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12 * Berliner Zeitung·Nummer 246·Mittwoch, 23. Oktober 2019 ·························································································································································································································································································
Streitüber
Umgangmit
hartenDrogen
ForscherbegrüßtInitiative
fürEigenbedarfsregelung
VonAnne Brüning
D
ie drogenpolitischeSprecherin
der Berliner Grünen, Catherina
Pieroth, hat gefordert, in derStadt
auchfürSubstanzenwieKokainoder
Heroin eine Eigenbedarfsregelung
einzuführen,nachderkleineMengen
dieserDrogenstraffreibleibensollen.
DieGrenzefür den Eigenbedarf
könne bei drei Gramm liegen, sagte
sie dem Nachrichtenportal rbb24.
EineähnlicheRegelunggibtesinBer-
lin bereits fürCannabis.Bis zu einer
Grenzevon 15 Gramm kann die
Staatsanwaltschaft Strafverfahren
einstellen. PierothsVorstoß trifft in
derPolitikaufteilsheftigeKritik,For-
scher hingegen finden ein solches
Vorgehendurchaussinnvoll.
Innerhalb derrot-rot-grünenRe-
gierung gibt es offensichtlich keine
MehrheitfüreineAusweitungderEi-
genbedarfsregelung. Sieist auch
nicht imKoalitionsvertragvorg ese-
hen.KlarerWiderspruchkommtvon
derCDU.EineEigenbedarfsregelung
fürHeroinund Kokainseivölligindis-
kutabel, sagt der Landesvorsitzende
KaiWegner.Erb efürchtetmehrKon-
sum,mehrKriminalitätundmehrge-
sundheitlichesElend.
Ganz anders sehen dasForscher
wie Heino Stöver vonder Frankfurt
University ofApplied Sciences.„Al-
les,wasdenKriminalisierungsdruck
vondenSüchtigennimmt,isterstre-
benswert“,sagtderProfessorfürso-
zialwissenschaftliche Suchtfor-
schung.Eine Eigenbedarfsregelung
fürKokainundHeroinseisehrsinn-
voll. „Es geht um die Anerkennung
der Realität. Diese Drogen werden
nun einmal konsumiert.Wenn die
Abhängigen in derStrafverfolgung
oder imStrafvollzug landen, ver-
schlimmertdas deren Situation
nur“,sagter.Drogenabhängigkeitsei
ein gesundheitlichesProblem. Da-
hermüsseihrauchgesundheitspoli-
tischbegegnetwerden–mitPräven-
tion, Beratung und Behandlung,
mahntderExperte.
Als gutesBeispiel für eine solche
Strategie nennt erPortugal, wo be-
reits2001eineEigenbedarfsregelung
füralle Drogeneingeführtwurde .„In-
zwischenistdortderAnteilderDro-
genabhängigenunterdenHäftlingen
starkzurückgegangen und nur noch
halb so hoch wie im europäischen
Durchschnitt“,sagtStöver.
In Berlin gab es imvergangenen
Jahr 191 Drogentote.Bundesweit
sindetwa400000Menschenabhän-
gig vonKokain und 200000 bis
250000 vonHeroin. DieZahl der
Cannabiskonsumenten liegt bei
zweibisdreiMillionen.
FindedieUnterschiede
NeueFarben,neueSitze,neueTechnik:DieS-BahnmodernisierttausendWagen.Dieerstensindjetztfertig
VonPeter Neumann
A
uf den erstenBlick ist sie
eineS-BahnwieandereS-
Bahnen auch. Doch wer
sich dieWagen genau an-
sieht, wirddie Neuerungen entde-
cken–dieschwarzenTüren,diehel-
leren Ocker-und Rottöne derAu-
ßenlackierung,dieblauenSitze. Am
Dienstagnachmittag ging der Zug
nach längeremWerkstattaufenthalt
wiederindenBetrieb .Wiedas Fahr-
zeug,dasalserstesdas250Millionen
Euro schwer eModernisierungspro-
gramm derBerliner S-Bahn absol-
vierthat,werden998 weitereWagen
künftig aussehen.Gutgeeignet für
dasSpiel:Findedie Unterschiede!
BeiSekt und Selters wurde im S-
Bahn-Wer kSchöneweide das erste
runderneuerteFahrzeug der Bau-
reihe 481 gefeiert.Geladene Gäste
inspiziertendieZwei-Wagen-Einheit
481381, bevor sie zu ihrem ersten
StartpunktnachderModernisierung
aufbrach:TempelhofaufderS47.
SchwarzeTüren –gutoderschlecht?
