AUF DER WALZE Platzwart
beim Erstligaspiel von Rot
Weiss Essen und Borussia
Mönchengladbach (1966)
Höhepunkt: Kneipentour in Marl. Der
Gag: Die Kommilitonen durften sich
die Kneipe aussuchen, ich musste sie
nicht kennen. Meine Wette: Wenn wir
da auch nur zehn Minuten allein rum
sitzen, bezahle ich den ganzen Abend.
Nicht ein einziges Pils habe ich gelöhnt,
natürlich nicht: Nach zwei Minuten
kam einer der Stammgäste, fragte, wo
wir denn herkämen - und dann nahm
der Abend seinen Lauf. Am Ende waren
die Norddeutschen sturzbetrunken und
sehr erstaunt, dass ihre Zechkumpanen
von Eheproblemen, Zipperlein und den
größten Fehlern ihres Lebens erzählt
hatten. Ein Freund lallte: "Also schüch
tern sind die hier nicht."
Nö. Aber warum? Das kann man
auch in den Bildern lesen, die diesen Ar
tikel begleiten: In den SOer-, 60er-, auch
noch in den 70er-Jahren waren die
Menschen hier sehr stolz. Sie wussten
genau, dass Kohle und Stahl nicht nur
ihnen, sondern dem ganzen Land zu
gutekamen. Und sie fühlten sich sicher:
Arbeit war genug da, und sie wurde gut
bezahlt- der Lohn eines Steigers (eine
Art Vorarbeiter im Bergwerk) war ge
nauso hoch wie der eines Oberarztes im
Krankenhaus. Alle im Revier wussten
(und wer zu jung war, bekam es einge
bimst): Keiner ist mehr wert als der an
dere. Ein Bergmann ist so wichtig wie
der Arzt, wie der Schlachter, wie der
Polizist. Oder wie -da waren alle groß
herzig- der Künstler, dessen Bilder kei
ner kapiert. Hauptsache, man gibt sich
Mühe. Führt ein ordentliches Leben, ist
freundlich zu den Nachbarn.
D
as erstreckte sich auch auf die
Zugewanderten, die vielen
Bielawskis, Stensinskis (und den
großen Schalker Ernst Kuzorra), jene
"Ruhrpolen", deren Vorfahren schon
Ende des 19. Jahrhunderts in die Ze
chen einfuhren. Das galt ebenso für die
Mehmets, Mohammeds, Yussufs, die in
den 60ern kamen, deren Nachnamen
viel zu kompliziert zum Merken waren.
Bei denen die deutschen Männer aber
schnell bemerkten, dass die anderen
zwar kaum Deutsch konnten, dafür
aber schufteten bis zum Umfallen- und
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