tragen ihren Anteil dazu bei, dass die Stel-
lung des Einzelnen nicht allein Folge seiner
Verdienste ist.
Wie lässt sich dann noch einigermaßen
objektiv bemessen, wie viel Ungleichheit
gerecht oder ungerecht ist? Wie groß darf
die Spanne sein, wenn Leistung in Vergü-
tung umgerechnet, Verdienst als morali-
sche Kategorie in eine monetäre verwan-
delt wird?
Etwas zögerlich, gleichsam versuchswei-
se, nennt Herzog ein Verhältnis von eins
zu zehn, der höchste Verdienst in einer
Gesellschaft sollte nicht mehr als das Zehn-
fache des niedrigsten betragen. Doch sie
räumt sofort ein, dass diese Einkommens-
schere mehr oder weniger willkürlich ge-
griffen ist und das Gerechtigkeitsempfin-
den sich darin eher intuitiv ausdrückt.
Interessanter und politisch brisanter ist
ihre Frage, ob dem Mindestlohn, den eine
Gesellschaft gesetzlich festlegt, nicht zwin-
gend ein Höchstlohn, eine Einkommens-
obergrenze, entsprechen müsste. Wer eine
Arbeitswelt will, die sozial integrierend
und nicht spaltend wirkt, müsste diese The-
men dringend anpacken. Sonst schreiten
die symbolischen und finanziellen Hierar-
chien und die mit ihnen einhergehende
neue Klassenbildung so weit fort, dass die
Demokratie irgendwann in eine Oligarchie
umschlägt. Schon jetzt nährt sich die Wut
der Populisten auf die Eliten aus diesem
Verdacht.
Die Marktwirtschaft, das ist der Kern
von Herzogs Ansatz zur Demokratisie-
rung der Arbeitswelt, ist eine Machtwirt-
schaft. Die Philosophin möchte, dass der
freie Markt die bürgerlichen Freiheiten
nicht erdrückt. Dazu kann es notwendig
sein, für die Freiheit aller die Einschrän-
kung des Marktes zu fordern.
Zu ihrem Wechsel von München nach
Groningen hat sich Herzog auch unter
dem Eindruck eines unziemlichen Ein-
bruchs eines Internetkonzerns in die Inte-
grität der Forschung entschlossen. Sie pro-
testierte vergebens dagegen, dass die TU
München eine Spende von gut sechsein-
halb Millionen Euro von Facebook zur Er-
richtung eines Instituts annahm, das sich
mit ethischen Fragen im Zusammenhang
mit künstlicher Intelligenz beschäftigen
soll. Ein PR-Coup oder ein Beweis für die
bekannte Fähigkeit des Kapitalismus, sich
der möglichen Kritik an sich selbst zu be-
mächtigen, bevor sie wehtut. Romain Leick
129
Die Marktwirtschaft,
so der Kern von Herzogs
Ansatz, ist eine
Machtwirtschaft.
SPIEGEL GESCHICHTE
SONNTAG, 20. 10., 20.15 – 21.05 UHR, SKY
Krieg der Träume – Crash
- November 1918. Der Große Krieg
ist vorbei. Eine neue Zeit beginnt.
Inmitten von Trauer, Enttäuschung
und Ängsten entstehen Träume und
Hoffnungen, aber auch neuer Hass.
Die Serie erzählt von Menschen,
die das Ende des Ersten Weltkriegs
erlebt haben und voller Hoffnung
in die Zukunft blickten. Zu ihnen
gehören die russische Kindersoldatin
Marina Yurlova, die Schauspielerin
Pola Negri, die ein Ufa-Star wurde,
und der Matrose Hans Beimler.
SPIEGEL TV WISSEN
MONTAG, 21. 10., 15.40 – 16.30 UHR, SKY
und bei allen führenden Kabelnetzbetreibern
Unternehmen Abriss
Von fachgerechter Entkernung über
Entsorgung von sensiblem Sonder-
müll bis hin zum nahezu chirurgi-
schen Rückbau von Hochhäusern
reicht die Bandbreite moderner
Abrissarbeiten. In diesem ver -
meintlich brachialen Gewerbe ist
oft Fingerspitzengefühl gefragt.
SPIEGEL TV
MONTAG, 21. 10., 23.25 – 0.00 UHR, RTL
Von wegen Mobilitätswende!
Auf deutschen Fahrradwegen ist das
Auto immer noch die größte Gefahr.
Gespaltenes Thüringen
Die Wahlkämpfer von AfD und SPD
nach dem Anschlag von Halle
Woher kommt der rechte
Hass?
Schlossbesuch bei dem rechts -
radikalen Verschwörungstheoretiker
Renaud Camus
MITTWOCH, 23. 10., 20.15 – 21.00 UHR,
ZDF INFO
Trinken ohne Limit –
Die verborgene Alkoholsucht
1,77 Millionen Deutsche gelten als
alkoholabhängig. Die Reportage
konzentriert sich auf drei Gruppen:
Frauen, Senioren und Angehö rige,
die in Co-Abhängigkeit geraten sind.
Eine Dokumentation über die ver -
borgenen Seiten der Alkoholsucht.
Programm
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Verschwörungstheoretiker Camus
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Demontage in Hamburg