Die Zeit - 24.10.2019

(lu) #1

Klassische Fächer
Medizin, Jura, Theologie und Lehramt
kann man nur an einer Universität studie-
ren. Das gilt auch für die klassischen
Geistes- und Naturwissenschaften, also
etwa Germanistik und Geschichte sowie
Biologie und Chemie. Andere Fächer wie
Maschinenbau, Informatik und BWL wer-
den an allen Arten von Hochschulen an-
geboten, also an Universitäten und an Fach-
hochschulen (FHs). An den Unis ist die
Ausrichtung aber theoretischer. Hier stehen
Grundlagenfächer und Methodenwissen im
Vordergrund, was aber nicht bedeutet, dass
es nicht auch Praxisprojekte geben kann.


Großstadtleben vor der Tür
Viele der 106 Universitäten in Deutschland
befinden sich in Großstädten oder an Orten
mit einer langen Uni-Tradition, wie zum
Beispiel Heidelberg, Tübingen oder Müns-
ter. Abseits des Hörsaals ist da viel geboten:
zahlreiche Studentenkneipen und Cafés um
die Ecke, Busse oder Straßenbahnen, die die
halbe Nacht hindurch fahren, vergünstigte
Tickets für Theater und Konzerte. Wer
noch keinen festen Freundeskreis hat, kann
allerdings auch leicht in der städtischen
Anonymität untergehen.


Vielfältiges Angebot
Unis sind in der Regel größer als FHs.
30.000 Studierende und mehr sind hier
keine Seltenheit. Deshalb ist auch das An-
gebot meist vielfältiger. Man kann viele
unterschiedliche Sprachen lernen, es gibt
mehr Uni-Sportkurse und mehr Hoch-
schulgruppen, in denen man sich engagie-
ren kann. Auch das Vorlesungsverzeichnis
ist vielfältiger. Wer in Vorlesungen anderer
Fächer hineinschnuppern will, hat hier jede
Menge Auswahl.

Mehr Freiheit
Wer an einer Uni studiert, stellt seinen
Stundenplan selbst zusammen und sucht
sich für die Semesterferien selbst einen Prak-
tikumsplatz. Oder man bucht doch lieber ein
Interrail-Ticket? An der Uni hat man auf je-
den Fall mehr Freiheit als an einer FH, aber
man trägt eben auch selbst die Verantwor-
tung, sich rechtzeitig um alles zu kümmern.

Untertauchen in der Masse
Doch lieber ausschlafen, statt der Einfüh-
rung in die Politikwissenschaft oder in die
Mikroökonomie zu lauschen? Gerade bei
Massenvorlesungen fällt es normalerweise
nicht auf, wenn man mal nicht kommt.

Zugang zur Forschung
Grundlagenforschung wird vor allem an
Universitäten betrieben, egal ob es um
Sprachtheorie, Mikrobiologie oder um
chemische Elemente geht. Die Lehre ist für
die Professoren nur ein Teil ihrer Arbeit,
der andere (und oft wichtigere) ist die For-
schung. Nach ihrer Doktorarbeit haben
Uni-Profs weitergeforscht, Tagungen be-
sucht, Aufsätze in Fachzeitschriften veröf-
fentlicht und viel Zeit in ihre Habilitation
gesteckt. Von diesem Wissen können auch
Studierende profitieren. Manchmal ist es
auch möglich, selbst bei Forschungsprojek-
ten mitzuarbeiten.

Die Möglichkeit zur Promotion
Universitäten haben das Recht, Doktortitel
zu verleihen. Mittlerweile gibt es einige FHs,
die das ebenfalls dürfen, es sind aber nur
wenige. Prinzipiell können FH-Absolventen
auch an Unis promovieren, doch oft werden
zusätzliche Bedingungen gestellt, zum Bei-
spiel, dass man noch Kurse belegen oder
Prüfungen bestehen muss. Auch wenn der
Gedanke nach dem Abitur vielleicht noch
weit weg ist: Wer sich vorstellen kann, später
einmal zu promovieren, geht am besten
gleich an eine Uni.

ENTSCHEIDUNG

Fächervielfalt, Feiern, Freiheit – Universitäten versprechen das pralle Studentenleben.


Und sie sind der Startpunkt für eine Karriere in der Wissenschaft


Text: Kathrin Fromm und Nadja Kirsten; Illustration: Lisa Tegtmeier für DIE ZEIT

Was spricht für


die Uni?


ZEIT ABITUR Nr. 44/2019 22

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