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24.10.1924.10.1924.10.19/1/1/1/1/Pol1/Pol1 BBENDIX 5% 25% 50% 75% 95%
4 POLITIK DIE WELT DONNERSTAG,24.OKTOBER
V
on der Syrien-Initiative der
CDU-Chefin wusste Bun-
desfinanzminister und Vi-
zekanzler Olaf Scholz
nichts. Im Interview kann
der Sozialdemokrat seinen Unmut
kaum verhehlen. Aktuell hat er ganz an-
dere Sorgen: Gemeinsam mit Klara
Geywitz will er am Samstag an die Spit-
ze seiner Partei rücken. Scholz gibt sich
zuversichtlich, ans Scheitern zu denken
sei „völlig sinnlos“.
WELT: Herr Scholz, CDU-Chefin und
Verteidigungsministerin Annegret
Kramp-Karrenbauer fordert eine von
den UN überwachte internationale Si-
cherheitszone in Nordsyrien. Hat sie
das eigentlich mit Ihnen, dem Vize-
kanzler, abgesprochen?
OLAF SCHOLZ: Nein. Ich glaube, auch
sonst mit nicht so vielen.
Aber mit der Bundeskanzlerin, oder?
Das weiß ich nicht. Dazu will ich mich
nicht äußern, sondern darauf hinweisen,
dass die Frage, was man international
macht, etwas ist, über das sorgfältig ge-
sprochen werden sollte – und das nicht
Gegenstand eines Auftritts im Fernse-
hen ist. Es geht darum, was internatio-
nale Partner dazu sagen. Es geht um die
Frage, wie wir uns in den Vereinten Na-
tionen verhalten wollen. Es geht um eine
ernsthafte Bewertung der ganzen Situa-
tion und das Abwägen aller Hin-und-
her-Fragen, die sich stellen. Insbesonde-
re, ob überhaupt irgendjemand daran ein
Interesse hat und was die Folgen wären.
Da sind viele Fragen offen. Die werden
jetzt Stück für Stück zu bereden sein.
Das macht man eigentlich nicht so.
Der Vorschlag ist nun in der Welt und
damit auch europaweit in der Debat-
te. Man hat das Gefühl, die CDU
möchte international Verantwortung
zeigen. Ein solcher Einsatz mit deut-
schen Soldaten wäre ja tatsächlich ei-
ne Zäsur.
Wir sind weit weg von einer solchen Si-
tuation. Im Übrigen erlaube ich mir fol-
gende Bemerkung: Es geht hier um die
Frage, was die Bundesrepublik Deutsch-
land, eingebunden in die Vereinten Na-
tionen, in die Europäische Union, in die
Nato, an Vorstellungen entwickelt. Ein
Fernsehinterview ist keine Art, zu einer
Meinung zu kommen.
Kramp-Karrenbauers Vorstoß sagt
doch viel über den Umgang in der gro-
ßen Koalition aus. Hätte man so et-
was nicht auch im Koalitionsaus-
schuss besprechen können?
Ich glaube, das zeigt wenig über die Ar-
beit der Koalition. Das wirft Fragen im
Hinblick auf die Amtsführung der Mi-
nisterin auf.
Kommen wir zu einem anderen um-
strittenen Thema innerhalb der Bun-
desregierung. Seit geraumer Zeit
streiten CDU, CSU und SPD über die
Grundrente. Diese steht im Koaliti-
onsvertrag, trotzdem gibt es noch im-
mer keine Lösung. Ist Schwarz-Rot
überhaupt noch handlungsfähig?
Die Geschichte, die Sie erzählen, ist
nicht ganz korrekt. Über die Notwen-
digkeit einer Grundrente ist schon sehr
lange gesprochen worden. Das war so-
gar Gegenstand der Regierung, die
CDU, CSU und FDP miteinander gebil-
det haben. Es ist nicht gelungen. Es war
in der vergangenen Regierungszeit The-
ma und Zielsetzung, eine Lösung hinzu-
bekommen. Und jetzt wollen wir das fi-
nalisieren und auch tatsächlich bewerk-
stelligen. Dass das keine einfache Sache
ist, ist offensichtlich. Dass es aber drin-
gend notwendig ist, zeigt sich ja an der
langen, immer wieder aufgenommenen
Bewertung der Fragen, ob man das tun
soll – und wie man das machen kann.
