Die Zeit - 24.10.2019

(lu) #1

Studium mit Praxis
Fünf oder sechs Monate bei einem Auto­
zulieferer, in einem Pharmakonzern oder ei­
ner sozialen Einrichtung arbeiten: Bei einem
Großteil der Fachhochschulen gehört zum
Studium ein Praxissemester, das man in ei­
nem Unternehmen macht. Es zählt als Stu­
dienleistung und wird von Veranstaltungen
an der Hochschule begleitet. Deshalb dauert
das Bachelorstudium an der FH meist sieben
Semester statt sechs wie an der Uni.


Anwendungsorientierte Fächer
Es gibt Fächer, die man sowohl an Universi­
täten als auch an Fachhochschulen studieren
kann, zum Beispiel Wirtschafts­, Ingenieur­
und Informatikstudiengänge. Daneben gibt
es typische FH­Fächer, etwa Soziale Arbeit
und Pflegewissenschaften. Auch angewandte
Naturwissenschaften, wie zum Beispiel Bio­
technologie anstelle von Biologie, werden
an Fachhochschulen angeboten. Alle FH­
Studiengänge haben gemeinsam, dass sie
anwendungsorientiert sind. Das heißt, es
geht darum, wissenschaftliche Erkenntnisse
auf konkrete Probleme anzuwenden. Des­
halb nennen sich viele FHs inzwischen
Hochschule für Angewandte Wissenschaf­
ten oder auf Englisch Univer sity of Applied
Science.


Weniger Mitstudenten
Rund ein Drittel der Studierenden in
Deutschland ist an Fachhochschulen ein­
geschrieben. Dabei gibt es davon doppelt so
viele wie Universitäten – FHs sind also klei­
ner. Oft sitzen dort auch weniger Studierende
in den Seminaren und Vorlesungen. Das er­
höht die Chance, dass der Professor sich nach
ein paar Sitzungen die Namen und Gesichter
merken kann. Im Mittel hat eine Fach­
hochschule etwa 4500 Studierende, eine Uni
16.500. Allerdings gibt es auch Ausnahmen.
So kommt die Technische Hochschule Köln,
die größte Fachhochschule im Land, auf
rund 26.000 Studierende – damit kann sie
mit so mancher Uni mithalten. Die Ludwig­
Maximilians­Universität in München aller­
dings, die größte Uni im Land, hat fast dop­
pelt so viele Studierende.

Landleben inklusive
Von A wie Albstadt­Sigmaringen bis Z wie
Zittau: Während Universitäten meist in grö­
ßeren Städten zu finden sind, liegen viele
Fachhochschulen im ländlichen Raum. Oft
haben sie gleich mehrere kleine Standorte.
Wer Ruhe sucht und am Wochenende gern
wandern geht, ist hier also richtig. Studen­
tenpartys muss man dafür vielleicht selbst
organisieren.

Feste Strukturen
An der Fachhochschule sind die Stunden­
pläne und die Reihenfolge der Kurse stärker
vorgegeben als an der Uni. In vielen Veran­
staltungen sitzt man deshalb mit einer ähnli­
chen Gruppe von Leuten zusammen, fast wie
in einer Schulklasse. So lassen sich schnell
Freunde finden.

Fachhochschulreife genügt
Mit der Fachhochschulreife stehen Schul­
abgängern an der FH alle Studiengänge of­
fen. Für bestimmte Fächer reicht sogar die
fachgebundene Hochschulreife aus. Welche
dies sind, steht in der Regel auf dem Fach­
hochschulzeugnis.

Profs aus Unternehmen
Wer Professor an einer Fachhochschule wer­
den will, muss Berufserfahrung außerhalb
der Hochschule nachweisen. Mindestens drei
Jahre sind Pflicht. Viele haben als Manager
gearbeitet oder in einer anderen Führungs­
position. Aus dieser Zeit bringen FH­Profs
häufig gute Kontakte zu den Unternehmen
der Region mit, die auch ihren Studieren­
den nützen, etwa bei der Suche nach einem
Praktikum. Auch in der Forschung arbei­
ten Fachhochschulen häufig mit Firmen
zusammen.

Kleine Seminare, feste Strukturen – Fachhochschulen sind übersichtlicher als Unis.


Und sie bieten viel Praxis sowie Kontakte in die Wirtschaft


Was spricht für


die FH?


ENTSCHEIDUNG

Text: Kathrin Fromm und Nadja Kirsten; Illustration: Lisa Tegtmeier für DIE ZEIT

ZEIT ABITUR Nr. 44/2019 24

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