Die Welt am Sonntag - 20.10.2019

(Sean Pound) #1

Fünf überraschende Fakten zu


MMIKROPLAIKROPLAIKROPLASSTIKTIKTIK


Die winzigen Partikel aus Kunststoff finden sich fast


überall. Doch was bedeutet das eigentlich? Neue Studien


zeigen Erschreckendes und Erstaunliches


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20.10.1920. OKTOBER 2019WSBE-HP


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2 0.OKTOBER2019 WELT AM SONNTAG NR.42 WISSEN 21


Es findet sich in
Ausscheidungen

Wenn Fresszellen des menschlichen Immun-
systems im Körper eine Infektion entdecken,
umfließen sie die Viren oder Bakterien, „ver-
schlucken“ und vernichten sie. Genauso ver-
halten sich die Abwehrzellen, wenn sie Mikro-
plastik im Blut finden. Sie behandeln die
winzigen Plastikteilchen wie Erregerund
versuchen sie aufzufressen. Allerdings ster-
ben die Abwehrzellen dabei selbst.
Diesen Mechanismus hat die Biomedizinerin
Nienke Vrisekoop mit ihrem Team am Uni-
versitätsklinikum (UMC) Utrecht entdeckt.
Sie versetzte menschliches Blut im Labor
mit Mikroplastik von unterschiedlicher
Größe und beobachtete, was dann passier-
te. Frühere Studien an Mäusen hatten ge-
zeigt, dass Mikroplastik – wenn es von den
Tieren gefressen wird – späterin Niere,
Leber und Milz zu findenist. „Das deutet
schon darauf hin, dass das auch bei Men-
schen passieren kann“, sagt Vrisekoop.
Für ihren Versuch benutzte die Wissen-
schaftlerin kugelförmige, extrem kleine
Teilchen aus Polystyrol von entweder ei-
nem oder zehn Mikrometern Durch-
messer, das entspricht einem bis zehn
tausendstel Millimetern. Vermutlich
können Plastikpartikel bis zur Größe
einer Zelle, also bis etwa zwanzig Mi-
krometer, über die Blutbahn ins Gewe-
be gelangen.
Um den Versuch möglichst nahe an
die natürlichen Bedingungen anzu-
passen, überzogen die Forscher die
Teilchen mit Blutplasma. Vrisekoop
ging davon aus, dass die Partikel oh-
nehin nicht sauber in den Körper ge-
langen. An ihnen bleiben nämlich
viele Stoffe hängen – das kann ein
Schadstoff sein, aber eben auch
Blutplasma. Tatsächlich zeigte sich,
dass der „Schmutz“ die Abwehrzel-
len anlockte. Die sauberen Plastik-
partikel wurden von ihnen über-
haupt nicht erkannt und demnach

auch nicht angegriffen. Die Teilchen mit
Überzug dagegen wurden aufgefressen – al-
lerdings hatten die Fresszellen große Mühe
damit.
Während die winzigen, einen Mikrometer
großen Partikel ohne Folgen in den Zellen
eingekapselt wurden, gelang es den Fresszel-
len kaum, die Zehn-Mikrometer-Partikel zu
umfließen, die beinahe ebenso groß waren
wie sie selbst. Sie versuchten es dennoch,
starben aber kurze Zeit später ab–und
zwar deutlich schneller als Zellen, die kei-
nem Mikroplastik ausgesetzt waren. Nach
einem Tag waren sechzig Prozent der mit
Mikroplastik versetzten Zellen tot, von den
übrigen Zellen waren es nur zwanzig Pro-
zent.
„Dies waren Laborversuche“, sagt Nienke
Vrisekoop. „Wir wissen noch nicht, ob die
Vorgänge im menschlichen Körper auch so
ablaufen. Aber wir sollten es möglichst
schnell herausfinden.“ Die Wissenschaft-
ler am UMC Utrecht planen jetzt Versu-
che mit Plastikpartikeln anderer Größe
und Form und aus anderen Materialien.
Sie setzen die Teilchen UV-Licht und
Meerwasser aus, um die Verwitterung in
Meer und Boden zu simulieren. Schließ-
lich wollen sie mit Mikroplastik gefüt-
terte Mäuse betäuben, aufschneiden und
die Immunreaktion unter dem Mikro-
skop betrachten – um so herauszufin-
den, ob die Abwehrzellen auch sterben,
wenn sie sich in einem lebenden Orga-
nismus befinden.
Lieber wäre es ihr allerdings, das Mi-
kroplastik hätte im Labor keinen Zell-
tod verursacht, sagt Vrisekoop. „Dann
würden wir uns jetzt weniger Sorgen
machen.“ Es kann nämlich sein, dass
auch die Abwehrzellen im Körper frü-
her sterben, wenn sie Plastikpartikeln
ausgesetzt sind. Dies könnte wiede-
rum neue Abwehrzellen rekrutieren


  • und eine Entzündung auslösen.


Es tötet menschliche Abwehrzellen

Mikroplastik entsteht auch durch Faser-
abrieb – also dadurch, dass Kleidungs-
stücke in der Waschmaschine winzige
Synthetikfasern ins Wasser abgeben.
Wer aber deshalb nur noch im Schon-
waschgang wäscht, macht das Ganze
schlimmer. Zu diesem überraschenden
Ergebnis kamen Forscher der briti-
schen Universität Newcastle. Aus ei-
nem Polyester-T-Shirt lösen sich im
Schonprogramm pro Waschgang
durchschnittlich 800.000 Mikroplas-
tikteilchen mehr als im Buntwäsche-
Kurzprogramm, schreiben sie im Fach-
magazin „Environmental Science &
Technology“. Erklären können sich die
Wissenschaftler das nur damit, dass
für die Schonwäschemehr Wasser
verwendet wird – das offenbar zusätz-
liche Fasern aus der Wäsche zieht.