Worum geht es hier eigentlich?
Erklären Sie es uns, bitte.
Unsere Gesellschaft ist nicht besonders
fair. Es gibt ziemlich viele, die sehr we-
nig Geld verdienen. Und selbst heute,
wo wir immerhin einen Mindestlohn
haben – und den hatten wir in den ver-
gangenen Jahrzehnten ja in den meisten
Zeiträumen gar nicht, weil das eine Ver-
besserung ist, die die SPD durchgesetzt
hat –, aber selbst jemand, der den Min-
destlohn verdient, kann, wenn er sein
ganzes Berufsleben Vollzeit tätig war,
nicht mit einer Rente rechnen, bei der
er ohne öffentliche Unterstützung zu-
rechtkommen kann. Das ist ein Zu-
stand, der nicht hingenommen werden
kann. Für die Zukunft müssen wir des-
halb dafür sorgen, dass die Löhne im
unteren Bereich steigen und dass wir ei-
nen ordentlichen Mindestlohn haben,
der auch höher ist als heute. Ich habe
mal zwölf Euro genannt, damit wir
rauskommen aus dieser Situation. Aber
wir müssen natürlich sicherstellen, dass
wir denjenigen helfen, die fleißig waren
und sehr wenig Geld verdient haben. Al-
le anderen Länder um uns herum haben
das, dass sie eine Höherbewertung der
Rentenbezüge im unteren Einkom-
mensbereich vornehmen, weil sie ein
Gefühl für die Fairness haben. Wir hat-
ten das immer auch mal. Es gab Maß-
nahmen, mit denen wir die Renten im
unteren Einkommen angehoben haben,
zuletzt 1992. Deshalb ist es völlig rich-
tig, dass die SPD darauf besteht, dass
wir diese Sache in Deutschland auch
hinkriegen.
Warum machen Sie es nicht einfach
so, wie es im Koalitionsvertrag steht,
also mit einer Bedürftigkeitsprüfung.
Das Thema wäre längst vom Tisch.
Es ist nicht eine Lösung gewesen, die
fffunktioniert. Und man kann das auchunktioniert. Und man kann das auch
merken, wenn man mit den Bürgern
spricht. Ich habe das sehr viel getan in
den vergangenen Jahren. Und als der
VVVorschlag von Bundesminister Heil ge-orschlag von Bundesminister Heil ge-
macht wurde, eine Grundrente mit einer
Höherbewertung bei den Rentenbezü-
gen einzuführen, haben sich unglaublich
viele gemeldet und mich auch angespro-
chen. Sie haben sich gemeint gefühlt, sie
haben gesagt: Es geht um mich, ich weiß
ganz genau, warum das jetzt richtig ist.
Ich war fleißig, und wenn ich meine Ren-
te angucke, dann ist das nicht in Ord-
nung, was dabei rauskommt. Deshalb
fffinde ich, muss es eine Lösung geben, beiinde ich, muss es eine Lösung geben, bei
der diejenigen, die den Respekt vor ihrer
Lebensleistung in der Rente besser wie-
derfinden müssen, als das heute der Fall
ist, auch das Gefühl haben, wir haben ei-
ne Lösung hinbekommen, die aus dieser
Perspektive funktioniert.
Das sind hehre Ansprüche. In Umfra-
gen kann Ihre Partei davon nicht pro-
fffitieren. Regieren und SPD: Ist dasitieren. Regieren und SPD: Ist das
mittlerweile eine toxische Kombina-
tion?
Nein. Wir regieren ja nicht nur im Bund,
wir regieren in vielen Ländern sehr er-
folgreich. Wir stellen auch viele Regie-
rungschefs in unserem Land. Insofern
ist das eine gute Verbindung. Was wir
hinkriegen müssen, ist, dass man uns
das Regierungsgeschäft ganz anver-
traut. Wenn die Sozialdemokraten das
Land regieren ...
