen zumindest tech-
nisch abnicken. Johnson hat bereits ei-
ne Sondersitzung des Unterhauses am
Samstag anberaumt. Dort würde er eine
Abstimmung über den mit der EU ge-
schlossenen Vor-Deal abhalten. Zwar
hat er keine Mehrheit, und weite Teile
der Opposition wollen den Brexit durch
eine fortgesetzte parlamentarische Blo-
ckade verhindern. Doch bei Labour gibt
es zahlreiche Abgeordnete, die das Bre-

xit-Drama beenden wollen und Johnson
zustimmen könnten.
Gewinnt der Premier die Abstim-
mung, könnte er als Sieger den Brexit
pro forma verkünden. Die Nation müss-
te lediglich ein paar Monate warten bis
alle Details festgezurrt und die nötige
nationale Gesetzgebung für den forma-
len Ausstieg abgeschlossen ist.

3. MIT DEM KOPF DURCH DIE WAND

Gelingt Johnson weder ein voller noch
provisorischer Deal, könnte er auf To-
talkonfrontation gehen. „Lieber liege
ich tot im Graben als um eine Verlänge-
rung zu bitten“, lautet sein Schwur. Der
Konservative könnte den Antrag für ei-
ne neue Brexit-Frist verweigern und als
Märtyrer der Brüssel-Gegner nach Lon-
don zurückkehren.
In der Folge würden Abgeordnete
und andere Interessengruppen die Ge-
richte anrufen, weil der Regierungschef
gesetzeswidrig den Auftrag des Parla-
ments ignoriert. Selbst wenn Johnson
diese neuerliche juristische Schlacht
verlöre, brächte ihm das bei Millionen
Brexit-müden Briten Respekt und si-
cherte Stimmen bei der nächsten Wahl.

GUTE MIENE


Elizabeth II. verkündet im britischen Parlament das Regierungsprogramm von Boris Johnson –


dieser könnte bereits nächste Woche durch einen Misstrauensantrag gestürzt werden. Drei Szenarien


Zurück aus der Zwangspause: Die erste Sitzung des britischen Parlaments wird von Königin Elizabeth II. eröffnet.
Neben ihr der Thronfolger, Prinz Charles und dessen Ehefrau, Herzogin Camilla
RICHARD POHLE/POOL VIA REUTERS; MATT DUNHAM / POOL / AFP; PAUL EDWARDS/POOL VIA REUTERS; REUTERS/TOBY MELVILLE/POOL; LEON NEAL / POOL / AFP (2)

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15.10.19 Dienstag, 15. Oktober 2019DWBE-HP


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8 POLITIK **DIE WELT DIENSTAG,15.OKTOBER


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ährend die Sorge über neue
Fluchtbewegungen durch den
Angriff der Türkei auf die syri-
schen Kurden wächst, liegt die Zahl der
Asylanträge in Europa auch unabhängig
davon noch weit über dem Niveau der
Jahre vor der Migrationskrise. In diesem
Jahr wurden bis zum 24. September be-
reits 487.000 Asylanträge in der EU sowie
in der Schweiz und Norwegen gestellt.
Das waren ein Zehntel mehr als im glei-
chen Zeitraum des Vorjahres, wie aus Da-
ten der EU-Asylbehörde EASO hervor-
geht, die WELT vorliegen. Insgesamt wur-
de demnach etwa jeder Vierte als Flücht-
ling anerkannt, inklusive der weiteren
Schutztitel waren es 34 Prozent. Haupt-
herkunftsländer waren Syrien, Afghani-
stan, Venezuela, Irak, Pakistan, Kolum-
bien und die Türkei. Hauptzielländer wa-
ren Deutschland, Frankreich und Spanien.

VON MARCEL LEUBECHER

WWWährend es Syrer, Iraker und Türkenährend es Syrer, Iraker und Türken
vor allem nach Deutschland zieht – dort
leben ihre größten Diasporagruppen –,

kommen nach Spanien vor allem die la-
teinamerikanischen Asylbewerber, auch
wegen der gemeinsamen Sprache. Drei
Viertel aller 78.000 Antragsteller in dem
südeuropäischen Staat kamen im laufen-
den Jahr aus Venezuela, Kolumbien, Hon-
duras, Nicaragua und El Salvador.
Unter den seit diesem Jahr verstärkt in
der EU Schutz suchenden Lateinamerika-
nern stellen Venezolaner die größte
Gruppe, von ihren Anträgen werden
allerdings nur neun Prozent anerkannt.
Fast alle von ihnen reisen mit einem Tou-
ristenvisum nach Spanien und beantra-
gen in der Region Madrid Asyl. Im Som-
mer hat die spanische Regierung be-
schlossen, abgelehnten Asylbewerbern
aaaus Venezuela in der Regel einen Sonder-us Venezuela in der Regel einen Sonder-
aaaufenthaltstitel zu gewähren. Damit dür-ufenthaltstitel zu gewähren. Damit dür-
fffen sie ein Jahr im Land bleiben und ar-en sie ein Jahr im Land bleiben und ar-
beiten – bekommen aber keine staatliche
Unterstützung. Anschließend können sie
ihre Aufenthaltsgenehmigung verlängern.
Diesen Sonderstatus gesteht Spanien nur
VVVenezolanern zu. enezolanern zu.
In diesem Jahr stellten bereits 30.
VVVenezolaner einen Asylantrag in Europa,enezolaner einen Asylantrag in Europa,