Es löst sich im
Schonwaschgang

Es entsteht beim
Anfahren und Bremsen

E


in ganz normaler Arbeitstag: Man
steht morgens auf, macht sich im
Bad fertig. Ins Büro geht es zu
Fuß. Mittags wird die Arbeit un-
terbrochen, um sich ein Sandwich
und einen Becher Tee in der Bäckerei zu ho-
len; nach Feierabend bietet die Kollegin eine
Mitfahrgelegenheit in ihrem Auto an. Zu
Hause angekommen, landet schließlich noch
die Wäsche in der Waschmaschine. Frage:
Bei welcher dieser Handlungen wird wohl
Mikroplastik verursacht – oder vom Körper
aufgenommen? Antwort: Wahrscheinlich
bei jeder.
Winzige Kunststoffstückchen von
höchstens fünf Millimeter Durchmesser
entstehen nicht nur, wenn Kanister, Rei-
fffen, Flaschen oder Tüten in der Umwelten, Flaschen oder Tüten in der Umwelt

allmählich zerfallen. Sie stecken in vielen Kosmetika
und Waschmitteln, lösen sich auch aus Kleidungs-
stücken in der Waschmaschine, werden aus Teebeu-
teln freigesetzt und beim Reiben der Reifen und
Schuhsohlen auf dem Asphalt. Sie entstehen in Fa-
briken und auf Baustellen, es gibt kaum einen Le-
bensbereich, bei dem sie nicht frei werden. Über
die Luft, das Wasser und den Boden gelangen sie
sogar in Nahrungsmittel und in unsere Körper.
Pro Person entstehen in Deutschland jährlich
5 ,4 Kilogramm Mikroplastik, hat das Fraunho-
fffer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- under-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und
Energietechnik errechnet.
Wie diese Teilchen auf den Organismus
und die Umwelt wirken, erforschen Wis-
senschaftler. Was sie bislang herausgefun-
den haben, zeigt ein Überblick über die
neuesten Studien. SARAH MARIA BRECH

Es kommt aus
dem Teebeutel

Im vergangenen Jahr wiesen Forscher der
Universität Wien erstmals Mikroplastik im
menschlichen Stuhl nach. Im Rahmen der
Studie wurden nur acht Probanden unter-
sucht, doch in jeder einzelnen Stuhlprobe
fanden die Wissenschaftler Mikroplastik, im
Schnitt zwanzig Teilchen auf zehn Gramm.
Mikroplastik passiert also offenbar den Ma-
gen-Darm-Trakt und wird wieder ausgeschie-
den. Allerdings ist unklar, ob das auf alle Teil-
chen zutrifft. Bei Tierversuchen jedenfalls
wurden auch in anderen Organen kleine Men-
gen von Plastik gefunden. Je kleiner ein Teil-
chen ist, desto leichter kann es vermutlich ins
Blut gelangen. Laborversuche mit menschli-
chen Zellen deuten darauf hin, dass der Kon-
takt mit Mikroplastik Entzündungen auslösen
kann. Verhindern kann man ihn aber nicht: Mit
jeder Mahlzeit nimmt ein Mensch im Schnitt
mehr als 100 Plastikpartikel auf, errechneten
Wissenschaftler aus Edinburgh.

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Abrieb Reifen
Pkw, Lkw, Skateboards,
Fahrräder, Motorräder, usw.

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Abfallentsorgung
Kompost, Deponien,
Kunststoffrecycling, usw.
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Sport- und
Spielplätze

���
Industriepellets

���
Abrieb
Bitumen in
Asphalt

Angaben in Gramm pro
Kopf im Jahr

Woher stammen
die Partikel?

Der Straßenverkehr ist in Deutschland die
Hauptquelle für Mikroplastik (siehe Grafik). Zu
diesem Ergebnis kommt eine neue Untersu-
chung des Fraunhofer-Instituts für Umwelt-, Si-
cherheits- und Energietechnik. Mehr als 1,2 Ki-
logramm Partikel entstehen pro Kopf und Jahr
durch Reifenabrieb, wobei der größte Anteil von
knapp einem Kilo auf Pkw entfällt. Beim Anfah-
ren und Bremsen, aber auch beim Fahren lösen
sich winzige Teilchen vom Gummi. Nach vier
Jahren hat ein Reifen so ein bis 1,5 Kilo Ge-
wicht verloren.Die Partikel verwehen und ge-
raten in die Luft und ins Wasser.

WWWerte für Deutschlanderte für Deutschland
Quelle: Fraunhofer UMSICHT

ILLUSTRATION: EKATERINA KOCHNEVA

1 1,6 Milliarden Mikroplastikteilchen kön-
nen in einer einzigen Tasse Tee schwim-
men. Hinzu kommen 3,1 Milliarden Teil-
chen Nanoplastik, die kleiner sind als
ein zehntausendstel Millimeter. Diese
Zahlen haben Forscher der kanadi-
schen McGill-Universität jüngst prä-
sentiert. Sie hatten Tee mit 95 Grad
heißem Wasser und Beuteln aus
Nylon oder PETzubereitet. In
Deutschland werden solche Tee-
beutel zwar kaum verkauft, hier-
zulande bestehen sie meist aus
Papier oder Biokunststoff. Bei-
des wurde in der Studie nicht
untersucht. Allerdings haben
Labortests für das NDR-Maga-
zin „Markt“ gezeigt, dass
auch hier Mikroplastik im
Tee stecken kann: Wasser-
kocher aus Plastikgeben
diese Partikel ab.

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