Sie meinen mit einer absoluten Mehr-
heit?
Das meine ich nicht, obwohl es schön
war, als ich das in Hamburg einmal er-
reicht habe. Es hat Spaß gemacht, die
vier Jahre, wo wir das nutzen konnten,
um Hamburg grundlegend auf Kurs zu
bringen. Zum Beispiel bei den Fragen
des Wohnungsbaus.
Es klingt wie eine Geschichte von ei-
nem anderen Stern.
AAAber ich glaube schon, dass wir so vielber ich glaube schon, dass wir so viel
Unterstützung bekommen können,
dass wir ein Mandat bekommen, eine
Regierung zu führen. Und das ist et-
was, was wir auch niemals aufgeben
dürfen. Erster Punkt: kein Zickzack-
kurs. Zweiter Punkt: ganz klare politi-
sche Linien, die jeder versteht. Meine
These ist, dass die SPD immer so aufge-
stellt sein muss, dass man weiß, woran
man mit ihr ist, selbst wenn man ihre
Programme nicht von vorne bis hinten
liest. Drittens muss es darum gehen,
dass alle sagen, wenn es um internatio-
nale Sicherheit, Europa, Arbeitsplätze
und Wirtschaft, solide Finanzen sowie
innere Sicherheit geht, dann sind das
diejenigen, denen man vertrauen kann.
Damit wir mit dem, wofür wir beson-
ders stehen, nämlich dafür zu sorgen,
dass jeder denselben Respekt be-
kommt, wenn es um Arbeit geht, dass
der Sozialstaat gut funktioniert, auch
zusätzlich durchkommen.
Wie wollen Sie das erreichen?
Meine These ist: Viele Bürger würden
gerne eine sozialdemokratische Partei
wählen, wenn sie sich über alle Punkte
sicher wären, die da auch noch sind.
Und wir müssen immer modern sein.
Eine Partei, in der Frauen eine zentrale
Rolle spielen. Eine Partei, in der die Fra-
ge des Klimawandels diskutiert wird. Ei-
ne Partei, die die Vielfalt unserer Ein-
wanderungsgesellschaft widerspiegelt.
Und all das kann man erreichen. Ich bin
da durchaus zuversichtlich, dass das ge-
lingt und dass wir wieder mehr Zustim-
mung kriegen können, als wir sie gegen-
wärtig haben.
Wenige Tage noch können die SPD-
Mitglieder darüber abstimmen, wer
die Partei in Zukunft führen soll. Ha-
ben Sie schon gewählt?
Ja.
Sich selbst?
Klara Geywitz und mich.
Herr Scholz, was, wenn Sie es nicht
machen? Wenn Sie es nicht werden?
Was machen Sie dann eigentlich?
Man tritt in solche Wettbewerbe um
ein Amt an. In einer Demokratie mit
dem ganzen Respekt dafür, dass dieje-
nigen entscheiden, die wählen. Und ich
glaube, dass es keinen Sinn ergibt,
dann die Fragen zu erörtern. Das ist
völlig sinnlos. Man geht ein demokrati-
sches Risiko ein, das ist in einer Demo-
kratie eine fröhliche Veranstaltung.
Haben Sie einen Plan B?
Ich finde, man muss auch wagen voran-
zugehen.
TDieses Interview wurde
von Michael Bröcker geführt,
Chefredakteur von Media Pioneer.
Hierbei handelt es sich um eine ge-
kürzte Version. Es erschien ebenfalls
in Auszügen in Gabor Steingarts
werktäglichem Newsletter „Morning
Briefing“ und als Gespräch in
„Morning Briefing: Der Podcast“.