„Das wirdein Umgewöhnungspro-
zess,den die Berliner mitmachen
müssen“, sagte Susanne Henckel,
ChefindesVerkehrsverbundsBerlin-
Brandenburg.HeutetragendieSitz-
bezügeeinschmuddeligesGrünzur
Schau–nachder Erneuerungleuch-
ten sie blau. Es ist dieSitzfarbe von
DBRegio,jenemTeilder Deutschen
Bahn,zudemdieS-Bahngehört.
AuchwenndieneuenSitzeetwas
hartsind:SusanneHenckellobtedie
„Wohlfühlatmosphäre“ imInneren.
Soistder Zug,deramDienstagvor-
gestellt wurde,die erste S-Bahn in
Berlin,diemitVideokamerasausge-
stattet ist–ein Novum. „I njedem
Wagen gibt es fünfKameras“, sagte
MaikNachtigall,derdasModernisie-
rungsprojekt leitet.Aufeiner Fest-
platte im Führerstandwerden die
Bilder 48 Stunden lang gespeichert.
Wenn es gilt, eineStraftat aufzuklä-
ren,kanndieBundespolizeisieein-
sehen–sonstdar fdasniemand.
Ebenfalls neu:In den moderni-
sierten Zügen gibt es auch horizon-
tale Haltestangen.Siesollen es den
Fahrgästen erleichtern, insWagen-
innereaufzurücken–damit mehr
Menschen in denZugpassen. Oder
die Türöffnungstaster:Sie reagieren
auch auf leichtes Antippen, und sie
merkensichdieTippbefehle,fallsdie
Bahnnochnichtangehaltenhat.
AndereÄnderungen wurden da-
gegen verworfen. Anders als 2008
projektiertwerden die Zügeweiter-
hin keine Klimaanlage imFahrgast-
raum haben.DerUmbau wärezu
aufwendig,erklärteMaikNachtigall.
„Die schwarzenTüren gefallen
mir sehr gut“, sagteVerbundchefin
Henckel. Blinde undSehbehinderte
hattendieFarbgebungebenfallsge-
lobt,weildie Eingängesobesserer-
kennbarseien.DemDB-Konzernbe-
vollmächtigten AlexanderKaczma-
rekfiel schon einSpitzname für die
modernisiertenBahnenein:„Zorro“.
BeiS-Bahn-Puristen,vondenen
es eine ganzeMenge gibt, kommt
das viele Schwarzdagegen schlecht
an.Manchestoßensichauchdaran,
dass bei derAußenlackierung das
OckernuneinengrößerenAnteilhat
als das Rot–und dass beideFarben
etwas heller wirken.Ihnen ist weni-
gerBraunbeigemischtalsbislang.
Viele wichtige Änderungen kön-
nendie Fahrgästenichtsehen.Viele
Bauteile,vor allem mechanische
Komponenten, wurden getauscht.
Denn das vorrangigeZiel des Pro-
gramms „Langlebigkeit Baureihe
481“ ist es,dass der wichtigste S-
Bahn-Typ weiterezehn Jahrezuver-
lässigdurchhält,sagteVerkehrssena-
torin Regine Günther (Grüne).Die
größtenteilsvomLand Berlinfinan-
zierte Modernisierung ist ein Kraft-
akt,derdazubeiträgt,dassdasWerk
Schöneweide bis 2024 gut ausgelas-
tetist. ImSchnittwerdendie Wagen
dort55A rbeitstage zubringen. „Für
unsistdaseineRiesen-Herausforde-
rung, denn imBetrieb dürfen keine
Fahrzeuge fehlen“, sagte S-Bahn-
ChefPeterBuchner.„Wirwollenzei-
gen,dassessichlohnt,soeinWerkin
Berlinzuhaben“–einWerk,dasfrü-
hereDB-Planerschließenwollten.
ÄrgermitdenneuenSitzen
Zu einer besonderenHerausforde-
rungwurdendieneuenSitzgelegen-
heiten. EinportugiesischerHerstel-
lerhatdenAuftragfürdie27192fes-
ten Sitzplätzeund die 3708 Klapp-
sitzeerhalten. Es gab aber große
Probleme,weil die Stabilität nicht
denAnforderungenentsprach.Auch
passten Bohrungen nicht. Sitze
musstenwiederdemontiertwerden.
DadurchhatsichdasProjektumvier
bisfünf Monateverzögert. Jetztkann
dieSerienfertigungbeginnen.
„Neuer Lack, neuePolster –das
sollte es sein?“ fragte ein S-Bahner,
derungenanntbleibenwill.Dagegen
würden die störanfälligenHilfsan-
triebe nicht ausgetauscht.Auch an-
dereBauteileblieben–weshalbwei-
terhindieGefahrbestünde,dassdie
Lüftung derBremswiderstände und
imAntriebscontainerausfällt.Einige
solcherBauteilewürdenbeiRevisio-
nengewechselt,fallsdiesnotwendig
sei, erklärteProjektleiterNachtigall.