2 018 waren es insgesamt rund 22.000,
was auch schon eine Verdopplung im Ver-
gleich zu 2017 bedeutete.
AAAbgesehen von der nicht bestimmba-bgesehen von der nicht bestimmba-
ren Zahl an Asylbewerbern, die wie die
VVVenezolaner legal per Visum einreisen,enezolaner legal per Visum einreisen,
kommt das Gros der Antragsteller nach
wie vor unerlaubt über die Grenzen. Be-
sondere Sorge bereiten seit Beginn die-
ses Jahrzehnts die drei Routen über das
Mittelmeer, aktuell vor allem die östliche
üüüber die Ägäis. Seit Jahren sind sich dieber die Ägäis. Seit Jahren sind sich die
europäischen Staaten uneinig, wie vehe-
ment die illegale Zuwanderung und da-
mit auch die Chance für Migranten, mit
Helfern beziehungsweise Schleppern
nach Europa zu gelangen, eingeschränkt
werden soll. Aus Frankreich, Österreich
und auch aus der deutschen CDU/CSU-
Fraktion waren zuletzt wieder häufiger
Stimmen zu vernehmen, die den Zugang
nach Europa deutlich erschweren möch-
ten. Kai Wegner, Vorsitzender der Berli-
ner CDU, sagte WELT: „Dauerhaft darf
es keine illegale Migration nach Europa
geben, weder auf dem Land- noch auf
dem Seeweg. Es ist höchste Zeit für einen

Paradigmenwechsel in der Seenotret-
tungspolitik der EU nach dem Vorbild
des australischen ‚No way‘-Prinzips.“
Laut dem Bundestagsabgeordneten wür-
de „dies bedeuten, alle auf dem Mittel-
meer aufgegriffenen Menschen ohne
AAAusnahme zurückzubringen“. Damitusnahme zurückzubringen“. Damit
wwwürden „die Anreize für Überfahrten mitürden „die Anreize für Überfahrten mit
nicht hochseetauglichen Booten auf null
reduziert und dem Sterben auf dem Mit-
telmeer endlich ein Ende bereitet“. Die
EU-Staaten müssten dann mit viel Geld
und Personal eine menschenwürdige Un-
terbringung in Rückkehrzentren gewähr-
leisten. Auch müsse geprüft werden, ob
und wie besonders Schutzbedürftige le-
gal eingeflogen werden können. „Solange
die illegale Zuwanderung anhält, werden
die politischen Ränder stärker“, sagte
WWWegner WELT.egner WELT.
Befürworter weitgehend offener Gren-
zen aus Linkspartei, Grünen und SPD ar-
gggumentieren hingegen, dass jede weitereumentieren hingegen, dass jede weitere
Eindämmung der illegalen Migration
aaauch diejenigen Menschen treffen würde,uch diejenigen Menschen treffen würde,
die tatsächlich gute Chancen auf einen
Schutzstatus in der EU hätten.

Wie die Flüchtlingsorganisation der
VVVereinten Nationen (UNHCR) am Montagereinten Nationen (UNHCR) am Montag
mitteilte, kamen in diesem Jahr mehr als
8 0.000 Migranten bis Ende September
üüüber das Mittelmeer nach Europa. 1041ber das Mittelmeer nach Europa. 1041
Menschen seien beim Versuch der Über-
fffahrt umgekommen oder würden ver-ahrt umgekommen oder würden ver-
misst. Damit seien im laufenden Jahr
deutlich weniger Menschen als im Vorjahr
gekommen. 2018 erreichten laut UN etwas
mehr als 102.000 Migranten auf dem See-
weg Europa. Am deutlichsten ging die
Zahl der Ankünfte in Italien zurück. Nach
rund 21.000 im gleichen Vorjahreszeit-
raum waren es dieses Jahr rund 7600. In
Spanien wurde ein Rückgang um rund 46
Prozent auf 23.200 Ankünfte verzeichnet.
In Griechenland kamen dagegen vor
allem seit Juli deutlich mehr Flüchtlinge
und Migranten an. Insgesamt waren es
rund 46.100 im Vergleich zu 37.300 ein
Jahr zuvor. Allein im September 2019 er-
reichten mehr als 12.000 Migranten Grie-
chenland – so viele wie in keinem anderen
Monat 2018 und 2019.
„Die Route von Libyen nach Europa ist
nach wie vor die tödlichste: Dort wurden

in diesem Jahr fast 63 Prozent der bishe-
rigen Todesfälle auf See verzeichnet“,
heißt es in dem Bericht des UNHCR.
5 8Prozent der Menschen, die Libyen
üüüber das Mittelmeer verlassen haben,ber das Mittelmeer verlassen haben,
wwwurden dort laut UNHCR später wiederurden dort laut UNHCR später wieder
an Land gebracht.
In Deutschland wurden laut Bundes-
amt für Migration du Flüchtlinge (BAMF)
im laufenden Jahr fast 128.000 Asylanträ-
ge bis Ende September gestellt, darunter
rund 110.000 Erstanträge. Nach Syrern
und Irakern waren Türken die größte
Gruppe (8300). In den vergangenen bei-
den Monaten waren Bürger des Staates
zzzwischen Europa und Asien sogar diewischen Europa und Asien sogar die
zzzweitgrößte Gruppe. Der Anstieg derweitgrößte Gruppe. Der Anstieg der
Asylanträge aus der Türkei seit 2016 kann
aaaber auch als historische Normalisierungber auch als historische Normalisierung
betrachtet werden. Häufig wird verges-
sen, dass unter den über drei Millionen
Türkeistämmigen viel mehr über das
Asylsystem kamen als über die Gastarbei-
teranwerbung. So zählte die Türkei
durchgängig von 1986 bis 2011 zu den
Hauptherkunftsländern von Asylsuchen-
den in Deutschland.

Mehr Asylbewerber als im Vorjahr kommen nach Europa


Starker Zuzug aus Venezuela. In Deutschland ist die Türkei zweitwichtigstes Herkunftsland. Aus der CDU wird australische „No way“-Politik an den Küsten gefordert


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