Finanzminister Scholz kritisiert Kramp-Karrenbauers Syrien-Vorstoß. Und sagt,
was seine Partei tun müsse, damit die Bürger wieder Vertrauen in sie gewinnen
S
eitdie Grünen Anfang 2018
mit Annalena Baerbock und
Robert Habeck zwei Vertreter
des Realo-Flügels an die Spit-
ze gewählt haben, erlebt die Partei ei-
nen enormen Aufschwung. Rekorder-
gebnisse bei Landtagswahlen. Eine er-
fffolgreiche Europawahl. Umfragewerte,olgreiche Europawahl. Umfragewerte,
bei denen die Grünen zwischenzeitlich
als stärkste Kraft rangierten und eine
grüne Kanzlerschaft möglich erschei-
nen ließen. Dazu eine mediale Auf-
merksamkeit, die ihresgleichen sucht.
VON HANS-CHRISTOPH SCHLÜTER
Diese Erfolge waren auch möglich,
weil die Grünen an ihrem Image gear-
beitet haben. Statt Verboten wolle die
Partei „radikal realistische Forderun-
gen“ stellen, erklärte Fraktionschefin
Katrin Göring-Eckardt vergangenes
Jahr im „Spiegel“. Man sei keine „Dage-
gen-Partei“, sondern eine „Gestaltungs-
partei“, sagte Parteichef Habeck kürz-
lich bei einem Auftrittin Berlin. In ei-
nem Gespräch mit der Medienplattform
Watson ergänzte Habeck, man werde
schon jetzt gar nicht mehr als Verbots-
partei wahrgenommen.Die Grünen
möchten also eine positive Rhetorik be-
dienen und das alte Image hinter sich
lassen, das auch auf ältere Forderungen
gründet wie die nach einem verpflich-
tenden „Veggie-Day“ in öffentlichen
Kantinen. Auch Nachtflüge, Zirkustiere
und Zigarettenautomaten in der Öffent-
lichkeit standen bereits auf der schwar-
zen Liste der Grünen.
Zudem ist man bis heute „gegen
Kohle, gegen Ölheizungen, gegen Plas-
tikstrohhalme“, wie Habeck unlängst
betonte. Erst jüngst scheiterte die Bun-
destagsfraktion erneut bei dem Ver-
such, im Bundestag ein Tempolimit auf
deutschen Autobahnen durchzusetzen.
Was ist also dran am neuen Anstrich
und konstruktiven Anspruch der Partei?
Recherchen von WELT zeigen: Noch
immer fordern die Grünen häufig Ver-
bote. Eine Analyse von Anträgen der im
Bundestag vertretenen Fraktionen
zeigt, dass die Umweltpartei in dieser
Legislaturperiode bisher in 26 ihrer ins-
gesamt 367 Anträge explizit Verbote ge-
fordert hat. Das ist ein Anteil von gut
sieben Prozent. Besonders im Fokus
stehen dabei Fragen des Tier-, Umwelt-
und Naturschutzes. So forderte die
Fraktion im Laufe der vergangenen
zwei Jahre beispielsweise: ein Verbot
von Schweröl. Ein Verbot von Mikro-
plastik. Ein Verbot des Exports von
Müll, Schrott und Atommüll. Ein Verbot
von Fracking. Ein Verbot der Erschlie-
ßung neuer Tagebaue. Ein Verbot des
Einsatzes gentechnisch veränderter
Bäume.
Die Analyse der Bundestagsanträge
zeigt zugleich: Mit ihren Verbotsforde-
mit einigem Abstand – die AfD. In acht
Verbotsanträgen fordert die Fraktion
beispielsweise ein Verbot des Versand-
handels mit verschreibungspflichtigen
Arzneimitteln oder ein Verbot von Voll-
verschleierung im öffentlichen Raum.
Die FDP formulierte in derselben Zeit
drei Verbotsanträge, die SPD zwei und
die Union einen. Einen erbetenen Kom-
mentar zu diesen Ergebnissen lehnte
die Grünen-Fraktionschefin Göring-
Eckardt ab.
Die Grünen als Verbotspartei – die-
sen Geist wollten die Führungsgranden
eigentlich hinter sich lassen. Und das
aus gutem Grund: Gerade bei dem für
die Partei so wichtigen Thema Umwelt-
und Klimaschutz hat sie mit ihren Ver-
botsforderungen eine Mehrheit der
Deutschen gegen sich.