Doch ein kompletterAustausch der
Elektrikwärezua ufwendig.
Startklar nach dem Umbau imWerk Schöneweide: die erste modernisierte Zwei-Wagen-Einheit. DieFarben Ocker und Rot sind heller als bei anderen S-Bahnen. BERND FRIEDEL
RÜCKGRAT DES VERKEHRS
Wichtigster Zugtyp:Die
Baureihe 481 ist mit tau-
send Wagendas Rückgrat
der S-Bahn. Die Zügewur-
den 1996 bis 2004 in Hen-
nigsdorf (heute: Bombar-
dier) gebaut. Nun wird dafür
gesorgt, dass die Baureihe
bis 2033 im Einsatz bleibt.
Projekt Langlebigkeit:Erst
werden 309 Zwei-Wagen-
Einheitenrunderneuert.
2019 werden sieben oder
acht „Viertelzüge“ fertig,
dann 100 pro Jahr.Wenn der
nächsteVerkehrsvertrag mit
Berlin unter Dach undFach
ist, folgen die übrigen 191.
Viel zu tun:Verglichen mit
den nun anstehenden Arbei-
ten müsste man den Bun-
destag 70 Mal neu bestuh-
len, das BrandenburgerTor
30 Mal neu lackieren und
sieben Fußballfelder mit
Fußböden ausstatten, sagte
MartinAurich vonder Bahn.
Gewalt
hinter
Gittern
EinGefangenerschlägt
eineWärterinnieder
VonAndreasKopietz
I
nder Berliner HaftanstaltHeide-
ringhateserneuteinegrößerePrü-
gelei gegeben. AmSonntag war im
Freistundenhof zunächst einStreit
zwischenzweiGefangeneneskaliert.
Nachdem dieSituation durch Be-
dienstetegeschlichtetschienunddie
Insassen sich voneinanderentfern-
ten, eskalierte der Streit wieder.Um
14.23 Uhrwurde deshalbAnstalts-
alarmausgelöst.Nach Angabender
ZeitungB.Z.,diezuerstüberdenVor-
fallberichtete,beteiligtensichander
AuseinandersetzungauchMitglieder
mehrererGroßfamilien.
„ImZuge der massivenWider-
standshandlungeneinesGefangenen
wurde eineBedienstete imGesicht
verletzt“, sagteSebastian Brux, Spre-
cher vonJustizsenatorMichael Beh-
rendt (Grüne) derBerliner Zeitung.
DieMitarbeiterin hatte einenFaust-
schlaginsGesichtabbekommenund
gingdeshalbzuBoden.Siewurde von
Kollegen in ein Krankenhaus beglei-
tet,dassienochamselbenTagwieder
verlassen konnte.Der Hauptaggres-
sor sei amDienstag auf dieSicher-
heitsstationderJVATegelverlegtwor-
den. Es seienStrafanzeigen erstattet
worden, und es würdenweitereDis-
ziplinarmaßengeprüft.
NachAngabenvonGefangenenist
die Situation in Heidering ange-
spannt,weilwegenPersonalmangels
dieüber550Inhaftiertenmomentan
länger eingeschlossen sind als sonst.
Bereitsim FebruarhatteeseineMas-
senschlägerei inHeidering gegeben.
Dabei warenGefangeneverschiede-
nerNationalitätenaufeinanderlosge-
gangen. Auch Justizbedienstete wur-
den massiv angegriffen.Gefangene
skandierten„Allahu Akbar“.Erst mit
massiverweiterer Unterstützung ge-
langesdenSchließern,dieSchlägerei
zubeendenunddieHäftlingezurück
inihr eZellenzubringen.EinvonMit-
gefangenen angegriffener Häftling
erlittlebensgefährlicheVerletzungen.
DerCDU-Abgeordnete Alexander
Rissmann erklärte amDienstag die
JVAHeidering „immer mehr zum
Problemfall“.DerJustizsenator trage
die Verantwortung, dassMitarbeiter
überlastetundvieleStellenunbesetzt
seien. „Brandbriefe undBeschwer-
den wie die derGesamtinsassenver-
tretung über geänderteTagesabläufe
blieben offenbar unerhört“, so Riss-
mann.„ImFebruar konnte eineGe-
fangenen-Meuterei in letzterMinute
verhindertwerden,imAugustbeklag-
ten sich Häftlinge über das Essen.
UndwasmachtderSenator?Erküm-
mertsichumTabletsundSkype-An-
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