Im Deutschlandtrend von Infratest
Dimap im Auftrag von ARD-„Tagesthe-
men“ und WELT vom August waren
nur 15 Prozent der Meinung, Verbote
seien hilfreich, um die Bevölkerung zu
klimabewussterem Verhalten zu bewe-
gen. Hingegen sprachen sich 72 Pro-
zent der Befragten für Anreize statt
VVVerbote aus.erbote aus.
Und sie wollen doch verbieten
Die Grünen wollen das Image einer Verbotspartei abstreifen. Doch in ihrer restriktiven Politik werden sie nur von einer Partei übertroffen
ES GIBT DIE
ERWARTUNG, DASS WIR
RADIKAL-REALISTISCHE
FORDERUNGEN
STELLEN
KATRIN GÖRING-ECKARDT
Grünen-Fraktionschefin
,,
rungen sind die Grünen nicht allein.
AAAuch die Linken wollen viele Dingeuch die Linken wollen viele Dinge
bannen lassen. Dabei sind sie noch res-
triktiver als die Grünen. So tauchen in
insgesamt 34 der 371 Anträge der Linke-
Bundestagsfraktion explizite Forde-
rungen nach Verboten auf. Das ist eine
Quote von gut neun Prozent. Doch an-
ders als bei den Grünen nimmt die
Linkspartei gar nicht für sich in An-
spruch, keineVerbotspartei zu sein.
Die Linke stellt andere Komplexe in
den Vordergrund als die Grünen. Sie
will auf Fragen der Arbeitsmarkt-, Au-
ßen- und Sicherheitspolitik mit Verbo-
ten reagieren. In gleich sechs Anträgen
fffordert die Fraktion, teilweise wort-ordert die Fraktion, teilweise wort-
gleich, die Leiharbeit zu bannen.
Fünfmal verlangt sie ein Verbot von
Atomwaffen. Weitere Beispiele: Bar-
zahlungen über 5000 Euro sollen nicht
mehr erlaubt sein. Ebenso der On-
linehandel für Pestizide. Die Werbung
fffür zucker- und kalorienreiche Lebens-ür zucker- und kalorienreiche Lebens-
mittel für Kinder und Waffen- und Rüs-
tungsexporte sollen ebenfalls illegal
werden. Gleiches gilt für Parteispen-
den durch Unternehmen. Hinter Links-
partei und Grünen folgt auf Platz drei –
D
ie neue Drogenbeauftragte der
Bundesregierung, Daniela Lud-
wig, wurde von viel Häme ins
Amt begleitet. „Wieder eine, die sich
nicht auskennt“, hieß es über die CSU-
Politikerin. Wobei man sich fragt, was
„auskennen“ in diesem Sektor bedeuten
würde. Nach wenigen Wochen zeigt
sich, dass Ludwig ihre Funktion aber
durchaus anders angeht als ihre Vorgän-
gerin und Parteifreundin Marlene Mort-
ler. Die war etwa nicht bereit, auch nur
über eine Strategieänderung im Bereich
einiger illegaler Drogen zu reden.
VON THOMAS VITZTHUM
Von Ludwig ist bisher zum Beispiel
kein prinzipielles Nein zu einer Libera-
lisierung von Cannabis zu hören. Sie
will sich erst einmal ein Bild der Lage
machen. Dafür spricht sie mit dem
Hanfverband ebenso wie mit Vertretern
von Kindern- und Jugendärzten; auch
mit dem niederländischen Botschafter
hat sie sich darüber ausgetauscht. Die
Niederlande sind dafür bekannt, eine li-
berale Drogenpolitik zu verfolgen. „Wir
müssen uns wesentlich vielfältiger in
der Suchtpolitik, bei Prävention und Be-
handlung aufstellen“, sagt Ludwig. Die
bisherige Nationale Drogenstrategie
stammt aus dem Jahr 2012.
Gut möglich, dass Ludwig, wenn sie
sich demnächst mit konkreten Vor-
schlägen zu Wort meldet, auch in ihrer
eigenen Partei, der Union, viel Überzeu-
gungsarbeit leisten muss. Überzeu-
gungsarbeit braucht es aber auch im
Hinblick auf bereits etablierte Strate-
gien zur Drogen- und Suchtbehandlung.
Laut dem aktuellen Reitox-Bericht der
Deutschen Beobachtungsstelle für Dro-
gen und Drogensucht, der WELT vor-
liegt, fehlen zunehmend Ärzte, die Sub-
stitutionspatienten betreuen wollen.
Als Substitution bezeichnet man die
Versorgung etwa von Heroinabhängi-
gen mit Ersatzstoffen wie Methadon.
Die Abgabe erfolgt kontrolliert; die Pa-
tienten sind deshalb nicht auf oft illega-
le Beschaffung angewiesen und können
die Medikamente unter hygienischen
Bedingungen einnehmen. Mitte 2018 lag
die Zahl der Substituierten bei 79.400.
Über die Jahre sind es immer mehr ge-
worden. Dagegen nimmt die Zahl der
Praxen, in die die Süchtigen gehen kön-
nen, kontinuierlich ab. Heute ist bei 14
Prozent der Ärzte, die die Substitution
anbieten, die Hälfte aller Patienten ge-
meldet. „Sorgen bereitet insbesondere
die Versorgung im ländlichen Raum so-
wie die Behandlung langjähriger Substi-
tuierter“, heißt es in einer Kurzfassung
des Drogenberichtes. In manchen Re-
gionen liegen zwischen den einzelnen
Praxen Hunderte Kilometer. Somit ha-
ben viele Abhängige keinerlei Zugang
zur Substitution, von freier Arztwahl
kann ebenfalls nicht die Rede sein. „Es
kann nicht sein, dass die Patienten in ei-
ne Abhängigkeit von einem einzelnen
Arzt geraten“, sagt Ludwig. Viele Ärzte,
die keine Substitution anbieten, argu-
mentieren, dass sie bereits zu viele Pa-
tienten hätten. Ein weiterer Grund ist
aber sicher auch, dass sich andere Pa-
tienten an der Anwesenheit von Dro-
genabhängigen häufig stören. „Bei der
Substitution müssen wir für Akzeptanz
werben. Wir sind da noch nicht so weit,
wie wir sein wollen. Wir müssen die
Versorgungslücken schließen“, sagt
Ludwig. Dabei will sie auch die substitu-
ierenden Ärzte für ein weiteres Thema
sensibilisieren, Infektionskrankheiten
unter Abhängigen. So stellt unter den
Neudiagnosen von Hepatitis (Hep) C
intravenöser Drogenkonsum in 80 Pro-
zent der Fälle den Hauptübertragungs-
weg dar. Hep C schädigt über die Jahre
die Leber massiv. In einigen Ländern
der Erde ist die chronische Form der
Krankheit der häufigste Grund für eine
Lebertransplantation.
„Wir müssen die Ärzteschaft sensibi-
lisieren, ihre Patienten standardmäßig
auf Hep C zu testen und dann auch zu
behandeln“, sagt Ludwig. Bisher ist die-
se Behandlung nicht Standard. Dabei
gibt es seit etwa sechs Jahren eine sehr
gut verträgliche dreimonatige Behand-
lungsmethode mit Tabletten, die Hep C
in fast allen Fällen heilen kann. Diese
Therapie ist einer der größten, aber we-
nig beachteten Erfolge in der Medizin
der vergangenen zehn Jahre. Die Thera-
pie ist zwar noch immer sehr teuer, wird
von den Kassen aber in der Regel über-
nommen. „Wir brauchen einen Automa-
tismus bei Hepatitis C“, sagt Ludwig.
Die hohen Infektionsraten seien nicht
hinnehmbar.
Gegen die
Drogensucht
fffehlen die Ärzteehlen die Ärzte
Bereitschaft Abhängiger
zu Behandlung steigt
„Man muss uns das
Regierungsgeschäft
ganz anvertrauen“
DPA
/KAY NIETFELD
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